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Der italienische Tenor Mario Del Monaco wurde 27. Juli 1915 als Sohn
eines hohen italienischen Ministerialbeamten in Florenz in eine musikalische
Familie hineingeboren; sein Großvater war Organist gewesen, seine Mutter, eine
Kusine der Operndiva und langjährigen Lebensgefährtin Carusos, Ada Giachetti,
hatte einen wunderschönen Sopran. Schon als Dreizehnjähriger erregte Mario
mit seiner außergewöhnlichen Stimme bei einer Aufführung der "Kantate Narcise"
von Massenet am "Teatro Beniamino Gigli" in Mondaldo Aufsehen. Der
berühmte Dirigent Tullio Serafin1) (1878 1968), der der Vorstellung beiwohnte und
der auch schon Maria Callas2)
(1923 1977) gefördert hatte, überredete den Jungen, an
einem Gesangswettbewerb teilzunehmen, der an einem Studio der römischen Oper
stattfand. Mario Del Monaco ging als Sieger aus dem Wettbewerb hervor er
hatte 80 Konkurrenten hinter sich gelassen und beschloss zunächst, seine
Stimme mit Hilfe von Schallplattenaufnahmen großer Sänger
autodidaktisch weiter zu entwickeln. Erst Jahre später besuchte er das Konservatorium von
Pesaro,
erhielt Gesangsunterricht von Luisa Melzi-Palazzini sowie Maestro Arturo Melocchi, der vor
allem seine Technik verbesserte. 1936 gewann er ein
Stipendium für fortgeschrittene Studenten und setzte seine Ausbildung in Rom
fort, die er dann erneut bei Melocchi beendete.
Mario Del Monaco, 1966 fotografiert von Evelyn Richter1)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0201067)
Eigentümer/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Urheber: Evelyn Richter; Datierung 1966
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Am 20. März gab der Tenor dann mit 24 Jahren an der Oper von Pesaro
sein Bühnendebüt in Mascagnis "Cavalleria Rusticana"1). Seine
hoffnungsvolle Karriere wurde dann durch den 2. Weltkrieg zeitweise
unterbrochen, da er 1940 zum Militärdienst eingezogen wurde. 1941 konnte er während
eines Urlaubs am Mailänder "Teatro
Puccini" erstmals in Puccinis "Madame Butterfly"1)
debütieren.
Doch nach Ende des 2. Weltkrieges gelang ihm 1945 sofort der große, auch
internationale Durchbruch an der Mailänder "Scala" mit seiner
Partie des Marineleutnans Pinkerton in Puccinis "Madame Butterfly",
ein Jahr später brillierte er in Verona als Feldherr Radames in
Verdis "Aida"1)
sowie am Londoner "Covent Garden"
erneut als Pinkerton. Er übernahm die Heldenpartien
beispielsweise in Puccinis "Tosca"1), in Leoncavallos
"Der Bajazzo"1),
gestaltete 1950 am "Teatro Colòn" von Buenos Aires
erstmals Verdis "Otello"1), eine
Partie die er während seiner
Laufbahn noch mehr als 400 Mal singen sollte und die untrennbar mit
seinem Namen verbunden ist. In San Francisco wurde er bei einer
"Aida"-Vorstellung im gleichen Jahr von dem Direktor der New Yorker "Metropolitan
Opera", Rudolf Bing1)
(1902 1997), gehört, der den Tenor zunächst zu
einem Gastspiel einlud, ihm später einen Vertrag für die "Met" gab.
In den folgenden Jahren avancierte Mario Del Monaco zu einem der gefragtesten Tenöre der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, seine Hauptaktivitäten spielten sich den
1950er Jahren an der New Yorker "Met" und der Mailänder "Scala" ab. Während seiner zweiten
Spielzeit an der "Met sang er beispielsweise 24 Mal den Radames,
später folgten neben dem Otello bis 1959 unter anderem
Verdi-Rollen wie der Mestize Alvaro in "Die Macht des Schicksals"1), der Titelheld
Manrico in Verdis "Der Troubadour"1) oder
die Titelpartie in "Ernani"1). An der
"Scala" glänzte er beispielsweise
als Held Äneas in Hector Berlioz' "Die
Trojaner"1), mit der
männlichen Titelpartie in Camille Saint-Saëns' "Samson und Dalila"1),
als Sergeant Don José in Bizets "Carmen"1) oder
als "Andrea Chénier"1)
in der gleichnamigen Oper Umberto Giordano. Del Monaco wurde als Maler Cavaradossi
in Puccinis "Tosca"2) ebenso gefeiert
wie als Bandit Dick Johnson in "Das Mädchen aus
dem Goldenen Westen"1) (Puccini) oder als Canio in
Leoncavallos "Der Bajazzo"1) um nur Einiges zu nennen.
Umjubelte Konzertreisen führten Mario Del Monaco rund um den Globus, 1958 beispielsweise
sang er den "Otello" in Tokio vor dem japanischen
Kaiser, 1961 feierte er in der ehemaligen UDSSR am Moskauer "Bolschoi-Theater"
Triumphe, ab 1962 gab er auch in Deutschland regelmäßig Gastspiele; so
wirkte er 1966 in Stuttgart an einer vielbeachteten Aufführung von
Wagners "Die
Walküre"1) mit.
1963 sah es so aus, als wäre die glanzvolle Karriere des Tenors beendet: am
13. Dezember wurde er bei einem Autounfall sehr schwer verletzt und konnte erst
nach acht Monaten seine Arbeit wieder aufnehmen. Trotz gesundheitlicher
Einschränkungen er musste sich seit dem Unfall regelmäßig der Dialyse
unterziehen begeisterte er weiterhin auf der Opernbühne wie auch bei seinen
Tourneen das Publikum. Unter anderem riss er 1968/69 die Budapester
Opernbesucher mit seinem "Otello" sowie dem "Samson" zu
Begeisterungsstürmen hin und wurde von den Ungarn als "Bester Tenor
aller Zeiten" gefeiert; seine letzte Vorstellung als "Otello"
gab Mario Del Monaco in Brüssel.
Bereits 1973 kündigte der damals 58-Jährige anlässlich der Feier zum hundertsten
Geburtstag von Enrico Caruso seinen Abschied von der Bühne an, trat
danach nur noch wenige Male auf. Seine letzten Bühnenauftritte hatte er als
Canio in "Der Bajazzo" (I Pagliacci) von Leoncavallo, so
am 1. Mai 1975 an der Wiener Staatsoper und am 14./17. Mai 1975 am "Teatro Morlacchi"
in Perugia.
In den kommenden Jahren verlegte er sich mehr aufs Schreiben, war
beispielsweise mit Kritiken und Rezensionen für Fachzeitschriften tätig.
Mario Del Monaco, 1966 fotografiert von Evelyn Richter1)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0200957)
Eigentümer/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Urheber: Evelyn Richter; Datierung 1966
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Der legendäre Tenor starb am 16. Oktober 1982 mit 67 Jahren in
Mestre, nahe Venedig, an Nierenversagen; es wird berichtet, dass es sein letzter Wille
gewesen sein soll, in einem "Otello"-Kostüm beigesetzt zu werden. Aus seiner
Ehe mit Rina Filippini, die er 1941 geheiratet hatte, stammen die
Söhne Giancarlo und Claudio. Der 1943 geborene Giancarlo Del Monaco1) machte sich einen Namen als Opernregisseur und
zählt inzwischen zu den renommiertesten Regisseuren des
Musiktheaters. Er leitete unter anderem das "Staatstheater Kassel"
(19801982), war Intendant der "Bonner Oper" (19921995) und der
"Opéra de Nice" (19972001). Seit 2009 ist er Künstlerischer Leiter des Opernfestivals in Teneriffa
→ www.giancarlodelmonaco.com.
Claudio Del Monaco
ist ebenfalls im Kunstbetrieb tätig, fungiert(e) unter anderem als Operndirektor in Belgrad und
als Kunstdirektor des "Serbischen Nationaltheaters" in Novi Sad → diepresse.com.
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Zahlreiche Tonträger zeugen noch heute von der enormen sängerischen Dominanz
des Tenors: Es ist kein Zweifel, dass Del Monacos stählerner Bronzeklang
auch heute noch zu beeindrucken vermag. Wer das bestreitet, leugnet die
sinnliche Wirkung, die von solch einer virilen Stimme ausgehen kann. Seine
Otello-Aufnahmen zeigen dies immer noch eindrucksvoll, ebenso der fulminante
Mitschnitt der "Forza del destino" unter Dimitri Mitropoulos aus dem
Jahre 1953. Hier hat man Del Monaco "at his best", mit noch
unbeschädigtem überwältigendem Material, dessen metallische Kraft
mitzureißen vermag, und mit dramatischer Intensität, die ihn auch noch
auszeichnete, als die Stimme nachzulassen begann.3)
In Treviso (Venetien) steht ein Denkmal, welches ihn als Sänger zeigt. Es wurde zur Eröffnung des
"istituto lirico mario del monaco" am 8. Oktober 2011 enthüllt → Foto
bei Wikipedia.
Darüber hinaus wirkte der blendend aussehende Mario Del Monaco auch in einigen Spielfilmen mit, die
seine Popularität in der Öffentlichkeit noch steigerten. In Giacomo Gentilomos
Biopic "Wunder einer Stimme Enrico Caruso"1) (1951, Enrico Caruso: leggen da di una
voce), der Verfilmung des Lebens des legendären Caruso hörte man die
von Ermanno Randi geschmetterten Caruso-Arien mit seiner Stimme. 1953 wirkte er in Raffaello Matarazzos
Film über das Leben Verdis "Verdi, ein Leben in Melodien" (1953,
Giuseppe Verdi) mit und im gleichen Jahr
spielte er einen Tenor in "Ewige Melodie"4) (1953, Melodie immortali Mascagni".
Er stand für Wolfgang Liebeneiners musikalische
Romanze "Schlussakkord" (1960) vor der Kamera, spielte in Dino Risis
Melodram "Ein Sack voller Flöhe" (1982, Primo amore)
mit und gab 1982 in dem italienischen TV-Mehrteiler "Verdi Eine
italienische Legende" (La vita di Verdi) an der Seite des Protagonisten
Ronald Pickup1) seine Paraderolle den "Otello".
Portrait
Mario Del Monaco
Urheber: Stevan Kragujević (19222002)
Genehmigung zur Veröffentlichung: Tochter Tanja Kragujević → permission
Lizenz: CC BY-SA 3.0 RS;
Quelle: Wikimedia Commons
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