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Hazy Osterwald wurde am 18. Februar 1922
als Rolf Erich Osterwalder im schweizerischen Bern1)
geboren. Der Sohn des bekannten Schweizer Fußball-Nationalspielers Adolf Osterwalder,
zwischen 1932 und 1934 zudem Trainer des "FC Thun"1),
sowie dessen Ehefrau
Fride, spielte 1938 schon mit 16 Jahren am Berner "Gymnasium
Kirchenfeld"1) als Pianist im Schülerorchester "Black Clan", auch wenn seine heimliche Liebe bereits der Trompete galt
und schrieb mit 18 Jahren schon Arrangements für das berühmte Orchester
von Teddy Stauffer1) (1909 1991).
Nach dem Abitur (1941, Matura Typus C1)) sowie einer musikalischen Ausbildung in Harmonielehre und
Arrangement am Berner Konservatorium, wurde "Hazy", wie er von seinen Freunden
genannt wurde, zweiter Trompeter im Orchester
von Fred Böhler1)
(1912 1995). Ab 1942 nahm er den Künstlernamen "Hazy Osterwald"
an, nach seiner Militärzeit spielte er als Pianist und Trompeter bei dem Saxophonisten
und Bandleader Edmond Cohanier (1905 2003).
Hazy Osterwald ca. 1961
Urheber: "Comet Photo"1) ("Comet Photo AG", Zürich)
Dieses Bild stammt aus der Sammlung (Bildarchiv1))
der ETH-Bibliothek1)
und wurde auf
Wikimedia
Commons im Rahmen einer Kooperation mit Wikimedia
CH veröffentlicht;
Quelle: www.e-pics.ethz.ch;
Urheber: Comet Photo AG (Com_C10-229-013.tif);
Lizenz: CC BY-SA 4.0
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1944 wurde er dann erster Trompeter bei den "Original Teddies",
als dessen Leiter, nach dem Weggang von Teddy Stauffer, der Saxophonist Eddie Brunner1)
(1912 1960) fungierte. Noch im selben Jahr gründete Osterwald
eine eigene Jazz-Combo, die dann
zum Orchester erweitert wurde und aus acht Mann sowie der in
der Schweizer Musik-Szene bekannten niederländischen Sängerin Kitty Ramon
(1914 1990; eigentlich Katharina Remmers) bestand. Nach dem Krieg gründete Osterwald dann
am 1. Mai 1949 nach dem Vorbild von
Svend Asmussen1) sein berühmtes "Hazy Osterwald Sextett" und
trat beim "Festival International 1949 de Jazz"1) in
Paris1)
mit dieser Formation erstmals auf, neben so legendären Künstlern wie
Charlie Parker1),
Miles Davis1) oder Sidney Bechet1).
Die Gründungsmitglieder aus allen Teilen Europas waren
Sunny Lang1) (1923 1979)
am Bass, kurzzeitig Gil Cuppini1)
am Schlagzeug, Pierre Cavalli1)
(1928 1985) spielte Gitarre,
Ernst Höllerhagen1) (1926 1956) Klarinette
und Francis Burger (1922 2010) saß am Klavier.
Die Besetzung veränderte sich im Laufe der Jahre, später spielten
unter anderem auch Curt Prina1) (Klavier),
Dennis Armettage1)
(1928 2005; Saxophon), Peter Beil (1937 2007; Trompete) in dem Sextett.
Absoluter Publikumsliebling war damals seltsamerweise nicht
Hazy Osterwald, der oft ein wenig steif wirkte, sondern sein
Hornbrille tragender, aus Belgien stammende Drummer John Ward1) (1927 2015), der
schon kurz nach der Gründung 1949 als Ersatz für Gil Cuppini zu der
Formation stieß, bis 1974 blieb und mit Gesangs- vor allem
aber Showeinlagen glänzte. Auch Werner Dies1) (1928 2003) ist zu nennen,
der von 1955 bis 1965 zum Sextett gehörte.
Hazy Osterwald am 25. Oktober 1961 mit
Curt Prina (links) und Dennis Armettage bei
Aufnahmen in den "Cinetone Studios" in Amsterdam1)
Rechteinhaber: Nationaal
Archief1) (Den Haag, Rijksfotoarchief;
Bestandsnummer: 913-0996);
Urheber/Fotograf: Wim van Rossem / Anefo;
Quelle: Wikimedia
Commons; Ausschnitt des Originalfotos;
Lizenz: CC0 1.0
(Verzicht auf das Copyright)
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In der ersten Zeit absolvierte die Gruppe mit vorwiegend Jazz-orientierten
Stücken Tourneen durch ganz Europa und begeisterte nicht nur mit der Musik
sondern auch durch eine einzigartige Show sein Publikum. 1954 begann mit
der von Michael Pfleghar1)
realisierten TV-Sendung "Eine kleine, große Reise mit 6 musikalischen Stationen"
die filmische Karriere der Band und damit
auch die Hinwendung zur Pop- und Schlagermusik. Nach dem Streifen "Liebe,
Tanz und 1000 Schlager"1) (1955) wirkten sie
1956 gleich in drei Produktionen mit, in "Mädchen
mit schwachem Gedächtnis"1),
"Küß mich noch einmal"1)
und "Musikparade"1).
Es folgten die Komödie "Siebenmal
in der Woche"1) (1957)
mit Vico Torriani
und Germaine Damar in den Hauptrollen sowie der
ganz
auf Marika Rökk zugeschnittene Revuefilm
"Nachts im Grünen Kakadu"1) (1957).
An weiteren Auftritten ist unter anderem das Peter Alexander-Lustspiel "Salem Aleikum"1) (1959) und
der Schlagerfilm "Schlagerparade 1960"1) (1960) zu nennen.
Am 18. August 1961 feierte im Züricher
"Kino Apollo"1) das von
Franz Josef Gottlieb1)
nach der 1961 erschienenen Biographie von Walter Grieder (1930 2003)
inszenierte und als "Die Hazy Osterwald Story" untertitelte,
musikalische Biopic "Musik
ist Trumpf"1)
seine Premiere, natürlich mit Osterwald selbsz und seinen Bandmitgliedern
Sunny Lang1),
Johnny Ward1),
Dennis Armitage1),
Curt Prina1)
und Werner Dies1)
sowie unter anderem Peer Schmidt
(Klarinettist Jupp), Wera Frydtberg
(Mannequin Marianne) und Marina Petrowa1) (Yvette);
bundesdeutscher Kinostart war der 1. September 1961. "Auf der bewährten Linie von Autobiografie, filmwirksamer Erfindung und etwas Rührseligkeit."
urteilt filmdienst.de
→ Übersicht Filmografie.
Mit den
inzwischen zu Klassikern gewordenen, den damaligen Zeitgeist parodierenden Titeln
wie "Kriminal Tango"1) (1959),
"Panoptikum" (1960) oder dem "Konjunktur Cha-Cha" (1961,
"Geh'n Sie mit der Konjunktur")
erreichte das Sextett vordere Plätze in der deutschen Hitparade:
"Kriminal Tango", eine Coverversion des italienischen Originals
von Piero Trombetta (1914 1991) mit dem deutschen Text
von Kurt Feltz1), geriet mit dem 4. Platz und rund 900.000 verkauften
Platten zum größten Schlager-Erfolg der Gruppe im
deutschsprachigen Raum. Weitere Erfolgs-Songs waren unter anderem "Tango Bombastico" (1960),
"Roter Lampion" (1962) oder "Der Fahrstuhl nach oben ist
besetzt" (1966). Auf zahlreichen Tourneen rund um den Globus von Europa
bis nach Südamerika, von der UdSSR bis in die
USA und Konzerten, unter anderem mit Caterina Valente,
Udo Jürgens
oder Peter Alexander, zeigte die erfolgreiche Band
sein breites, internationales Repertoire. Eigene Fernsehshows wie "In 80 Takten um die
Welt" (1960) oder die vierteilige Reihe "Lieben Sie Show?"1) (1962/63),
in der die
"Kessler ,Zwillinge"
Schlagerstars präsentierten, die mit dem
"Hazy-Osterwald-Sextett" auftraten. Das Format (Regie:
Michael Pfleghar1)) gilt bis heute zu den erfolgreichsten und in 30 Ländern gezeigten, internationalen
TV-Show
Deutschlands, machten das "Hazy Osterwald Sextett" weltweit zu einer
der beliebtesten Musikgruppen → fernsehserien.de.
1970 besetzte Hazy Osterwald die Band neu, benannte sie in "Hazy
Osterwald Jetset" um, löste diese dann 1979 auf und zog sich für einige Jahre von der Bühne zurück.
1984 kam er dann mit der neuen Formation "Hazy Osterwald & The Entertainers"
sowie als Vibraphonist mit einer Jazz-Formation wieder in die Welt des
Showbusiness zurück. In seinen letzten Jahren vollzog er eine Wende zurück zu seinen musikalischen
Wurzeln, der Jazz rückte wieder vermehrt in den Vordergrund und damit auch die heimliche Liebe
Hazy Osterwalds, das Vibraphon.
Die Auftritte bei Konzerten, Gala-Veranstaltungen oder TV-Shows in der ganzen
Welt lassen sich während seiner über 60-jährigen Karriere als Musiker kaum
zählen und auch im hohen Alter tourte der Orchesterchef,
Trompeter, Arrangeur und Showmann alter Schule
Hazy Osterwald, der ohne Zweifel neben Vico Torriani
(1920 1998) zu den bekanntesten
Musikschaffenden aus der Schweiz gehört, erfolgreich mit seinem Programm
durch die Lande.
Mit einer perfekten Mischung aus erstklassig gespielter
Musik und humorvollen Showeinlagen
sowie einem unverwechselbaren Sound landete Osterwald mit seiner Band eine in Europa beispiellose
Karriere und setzte weltweit Maßstäbe, die auch heute noch Gültigkeit haben.
1998 begann die Zusammenarbeit Osterwalds mit Engelbert Wrobel1),
einem der besten europäischen
Klarinettisten, Ende 2001 wurde
Hazy Osterwald mit dem schweizerischen "Ehren-Prix Walo"1) für sein Lebenswerk
ausgezeichnet, bereits 1974 hatte er diesen Preis in der Kategorie
"Publikumsliebling" entgegennehmen können.
2002 unternahm er eine große Welttournee mit dem "King of Swing Orchestra"
anlässlich seines 80. Geburtstages.
2009 erhielt Hazy Osterwald in Ascona1) mit dem von "Radio Swiss Jazz"1)
erstmals verliehenen "Swiss Jazz Lifetime Achievement Award" eine
neuerliche Würdigung seines Lebenswerks → "Swiss Jazz Award"1).
Hazy Osterwald am 27. Oktober 1961 bei Aufnahmen
in den "Cinetone Studios" in Amsterdam1)
Rechteinhaber: Nationaal
Archief1) (Den Haag, Rijksfotoarchief;
Bestandsnummer: 913-1095);
Urheber/Fotograf: Jac de Nijs / Anefo;
Quelle: Wikimedia
Commons;
Lizenz: CC0 1.0
(Verzicht auf das Copyright)
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Neben seiner Tätigkeit als Bandleader gründete Hazy Osterwald
Ende der 1960er Jahre als weitere Standbeine
einen Musikverlag sowie die Schallplattenproduktion "Mabel-Records" und eröffnete zahlreiche
eigene Nachtklubs, die ihm die Möglichkeit gaben, live zu spielen;
aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste Osterwald seine Nachtklubkette
"Hazyland" in den frühen 1980er Jahren wieder schließen,
als sich der Publikumsgeschmack wandelte.2) 1999 veröffentlichte
der vielseitige Künstler im Schweizer "Scherz Verlag"1) seine
Autobiographie unter dem Titel "Kriminaltango Die Geschichte meines Lebens"
und blickt(e) darin auf sein turbulentes Musikerleben zurück.
2005 übergab Osterwald einen beträchtlichen Teil seiner privaten Sammlung,
darunter Originalpartituren, persönliche Dokumente, Fotos und Konzertmitschnitte, an das
"Internationale Jazzarchiv"1)
in Eisenach1).3)
Seit Anfang der 1990er Jahre litt der Jazz-Musiker an der "Parkinson-Krankheit"1),
war seit einiger Zeit an den Rollstuhl gefesselt. Hazy Osterwald starb am 26. Februar 2012
nach langer Krankheit in
Luzern1) eine Woche nach seinem 90. Geburtstag,
den er noch zu Hause im kleinen Kreis feiern konnte. Nach einer öffentlichen Gedenkfeier
(Auferstehungsfeier nach katholischem Ritus) in der Luzerner
"Hofkirche"1) fand die Urnen-Beisetzung
laut Medienberichten später im engsten Familienkreis
im Vierwaldstättersee1) statt → swissinfo.ch,
www.blick.ch.
Der in Luzern lebende Künstler, Vater von zwei Söhnen und zwei Töchtern, war seit 1985 in dritter
Ehe mit der Berner Schauspielerin Eleonore Mathilde Schmid verheiratet. Seine erste
Gattin Käthe Marga Maschetzke, die Osterwald 1951 geehelicht hatte,
schied 1965 kurz vor ihrem 40. Geburtstag durch Freitod aus dem Leben. 1966 trat er mit der aus Mexiko stammenden Sängerin
Ema Damia (1941 2016) vor den
Traualtar, die Verbindung wurde 1979 geschieden.4)
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