|
Der deutsche Bassist Gottlob Frick wurde am 28. Juli 1906 als 13. Kind und Sohn eines
Gemeindeförsters im schwäbischen Ölbronn geboren. Auf Wunsch seiner Eltern sollte er eigentlich
einen technischen Beruf ergreifen, doch er setzte seine eigenen Pläne durch
und ließ sich zunächst in Stuttgart an der Musikhochschule bei Fritz Windgassen1)
(1883 1963), dem Vater des berühmten
Tenors Wolfgang Windgassen1) (1914 1974), später
von dem Bariton Julius Neudörffer-Opitz (1871 1942) zum Sänger ausbilden; sein Studium finanzierte er durch
Auftritte im Württembergischen Staatsopernchor. Ein erstes Engagement
erhielt Frick von Siegfried Wagner2)
(1869 1930), der ihn im Bayreuther Chor einsetzte.
1934 debütierte er dann am Landestheater Coburg als Solist mit der Rolle des
Seefahrers Daland in Wagners "Der fliegende Holländer"2), wechselte dann für zwei Jahre
nach Freiburg/Br. sowie anschließend nach Königsberg, wo er 1938 die Aufmerksamkeit des
damaligen Dresdener Generalmusikdirektors Karl Böhm2)
(1894 1981) erregte. Dieser lud Frick zu einem Gastspiel nach
Dresden an die Staatsoper ein, gab ihm kurze Zeit später ein festes Engagement und schnell machte sich der Bassist mit allen großen
Rollen seines Fachs einen Namen, avancierte zu einem der dominantesten
Bass-Sänger seiner Zeit. Bis 1950 blieb Frick, dem bereits 1941 der Titel eines
"Sächsischen Kammersängers"
verliehen worden war, in Dresden, wurde dann an
die "Berliner Staatsoper" engagiert, gab zahlreiche Gastspiele an bedeutenden
Opernhäuser, vor allem in München, Hamburg und Wien, für die er 20 bis
25 Abende pro Jahr reservierte.
Porträt Gottlob Frick, Reproduktionspositiv nach einer
Fotografie von Gerhard Laßig, "Staatsoper Dresden" 1942/1943
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2013-b_0000541)
Eigentümer/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Gerhard Laßig; Datierung: 1942/43
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
|
Als Mozart-Interpret brillierte er beispielsweise als Osmin in
"Die Entführung aus dem Serail"2), als Sarastro
in "Die Zauberflöte"2)
oder als "Il Commendatore" (Der Komtur) in "Don Giovanni"2).
Frick begeisterte als Kerkermeister Rocco in Beethovens
"Fidelio"2), mit seiner Lieblingsrolle, dem
König Philipp II., in
Verdis "Don Carlos"2), als
Sir John Falstaff in Otto Nicolais komischen Oper "Die
lustigen Weiber von Windsor"2), sowie als Jägerbursche
Kaspar in Carl Maria von Webers romantischen Oper "Der Freischütz"2) eine seiner glanzvollsten
Rollen. Zu seinen großen Wagner-Partien zählen unter anderem außer
dem genannten Daland
in "Der fliegende Holländer" der Landgraf Hermann in
"Tannhäuser"2), der
König Heinrich der Vogler in "Lohengrin"2),
der König Marke in "Tristan und Isolde"2), der
Riese Fafner
in "Das
Rheingold"2) oder der Hagen in
"Götterdämmerung"2).
Seine Interpretation des Gralsritters Gurnemanz
in "Parsifal"2), mit der er
noch als 70-Jähriger beeindruckte, gilt als die beste Leistung seiner
Zeit und als eine der Höhepunkte seines Wirkens. Darüber hinaus galt
Frick als herausragender Oratoriensänger.
Gottlob Frick als Sarastro in "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart
Reproduktionspositiv nach einer Fotografie von Gerhard Laßig,
"Staatsoper Dresden" 1942/1943
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2013-b_0000537)
Eigentümer/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Gerhard Laßig; Datierung: 1942/43
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
|
|
Eine große Bassrolle, die er immer vermied, war die des "Ochs auf
Lerchenau" in "Der
Rosenkavalier"2), die überließ er immer
seinem ehemaligen Dresdner Basskollegen Kurt Böhme1)
(1908 1989), vielleicht auch weil
seine schwäbische Mundart, die man in zarten Anklängen auch noch beim
"Hagen" hören konnte, dem "Ochs" nicht entgegengekommen
wäre. Es war immer wieder verblüffend, welche Stimmgewalt aus dem nur
mittelgroßen oder eher schmalen Sänger sich entwickelte. Eine eher weich
als metallisch getönte echte Bassstimme war es, die Frick sein eigen
nannte, mit sonoren Tönen in der Tiefe und einer mächtig expandierenden
Höhe, der auch das hohe "F" keine Schwierigkeiten machte die
gegenwärtig führenden Wagner-Bassisten wirken neben ihm oft wie
Baritonstimmen.3)
Obwohl sich Gottlob Frick 1970 mit dem "Hagen" an der Münchener
Staatsoper eigentlich von der Bühne verabschiedet hatte, trat er dennoch hin und wieder als Gaststar an bedeutenden Opernhäusern
auf. Noch 1976 brillierte er in Stuttgart als Falstaff in Nicolais "Die lustigen
Weiber von Windsor", den letzten Auftritt hatte er ein Jahr später an der
Stuttgarter Staatsoper als Mönch Pimen in "Boris Godunow"2)
von Modest Mussorgski. Hiernach folgten noch Fernsehsendungen wie "Musik ist Trumpf" oder
"Erkennen Sie die
Melodie?", in welchen er als van Bett ("Zar und
Zimmermann") oder als Baculus ("Der
Wildschütz") zu erleben war. Seinen allerletzten öffentlichen Auftritt hatte Gottlob Frick am 26. Januar 1985
im Rahmen eines Konzertes im Schießhaus in Heilbronn, auf welchem er die
"Hallenarie" aus der "Zauberflöte" sowie einige Lieder von Robert Stolz
("Wohin ist das alles, wohin?" und "Auf der Heide blüh'n die letzten
Rosen") sang.4)
Der legendäre Gottlob Frick, als "Mann mit der schwarzen
Bassstimme" bezeichnet, starb am 18. August 1994 mit 88 Jahren
im Baden-Württembergischen Mühlacker. Die letzte Ruhe fand er auf dem
Friedhof Ölbronn-Dürrn (Enzkreis, Baden-Württemberg) → Foto der Grabstelle bei
knerger.de.
Frick war über 65 Jahre lang mit
seiner Frau "Gretel" (1900 1995) verheiratet, die selbst Sängerin war,
allerdings schon früh auf ihre eigene Karriere verzichtet hatte, um sich ganz
ihrem Mann und seinem Ausnahmetalent widmen zu können.5)
Gottlob Frick ist auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Ölbronn beigesetzt. Sein Andenken pflegt die
"Gottlob-Frick-Gesellschaft". In seinem Geburtsort Ölbronn ist im Rathaus eine
"Gottlob-Frick-Gedächtnisstätte" eingerichtet. Im Konzerthaus Mühlehof in Mühlacker wurde der große Saal in
"Gottlob-Frick-Saal" umbenannt. In Heilbronn wurde ein Platz in der Innenstadt dem Sänger gewidmet.4)
|