Hazy Osterwald wurde am 18. Februar 1922 im schweizerischen Bern
als Rolf Erich Osterwalder
geboren. Der Sohn des bekannten Schweizer Fußball-Nationalspielers Adolf Osterwalder und dessen Ehefrau
Fride spielte 1938 schon mit 16 Jahren in dem Schülerorchester "Black
Clan" Klavier, auch wenn seine heimliche Liebe bereits der Trompete galt
und schrieb mit 18 Jahren schon Arrangements für das berühmte Orchester
von Teddy Stauffer1) (1909 1991). 1941 wurde "Hazy", wie er von seinen Freunden
genannt wurde, nach dem Abitur und einer musikalischen Ausbildung in Harmonielehre und
Arrangement am Berner Konservatorium zweiter Trompeter im Orchester
von Fred Böhler1)
(1912 1995). Ab 1942 nahm er den Künstlernamen "Hazy Osterwald"
an, nach seiner Militärzeit spielte er als Pianist und Trompeter bei dem Saxophonisten
und Bandleader Edmond Cohanier (1905 2003).
1944 wurde er dann erster Trompeter bei den "Original Teddies",
dessen Leiter, nach dem Weggang von Teddy Stauffer, der Saxophonist Eddie Brunner1)
(1912 1960) war.
Noch im gleichen Jahr gründete Osterwald seine eigene Jazz-Combo, die dann
zum Orchester erweitert wurde und aus acht Mann sowie der in
der Schweizer Musik-Szene bekannten Sängerin Kitty Ramon
bestand. Nach dem Krieg gründete Osterwald dann am 1. Mai 1949 sein berühmtes "Hazy
Osterwald Sextett" und hatte beim Internationalen Jazzfestival in Paris
mit dieser Formation seinen ersten Auftritt, neben so Großen wie Charlie Parker,
Miles Davis und Sidney Bechet. Die Gründungsmitglieder aus allen Teilen Europas waren
Sunny Lang1) (1923 1979)
am Bass, kurzzeitig Gil Cuppini1)
am Schlagzeug, Pierre Cavalli1)
(1928 1985) spielte Gitarre,
Ernst Höllerhagen1) (1926 1956) Klarinette
und Francis Burger saß am Klavier.
Die Besetzung veränderte sich im Laufe der Jahre, später spielten
unter anderem auch Curt Prina1) (Klavier),
Dennis Armettage1)
(1928 2005; Saxophon),
Peter Beil2) (1937 2007; Trompete) in dem Sextett.
Absoluter Publikumsliebling war damals seltsamerweise nicht
Hazy Osterwald, der oft ein wenig steif wirkte, sondern sein
Hornbrille tragender, aus Belgien stammende Drummer John Ward (geb. 1927), der
schon kurz nach der Gründung 1949 als Ersatz für Gil Cuppini zu der
Formation stieß.
Hazy Osterwald Ende Oktober 1961 mit Curt Prina (links) und Dennis Armettage
bei Aufnahmen in den "Cinetone Studios" in Amsterdam
Rechteinhaber: Nationaal
Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 913-0996)
Urheber/Fotograf: Wim van Rossem / Anefo; Quelle: Wikimedia
Commons; Originalfoto siehe hier
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data
/ CC BY-SA 3.0 NL
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In der ersten Zeit machte die Gruppe mit vorwiegend jazzorientierten
Stücken Tourneen durch ganz Europa und begeisterte nicht nur mit der Musik
sondern auch durch eine einzigartige Show sein Publikum. 1954 begann mit
"Eine kleine, große Reise" die Filmkarriere der Band und damit
auch die Hinwendung zur Pop- und Schlagermusik. 1956 waren sie in
"Musikparade Mädchen mit schwachem Gedächtnis" zu sehen und
ein Jahr später in "Nachts im grünen Kakadu". 1961 spielten sie
in " Heute geh'n wir bummeln" und ein Jahr später feierte der von Franz Josef Gottlieb,
nach der 1961 erschienenen Biographie von Walter Grieder inszenierte biografische Musikfilm "Die Hazy Osterwald-Story"1)
(unter anderem mit Peer Schmidt, Wera Frydtberg und Monika Dahlberg) seine Premiere. Mit den
inzwischen zu Klassikern gewordenen, den Zeitgeist parodierenden Titeln wie "Kriminal Tango" (1959),
"Panoptikum" (1960) oder dem "Konjunktur Cha-Cha" (1961)
erreichte das Sextett vordere Plätze in der deutschen Hitparade:
"Kriminal Tango" wurde mit dem 4. Platz und rund 900.000 verkauften
Platten zum größten Schlager-Erfolg der Gruppe im
deutschsprachigen Raum. Weitere Erfolgs-Songs waren unter anderem "Tango Bombastico" (1960),
"Roter Lampion" (1962) oder "Der Fahrstuhl nach oben ist
besetzt" (1966).
Auf zahlreichen Tourneen rund um den Globus von Europa
bis nach Süd-Amerika, von der UdSSR bis in die
USA und Konzerten, unter anderem mit Caterina Valente, Udo Jürgens
oder Peter Alexander, zeigte die erfolgreiche Band
sein breites, internationales Repertoire. Eigene Fernsehshows wie "In 80 Takten um die
Welt" (1960) oder "Lieben Sie Show?" (1961), der
bis heute erfolgreichsten und in 30 Ländern gezeigten internationalen Fernseh-Show
Deutschlands, machten das "Hazy Osterwald Sextett" weltweit zu einer
der beliebtesten Musikgruppen.
1970 besetzte Hazy Osterwald die Band neu, benannte sie in "Hazy
Osterwald Jetset" um, löste diese dann 1979 auf und zog sich für einige Jahre von der Bühne zurück.
1984 kam er dann mit der neuen Formation "Hazy Osterwald & The Entertainers"
sowie als Vibraphonist mit einer Jazz-Formation wieder in die Welt des
Showbusiness zurück. In den letzten Jahren vollzog er eine Wende zurück zu seinen musikalischen
Wurzeln, der Jazz rückte wieder vermehrt in den Vordergrund und damit auch die heimliche Liebe
Hazy Osterwalds, das Vibraphon.
Die Auftritte bei Konzerten, Gala-Veranstaltungen oder TV-Shows in der ganzen
Welt lassen sich während seiner über 60-jährigen Karriere als Musiker kaum
zählen und auch im hohen Alter tourte der Orchesterchef,
Trompeter, Arrangeur und Showmann alter Schule
Hazy Osterwald, der ohne Zweifel neben Vico Torriani2)
(1920 1998) zu den bekanntesten
Musikschaffenden aus der Schweiz gehört, erfolgreich mit seinem Programm
durch die Lande. Mit einer perfekten Mischung aus erstklassig gespielter
Musik und humorvollen Showeinlagen
sowie einem unverwechselbaren Sound landete Osterwald mit seiner Band eine in Europa beispiellose
Karriere und setzte weltweit Maßstäbe, die auch heute noch Gültigkeit haben.
1998 begann die Zusammenarbeit Osterwalds mit Engelbert Wrobel,
einem der besten europäischen
Klarinettisten, Ende 2001 wurde
Hazy Osterwald mit dem schweizerischen "Ehren-Prix Walo" für sein Lebenswerk
ausgezeichnet und 2002 unternahm er eine große Welttournee mit dem "King of Swing Orchestra"
anlässlich seines 80. Geburtstages.
2009 erhielt Hazy Osterwald in Ascona den von "Radio Swiss Jazz"
erstmals verliehenen "Swiss Jazz Lifetime Achievement Award" für sein Lebenswerk.
Hazy Osterwald Ende Oktober 1961 bei Aufnahmen in den "Cinetone Studios" in Amsterdam
Rechteinhaber: Nationaal
Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 913-1095)
Urheber/Fotograf: Jac de Nijs / Anefo; Quelle: Wikimedia
Commons;
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/ CC BY-SA 3.0 NL
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Neben seiner Tätigkeit als Bandleader gründete Hazy Osterwald
Ende der 1960er Jahre als weitere Standbeine
einen Musikverlag sowie die Schallplattenproduktion "Mabel-Records" und eröffnete zahlreiche
eigene Nachtklubs, die ihm die Möglichkeit gaben, live zu spielen;
aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste Osterwald seine Nachtklubkette
"Hazyland" in den frühen 1980er Jahren wieder schließen.3) 1999 veröffentlichte
der vielseitige Künstler im "Scherz Verlag" seine
Autobiographie "Kriminaltango Die Geschichte meines Lebens"
und blickt darin auf sein turbulentes Musikerleben zurück.
2005 übergab Osterwald einen beträchtlichen Teil seiner privaten Sammlung,
darunter Originalpartituren, persönliche Dokumente, Fotos und Konzertmitschnitte, an das
"Internationale Jazzarchiv" in Eisenach.4)
Seit Anfang der 1990er Jahre litt der Jazz-Musiker an der Parkinson-Krankheit,
war seit einiger Zeit an den Rollstuhl gefesselt. Hazy Osterwald starb am 26. Februar 2012 in Luzern eine Woche nach seinem 90. Geburtstag,
den er noch zu Hause im kleinen Kreis feiern konnte.
Der in Luzern lebende Künstler und vierfache Vater war seit 1985 in dritter
Ehe mit der Schauspielerin Eleonore Mathilde Schmid verheiratet. Seine erste
Ehefrau Käthe Marga Maschetzke, die Osterwald 1951 geehelicht hatte, nahm
sich 1965 das Leben, 1966 trat er mit der Sängerin Emma Damia vor den
Traualtar, die Verbindung wurde 1979 geschieden.5)
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