Der legendäre Enrico Caruso, der von der Fachwelt als der großartigste Tenor aller Zeiten bezeichnet wird, wurde am 25. Februar 1873 (manche Quellen nennen den 27. Februar) in Neapel als Errico Caruso und drittes von sieben Kindern in eine musikalische Familie hineingeboren. Die Legende von 18 Kindern seiner Eltern ist seit 20 Jahren eindeutig widerlegt, kann man auch bei Wikipedia nachlesen. Seine Geschwister vor ihm sollen früh bei einer Cholera-Epidemie verstorben sein, Caruso als erstes Kind am Leben geblieben sein. Sein Vater Marcellino Caruso, Mechaniker in einer örtlichen Jutefabrik, hatte eine schöne, tiefe Bass-Stimme, seine Mutter, Anna Baldini, eine zarte Frau, deren Gesundheit durch die vielen Schwangerschaften stark angegriffen war, hatte einst mit ihrem hellen Sopran Aufsehen erregt. Die Verhältnisse, in denen die Familie lebte, waren recht ärmlich, aber nicht asozial, und nur seiner Mutter hatte es der kleine Errico zu verdanken, dass er eine Grundschulausbildung erhielt, da sie ihren Sohn selbst unterrichtete; die Mutter verstarb 1888, sein Vater Marcellino heiratete kurze Zeit darauf wieder.
Schon früh fiel auch Errico durch seinen schönen Knaben-Alt auf, mit zehn Jahren erhielt er von dem Pianisten Ernesto Schirardi sowie von Maestro Raffaele di Lutio das Angebot, man wolle seine Stimme mit Privatstunden fördern. Damals jedoch hatte der Junge altersbedingt ganz andere Dinge als seine Stimme oder gar damit verbundene Zukunftspläne im Kopf. 
Das sollte sich später ändern, Errico sang in Kirchenchören, bildete seine Stimme nach der Arbeit als Hilfsmechaniker zunächst autodidaktisch in einer Schule für Chorsänger aus, erhielt dann ab 1891 vier Jahre lang von dem renommierten Gesangslehrer Guglielmo Vergine aus Neapel kostenlosen Unterricht. Vergine war es auch, der Caruso dazu brachte, den Vornamen "Errico" in "Enrico" zu ändern – des besseren Klanges wegen.
1894 debütierte Enrico Caruso – noch relativ unbeachtet – am "Teatro Nuove" seiner Geburtsstadt in der heute vergessenen Oper " L'amico Francesco" des Komponisten Morelli, sang später verschiedenste Tenorrollen in kleinen und kleinsten Opernhäusern Süditaliens. Er feilte während dieser Zeit weiter an seiner Stimme, verbesserte ab 1896 die hohen Noten durch Unterricht bei Vincenzo Lombardi und erhielt dann 1897 ein Engagement an der Oper von Palermo, wo er unter anderem in Amilcare Ponchiellis Oper "La Gioconda"1) auftrat. Mit seinem Wechsel nach Livorno, vor allem aber durch seine Verpflichtung an das "Teatro Lirico" in Mailand gelang ihm dann der Durchbruch als lyrischer Tenor. Bei der Uraufführung von Umberto Giordanos "Fedora"1)  feierte Caruso im November 1898 mit der Partie des Loris Ipanov an der Seite der Sopranistin Gemma Bellincioni1) (1864 – 1950) seinen ersten bedeutenden Erfolg, eine Tournee durch Russland mit damals so berühmten Sängern wie dem Bariton Mattia Battistini1) (1856 – 1928) und der Sopranistin Luisa Tetazzini (1872 – 1940) schloss sich an.

Foto: Alte Autogrammkarte
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Enrico Caruso 1902 als Cavaradossi in "Tosca; Urheber: Aimé Dupont (1842 – 1900); Lizenz: Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Quelle: Wikimedia Commons An der "Mailänder Scala" feierte Caruso 1900/01 Triumphe in Puccinis "La Bohème"1), brillierte mit den Titelrollen in Gaetano Donizettis "Der Liebestrank"1) (L'elisir d’amore), in Arrigo Boitos "Mefistofele"1) oder in Pietro Mascagnis "Die Masken" (La Maschere) – immer mit dem berühmten Arturo Toscanini1) (1867 – 1957) am Dirigentenpult. Nach einem Gastspiel in Buenos Aires sowie einer für Caruso unerfreulichen Vorstellung am "Teatro San Carlo" seiner Geburtsstadt – die Zuschauerresonanz war unterkühlt und eher verhalten –, trat der Tenor im folgenden Jahr in Monte Carlo auf und auch in London wollte man den Sänger mit der einzigartigen Stimme hören, dessen Bandbreite vom lyrischen bis zum lyrisch-dramatischen Fach, dem sogenannten "Spinto" reichte.
1903 reiste Caruso erstmals in die Vereinigten Staaten, gab dort mit der Titelpartie in Verdis "Rigoletto"1) sein umjubeltes Debüt an der New Yorker "Metropolitan Opera", die schon bald zum Zentrum seines künstlerischen Wirkens wurde. Dort interpretierte er innerhalb von 17 Jahren (mit Ausnahme von 1906) in mehr als 600 Vorstellungen 36 verschiedenen Rollen – eine wahre Meisterleistung.

Enrico Caruso 1902 als Cavaradossi in "Tosca
Urheber: Aimé Dupont*) (1842 – 1900), New York
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Quelle: Wikimedia Commons
*) Link: Wikipedia (englisch)

Daneben ging er auf zahlreiche umjubelte Konzerttourneen durch Europa und die USA, begeisterte das "einfache" Publikum ebenso wie die "Großen" seiner Zeit: Bei einer seiner Vorstellungen sang er 1906 in Washington vor dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt, der persönlich einige Worte mit dem berühmten Künstler wechselte; zwei Jahre später beeindruckte er zusammen mit der australischen Koloratursopranistin Nellie Melba2) (1861 – 1931) im Londoner im Buckingham Palast König Edward VII und Königin Alexandra. Sei es als ägyptischer Feldherr Radames in Verdis "Aida"1), als Canio/Bajazzo in Ruggero Leoncavallos "Pagliacci"1) (Der Bajazzo), als Titelheld in Puccinis "Manon Lescaut"1) oder als Dick Johnson in dessen "La fanciulla del West"1) (Das Mädchen aus dem Goldenen Westen) – Caruso schrieb während dieser Zeit Operngeschichte. 1915 gab er erstmals die Tenor-Hauptrolle in Camille Saint-Saëns' "Samson et Dalila"1) (Samson und Dalila), 1919 nahm er mit dem reichen jüdischen Juwelier Eléazar in der Oper "La juive"1) (Die Jüdin) von Jacques Fromental Halevy, dem Schwiegervater von Georges Bizet, seine letzte neue Rolle in sein Repertoire auf und eröffnete damit 1920 gleichzeitig seine letzte Spielzeit an der "Met".
 

Foto: Alte Autogrammkarte
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Erst Ende Mai 1921 kehrte Caruso krank und geschwächt in seine Heimat Italien zurück, wo er in der Zwischenzeit kaum aufgetreten war; bereits seit längerer Zeit hatte der Tenor gesundheitliche Probleme, zuletzt im Dezember 1920 auf der Bühne der "Met" einen Blutsturz erlitten, die Partie jedoch zu Ende gesungen; eine Rippenfell-Entzündung mit anschließend mehreren Operationen, die er zum Teil nur knapp überlebte, hatten den Allgemeinzustand Carusos deutlich verschlechtert. Die heroisch-verklärende Geschichtsschreibung berichtet von den Schattenseiten des Ruhms: von schweren Erschöpfungszuständen, Zusammenbrüchen des Kreislaufs, von Ohnmachtsanfällen und rasenden Kopfschmerzen im letzten Viertel seiner Karriere. Der junge Caruso war mit seiner Kraft und Energie verschwenderisch umgegangen.3)
In Italien lebte er nur noch wenige Wochen – am 2. August 1921 erlag der weltberühmte Tenor mit nur 48 Jahren im "Hotel Vesuvio" in Neapel den Folgen einer Bauchfellentzündung (Peritonitis1)). Caruso wurde in der "Kirche des Königs" in Neapel aufgebahrt und in einem gigantischen Trauerzug zum "Cimitero del Pianto" begleitet. Noch bis 1930 war es möglich, Carusos einbalsamierten Leichnam in einem Glassarg zu besichtigen, bis dies durch seine Witwe verboten wurde.
Caruso wurde in der königlichen Kirche "San Francesco di Paola" in Neapel aufgebahrt und in einem großen Trauerzug zum "Cimitero del Pianto" begleitet. Der König selbst öffnete die Kirche, in der zuvor nur königliche Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen stattgefunden hatten, für Caruso. Bei der Beerdigung am 19. August 1921 säumten an die hunderttausend Menschen Carusos letzten Weg. Freunde und gekrönte Häupter aus aller Welt waren anwesend. Die Gebäudefassaden längs des Leichenzuges waren mit schwarzen Tüchern verhängt; die Geschäfte in Neapel blieben geschlossen. 1929 erreichte Dorothy Caruso, dass der einbalsamierte Leichnam nicht mehr öffentlich besichtigt werden konnte. Seitdem ruht der Körper des Sängers in einem prunkvollen Mausoleum hinter Marmor.4)
  
Caruso hinterließ seine Frau, die Millionärstochter Dorothy Park Benjamin, die er am 20. August 1918 geheiratet hatte, sowie die im Dezember 1919 geborene gemeinsame Tochter Gloria, welche 1999 mit 79 Jahren verstarb. Aus seiner langjährigen Beziehung mit der Sopranistin und Operndiva Ada Giachetti, mit der er ab 1897 acht Jahre lang zusammenlebte, stammten die beiden Söhne Rodolfo (geb. 1898) und Enrico Jr. (geb. 07.09.1904), die den Namen ihres Vaters trugen.
Die Kinder sollen nach Hauptpersonen der Oper "La Bohème" benannt worden sein, in der sich die Eltern kennenlernten. Aus diesem Grund trug Enrico auch den Spitznamen "Mimi". Ada verließ den oft untreuen Caruso. Sie floh mit dessen Chauffeur, woraufhin es zum Eklat und vielen Prozessen kam. Caruso lebte danach einige Zeit mit Adas Schwester Rina zusammen, ebenfalls Sängerin, bis er zur Überraschung aller plötzlich die amerikanische Millionärstochter Dorothy Park Benjamin heiratete. Mit dieser bekam er im Alter von 45 Jahren eine Tochter, Gloria.4)
Enrico Caruso Jr., der am 9. April 1987 im Alter von 82 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes starb, trat in die Fußstapfen seines Vaters und machte sich ebenfalls einen Namen als Tenor, konnte den Ruhm seines Vaters jedoch nicht erreichen. Außerdem versuchte er sich in Hollywood als Schauspieler und zeigte sich unter anderem in zwei in spanisch gedrehten Produktionen, in "La buenaventura" (1934, The Fortune Teller) und "El cantante de Napoles" (1935, The Singer of Naples). Nach dem 2. Weltkrieg beendete er seine Sängerkarriere.
Caruso war berühmt für seine warme, für einen Tenor sehr tiefe Stimme sowie seine unübertroffene Bühnendarstellung. Das üppige Volumen, die große Geschmeidigkeit und die schillernde Farbpracht seiner Stimme sind bis heute unerreicht. Er besaß von Anfang an alle Voraussetzungen für einen Tenor von Weltklasse. Von Ärzten und Stimmphysiologen, die ihn untersuchten, ist übereinstimmend eine ganz außergewöhnliche Großräumigkeit aller Resonanzräume festgestellt worden, die jedem sofort auffällt, der Photografien des Sängers daraufhin prüft: Der mächtige Schädel rund, aber keineswegs weich (wie bei Benjamino Gigli), liegt wie ein Felsblock auf den Schultern, der vom Meereswasser rundgeschliffen worden ist, aber seine Härte nicht verloren hat. Caruso war größer, als auf den Photos erscheint: 1,76 Meter, und besaß einen enormen Brustkorb, mit dessen atmender Betätigung er angeblich einen Flügel von seinem Platz wegrücken konnte.5)

 

Enrico Caruso als Don José in "Carmen"
Foto: Alte Autogrammkarte
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Carusos ungeheure, weltweite Popularität hing nicht zuletzt auch damit zusammen, dass er als erster Tenor Schallplattenaufnahmen machte. Rund 250 Schallplatten mit dementsprechend fast doppelt so viel Titeln entstanden während seiner kurzen Karriere und trugen zu seinem geschätzten Vermögen von rund neun Millionen Dollar bei. Von der "Victor Compeny", für die er seit 1904 Platten besang, hatte er schon zu Lebzeiten zwei Millionen Dollar erhalten. Unter seinen Aufnahmen waren nicht nur Opernarien sondern auch viele Volkslieder, wie beispielsweise "O sole mio"  des neapolitanischen Musikers und Komponisten Eduardo Di Capua1) (1865 – 1917), welches erst durch Caruso weltberühmt wurde und einen Siegeszug rund um den Globus feierte. Viele dieser Aufnahmen sind verschollen, nur wenige konnten der Nachwelt erhalten bleiben. Dass Caruso, der im übrigen ein talentierter Karikaturist war, neuen Medien gegenüber nicht abgeneigt war, zeigt sich auch durch seinen Auftritt in zwei Stummfilmen – nicht grade ein geeignetes Genre für einen Tenor. 1918 ließ er sich überreden in "My Cousin" eine Doppelrolle zu übernehmen, ein Streifen, der nur in Europa einigermaßen erfolgreich war; in dem Film "The Splendid Romance", welcher heute nicht mehr existiert, sah man ihn ein Jahr später in der Rolle des "Prinzen Cosimo".
Das Leben Carusos wurde dann 1951 – relativ frei erfunden und ein wenig rührselig –unter dem Titel "Der Große Caruso"1) (The Great Caruso) mit Mario Lanza2) (1921 – 1959) in der Titelrolle verfilmt. Mit diesem Film erreichte Mario Lanza einen internationalen Bekanntheitsgrad, an den Kinokassen wurden insgesamt fünf Millionen Dollar einspielt – eine beachtliche Summe für die damalige Zeit. Das Lied "The Loveliest Night Of The Year" aus diesem Film verkaufte sich erneut millionenfach und kletterte in die amerikanischen "Top 5". Das Soundtrack-Album "Christmas Hymns and Carols" wurde zum Millionen-Seller und im selben Jahr absolvierte Lanza in den USA seine legendäre "Caruso Concert Tour".

Zahlreiche Biografen haben das Leben Carusos – mehr oder weniger erfolgreich – in aller Welt nachgezeichnet; in deutscher Sprache erschien unter anderem von Christian Springer das Buch "Enrico Caruso – Tenor der Moderne": Nicht nur wegen der unglaublichen Akribie, mit der der Autor den Lebens- und Karriereweg nachzeichnet, so dass der Mensch hinter den äußeren Ereignissen fassbar wird, sondern auch wegen des speziellen Ansatzpunktes, der Caruso als den "Tenor der Moderne" charakterisiert: Springer analysiert sämtliche 238 Tondokumente, die von Caruso erhalten sind. Dennoch ist seine Studie keine trockene Lektüre für Spezialisten. Dank des lebendigen, unverkrampften Stils, mit dem auch Exkurse ins reichlich komplizierte Privatleben des Stars gemeistert werden, wird dieser Band nicht nur allen Opernfreunden Freude machen, sondern auch allen Menschen, die sich für außergewöhnliche Menschen interessieren.6)
Von Pietro Gargano und Gianni Cesarini liegt das Werk "Caruso. Eine Biographie" in deutscher Übersetzung vor, in dem Leben und Kunst des legendären Tenors einfühlsam dargestellt, Erschwernisse und Aufstieg eines bedeutenden Opernsängers, welcher mit seiner Kunst Weltgeltung errang, geschildert werden. Lothar Ohlenschläger veröffentlichte "Enrico Caruso. Triumph und Tragödie eines Sängers. Eine medizinische Betrachtung", in dem er unter medizinisch-psychologischen Aspekten das Leben Carusos untersucht und die Hintergründe seines tragischen Lebensweges erläutert.
Von vielen wird die Biografie des Sohnes von Caruso, Enrico Caruso Jr. als "einzig wahre Biografie" angesehen. Zusammen mit Andrew Farkas begann der damals 79-Jährige 1983 mit den Aufzeichnungen zu dem Buch "Enrico Caruso: My& Father And My Family", welches 1988 auf den Markt kam; es wurde bisher nicht in die deutsche Sprache übersetzt.
 

Link: 1) Wikipedia, 2) Kurportrait innerhalb dieser HP
Quelle:
3) Jürgen Kesting: "Die Großen Sänger des 20. Jahrhunderts", Sonderausgabe für Cormoran Verlag München, 1993, S. 75
4) Wikipedia (abgerufen 04.11.2011)
5) "Grosse Stimmen" von Jens Malte Fischer, Verlag J. B. Metzeler, Stuttgart 1993, S. 9
6) Zitat der amazon-Redaktion
Siehe auch Wikipedia, www.whoswho.de
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