Fritz Delius vermutlich als "Hamlet" auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864–1930); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Photochemie-Karte Nr. 1607; Lizenz: Gemeinfrei

Der Schauspieler Fritz Delius wurde am 28. September 1890 als Friedrich Wilhelm Diamant in Berlin geboren und machte sich vor allem als Charakterdarsteller am Theater einen Namen. Delius gehörte aber auch zu den Pionieren der deutschsprachigen Stummfilm-Mimen und zeigte sich ab Mitte der 10er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit tragenden Rollen in etlichen Produktionen.
Sein Bühnendebüt gab er 1909 am "Hoftheater Meiningen"1) unter der Intendanz von Max Grube1) (1854 – 1934), es folgten Engagement unter anderem an den von Carl Meinhard1) und Rudolf Bernauer1) geleiteten "Meinhard-Bernauer-Bühnen" in Berlin, zu denen das "Berliner Theater"1), das "Theater in der Königgrätzer Straße"1), "Komödienhaus"1) und das "Theater am Nollendorfplatz"1) gehörten. Ab 1913 wirkte Delius bei Max Reinhardt1) (1873 – 1943) an den "Reinhardt-Bühnen"1) und trat dort vornehmlich als jugendlicher Held auf. Delius brillierte mit Titelrollen in den Shakespeare-Tragödien "Hamlet"1) und "Romeo und Julia" sowie in dem Drama "Der Prinz Friedrich von Homburg"1) von Heinrich von Kleist1), gab als Schiller-Interpret unter anderem den Ferdinand in "Kabale und Liebe"1) und den Mortimer in "Maria Stuart"1), gestaltete den Lysander/Demetrius in der Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum"1) oder den Riccaut de la Marlinière in dem Lustspiel "Minna von Barnhelm"1) von Gotthold Ephraim Lessing1).
  
Foto: Fritz Delius vermutlich als "Hamlet"
auf einer Fotografie von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Photochemie-Karte Nr. 1607
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Sein Leinwanddebüt gab er mit dem eher kleinen Part eines indischen Burschen neben Henny Porten in dem von Rudolf Biebrach in Szene gesetzten Drama "Die Wellen schweigen"1) (1915), doch schon in seinem zweiten, ebenfalls von Biebrach inszenierten Film wurde er dann mit einer Hauptrolle betraut und mimte in der Ehetragödie "Das große Schweigen"2) (1916) den Arzt Professor Volkmann, der für die Rettung der jungen Margarete Lasson (Henny Porten) sein eigenes Blut opfert. Als sich Margarete nach der Heirat mit Volkmann in dessen Kollegen Dr. Falk (Fritz Weidemann1)) verliebt, kommt es zur Katastrophe … Für zwei Filme Biebrachs mit der legendären Henny Porten schrieb Fritz Delius auch das Drehbuch, so für "Der Ruf der Liebe"1) (1916) und "Abseits vom Glück"1) (1916).
  
Henny Porten als die an bösartiger Blutarmut leidende Margarete Lasson in dem Melodram "Das große Schweigen" von Regisseur Rudolf Biebrach; Produktion: Oskar Messter für "Messters Projektion GmbH" (Berlin), 1915/16; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000843) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 19); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Henny Porten als die an bösartiger Blutarmut leidende Margarete Lasson und
Fritz Delius als Prof. Volkmann in dem Melodram "Das groß:e Schweigen"
von Regisseur Rudolf Biebrach, Produktion: Oskar Messter1) für die
"Messters Projektion GmbH" (Berlin), 1915/16
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000843) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/
1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus
1) (Berlin 1935, S. 19);
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Es folgten weitere stumme Melodramen und Abenteuer, in denen Fritz Delius an der Seite von Stummfilmstars wie Fern Andra oder Hedda Vernon prägnante Rollen spielte. Reinhold Schünzel besetzte ihn in seinem opulenten, mit rund 4.000 Darstellern bzw. Statisten gedrehten monumentalen Portrait über die berühmte russische Kaiserin Katharina II.1), verkörpert von Lucie Höflich. Schünzel selbst stellte in "Katharina die Große" (1920) den russischen Thronfolger Großfürst Peter Fjodorowitsch, den späteren Zaren Peter III.1) dar, den die damals 14-jährige Katharina 1746 heiratete, Fritz Kortner Katharinas Günstling, den Reichsfürsten Gregor Potjomkin1). Fritz Delius gab als Gregor Graf Orlow1) einen der Liebhaber Katharinas, in weiteren Rollen waren unter anderem Gertrud de Lalsky (Peters Mutter Zarin Elisabeth1)), Ilka Grüning (Katharinas Mutter Fürstin von Anhalt-Zerbst), Gustav Botz1) (Großkanzler Graf Alexei Bestuschew1)), Hugo Flink (Katharinas Liebhaber Sergej Saltikow1)) und Mechthildis Thein (Geliebte des Thronfolgers Peter, Fürstin Jekaterina Romanowna Woronzowa1)) zu sehen.
Fritz Delius um 1920 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864 – 1930); Quelle: Wikimedia Commons bzw.  Wikipedia; Photochemie-Karte Nr. 1609; Lizenz: gemeinfrei Nach Léo Laskos1) Zweiteiler "Auri sacra fames" (1920) mit Rosa Porten (auch Drehbuch) und Werner Funck1) zeigte sich Fritz Delius in einem weiteren Historienstreifen und verkörperte in "Louise de Lavallière" (1922) mit dem Untertitel "Am Liebeshof des Sonnenkönigs" den "Sonnenkönig" Ludwig XIV.1) neben Emmy Schaeff als dessen Mätresse Louise de La Vallière1). In dem vierten Teil des von Arzén von Cserépy1) inszenierten, monumentalen "Fridericus Rex"-Films mit dem Titel "Schicksalswende"1) (1923) und Otto Gebühr als Preußenkönig Friedrich II.1) stellte er den österreichischen Heerführer Prinz Karl Alexander von Lothringen1) dar.
Mit "Der Turm des Schweigens"1) (1925), gedreht von Johannes Guter1) nach Motiven des Shakespeare-Schauspiels "Der Sturm"1), beendete Fritz Delius vorerst seine eher kurze, dennoch intensive Filmkarriere: Er mimte den Flieger bzw. gefeierten Wissenschaftler Wilfred Durian, der einst gemeinsam mit Arved Holl (Nigel Barrie1)) während eines Erkundungsfluges über der australischen Viktoria-Wüste abstürzte und dann seinen Freund im Stich ließ. Als der verschollen geglaubte Holl wieder auftaucht wird Durian mit seiner Schuld konfrontiert, es kommen Familiengeheimnisse ans Tageslicht und die junge Eva (Xenia Desni) erfährt von dem Turmwärter Ceel (Gustav Oberg3)), dass sie nicht die Tochter des ebenfalls im Turm lebenden, seltsamen Flugmaschinen-Konstrukteurs Eldor Vartalun (Avrom Morewski1)) ist → Übersicht Stummfilme.
 
Foto: Fritz Delius um 1920 auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Quelle: Wikimedia Commons bzw.  Wikipedia; Photochemie-Karte Nr. 1609
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Danach trat Fritz Delius im Tonfilm nur noch wenige Male auf der Leinwand in Erscheinung: In Felix Baschs Adaption "Seine Freundin Annette" (1931) nach dem Bühnenstück "The Lady Lies" von John Meehan (1884 – 1954) mit Lissy Arna in der Titelrolle der Annette Rollan gehörte er als Robert Damartin zur Besetzung, stand dann erst rund zehn Jahre späte für Schweizer Produktionen bzw. für Leopold Lindtberg1) mit winzigen Rollen vor der Kamera. So entstand mit Heinrich Gretler als Werner Stauffacher1) der Spielfilm "Landammann Stauffacher"1) (1941, → cyranos.ch) und ebenfalls mit Gretler als Wachtmeister Studer1) der Krimi "Matto regiert"1) (1947; → cyranos.ch) nach dem gleichnamigen Roman1) von Friedrich Glauser1) → Übersicht Tonfilme.
 
Seit Mitte der 1920er Jahre konzentrierte sich Fritz Delius wieder auf die Arbeit am Theater, war zwischen 1926 und 1938 Ensemble-Mitglied des Wiener "Theaters in der Josefstadt"1), gab Gastspiele bei den "Salzburger Festspielen"1) und am "Schauspielhaus in Zürich"1) (1926/27 bzw. 1928/29). 
In Salzburg gehörte er 1925 unter der Regie von Max Reinhardt1) zur Besetzung des Stücks "Das Salzburger große Welttheater"1) von Hugo von Hofmannsthal1), gab den Königssohn in dem Werk "Das Mirakel"1) von Karl Gustav Vollmoeller1) mit Diana Manners1) (d.i. Lady Diana Cooper) als Madonna sowie und unter anderem Rosamond Pinchot1) (die Nonne), Wilhelm Dieterle (der Ritter) und Eugen Klöpfer (der König). Am "Theater in der Josefstadt" sah man ihn beispielsweise als bulgarischen Kavallerieoffizier Major Sergius Saranoff in der Komödie "Helden"1) von George Bernard Shaw1), in Szene gesetzt von Emil Geyer1) mit Hans Rehmannn als Artilleriehauptmann Bluntschli, Hans Moser als Major Paul Petkoff und Friedl Wald4) als Raina (Premiere: 09.02.1934, → josefstadt.org), und unter Reinhardts Regie als den französischen Gesandten Graf Aubespine in dem Schiller-Drama "Maria Stuart"1) mit Eleonora Mendelsohn1) als schottische Königin Maria Stuart1) und Helene Thimig als deren Gegenspielerin Elisabeth1), Königin von England (Premiere: 22.03.1934, → josefstadt.org). Zur Spielzeit 1935/36 brillierte Delius als König Andreas von Ungarn1) in Ernst Lothars1) Inszenierung des Schauspiels "Ein treuer Diener seines Herrn"1) von Franz Grillparzer1) an der Seite von Christl Mardayn als dessen Gemhlin Gertrude1 (Premiere: 06.12.1935, → josefstadt.org).

Fritz Delius 1917 als Ferdinand in dem Schiller-Drama
"Kabale und Liebe", Regie: Max Reinhardt1)
Verlag Hermann Leiser (Berlin), Karte Nr. 8760
Urheber: Fotoatelier "Becker & Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com;
; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Fritz Delius 1917 als Ferdinand in dem Schiller-Drama "Kabale und Liebe", Regie: Max Reinhardt; Urheber: Fotoatelier "Becker & Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com;; Lizenz: gemeinfrei
Nach dem so genannten "Anschluss Österreichs"1) bzw. der De-facto-Annexion durch das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 emigrierte Delius wegen seiner jüdischen Herkunft über Ungarn und Italien in die Schweiz und fand, wie viele deutsche Schauspieler(innen) und Regisseure, am "Schauspielhaus Zürich" eine neue künstlerische Heimat. Hier gestaltete er bis 1950 rund 150 Rollen, darunter den Freiherrn von Attinghausen in dem Schiller-Drama "Wilhelm Tell"1), den greisen Philemon in der Goethe-Tragödie "Faust II"1) oder den Graf von Moor in Schillers "Die Räuber"1). In der Uraufführung des Stücks "Santa Cruz"1) von Max Frisch1) am 7. März 1946 (Regie: Heinz Hilpert1)) gab Delius den Arzt, im April 1947 den Landgraf von Hessen in der Uraufführung von Friedrich Dürrenmatts1) skandalumwittertem Wiedertäufer-Spektakel "Es steht geschrieben"1) – um nur Einiges zu nennen. Mehrfach gab Delius ab 1941 Gastspiele beim "Sommertheater Winterthur"1), wo er beispielsweise mit der Titelrolle in dem dramatischen Werk "Nathan der Weise"1) von Gotthold Ephraim Lessing1) und als Mephisto in Goethes "Faust"1) glänzte.
Weitere Stationen seiner Theatertätigkeit waren unter anderem das "Stadttheater Basel"1) (1945) sowie das "Stadttheater Chur"1) (1949/50), wo er auch mit sich in der Titelrolle die Shakespeare-Tragödie "Othello"1) in Szene setzte. Unter der Regie von Leopold Lindtberg1) verkörperte er 1949 bei den "Salzburger Festspielen" den Arkas1) in dem Goethe-Schauspiel "Iphigenie auf Tauris"1) an der Seite von Maria Becker (Iphigenie1)), Ewald Balser (König Thoas1)), Will Quadflieg (Orest1)) und Robert Freitag (Pylades1)) sowie den Guilbert in dem Goethe-Trauerspiel "Clavigo"1), inszeniert von Ernst Lothar1) mit Will Quadflieg in der Titelrolle.
Zwischen 1950 und 1966 war Delius Ensemble-Mitglied der 1950 von Egon Karter1) neu gegründeten "Komödie Basel"1) und zeigte auch hier in etlichen Stücken seine schauspielerische Vielseitigkeit. Unter anderem interpretierte er tragende Rollen in den Ibsen-Stücken "Nora oder Ein Puppenheim"1) (1950; Rolle: Doktor Rank1)) und "Gespenster"1) (1954; Rolle: Pastor Manders) → mehr zum Wirken am Theater bei tls.theaterwissenschaft.ch*).
 
Fritz Delius starb am 20. September 1966 – wenige Tage vor seinem 76. Geburtstag – in Basel1) (Schweiz). Noch ein Jahr zuvor war er 1965 für seine schauspielerischen Leistungen mit dem "Großen goldenen Ehrenzeichen" der "Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger"1) geehrt worden.

Quelle: Wikipedia, tls.theaterwissenschaft.ch*), cyranos.ch
Fotos bei filmstarpostcards.blogspot.com
*) Thomas Blubacher: "Fritz Delius", in: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 441–442.
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) cyranos.ch, 4) tls.theaterwissenschaft.ch
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Lizenz Foto Fritz Delius (Urheber: Fotoatelier Becker &  Maass, Berlin (Otto Becker (1849–1892) / Heinrich Maass (1860–1930)): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de; R = Regie)
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