Die Sopranistin Elisabeth Schwarzkopf wurde am 9. Dezember 1915 als Olga Maria Elisabeth Frederike Schwarzkopf und einziges Kind des promovierten Altphilologen und Oberstudiendirektors Friedrich Schwarzkopf in Jarotschin bei Poznán (Posen) geboren. Schon früh zeigte sich ihr musikalisches Talent, bereits als Siebenjährige erhielt sie Klavierunterricht, drei Jahre später begann sie Bratsche und Orgel zu spielen. 
Ihre Gesangsausbildung fing mit 17 Jahren an der Berliner "Hochschule für Musik" bei der ungarischen Gesangspädagogin und ehemals gefeierten Konzertsängerin Lula Mysz-Gmeiner1) (1876 – 1948) an, welche die Elevin auf Alt taxierte und den Unterricht entsprechend ausrichtete. Zwei Jahre wurde der falsche Weg eingeschlagen, bis die verständige Mutter einschritt. Elisabeth Schwarzkopf verließ unter Eklat die Hochschule und suchte verzweifelt einen Lehrer. Es war der Bariton Karl Schmitt-Walter1), der ihr den entscheidenden Hinweis auf Maria Ivogün2) gab, die bedeutende deutsche Koloratursopranistin. Hier fand die Schwarzkopf endlich die richtige Lehrerin, auch wenn sie selbst keine Koloratursopranistin wurde…3); zusätzlich ließ sie sich von dem Konzertpianisten Michael Raucheisen1) (1889 – 1984) in Klavier, Harmonielehre und Kontrapunkt ausbilden, vertiefte den Liedgesang bei dem Komponisten und Musikpädagogen Georg Vollerthun1) (1876 – 1945).

Foto: Elisabeth Schwarzkopf anlässlich der Musikfestwochen in Luzern
Datum unbekannt (ca.1948 bis 1958)
Urheber: Max Albert Wyss2) (1908 – 1977)
Quelle: Stiftung Fotodokumentation Kanton Luzern
von Wikipedia bzw. Wikimedia Commons (CC-BY-SA 2.5 Schweiz)

Elisabeth Schwarzkopf anlässlich der Musikfestwochen in Luzern; Datum unbekannt ca.1948 bis 1958; Urheber: Max Albert Wyss (1908 – 1977); Quelle: Stiftung Fotodokumentation Kanton Luzern von Wikipedia bzw. Wikimedia Commons (CC-BY-SA 2.5 Schweiz)
Am 15. April 1938 1938 gab Elisabeth Schwarzkopf am "Deutschen Opernhaus" in Berlin-Charlottenburg ihr Bühnendebüt als zweites Blumenmädchen in Wagners "Parsifal"1), erregte bald auch mit kleineren Rollen wie dem l. Knaben in Mozarts "Die Zauberflöte"1) oder der Valencienne in Léhars "Die lustige Witwe"1) Aufsehen. Mit bedeutenderen Partien wie dem Pagen Oscar in Verdis "Ein Maskenball"1) stellten sich bald weitere Erfolge ein und 1942 wurde Elisabeth Schwarzkopf von Dirigent Karl Böhm1) (1894 – 1981) zusätzlich zu ihrem Berliner Engagement an die "Wiener Staatsoper" engagiert, wo sie mit der Zerbinetta in "Ariadne auf Naxos"1) von Richard Strauss oder als Rosina in Rossinis "Der Barbier von Sevilla"1) Publikum und Kritiker gleichermaßen überzeugte.
Nach Ende des 2. Weltkrieges trat sie weiterhin in Wien auf und schnell avancierte die Sängerin zu einer der gefragtesten Sopranistinnen auch auf der internationalen "Bühne" – nicht zuletzt wegen ihres Wechsels vom Koloraturfach in das schwerere lyrische Fach. 1947 begeisterte sie während eines Gastspiels mit dem Ensemble der Wiener Staatsoper in London als vornehme Donna Elvira in Mozarts "Don Giovanni"1), im gleichen Jahr wurde sie von Herbert von Karajan zu den Salzburger Festspielen eingeladen. Hier feierte Elisabeth Schwarzkopf bis Mitte der 1960er Jahre als Mozart-Interpretin Triumphe, sei es als Donna Elvira, als Susanna bzw. Gräfin in "Figaros Hochzeit", als Pamina in "Die Zauberflöte" oder als Fiordiligi in "Così fan tutte"1); sie glänzte als Marzelline in Beethovens "Fidelio"1) ebenso wie als Alice Ford in Verdis "Falstaff"1) oder als Feldmarschallin Fürstin Werdenberg in "Der Rosenkavalier"1) von Richard Strauss.

Das Bayreuther Festspielpublikum erlebte sie beispielsweise 1951 als grandiose Eva in Wagners "Die Meistersingern von Nürnberg"1) und als Rheintochter Woglinde in "Der Ring der Nibelungen"1) – einer ihrer wenigen Ausflüge in das Wagnersche Fach. Am Londoner "Covent Garden" feierte sie ebenso Triumphe wie an der Mailänder "Scala", 1953 gab sie erstmals in den USA ein Konzert in New York, weitere Gastspiele führten sie nach Chicago oder an die Oper von San Francisco, wo sie beispielsweise 1955 als junge Marie in Smetanas "Die Verkaufte Braut"1) brillierte. Am 13. Oktober 1964 gab die Schwarzkopf mit der "Marschallin" im "Rosenkavalier" ihr umjubeltes Debüt an der New Yorker "Metropolitan Opera" und begeisterte auch dort zwei Jahre lang die Musikliebhaber. Zu ihrem weiteren herausragenden Repertoire zählt beispielsweise die "Marguérite" (Margarete) in Gounods "Faust"1), die "Fatime" in Carl Maria von Webers Singspiel "Abu Hassan"1), die "Giulietta" in Jacques Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen"1) oder die weiblichen Titelpartien in Carl Orffs "Die Kluge" und Claude Debussys "Pelléas et Mélisande"1). In Puccini-Opern gestaltete sie die Sklavin Liù in "Turandot"1) ebenso eindrucksvoll wie die Midinette Mimi in "La Bohème"1) oder die "Madame Butterfly"1).
Auch als herausragende Oratorieninterpretin wie beispielsweise mit Bachs "Matthäus-Passion"1), Händels "Messiah"1) oder Beethovens "Missa Solemnis"1) wurde Elisabeth Schwarzkopf weltberühmt, ebenso wie mit dem Kunstlied, beispielsweise mit Werken von Franz Schubert, Robert Schumann oder Gustav Mahler, vor allem aber mit Liedern von Hugo Wolf; zahllose Tonträger zeugen von der enormen sängerischen Dominanz sowie dem umfangreichen Repertoire der Elisabeth Schwarzkopf, zu dem auch Operettentitel von Strauß und Léhar gehörten. Darüber hinaus machte sie sich auch als Opernregisseurin einen Namen: 1981 inszenierte sie an der Oper von Brüssel den "Rosenkavalier" von Richard Strauss.

Der sogenannte Durchbruch Elisabeth Schwarzkopfs kann auf das Jahr 1947 festgelegt werden. (…) Nur wenige Wochen später kam es zu jenem berühmt gewordenen Gesamtgastspiel der Wiener Staatsoper in London, unter anderem mit "Don Giovanni", bei dem Schwarzkopf die "Elvira" sang und der in England im Exil lebende Richard Tauber als "Don Ottavio" in sein altes Ensemble zurückkehrte, wenige Monate vor seinem Tod. Nun war der Weg frei für eine der bemerkenswertesten Karrieren der Nachkriegszeit, die dennoch einige Merkwürdigkeiten aufweist. Der Wechsel ins lyrische Fach war erfolgreich vollzogen, aber Schwarzkopf band sich nun nicht, wie es logisch gewesen wäre, an die Wiener Staatsoper oder ein vergleichbares Haus, sondern baute mit Hilfe Legges eine ungemein kluge Karriere auf, die auf drei Säulen basierte: den wohldosierten Opernauftritten an den exklusivsten Plätzen der Welt, vor allem bei den Salzburger Festspielen, der Präsenz durch die in ihrer Zeit und darüber hinaus besten Plattenaufnahmen, zufällig produziert durch den Ehemann Legge, und einer regen Konzert- und Liederabendtätigkeit, in der ebenfalls nicht zufällig das Schaffen Wolfs bald einen entscheidenden Platz einnehmen sollte. Sie und Legge hatten sehr bald erkannt, dass ihre Stimme kostbar, aber wenig belastbar war – das Volumen war auch für einen lyrischen Sopran nicht sehr groß und hätte einem normalen Opernbetrieb nicht lange standgehalten – Experimente mit der "Butterfly" und ähnlichen Rollen hatten diese Grenzen schnell aufgezeigt, das Wagner-Fach kam ebenfalls nicht in Frage, die "Eva" in Bayreuth 1951 blieb der einzige Ausflug in dieses Feld, so verkleinerte sich das Repertoire für die Bühne sehr schnell auf im Grunde fünf Rollen: Fiordiligi in "Così fan tutte", Elvira in "Don Giovanni", die Gräfin im "Figaro" und die Marschallin im "Rosenkavalier", am Rande lag noch die Alice in Verdis "Falstaff".1)

Am 31. Dezember 1971 nahm Elisabeth Schwarzkopf mit der "Marschallin" am Brüsseler "Théâtre Royal de la Monnaie" ihren Abschied von der Opernbühne, drei Jahre später beendete sie offiziell auch ihre Konzertreisen; ihren letzten Liederabend gab sie am 17. März 1979 in Zürich, wo sie seit dem Tod ihres Mannes lebte, und war seither als Musikpädagogin und Förderin des sängerischen Nachwuchses tätig. 
Seit 1951 hatte die Künstlerin London zu ihrer zweiten Heimat gemacht, am 19. Oktober 1953 den berühmten Plattenproduzenten und "Klassikpapst" Walter Legge1) (1906 – 1979) im britischen Epsom geheiratet. Er war es, der mit seiner Frau 1947 die ersten Plattenaufnahmen gemacht und ihr einen Exklusivertrag mit der Plattenfirma "EMI" gegeben hatte; in seinen Erinnerungen "Gehörtes – Ungehörtes – Memoiren"4) ist folgendes nachzulesen: Nachdem sie in ihrem eigenen Repertoire gezeigt hatte, was sie mit einer Vielzahl von Arien aus Oper und Oratorium machen konnte, begann ich, mit ihr an einem sehr schwierigen Lied zu arbeiten, Hugo Wolfs "Wer rief dich denn?", Takt für Takt, Wort für Wort, Schattierung für Schattierung. Das Lied verlangt wechselnde Emotionen oft auf einer einzigen Silbe, einer Note gar: es war der Beginn einer Arbeit, wie wir sie fortan für die nächsten 29 Jahre betreiben sollten. Ich merkte nur zu rasch, dass ich in der Sängerin, mit diesem unerbittlichen Perfektionismus einen ebenbürtigen Partner gefunden hatte. Nach eineinhalb Stunden sagte der neben mir sitzende Herbert von Karajan: "Ich gehe jetzt. Kreuzige das Mädchen nicht. Ich habe dir schon vor Wochen gesagt, dass sie vielleicht die beste Sängerin Europas ist.". Walter Legge erlag am 22. März 1979 mit 73 Jahren im französischen Saint-Jean-Cap-Ferrat den Folgen eines Herzanfalls.

Während ihrer international glanzvollen Karriere erhielt Elisabeth Schwarzkopf, deren Stimme als eine der schönsten des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird und die vor allem mit ihren Mozart- und Strauss-Interpretationen höchste Maßstäbe setzte, zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen: Unter anderem wurde sie 1974 mit dem "Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" geehrt, seit 1983 war sie Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper und trug den Titel "Kammersängerin", 1990 wurde sie von der Württembergischen Landesregierung zur Professorin ernannt, 1992 adelte die britische Königin Elizabeth II. sie zur "Dame of the British Empire". Aus der Hand des schwedischen Königs Gustav VI. Adolf nahm sie 1964 den Orden "Litteris et artibus" entgegen, die Salzburger "Mozart-Gesellschaft" verlieh ihr bereits 1950 die "Lilli Lehmann-Medaille" – um nur einiges zu nennen; siehe auch die Übersicht (Auszug) der Ehrungen bei Wikipedia.

Die Künstlerin veröffentlichte gemeinsam mit ihrem Mann Walter Legge das Erinnerungsbuch "On and Off the Record: A Memoir of Walter Legge", welches 1982 unter dem Titel "Gehörtes – Ungehörtes – Memoiren"" auch in deutscher Sprache erschien und zu dem Herbert von Karajan das Vorwort schrieb; bereits 1957 hatten Roger Hauert, Bernard Gavoty und Arnold H. Eichmann die Biografie "Elisabeth Schwarzkopf" auf den Markt gebracht.
Von Alan Jefferson, intimer Schwarzkopf-Kenner und langjähriger Freund von Walter Legge, erschien 1996 in Großbritannien die Biografie "Elisabeth Schwarzkopf", die später auch ins Deutsche übersetzt wurde. Der Autor beschreibt in dieser Biographie die Herkunft der Künstlerin, ihre Anfängerjahre als Solistin am Deutschen Opernhaus Berlin, ihre Zeit an der Wiener Staatsoper und bei den Salzburger Festspielen und ermöglicht es so dem Leser, die Karriere der weltweit berühmten Diva nachzuvollziehen.5); eine Rezension des Journalisten und Buchautors Dieter David Scholz kann man hier nachlesen.
In dieser umstrittenen Biografie griff Alan Jefferson auch Nazi-Vorwürfe gegen den Star auf; Behauptungen britischer Zeitungen, sie sei ein begeistertes Parteimitglied gewesen, wies die Künstlerin jedoch stets zurück. "Nur das, was für das Singen Bedeutung hatte, habe ich getan", sagte sie in einem filmischen Selbstporträt. Einige Autoren hoben dabei hervor, dass die Schwarzkopf bereits 1935 zu einer Führerin im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund geworden war, datierten ihren ersten Antrag auf Parteieintritt sogar auf das Jahr 1938, thematisierten außerdem ihre Gesangsauftritte auf Parteiveranstaltungen oder während des Krieges vor Einheiten der Waffen-SS oder spekulierten über mögliche enge Kontakte Schwarzkopfs zum Reichspropagandaministerium von Joseph Goebbels. (…) Auch ihre Kritiker erkannten im Verhalten der Sängerin im Nationalsozialismus weniger einen Ausdruck ideologischer Affinität zum NS-Regime als ein Indiz für Karrierismus. Die FAZ resümierte in ihrem Nachruf vom 4. August 2006: "Dass sie die Fehltritte vertuscht hatte, auch, als die Sache ruchbar wurde, nicht freimütig eingestand, wurde ihr von manchen mehr zum Vorwurf gemacht als die Nutznießerschaft am NS-Kultursystem selber.6)

Elisabeth Schwarzkopf, die bis zuletzt zurückgezogen in ihrem Heim in Österreich lebte, hat im Mozart- und Strauss-Gesang Höchstes erreicht – ich möchte das zuspitzen auf das Werk Strauss', in dem sie modellhafte Interpretationen hinterlassen hat, unerreicht sind ganz ohne Zweifel die "Vier letzten Lieder", die sie im Jahr 1953 in London aufgenommen hat, von dem unterschätzten Otto Ackermann begleitet.3)
Die Ausnahme-Sopranistin, die mit Maria Callas verglichen wurde und als eine der letzten großen Diven der Opernwelt galt, starb am 3. August 2006 im Alter von 90 Jahren im österreichischen Schruns (Vorarlberg). Den "ECHO Klassik"1) der "Deutschen Phono-Akademie", der ihr am 22. Oktober in München für ihr Lebenswerk verliehen werden sollte, konnte Elisabeth Schwarzkopf somit nicht mehr persönlich entgegennehmen. Ihre letzte Ruhe fand sie in einem Familiengrab an der Seite ihrer Eltern und ihres Mannes auf dem Friedhof in Zumikon  → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
DER SPIEGEL (32/2006) notierte unter anderem anlässlich des Todes dieser unvergessenen Künstlerin: "Schmeicheln, girren, drohen oder nachdenklich erzählen konnte ihr Sopran wie kein anderer: Vor allem Vokale dehnte und hauchte die Sängerin, bis die Sprache, bei aller Verständlichkeit, restlos im Klang aufzugehen schien."
Siehe auch Wikipedia sowie
die Nachrufe bei www.welt.de, www.faz.net und www.tagesspiegel.de
Link: 1) Wikipedia, 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Quelle:
3) "Grosse Stimmen" von Jens Malte Fischer, Verlag J. B. Metzeler, Stuttgart 1993, S. 321ff
4) "Gehörtes – Ungehörtes – Memoiren", München 1982 (deutschsprachige Fassung)
5) Zitat amazon-Redaktion
6) Wikipedia (abgerufen 30.10.2011)
Um zur Seite der legendären Bühnen-Stars zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de