Walter Jokisch 01 Walter Jokisch wurde am 9. Dezember 1914 in Breslau1) (heute Wroclaw, Polen) geboren. Nach seinem Schulabschluss nahm er bei Walter Franck (1896 – 1961) Schauspielunterricht, erste Theaterengagements schlossen sich an. Während des 2. Weltkrieges wurde die Karriere von Walter Jokisch unterbrochen, er musste seinen Dienst als Soldat leisten, kam 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach Kriegsende stand Jokisch ab 1946 am Theater in Bamberg auf der Bühne, später war er lange Jahre Schauspieler und Oberspielleiter in Bremen. Seit 1961 band sich Jokisch nicht mehr fest an ein Haus und arbeitete als freischaffender Künstler, war unter anderem in den nachfolgenden Jahren in Berlin am "Theater am Kurfürstendamm"1) und in Hamburg an den "Kammerspielen"1) zu erleben. Außerdem ging er mit vielen Stücken auf Tournee, brillierte beispielweise mit der Titelrolle in Carl Sternheims1) Komödie "Bürger Schippel" (1973) oder als Dorfrichter Adam in Kleists "Der zerbrochne Krug"1). Zu seinen weiteren herausragenden Interpretationen zählte der Jurist Krogstad in Ibsens "Nora oder Ein Puppenheim"1), der Schneider Adolf Wormser in Carl Zuckmayers "Der Hauptmann von Köpenick"1), der Thomas Putnam in Arthur Millers "Hexenjagd"1), die Titelrolle in Ben Jonsons "Volpone"1) und der Theobald Maske in Sternheims "Die Hose"1).
  
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt. 
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Anfang der 1960er Jahre begann Jokisch verstärkt für das Fernsehen zu arbeiten, der behäbig wirkende Mann mit dem rundlich-symphatischen Gesicht tauchte in ambitionierten TV-Spielen unterschiedlichsten Genres auf. Er spielte Haupt- und Nebenrollen, war beispielsweise unter der Regie von Peter Beauvais als Friseur Robert Kühnlenz in dem Fernsehspiel "Schönes Wochenende" (1962) zu sehen, in dem die Erlebnisse einer Handvoll Menschen von Samstagmittag bis Sonntagmorgen erzählt werden. In dem Durbridge-Straßenfeger "Tim Frazer" (1963) mimte er den Gastwirt Norman Gibson, erneut für Peter Beauvais stand er für "Ich fahre Patschold" (1964) vor der Kamera, der Geschichte eines senkrechtstartenden Maklers und Bauunternehmers, der in eine plötzliche Krise gerät. Wolfgang Glück besetzte ihn neben Inge Meysel und René Deltgen in "Die Eigenen vier Wände" (1965), einem Stück zu dem Curth Flatow das Drehbuch geschrieben hatte, Peter Beauvais in dem zeitkritischen TV-Spiel "Der Zug der Zeit" (1967).  
Bis Ende der 1970er Jahre trat Jokisch regelmäßig in zahlreichen beliebten Serien und Mehrteilern auf, zur Serien-Filmografie zählen populäre Reihen wie "Dem Täter auf der Spur" (1969), "Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger" (1970), "Sonderdezernat K1" (1973) und "Die Schöne Marianne" (1975), auch in spannenden Mehrteilern wie "Der rote Schal" (1972) oder "Timm Thaler" (1979) konnte man Jokisch mit prägnanten Figuren erleben. 13 Folgen lang war er in der Serie "Die Kriminalerzählung" (1970) als Inspektor Parkinson gemeinsam mit Mr. Carlis (Eric Pohlmann1)) in Sachen Verbrechensbekämpfung unterwegs und auch beim "Tatort"1) gab er sich wiederholt ein Stelldichein. In nachhaltiger Erinnerung bleibt er als Polizeiagent bzw. Polizist im Ruhestand Goudar in dem von Wilhelm Semmelroth in Szene gesetzten spannenden Dreiteiler "Der Strick um den Hals" (1975), ebenso wie als Direktor Schöller in der unverwüstlichen Posse "Pension Schöller"2) (1980), eine Aufzeichnung aus dem "Theater am Kurfürstendamm", unter anderem mit Harald Juhnke, Wolfgang Kieling und Günter Pfitzmann; Regie führte Wolfgang Spier.
Zu den letzten Fernseharbeiten des Schauspielers zählte die Figur des Dr. Candille in der Simenon-Adaption "Es gibt noch Haselnuss-Sträucher"1) (1983) mit Heinz Rühmann sowie Rollen in den Serien "Die Schöffin" (1984) und "Der blinde Richter" (1984) → mehr Filmografie.
  
Walter Jokisch gemeinsam mit Wolfgang Liebeneiner und Horst Michael Neutze
Walter Jokisch (r.) mit Wolfgang Liebeneiner1) und Horst Michael Neutze
am 27.03.1980 im Studio Hamburg bei den Dreharbeiten zu dem
Episodenfilm "Nachbarn und andere nette Menschen".
Regie:
Wolfgang Liebeneiner
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Neben seiner umfangreichen Arbeit für Theater und Fernsehen war Walter Jokisch ein gefragter Sprecher in Hörspielen und seine Mitwirkung kann sich sehen lassen; die ARD-Hörspieldatenbank weist ab 1947 mehr als 300 Produktionen aus. Beispielsweise sprach er für "Radio Bremen" den Engholm in "Der Arme Vetter"3) (EA: 05.04.1950) von Ernst Barlach1) und den Fritz Brand in "Ich komme wieder"3) (EA: 04.07.1951) von Paul Ickes. Man hörte ihn in den Krimis "Der sonderbare Tag des Lord Grimsby"3) (EA: 21.06.1959; als Mufflebottom) und "Der Tote aus der Themse" (EA: 07.03.1961; als Mister Gloucester) oder 1971 in der sechsteiligen Fassung des Romans "Der Untertan"1) von Heinrich Mann, wo er in den ersten beiden Teilen den Fabrikanten Göppel sprach. Auch in der Reihe um den Chicagoer Supergangster "Dickie Dick Dickens"1), die "Radio Bremen" in den Jahren 1960/1961 nach einer Vorlage von Rolf und Alexandra Becker1) herausbrachte, gehörte er als Sergeant Martin in den meisten Folgen zur Besetzung. Weitere Hörspielproduktionen mit Walter Jokisch waren unter anderem "Testflug"3) (1974, von Stanisław Lem1)), "Der Ausflug nach Le Toquet"3) (1978, von Felix Gasbarra1)) und die Heinrich Spoerl-Adaption "Die weiße Weste"3) (1982). Der Part des Kommandeurs in "Napoleon mittags und abends"3) (EA: 08.12.1983) von Claudio Novelli war einer seiner letzen Auftritte im Hörspielstudio  → Übersicht (Auszug) der Hörspiele bei Wikipedia.

Walter Jokisch, der am 23. Februar 1984 im Alter von 69 Jahren in München starb, gehört zu den offensichtlich "vergessenen" Mimen. Über sein Leben ist in öffentlich zugänglichen Quellen so gut wie nichts vermerkt. Zuletzt lebte der Schauspieler laut Wikipedia in Bremen; er war zunächst mit der Journalistin Lilo Weinsheimer1) (1919 – 1992) verheiratet, ab 1960  mit der Schriftstellerin Grete Weil1) (1906 – 1999) → www.uni-muenster.de.
Die letzte Ruhe fand er auf dem Riensberger Friedhof1) im Bremer Stadtteil Schwachhausen1).
 
 

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
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Walter Jokisch 02
Siehe auch Wikipedia
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage, 3) ARD-Hörspieldatenbank
   
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Die Krimihomepage, deutsches-filmhaus.de,
filmporal.de, fernsehserien.de)
Kinofilm Fernsehen (Auszug)
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