Übersicht (Auswahl) Film / Hörspiel
Horst Bollmann wurde am 11. Februar 1925 als Sohn eines Verwaltungsdirektors im sächsischen Dessau1) (heute Sachsen-Anhalt1)) geboren. Aufgewachsen im westfälischen Siegen1), legte dort 1943 am "Gymnasium Am Löhrtor"1) sein Abitur ab; es folgten zwei Jahre Kriegseinsatz. Sein schauspielerisches Handwerkzeug erlernte er nach Ende des 2. Weltkrieges von 1946 bis 1949 an der renommierten "Folkwang-Schule" in Essen1) sowie bei Herma Clement1) (1898 – 1973) in Berlin. Erste Erfahrungen auf den "Brettern, die die Welt bedeuten" sammelte Bollmann bereits währen dieser Zeit an der Anfang Juni 1946 in Düsseldorf1) eröffneten, "zeitgenössische Vortragsbühne" mit dem Titel "Die Wäscheleine", dessen "kaufmännischer Direktor" Kay Lorentz1) war und der mit Ehefrau Lore 1947 das politisch-literarische Kabarett "Kom(m)ödchens"1)) gründete.2) Ende der 1940er Jahre nach erfolgreichem Abschluss (Diplom) seiner Ausbildung sowie seinem Bühnendebüt in Essen führten den jungen Schauspieler eine weitere Verpflichtungen nach Mannheim1). Ende der 1950er Jahre folgte er einem Ruf Boleslaw Barlogs1) an die "Staatlichen Schauspielbühnen Berlin"1), dessen Ensemble er bis zur Spielzeit 1987/88 angehörte. Der Vollblutmime profilierte sich am Theater mit seinem breit gefächerten Rollenspektrum als exzellenter Charakterdarsteller, vor allem mit seinen Interpretationen in den Stücken "Endspiel"1) (Premiere: 25.09.1967) und "Warten auf Godot"1) (Premiere: 08.03.1975), vom Dramatiker Samuel Beckett1) selbst am Berliner "Schillertheater"1) inszeniert, machte Bollmann Furore. Seine spezielle Körperhaltung als Diener in Becketts "Endspiel" ging als "Bollmann-Haltung" in die Theatergeschichte ein.3), in "Warten auf Godot" brillierte er als Estragon an der Seite von Stefan Wigger (Wladimir), Klaus Herm (Lucky), Carl Raddatz (Pozzo) und Torsten Sense1) (ein Junge). Auch mit der Titelfigur des Willy Loman in Arthur Millers1) mit dem " Pulitzer-Preis/Theater"1) preisgekröntem Drama "Tod eines Handlungsreisenden"1) wurde er 1985 am "Schillertheater" gefeiert. Ab Ende der 1980er Jahre arbeitete Bollmann als freischaffender Schauspieler vornehmlich für das Fernsehen.
Sein Debüt vor der Kamera gab Bollmann gleich mit einer Hauptrolle, Bernhard Wicki betraute ihn mit der Figur des Pater Malachias in der Literaturadaption bzw. dem nach dem Roman "Father Malachy’s Miracle" von Bruce Marshall1) entstandenen Kinofilm "Das Wunder des Malachias"1) (1961). Es sollte jedoch sein einziger Ausflug auf die Leinwand bleiben, dafür machten ihn prägnante Rollen zahlreiche TV-Produktionen rasch einem breiten Publikum bekannt. 
So erlebte man Bollmann unter anderem 1967 brillant mit der Rolle des Jacobowsky in dem von Rainer Wolffhardt1) inszenierten Fernsehspiel "Jacobowsky und der Oberst"4) nach der gleichnamigen Tragikomödie1) von Franz Werfel1) als Partner von Peter Pasetti (Oberst Stjerbinsky), in dem dreiteiligen Durbridge1)-Krimi "Wie ein Blitz" (1970) mimte er den ermittelnden Inspektor Clay, in der ironischen Geschichte "Tausend Francs Belohnung"4) (1974), nach der Komödie "Mille Francs de récompense"5) von Victor Hugo1), den liebenswerten Clochard Glapieu. Das Fernsehpublikum konnte ihn zudem 1976 in der TV-Aufzeichnung von Samuel Becketts "Warten auf Godot"6) als Estragon bewundern, ein Jahr später verkörperte er ihn dem TV-Film "Heinrich Zille. Bilder aus seinem Leben"6) (1977), einem Portrait mit Martin Held als der ältere Maler Heinrich Zille1), den Kunstmaler, Zeichner, Illustrator und Karikaturisten Theodor Hosemann1).

Foto: zur Verfügung gestellt von Werner Bethsold1) (1925–2019)
Das Foto entstand 1990 während einer Hörspielproduktion.
© Werner Bethsold

Horst Bollmann; Copyright Werner Bethsold
Als kaffeesüchtiger MAD1)-Major/Oberstleutnant Delius und erfahrener Agentenjäger ermittelte Bollmann ab 1977 bis Mitte der 1980er Jahre – allerdings mit langen Pausen – in einigen "Tatort"1)-Folgen des NDR1), so in "Das stille Geschäft"1) (1977) – hier an der Seite von Knut Hinz als Hauptkommissar Brammer –, "Freund Gregor"1) (1979), "Der Schläfer"1) (1983) und, inzwischen im Ruhestand, in "Baranskis Geschäft"1) (1985). Dann setzte er ab 1988 zwei Mal als Kriminalhauptkommissar Brandenburg in "Programmiert auf Mord"1) (1988) und "Bier vom Faß"1) (1989) in den "Tatort"-Episoden des "Bayerischen Rundfunks"1), den Tätern nach. Ein letzte Mal wirkte Bollmann in dem "Tatort"-Krimi "Endstation"1) (1995) mit, diesmal jedoch nicht als Ermittler sondern als Scheidungsanwalt Dr. Gregor Hoffmann, der bedroht von Harald Schäfer (Hartmut Schreier1)), den KHK Franz Markowitz (Günter Lamprecht) aufsucht.
Bollmann tauchte mit interessanten Episodenrollen in beliebten Krimiserien wie "Sonderdezernat K1", "Derrick"1) oder "Ein Fall für zwei"1) auf. Der Mann mit dem verschmitzten Lächeln stellte verschiedenste Typen in unterhaltsamen Serien/Reihen wie "Die Schwarzwaldklinik"1), "Heidi und Erni"1), "Das Traumschiff"1) (1993–2002) oder in dem Dreiteiler "Flucht ins Paradies"
6) (1995) dar.
   
"Flucht ins Paradies": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung  von Pidax Film, welche den Dreiteiler im Mai 2018 auf DVD herausbrachte. "Flucht ins Paradies": Szenenfoto mit Marion Kracht (l.) als engagierte, junge Kinderärztin Sandra Keller, Horst Bollmann als deren Onkel Pater Guido und Karin Anselm als die unheilbar an Krebs erkrankte Ordensfrau Schwester Serena; mit freundlicher Genehmigung  von Pidax Film, welche den Dreiteiler im Mai 2018 auf DVD herausbrachte.
"Flucht ins Paradies": Abildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Marion Kracht1) (l.)
als engagierte, junge Kinderärztin Sandra Keller, Horst Bollmann als deren Onkel
Pater Guido und Karin Anselm als die unheilbar an Krebs erkrankte Ordensfrau Schwester Serena
Mit freundlicher Genehmigung  von Pidax Film, welche den Dreiteiler im Mai 2018 auf DVD herausbrachte.

In der humorvollen Serie "Felix und Oskar"6) (1980), der deutschen Version der US-amerikanischen Sitcom "Männerwirtschaft"1) (1970–1975; "The Odd Couple") mit Jack Klugman1) (Oscar Madison) und Tony Randall (Felix Unger), mimte er an der Seite des schlampigen Oskar (Heinz Baumann) sechs Folgen lang den Sauberkeitsfanatiker Felix. Aufsehen erregte Bollmann auch in der Krimi-Satire "Abendstunde im Spätherbst"6) (1988) nach dem gleichnamigen Hörspiel1) von Friedrich Dürrenmatt1), unter der Regie von August Everding1) gestaltete er den kleinbürgerlichen Buchhalter und Hoby-Detektiv Fürchtegott Hofer, dessen Gegenspieler, der exzentrische Kriminal-Schriftsteller und Nobelpreisträger Maximilian Korbes, wurde von Mario Adorf dargestellt.
Zu Bollmanns letzten Arbeiten für das Fernsehen zählten das Abenteuer "Singapur-Express – Geheimnis einer Liebe"6) (2002) mit Barbara Wussow1) und Daniel  Morgenroth1) und seinem Part des Piet van Houven, sowie die Edgar Wallace1)-Story "Whiteface"1) (2002) mit der Figur des heruntergekommenen Reporters Eddie Shapiro, der Inspektor Higgins (Gunter Berger) bei der Suche nach dem mysteriösen weißen Clown bzw. dem Mörder (Heinz Meier alias Pello7)) unterstützt. Nach seinem Auftritt als pensionierter Tierpfleger bzw. Hotel-Erbe Rudi Martini in der "Traumschiff"1)-Episode "Thailand"6) (EA: 26.12.2002) zog sich Bollmann vom Filmgeschäft zurück, blieb aber als Sprecher weiterhin aktiv → Übersicht Filmografie.
Neben seiner umfangreichen Arbeit für Theater, Film und Fernsehen machte sich der 1970 zum "Berliner Staatsschauspieler"1) ernannte Bollmann mit seiner unverwechselbaren Stimme einen Namen mit zahlreichen Hörspiel- und Hörbuchproduktionen. 
So unter anderem mit dem vom WDR1) produzierten Fünfteiler "Der kleine Hobbit" (EA: 21.–31.12.1980) nach dem berühmten Fantasy-Roman "Der Hobbit"1) von J. R. R. Tolkien1), wo er den Hobbit Bilbo Beutlin1) an der Seite von legendären Schauspielerkollegen wie Martin Benrath (Erzähler) und Bernhard Minetti (Zauberer Gandalf1)) sprach. 
Horst Bollmann als Lenin Alpsteg mit Matthias Koeberlin als dessen Pfleger Mark in der WDR-Produktion "Lenin" (EA: 13.03.2012); Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom WDR (Presse und Information, Redaktion Bild) Copyright WDR/Sibylle Anneck In den Kriminal-Reihe des MDR "Krimisommer mit Pater Brown" (2007), den spannend-humorvollen Geschichten von Gilbert K. Chesterton1) um den pfiffigen Hobbydetektiv Pater Brown1), sprach er den Titelhelden. Zudem wirkte er unter anderem in den Hörspiel-Versionen von Axel Hackes1) "Der kleine König Dezember"8) (EA: 24.12.1996; der König) und in dem Zweiteiler "Ein kleiner Lord"8) (EA: 03./04.10.1998; der alte Bettler Dick) nach dem Klassiker  "Der kleine Lord"1) von Frances Hodgson Burnett1) mit – Produktionen, die inzwischen auf CD erschienen. Eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
    
Horst Bollmann als Lenin Alpsteg mit Matthias Koeberlin1)
als dessen Pfleger Mark in der WDR-Produktion
"Lenin"8) (EA: 13.03.2012)
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom WDR
(Presse und Information, Redaktion Bild) © WDR/Sibylle Anneck
Verschiedene Auszeichnungen belegen Bollmanns darstellerische Leistungen, neben der erwähnten Ernennung zum "Staatsschauspieler" erhielt er 1968 den "Deutschen Kritikerpreis"1) sowie die "Goldene Nymphe"1) als "Bester Darsteller" auf dem "Festival de Télévision de Monte-Carlo"1) für seine Gestaltung des kleinen Angestellten Lothar Krake in der von Thomas Fantl1) nach der Vorlage von Dieter Waldmann1) inszenierten TV-Satire "Das ausgefüllte Leben des Alexander Dubronski"4) (1967). 1982 ehrte man Bollmann mit dem "Deutschen Schallplattenpreis"1) in der Sparte " Literatur", seit 1989 war er Mitglied der Berliner "Akademie der Künste"1). Am 13. Juli 2010 konnte der Vollblutmime das "Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" ("Bundesverdienstkreuz"1)) entgegennehmen. Berlins damaliger Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit1) überreichte die Auszeichnung unter anderem mit den Worten: "Der Berliner Staatsschauspieler Horst Bollmann ist in diesem Jahr 85 Jahre alt geworden, und es ist mir eine große Freude, diesem großartigen Schauspieler die hohe Ehrung zu überreichen. Engagierten Künstler- und Schauspielerpersönlichkeiten wie Bollmann verdankt Berlin seinen internationalen Rang als Theaterstadt. Zu den herausragenden Fähigkeiten Bollmanns zählt aber auch seine verblüffende Wandlungsfähigkeit. Er hat neben dem ernsten Fach immer und aus Überzeugung auch Fernsehen und Unterhaltung gemacht."3)
  
Horst Bollmann, der seit 1955 mit seiner Schauspielerkollegin Hetty Jockenhöfer verheiratet war, starb am 7. Juli 2014 nach langer schwerer Krankheit in Alter von 89 Jahren in seiner Wahlheimat Berlin1). Der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit würdigte Bollmann als einen der "Großen der Berliner Theatergeschichte".
Die letzte Ruhe fand der Schauspieler auf dem "Friedhof Schöneberg III"1) an der Stubenrauchstraße 43–45 im Ortsteil Friedenau des Berliner Bezirks Tempelhof-Schöneberg1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons

Siehe auch Wikipedia, Berliner "Akademie der Künste"
Fremde Links: 1) Wikipedia,  4) Die Krimihomepage, 5) theatertexte.de, 6) fernsehserien.de, 7) theaterwissenschaft.ch, 8) ARD-Hörspieldatenbank
Quelle:  2) emuseum.duesseldorf.de, 3) berlin.de (Seite nicht mehr abrufbar)
  
Filme
Kinofilm / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Die Krimihomepage; filmportal.de,
fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de, prisma.de; R = Regie)
Kinofilm Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
1960er 1970er 1980er 1990er ab 2000
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, tls.theaterwissenschaft.ch)
1960er Jahre 1970er Jahre 1980er Jahre 1990er Jahre ab 2000
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