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Der Schauspieler und Theaterregisseur Erwin Kohlund wurde am 23. Februar 1915
im westfälischen Dortmund1)
in eine traditionsreiche Künstlerfamilie
hineingeboren. Sein Großvater war der Kunstmaler Fritz Kohlund (1869 1907),
dessen Ehefrau die Schauspielerin Anna Helene Kohlund,
der Vater Ekkehard Kohlund2) (1887 1974;
Foto bei cyranos.ch) war
Schauspieler und Bühnenbildner sowie zwischen 1947 und 1953 Direktor des
"Stadttheaters
Bern"1). Sein darstellerisches Rüstzeug erwarb sich Erwin Kohlund nach dem Schulbesuch in Bern
am Wiener "Max-Reinhardt-Seminar"1), ein erstes Engagement
erhielt er zur Spielzeit 1937/38 am Stadttheater in Troppau (heute Opava1),
Tschechien) und machte dort mit der Titelrolle in dem Schiller-Drama "Die Verschwörung des Fiesco zu
Genua"1) auf sich aufmerksam.
Erwin Kohlund in "Ueli der Pächter"
(1955)
Quelle/Link: cyranos.ch
bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG
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Anschließend ging er nach Thüringen an das "Meininger
Theater"1) (1938/39), wo er unter
anderem mit den Titelrollen in Goethes "Faust"1) und
"Egmont"1) glänzte, nach
einer Verpflichtung am "Badischen Staatstheater"1) (1939/40)
in Karlsruhe kam Erwin Kohlund zurück in die Schweiz. Hier wirkte er am
"Stadttheater Luzern"1) (19401942), trat daneben auch am "Stadttheater Bern"1) und am
"Schauspielhaus Zürich"1) auf. Danach nahm er ein Engagement am
"Stadttheater Basel"1) an, wo er für fast zehn Jahre (bis 1953)
blieb. Hier gestaltete er beispielsweise den Sohn Schweizerkas in Bertolt Brechts
"Mutter Courage und ihre
Kinder"1), den Tischlergesellen Leim in Nestroys "Der böse Geist
Lumpazivagabundus"1), den Bassanio in Shakespeares "Der Kaufmann von
Venedig"1) und die Titelrolle in Schillers "Wilhelm Tell"1).
Nach einer erneuten Verpflichtung am "Stadttheater Luzern" (19541957) war
Kohlund als freischaffender Schauspieler tätig, übernahm Gastrollen unter
anderem am "Schauspielhaus Zürich", am "Stadttheater St. Gallen"1), am "Städtebundtheater Biel-Solothurn"1) (1962: Titelrolle in Hauptmanns
"Fuhrmann
Henschel"1)), am "Stadttheater Basel" oder
am "Theater am Neumarkt"1). In
Deutschland trat Kohlund beispielsweise am "Staatstheater Wiesbaden"1) sowie 1968
bis 1970 und 1975/76 als Gast am "Theater
Trier"1) auf.
Zudem machte er sich einen Namen bei den Tellspielen im Schweizerischen Altdorf1)
("Tellspiel- und Theatergesellschaft Altdorf"2)),
erstmals
hatte er dort 1956 als Nachfolger von Oskar Eberle2) fungiert, der während der
letzten Vorbereitungen seiner Neuinszenierung bzw. einen Tag vor den ersten Aufführungen
am 27. Juni 1956 verstorben war. Ab 1957 übernahm Erwin Kohlund die künstlerische Leitung der Spiele, insgesamt
trugen bis 1985 neun Inszenierungen seine Handschrift.
Die Inszenierungen von Calderón de la Barcas1) Mysterienspiel "Das
große Welttheater"1)
im Zentralschweizer Wallfahrtsort Einsiedeln1) (Freilichtspiele "Welttheater
Einsiedeln"2)) übernahm er 1956 ebenfalls als Nachfolger
Eberles, "auch hier schuf Kohlund, unter Einbezug der barocken Architektur der Klosterfassade, 1960 eine Aufsehen erregende Neuinszenierung".*)
Darüber hinaus war Kohlund seit Beginn Mitglied der von seiner Tochter Franziska und Buschi Luginbühl2)
1984 gegründeten freien Theatergruppe "II Soggetto"2).
Erste Erfahrungen vor der Kamera hatte Erwin Kohlund mit dem Kurzfilm "Ein Abenteuer am Thunersee" (1938)
gesammelt, in
der in Schweizerdeutsch gedrehten Verfilmung der gleichnamigen
Gottfried Keller-Novelle1) "Romeo
und Julia auf dem Dorfe"1) (1941) erhielt er dann als
Partner von Margrit Winter1)
(1917 2001) gleich eine erste Hauptrolle. Während der Dreharbeiten war
sich das Paar nähergekommen, 1943 erfolgte die Hochzeit; mehrfach stand das
Ehepaar in den kommenden Jahren gemeinsam vor der Kamera. Aus der Verbindung
gingen Tochter Franziska Kohlund1)
(1947 2014) und der 1950 geborene Sohn Christian Kohlund
hervor, die beide die Familientradition fortsetzten und den Schauspielerberuf ergriffen.
Ebenfalls 1941 erschien Franz Schnyders Biopic "Gilberte
de Courgenay"1) über
die von Anne-Marie Blanc dargestellte Schweizer Kellnerin
Gilberte Montavon1)
(1896 1957), welche unter dem Namen "Gilberte de Courgenay"
während des 1. Weltkrieges zum Soldatenidol bzw. später zur
patriotischen Kultfigur wurde Erwin Kohlund spielte den Kanonier Peter Hasler,
in den Gilberte heimlich verliebt ist. Der Streifen, welcher am 17. April 1941
in Zürich Premiere feierte, gilt als einer der besten Filme, welche die
Schweizer "Geistige Landesverteidigung"1)
hervorgebracht hat →weitere Infos bei cyranos.ch
mit umfangreichem Fotomaterial.
Erwin Kohlund in "Gilberte
de Courgenay" (1941)
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG
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Danach dauerte es einige Jahre, bis sich Kohlund wieder in einer Kinoproduktion
präsentierte, nach "Der
Prozess der Zwanzigtausend"1) (1954) wirkte er dann in
fast allen Jeremias
Gotthelf1)-Verfilmungen von
Franz Schnyder1) mit: In
"Uli
der Knecht"1) (1954, → cyranos.ch)
und "Uli
der Pächter" (1955, → cyranos.ch)
erlebte man ihn als Johannes, Sohn des eigenwilligen Bauern Joggeli
von der Glungge (Emil Hegetschweiler), in "Die
Käserei in der Vehfreude"1) (1958),
mit dem die Geldgier eines Emmentaler Dorfes erzählt wird, mimte er den
Sepp, der zusammen mit seiner Frau Bethi (Margrit Winter) einen heruntergewirtschafteten Hof wieder hochbringen will.
Erwin Kohlund und Margrit Winter in "Die
Käserei in der Vehfreude"
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG |
In den beiden "AnneBäbi Jowäger"1)-Teilen
"Wie Jakobli zu einer Frau kommt"1) (1960)
und "Jakobli und Meyeli"1) (1962) mit Margrit Winter in
der weiblichen Hauptrolle der tüchtigen und
resoluten Bäuerin Anne Bäbi Jowäger trat er als Pfarrer in Erscheinung, in
"Geld
und Geist"1) (1964, → cyranos.ch)
war er der Bauer Christen, Ehemann der ebenfalls von Margrit Winter
dargestellten Änneli, der sich von dem listigen Dorfschreiber (Bernhard Enz2))
dazu überreden lässt, das bei ihm deponierte Mündelgeld zu investieren, statt es in einem Schrank aufzubewahren.
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Dazwischen lagen Produktionen wie Franz Schnyders farbenprächtiger Heimatfilm "Zwischen uns die Berge" (1956) mit
dem kleinen Part eines Arztes und Kurt Frühs1) Melodram "Café Odeon"3) (1959), wo Kohlund einmal mehr
neben Margit Winter den Dr. Ablin Kartmann
spielte. In dem Bergdrama "SOS Gletscherpilot"1) (1959, → cyranos.ch)
tauchte er als Kalbermatten auf, der Schweizer Rettungsflieger und
Pionier des Gletscherflugs Hermann Geiger1)
(1914 1966) hatte die männliche Hauptrolle übernommen
und spielte sich selbst.
Erwin Kohlund in "Café Odeon"
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG |
Kohlund gehörte zur Besetzung von George
Moorses1) Streifen "Kuckucksjahre"1) (1967), zeigte sich
dann in Kurt Frühs Biopic "Dällebach
Kari"1) (1970) als Herr
Geiser, Vater von Dällebach Karis Jugendliebe Annemarie (Franziska Kohlund1)).
Erzählt wurde die Geschichte des von Walo Lüönd1)
dargestellten Schweizer Coiffeurmeisters
Karl Tellenbach1) (1877 1931), der etwa 1910 als Stadtoriginal "Dällebach Kari"
bekannt wurde. Danach übernahm Kohlund nur noch wenige Aufgaben für
den Kinofilm. Er wirkte in dem Schweizer Drama "Riedland" (1976)
mit,
das auf dem gleichnamigen Roman von Kurt Guggenheim1)
basierte, in dem es um Erdölbohrungen am Zürcher Obersee bzw. in der
unberührten Natur ging → Filmlexikon.
Erwin Kohlund in "Dällebach Kari"
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG |
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In Wolfgang
Petersens1) Literaturadaption "Die
Konsequenz"1) (1977),
gedreht nach dem gleichnamigen autobiografischen Roman von Alexander Ziegler1), sah man
Kohlund neben Protagonist Jürgen Prochnow als Direktor Reichmuth,
in der polnischen Produktion "Smierc
prezydenta"1) (1977) als Prof. Isseling und in
Kurt Gloors1)
Verfilmung " Der Erfinder"4) (1981)
nach dem Drama von Hansjörg Schneider1)
an der Seite von Bruno Ganz als Fabrikant. Einen letzten
Leinwandauftritt hatte Kohlund als Generalvikar in dem österreichischen Spielfilm "Mirakel" (1990) → filminstitut.at.
Sporadisch arbeitete der Schauspieler seit Mitte der 1960er Jahre auch für
das Fernsehen, spielte unter anderem in zwei Verfilmungen der Krimis von
Friedrich Glauser1): Neben Hans Heinz Moser1) als
Wachtmeister Studer1)
zeigte er sich als Pfarrer Quervain in "Krock & Co."5) (1976; Regie:
Rainer Wolffhardt1)),
in "Der Chinese"5) (1979; Regie: Kurt Gloor)
als Dr. Buff. Für Regisseur Xavier Koller1)
mimte er einen Pfarrer in "Das gefrorene Herz"6) (1981), gedreht
mit Sigfrit Steiner (Korbmacher Wyss) und
Paul Bühlmann1) (Schirmflicker)
nach der Erzählung "Begräbnis eines Schirmflickers" von Meinrad Inglin1).
Bei dem auf acht Teile ausgelegten Abenteuer "Der
Glücksritter"7) (1983)
mit Sohn Christian Kohlund als jungem Erfinder und Visionär Robert Curwich
präsentierte er sich mit der Rolle des von Kaunitz, als Dr. Dohmler
in der sechsteiligen BBC-Miniserie "Tender Is the Night"7) (1985) nach dem
gleichnamigen Roman1)
von F. Scott Fitzgerald1). Letztmalig sah man Kohlund in dem TV-Film
"Das vergessene Tal" (1991) auf dem Bildschirm, hier
überzeugte er als ein Greis namens Z'graggen, der eine von der Außenwelt abgeschnittene Gemeinschaft mit seinem religiösen Fanatismus
beherrscht → www.srf.ch.
Der Schauspieler und Theaterregisseur Erwin Kohlund starb am 29.
Februar/1. März 1992 im Alter von 77 Jahren in der Schweizer
Gemeinde Stäfa1); andere Quellen geben
das nahe gelegene Männedorf1)
als Sterbeort an.
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*) Hostettler, Thomas: Erwin Kohlund, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der
Schweiz (Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 10141015)
→ online-Version
Fremde Links:
1) Wikipedia, 2) tls.theaterwissenschaft.ch, 3) cyranos.ch,
4) filmportal.de, 5) Die Krimihomepage, 6) deutsches-filmhaus.de, 7) fernsehserien.de
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Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de (Fremde
Links:
Wikipedia, cyranos.ch, filmportal.de, Die Krimihomepage,
wikisource.org, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de) |
Kinofilme
Fernsehen
- 1965: Die
hölzerne Schüssel (nach dem Theaterstück "The Wooden Dish" von Edmund Morris nach dem
Märchen "Der alte
Großvater und der Enkel" der Gebrüder
Grimm; als Herr Forster) → wunschliste.de,
IMDb
- 1968: Kraft des Gesetzes
(als Huber)
- 1972: Gute Abig, Signor Steiger (als Helmy) → IMDb
- 1973: Ein Schweizer wie bestellt (als Dorfvorstand;
Kurzinfo: Eines jener vielkritisierten pseudoauthentischen
ZDF-Dokumentarspiele in denen (diesmal von Regisseur Ludwig
Cremer) die
"langweiligere Wirklichkeit" durch
"dramaturgische Kunstgriffe effektvoller" dargestellt werden soll. Erzählt wird die Geschichte des tschechoslowakischen
Agentenpaares Eva (Cordula
Trantow) und Otto Schwarzenberger (Josef
Fröhlich), das vom CSSR-Geheimdienst 1959 als
heimwehkranke Auslandsschweizer getarnt in die Schweiz eingeschleust wurde.
(Quelle: spiegel.de))
→ IMDb
- 1974: Engadiner Bilderbogen (Serie;
als Badrutt)
- 1974: Eiger (Zweiteiler;
als Bergführer Rubi) → IMDb
- 1975: Ein Fall für Männdli (Krimiserie;
als ? in Folge 16 "Talmi") →
Die
Krinihomepage
- 1975: Die Auslieferung (als ?) → Filmlexikon,
IMDb
- 1976: Krock & Co.
(nach dem Wachtmeister-Studer-Roman
"Die
Speiche" von Friedrich
Glauser;
als Pfarrer Quervain) → Wikipedia
- 1977: Graf Yoster gibt sich die Ehre (Krimiserie
mit Lukas
Ammann und Wolfgang
Völz; als Professor Hirtli
in Folge 5.11 "Ein
Schloß in Österreich")
- 1978: Elfriede (als Campingplatzbesitzer bzw. Vater von Elfriede
= Vérénice Rudolph)
→ IMDb,
tvspielfilm.de
- 1979: Der Chinese
(nach dem Wachtmeister-Studer-Roman
"Der
Chinese" von Friedrich Glauser;
als Dr. Buff) →
Wikipedia
- 1981: Das gefrorene Herz
(nach der Erzählung "Begräbnis eines
Schirmflickers" von Meinrad Inglin;
als Pfarrer)
- 1983: Der
Glücksritter Die Abenteuer des Robert Curwich (8 Teile,
mit Christian
Kohlund; als von Kaunitz)
- 1985: Der Schiedsrichter
(als Dr. Ruckli; Kurzinfo: Ein alter
Mann, ehemaliger Schiedsrichter, der Schuldgefühle
am Tod seiner Frau verdrängen will, zieht sich in ein Stadion zurück
und mimt dort weiterhin den Unparteiischen;
Wolfgang
Kieling in einer skurrilen Glanzrolle als Karl Bisst)
- 1985: Zärtlich ist die Nacht / Tender is the Night
(6-teilige BBC-Produktion nach dem Roman "Zärtlich
ist die Nacht"
von F. Scott
Fitzgerald; in einer Episode als Dr. Dohmler) → IMDb
- 1991: Das vergessene Tal
(als der Greis Ulrich Z'Graggen) → www.srf.ch,
artfilm.ch,
Filmlexikon,
IMDb
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