Die Schauspielerin Hertha von Walther wurde am 12. Juni 1903 im niedersächsischen Hildesheim1) als Hertha Fema Elfriede Stern und Walther von Monbary geboren. Ihr Vater, der spätere preußische Generalmajor Arthur Stern und Walther von Monbary (1853 – 1917), hatte als geborener Gwiazdo polnische Wurzeln und war von dem preußischen Offizier Rudolf Walther von Monbary1) (1815 – 1892) adoptiert worden, da die 1845 geschlossene Ehe mit Maria Johanna Luise Konstanze (geb. von Gabain) (1820 – 1902) kinderlos blieb; die Mutter Clara (geb. Gabain) stammte aus Frankreich.
Tochter Hertha, die in einem strengen Elternhaus aufwuchs, besuchte ein ebenfalls streng geführtes Pensionat in Wolfenbüttel1), dass sie mit erst 16 Jahren Hals über Kopf verließ, um sich mittels eines Stipendiums an der "Schauspielschule Leipzig" (heute "Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig") ausbilden zu lassen. Schon als kleines Mädchen hatte Hertha von Walther den dringlichen Wunsch, Theater zu spielen, beteiligte sich als Schülerin in Magdeburg1) wohin ihr Vater versetzt worden war, an Wohltätigkeits-Vorstellungen und führte auch selbst Regie.*) Als ich 16 Jahre alt war, rückte ich eines Abends aus dem Pensionat aus und fuhr nach Leipzig1). Hier ging ich kühn und frisch einfach zum Theater hin, sprach vor und wurde engagiert. Anderthalb Jahre war ich dann in Leipzig tätig und spielte vorwiegend Jungensrollen.*) 

Foto: Hertha von Walther 1927
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 1847
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Hertha von Walther 1927; Urhebe: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 1847; Lizenz: gemeinfrei
Erste Bühnenerfahrungen sammelte sie in Leipzig als Statistin am "Opernhaus"1) sowie am heutigen "Schauspiel Leipzig"1), wo sie auch als "Naive" erste kleinere Rollen erhielt. Später wechselte sie nach Berlin, trat am "Theater am Zoo" sowie am "Renaissance-Theater"1) auf und etablierte sich bald als Charakterschauspielerin.
Zum Film kam Hertha von Walther aus finanziellen Gründen Ende der 10-Jahre des vergangenen Jahrhunderts und gab ihr Leinwanddebüt in dem stummen Streifen "Destinée" (1920). Es folgten weitere stumme Produktionen, in denen sie anfangs mit Nebenrollen besetzt wurde. Aufmerksamkeit erregte sie 1924 in dem von Arnold Fanck1) inszenierten Drama "Der Berg des Schicksals"1) als junge Hella, beste Schülerin des Bergsteigers (Hannes Schneider1)) sowie Jugendfreundin von dessen Sohn (Luis Trenker). Wenig später gehörte sie zur Besetzung des von Georg Wilhelm Pabst1) nach dem Roman von Hugo Bettauer1) in Szene gesetzten Klassikers "Die freudlose Gasse"1) (1925) und zeigte sich als die junge Else, die am Ende aus Verzweiflung den wohlhabenden Schlachter Josef Geiringer (Werner Krauß) tötet, da er ihr kein Fleisch geben will. Mit Georg Wilhelm Pabst drehte sie auch das Drama "Geheimnisse einer Seele"1) (1926) und trat als als Assistentin des von Krauß gespielten Chemikers Martin Fellman in Erscheinung, von Friedrich Wilhelm Murnau1) entstand das unter anderem auf Motiven von Goethes "Faust"1) basierende Filmepos "Faust – eine deutsche Volkssage"1) (1926) mit Gösta Ekman als Faust und Emil Jannings als Mephisto, in dem sie einen kleinen, ungenannten Part hatte, und von Hans Steinhoff1) der Stummfilm "Der Herr des Todes"1) (1926) nach dem gleichnamigen Roman von Karl Rosner1) mit ihrer Rolle der Tänzerin Maja. Als Friedrich Zelnik mit "Die Weber"1) (1927) die werkgetreue Adaption des gleichnamigen Dramas1) von Gerhart Hauptmann1) unter anderen mit Paul Wegener (Fabrikant Dreißiger), Theodor Loos (Weber Bäcker), Arthur Kraussneck (alte Weber Hilse) und Wilhelm Dieterle (Moritz Jäger) auf die Leinwand bannte, betraute er Hertha von Walther mit der Rolle der Emma, Tochter von Weber Baumert (Hermann Picha) bzw. Schwester von Bertha (Camilla von Hollay). Hertha von Walther sagte über ihre Arbeit selbst unter anderem: "In meinen weiteren Filmen waren mir die Rollen in den "Webern" und in "Die Liebe der Jeanne Ney"1) die liebsten. Ich spiele immer noch Theater und glaube, daß mir das Theater irgendwie mehr bedeutet als der Film, obwohl ich den Film sehr liebe. Ich spiele am liebsten Charakterrollen mit einer starken menschlichen Entwicklung, und was ich im Film schätze, ist die außerordentliche Suggestion des Moments, die hier stärker ist als beim Theater."*)
Auch wenn es überwiegend nie die ganz großen Hauptrollen waren, avancierte Hertha von Walther – oft mit dem Typus zwielichtiger Frauengestalten bzw. anrüchiger Halbweltdamen – zu den vielbeschäftigten Darstellerinnen der Stummfilm-Szene. In dem von Fritz Lang1) gemeinsam mit Thea von Harbou1), welche auch die Roman-Vorlage liefertte, nach eigenem Drehbuch gedrehten Krimi "Spione"1) (1928) kam sie beispielsweise als opiumsüchtige Lady Leslane daher, in Georg Wilhelm Pabsts Drama "Abwege"1) (1928) als Liana, die ihre mit Rechtsanwalt Thomas Beck (Gustav Diessl) verheiratete Freundin Irene (Brigitte Helm)) zu Nachtclub-Besuchen mit Alkohol- und Drogenexzessen animiert. Eine ihrer überschaubaren Hauptrollen war die der gefeierten Konzertsängerin Baronin Hertha von Valentini, Gattin des brutalen und später erstochen aufgefundenen Barons Marius von Valentini (Angelo Ferrari), in dem Kriminal-Drama "Das Geständnis der Drei "1) (1928), das Regisseur James Bauer1) nach der Novelle "Der Mord am Karlsbad" von Paul Rosenhayn1) (auch Drehbuch) mit Olaf Fjord als Rechtsanwalt Dr. Fritz Kerkhoff) und Manfred Voss1) als dessen jünger Bruder Bob in die Lichtspielhäuser brachte.
  

Hertha von Walther mit Hund, fotografiert
von Madame d´Ora (1907 – 1981), Paris
Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PDU260985alt
© Madame d´Ora/ KHM-Museumsverband;
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

Hertha von Walther mit Hund, fotografiert von Madame d´Ora (1907–1981), Paris; Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PDU260985alt; Copyright Madame d´Ora/KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Zu ihren letzten Stummfilmen zählten die von Georg Asagaroff1) auf dem russischen Volkslied "Die zwölf Räuber" basierende inszenierte, tragisch endende Liebesgeschichte "Das Donkosakenlied"1) (1930) mit Hans Adalbert Schlettow als einstiger mit Natascha (Lien Deyers) verlobter Fürsten-Sohn bzw. neuer Anführer der Räuberbande und ihrem Part der Geliebten des alten Räuberhauptmanns (Fritz Greiner) sowie unter der Regie von Fred Sauer1) das nach dem Roman von Vicki Baum1) entstandene Melodram "Stud. chem. Helene Willfüer"2) (1930) mit Olga Tschechowa in der Titelrolle → Übersicht Stummfilme.
  
Den Übergang zum Tonfilm schaffte Hertha von Walther zwar problemlos, musste sich jedoch überwiegend kleinen Nebenrollen zufrieden geben. So mimte sie unter anderem in Fritz Langs mit Peter Lorre als der gehetzte Kindermörder Hans Beckert (M) und Otto Wernicke als Kriminalkommissar Karl Lohmann1) gedrehten Meisterwerk "M – Eine Stadt sucht einen Mörder"1) (1931) eine handgreiflich werdende Prostituierte oder in der Komödie "Die Koffer des Herrn O.F."1) (1932) die Ehefrau des Friseurs Jean (Hadrian Maria Netto). In dem zur Zeit der Schlacht bei Tannenberg1) (1914) angesiedelten Spielfilm "Tannenberg"1) (1932) war sie als Sonja die Schwägerin des mit Grete (Käthe Haack) verheirateten Gutsbesitzers Rittmeister von Arndt (Hans Stüwe), in dem nach dem Roman "Das Mädel und der Diamant" von Eberhard Frowein1) entstandenen Streifen "Das Blumenmädchen vom Grand-Hotel"2) (1933) neben Protagonistin Elsa Merlini eine Warenhaus-Detektivin oder in dem Liebes-Melodram "Das Schloß in Flandern"1) (1933) an der Seite der Hauptdarsteller Marta Eggerth und Paul Hartmann eine Baronin.  
Nach ihrer 1935 geschlossenen Ehe mit dem Regisseur Paul May1) (1909 – 1976) unterbrach sie auf dessen Wunsch ihre Filmtätigkeit zwar für eine kurze Zeit, doch die Verbindung endete bereits 1936 vor dem Scheidungsrichter. Hertha von Walther nahm ihre Arbeit als Filmschauspielerin wieder auf, es waren aber eher unbedeutende Rollen, in denen sie auf der Leinwand in Erscheinung trat. Zu nennen sind unter anderem der Part der Juanita, Geliebte von Don José (Werner Scharf1)), in dem ganz auf Hans Albers zugeschnittenen Krimi "Sergeant  Berry"1) (1938) und die Freundin der Felicitas Iversen (Marianne Hoppe) in dem nach der Novelle "Francesca da Rimini" von Ernst von Wildenbruch1) gedrehten Melodram "Stimme des Herzens"2) (1942).
  
Während des Zweiten Weltkriegs nahm Hertha von Walther an Tourneen zur Truppenbetreuung in Frankreich, den Niederlanden und Russland teil. Versuchen der Gestapo1), sie als Agentin einzusetzen, entzog sie sich im Juni 1943 durch die Flucht aus Deutschland. Über Portugal1) kam sie schließlich 1948 nach Brasilien1), wo sie mit ihrem zweitem Ehemann, dem russischen Geologen Alexander Scherbina, in einer abgelegenen Bergbau-Region lebte. Gelegentlich stand sie an den "Deutschen Kammerspielen" in Rio de Janeiro1) auf der Bühne.
1960 kehrte sie alleine nach Deutschland zurück, versuchte wieder als Schauspielerin Fuß zu fassen. Hertha von Walther gastierte an verschiedenen Theatern und ging auf Tournee. Im Film erhielt sie sporadisch kleinere Aufgaben wie die Rolle einer Kultur-Referentin in dem Streifen "Wilder Reiter GmbH"1) (1967) oder die der Mutter von Thomas (Thomas Astan1)) in Hans W. Geißendörfers1) Spielfilm-Debüt bzw. sehr freien "Dracula"1)-Adaption mit dem Titel "Jonathan"1) (1970) und Jürgen Jung1) (Jonatham) sowie Paul Albert Krumm (der dämonische Graf).  Sie trat auch in eher zu vernachlässigende Produktionen wie "Was Eltern nicht für möglich halten"1) (1970) aus der "Schulmädchen-Report"1)-Reihe oder in dem Erotikfilm "Rosemaries Tochter"1) (1976) auf. Lediglich in dem von Ingmar Bergman1) unter anderem mit David Carradin gedrehten Drama "Das Schlangenei"1) (1977, "The Serpent's Egg") wirkte sie, wenn auch nur mit einem winzigen Part, noch einmal in einer vielbeachteten Kinoproduktion mit. Letzmalig stand Hertha von Walther für den nach dem Roman "The Passion Flower Hotel" von Roger Erskine Longrigg1) alias Laura Black mit Nastassja Kinski1) gedrehten Erotik-Streifen "Leidenschaftliche Blümchen"1) (1978) als Miss Abbott für einen Lang-Film vor der Kamera → Übersicht Tonfilme.
Seit Anfang der 1960er Jahre übernahm sie sporadisch auch kleine Aufgaben in TV-Produktionen, wie beispielsweise in zwei Episoden (1963/1967) der populären Serie "Das Kriminalmuseum" oder in dem mit Dokumentarszenen durchsetzten Soldaten- und Heimkehrer-Drama "Anklage gegen Unbkannt"3) (1964), wo sie als Mutter von Jeannine (Ulli Philipp) in Erscheinung trat. Zwei Mal gehörte sie, wenn auch mit ungenannten Figuren, zur Besetzung des Dauerbrenners "Tatort"1) – unter der Regie von Wolfgang Staudte1) in "Tote brauchen keine Wohnung"1) (1973) und unter der Regie von Helmuth Ashley1) in "Schüsse in der Schonzeit"1) (1977), jeweils mit Gustl Bayrhammer als Oberinspektor/KHK Veigl. In der Adaption "Eine Dummheit macht auch der Gescheiteste"4) (1978), von Eberhard Itzenplitz1) in Szene gesetzt nach der gleichnamigen Komödie1) von Alexander Ostrowski1), tauchte sie zusammen mit Käte Jaenicke als die bei der reichen, vornehmen Witwe Turússina (Gisela Trowe) schmarotzenden alten Weiber auf. Einen letzten Auftritt hatte sie in dem von Wolfgang Staudte nach dem Roman von Hans Herlin1) realisierten TV-Film "Satan ist auf Gottes Seite" (1983) und spielte die Mutter von Borchers (Hans Schulze1)) → Übersicht TV-Produktionen.
 
Hertha von Walther, die während ihrer filmischen Karriere in über 90 Produktionen mitwirkte, starb am 12. April 1987 im Alter von 83 Jahren in München1). Ein Teil ihres schriftlichen Nachlasses befindet sich im "Filmmuseum Düsseldorf"1).
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
*) Quelle: "Filmkünstler: Wir über uns selbst", Hrsg. Dr. Hermann Treuner, Sibyllen Verlag, Berlin 1928
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Die Krimihomepage, 4) deutsches-filmhaus.de
Lizenz Foto Hertha von Walther (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, cyranos.ch, Wikipedia, Murnau Stiftung,
Die Krimihomepage, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de; R = Regie)
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