Walter Sedlmayr wurde am 6. Januar 1926 als einziges Kind des Tabakhändlers Richard Sedlmayr
und dessen Frau Maria in München geboren und verbrachte dort
auch seine zum Teil freudlose Kindheit und Jugend. Er selbst blickte in Gesprächen oft auf diese
Zeit mit einem hartherzigen Vater und einer lieben, aber fanatisch religiösen
Mutter zurück. Sedlmayr besuchte das Münchener "Gisela-Gymnasium"
in Schwabing, machte dort sein Not-Abitur und wurde noch kurz vor Ende des
2. Weltkrieges als Flakhelfer an die Front geschickt.
Nach Kriegsende schlug sich Sedlmayr zunächst mit einigen Gelegenheitsjobs
durch, ging dann als Kleindarsteller an die "Münchner
Kammerspiele"1),
wo er 25 Jahre lang mit Chargenrollen zum Ensemble gehörte; vielfach
spielte er Polizisten, Gerichtsdiener, Wachposten oder Boten. Auch im
deutschen Heimatfilm der 1950er und 1960er Jahre erhielt er verschiedenste
Rollen, wurde jedoch in Streifen wie "Die drei Dorfheiligen"1) (1949), "Der Herrgottschnitzer
von Ammergau"1) (1952), "Ehestreik"1) (1953) oder "Der Frontgockel" (1955) immer mit
Rollen dümmlicher "Dorfdeppen" besetzt, mimte bayerische
"Wurz'n" und andere Lederhosen-Rollen.2) Lediglich 1959 bekam er
in der Thomas Mann-Verfilmung "Buddenbrooks"1) als
bierseliger Hopfenhändler Alois
Permaneder1) und zweiter Ehemann
der Tony Buddenbrook alias Liselotte Pulver eine anspruchsvollere
Rolle.
Walter Sedlmayr als Braumeister Dünnkitz
in der "Tatort"-Episode
"Münchner Kindl"1) (1972)
zusammen mit Marianne Nentwich1)
(links) und Louise Martini (rechts)
Foto (Bildname: 21962-1-07) zur Verfügung gestellt vom
Bayerischen Rundfunk (BR)
© BR/Foto Sessner
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Einen überregionalen, wenn auch zweifelhaften Bekanntheitsgrad, erlangte
Sedlmayr erstmals 1971 durch den Raub der "Blutenburger
Madonna"1), die in seinem Haus in
Feldmoching, welches er mit seiner Mutter
bewohnte, gefunden wurde. Nach langen Ermittlungen wurde Sedlmayrs Unschuld
offiziell erklärt und zur gleichen Zeit kam auch die Wende in seinem
Schauspielerleben: Der Filmemacher Hans-Jürgen Syberberg bot ihm an,
König Ludwigs ehemaligen Hofkoch in dem Film "Theodor
Hirneis oder Wie man ehem. Hofkoch wird"1) zu spielen,
Sedlmayr willigte ein und als das Stück 1973 in die Kinos kam, wurde der
Schauspieler nicht nur von den Kritikern mit Lob überschüttet und erhielt
für seine Leistung das "Filmband in Gold"1). Von da ab konnte
sich Sedlmayr vor Angeboten nicht mehr retten, avancierte zu einem der meistbeschäftigten Schauspieler Deutschlands.
Unter anderem besetzte ihn Rainer Werner Fassbinder als Krämer Angermayer in
seinem filmischen Psychodrama "Angst essen Seele auf"1)
(1974) und in Bernhard Sinkels preisgekröntem Remake "Lina Braake"1)
spielte er 1975 neben Lina Carstens den Emil Schöner.
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Das Fernsehen holte den Schauspieler
für zahlreiche Stücke und Serien als bayerisches,
meist grantelndes "Urviech". Man sah Sedlmayr
beispielsweise in den 1970ern mit der Titelrolle in den Serien "Spannagl
& Sohn"1) und "Vater Seidl und sein Sohn",
in "Polizeiinspektion 1"1)
mimte er von 1976 bis 1988 130 Folgen lang den
immer launischen und schlechtgelaunten, urbayrischen Hauptkommissar Franz Schöninger.
In "Der Millionenbauer"1) (1979
und 1986/1987) zeigte er sich als Protagonist bzw. Bauer Josef Hartinger, in
der Kultserie "Monaco Franze Der ewige
Stenz"1)
tauchte er ab 1983 einige Folgen lang als der tückische Arzt Dr. Felix Hallerstein
auf und in "Der Schwammerlkönig"1)
agierte er 1988 als " Dädy"
Schwaiger, Vater des geschäftstüchtigen Fritz alias Wolfgang Fierek
→ mehr Filmografie.
Daneben machte sich Sedlmayr einen Namen mit seinen beliebten
Reisefilmen "Einmal
und zurück" (z. B.: einmal Paris, Schottland, Israel
usw.); er war Autor und Moderator zugleich und stellte dem Publikum so
manche schöne Ecke der Welt vor. Ebenso erfolgreich waren dann auch die von ihm entwickelten Magazinreihen
"Sedlmayrs Fernsehillustrierte" sowie die Unterhaltungssendung
"Münchner
Nachmittag", die er zwischen 1973
und 1980 gemeinsam mit Carolin Reiber1) gestaltete.
Abbildung DVD-Cover mit freundlicher
Genehmigung von "Pidax
film"
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Sedlmayr verkörperte den Prototyp eines echten Münchner
"Grantlers" und von 1982 bis 1990 setzte er Maßstäbe als angriffslustigster
Redner beim traditionellen Starkbier-Anstich1) jeweils im März auf dem
Nockherberg, wo er herrlich als "Bruder Barnabas" die
Poltprominenz "derbleckte"1).
Er wurde der ideale Werbeträger für die "Paulaner Brauerei"1)
und das Plakat mit ihm im Trachtenanzug, eine frisch gezapfte Maß in der Hand,
den Rauhaardackel auf dem Schoß und das Ganze unter grünen Kastanien im
Biergarten wurde zum Markenzeichen für bayerisch-genießerische
Lebensart.
Dem Hobbykoch, der Ende der 1980er Jahre sein Lokal "Beim
Sedlmayr" am Münchner Viktualienmarkt eröffnet hatte, war privat
weniger Glück beschieden und sein Leben endete tragisch. Schon bald hatte er vermutet, dass sein Ziehsohn und Geschäftsführer ihn betrog.
Es kam zu Streitereien, die schließlich sogar öffentlich ausgetragen wurden. Am 14. Juli 1990 gab es
wieder Schlagzeilen über
die Konflikte, am Abend des selben Tages wurde der 64-Jährige Walter Sedlmayr von seinem Privatsekretär
in
der Münchener Wohnung in der Elisabethstraße ermordet aufgefunden.
Die beiden Täter, Sedlmayrs Ziehsohn und dessen Halbbruder, wurden später für den Mord
mit dem Motiv "Habgier" in einem spektakulären Indizienprozess verurteilt.
Nach Sedlmayrs Tod begann eine ungeheure Schlammschlacht, die einschlägigen
Gazetten berichteten schamlos und reißerisch über das Privatleben des
Schauspielers, seine Homosexualität, seine Beziehungen zu Männern. Der
beliebte Volksschauspieler und Mensch Sedlmayr trat für die Medien in den
Hintergrund; mehr zur Aufklärung
der Todesumstände und Folgen bei Wikipedia.
Sedlmayr fand seine letzte Ruhe in dem Familiengrab auf dem Bogenhausener Friedhof1)
in München → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Prominente oder Politiker wie der damalige Ministerpräsident Max Streibl1)
waren der Beisetzung fern
geblieben, rund zehn Jahre später erfuhr der beliebte Volksschauspieler
posthum eine Ehrung: Im Jahre 2000 wurde nach ihm der "Walter-Sedlmayr-Platz"1)
in München-Feldmoching1)
benannt. Zu Lebzeiten hatte er 1978 die "Ludwig-Thoma-Medaille"
erhalten sowie 1983 den "Bayerischen
Poetentaler"1).
2001 wurde Walter Sedlmayrs Geschichte in der Fernsehproduktion
"Wambo" von Jo Baier mit
Jürgen Tarrach
in der Hauptrolle verfilmt. In der ARD-Reihe
"Die großen Kriminalfälle" wurde der Fall Sedlmayr nachgestellt.3)
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Siehe auch Wikipedia,
www.whoswho.de,
www.deutsches-filmhaus.de
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Fremde Links: 1) Wikipedia
Quelle: 2) br-online (Seite nicht mehr existent),
3) Wikipedia
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