1936 startete Dorsay eine intensive, wenn auch kurze Karriere als Leinwanddarsteller, in nur drei Jahren wirke er in über dreißig Kinofilmen mit, wobei es sich bei etlichen um Kurz-Spielfilme handelte, die im Vorprogramm gezeigt wurden. Er etablierte sich mit mehr oder weniger großen Parts in der Tonfilmszene, wurde als "Stimmungskanone und als exzellenter Entertainer mit ausgeprägtem Mutterwitz"*) populär. Eine erste Rolle in einem abendfüllendem Spielfilm erhielt er von Regisseur Karel Lamač1) in der Komödie "Flitterwochen"3) (1936) als Rechtsanwalt Axel bzw. Freund von Hans (Hans Söhnker), der mit seiner frisch Angetrauten (Anny Ondra) während der Hochzeitsreise allerlei Turbulenzen durchlebt. Auch in Lamačs Lustspiel "Ein Mädel vom Ballett"3) (1937) gehörte er als Komiker Max neben Anny Ondra ermeut zur Besetzung. In dem von Richard Eichberg1) in Szene gesetzten Streifen "Es geht um mein Leben"4) (1936) nach dem Roman "Der schweigende Mund" von Oskar Jensen, einem "ironischen Spagat zwischen oberflächlicher Kriminalhandlung und doppelbödig-operettenhafter Verwechslungskomödie" wie filmblatt.de notiert, mimte er einen des Mordes an einem Kollegen (Harry Hardt) verdächtigten Stimmungssänger. In den nachfolgenden Produktionen agierte Dorsay mit Chargenrollen unterschiedlichster Couleur, etwa als Chauffeur in "Liebe geht seltsame Wege"3) (1937; Regie: Hans H. Zerlett1)) und in "Die Fledermaus"3) (1937; Regie: Paul Verhoeven) nach Motiven der gleichnamigen Operette1) von Johann Strauss1) oder einmal mehr neben Anny Ondra als Sekretär in der Komödie "Der Scheidungsgrund"4) (1937; Regie: Karel Lamač). In Detlef Sierks1) (= Douglas Sirk) Melodram "Zu neuen Ufern"1) (1937) tauchte er als Bobby Wells auf, der bei dem Revue-Star Gloria Vane (Zarah Leander) nicht landen kann. In seinen Kurz-Spielfilmen gab Dorsay Hochstapler wie in "Bluff"5) (1937), eifersüchtige Gatten wie in "Wiederseh'n macht Freude" (1937) oder Kavaliere mit Hang zum Halodri wie in "Familie auf Bestellung"5) (1939). Einen letzten Auftritt in einem Langfilm hatte er als Diener des Kommerzienrates Nathan Ipelmeyer (Herbert Hübner) in dem bis heute zu den so genannten "Vorbehaltsfilmen"1) zählenden antisemitischem NS-Propagandastreifen "Robert und Bertram"1) 1939; Regie: Hans H. Zerlett) → Übersicht Filmografie. Trotz seiner Beliebtheit bekam Robert Dorsay, der sich anfangs geweigert hatte, in die NSDAP1) einzutreten, mit den braunen Machthabern erhebliche Probleme, fiel in Ungnade und erhielt keine Engagements mehr. Laut Wikipedia war er "vom 1. August 1932 bis zum Ausschluss wegen rückständiger Beitragszahlungen am 1. September 1933 Partei-Mitglied." Im Mai 1939 reiste er mit dem "Kadeko"-Ensemble noch einmal durch Deutschland, ging dann mit seiner Ehefrau Louise Mentkes, die er im gleichen Jahr geehelicht hatte, nach Hamburg an das seit 1933 bestehende und von Angehörigen der Gruppe "Freies Hamburg"1) betriebene Kabarett "Bronzekeller". Nach einer Verpflichtung am Kölner "Apollo-Theater" kam er schließlich zusammen mit seiner Frau in einer der KDF-Organisation1) ("Kraft durch Freude"1)) unterstellten Wanderbühne zur Truppenbetreuung in den besetzten Gebieten unter, erhielt 1942 Auftrittsverbot für die KDF-Unternehmen. Im gleichen Jahr wurde Dorsay zur Wehrmacht eingezogen und als Kraftfahrer eingesetzt. Im März 1943 fiel er während eines Heimaturlaubs beim Erzählen politischer Witze im Restaurant des "Deutschen Theaters"1) einem Spitzel der Gestapo1) auf, woraufhin man seinen Briefverkehr ins Visier nahm. Wenig später fing die Gestapo am 31. März 1943 Dorsays Brief an seinen Freund Eddy Haase in Berlin ab, in dem er über den Krieg, die Nazis und deren Chef Hitler sarkastische Bemerkungen ("Eigentlich ärgere ich mich darüber, dass ich unseren geliebten Führer beim Endkampf nicht helfen kann, zu dumm " und "Ich hätte so gern mein Leben eingesetzt für die herrliche Idee der NSDAP. Aber wir gewinnen auch so die Überzeugung, wie man es nicht machen soll") schrieb.*) Als Konsequenz dieser Äußerungen wurde Dorsay im Juni 1943 verhaftet und "wegen fortgesetzter reichsfeindlicher Tätigkeit im Zusammenhang mit schwerster Zersetzung der deutschen Wehrkraft" zunächst zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Der sich anschließende Revisionsprozess am 8. Oktober 1943 hob das Urteil auf und wandelte die Strafe in ein Todesurteil um. Am 29. Oktober 1943 erfolgte die Hinrichtung des erst 39-jährigen Künstlers im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee1) (Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf); heute erinnert die "Gedenkstätte Plötzensee"1) an die Opfer des Nationalsozialismus. Robert Dorsays Name wurde aus dem Titel-Vorspann aller Filme, in denen er mitgewirkt hatte, entfernt, seine zahlreichen Kurz-Spielfilme aus dem Verleih genommen. Dorsays Ehefrau erhielt die lapidare Mitteilung "Todesanzeigen oder Nachrufe in Zeitungen, Zeitschriften und dergl. sind verboten", der "Völkische Beobachter" berichtete im November 1943 über die "Hinrichtung eines Verräters". Wikipedia notiert: "Der Witz, dessen Erzählung zu Dorsays Überwachung und Hinrichtung führte, lautete: "Bei Hitlers1) Einzug in eine Stadt hält ihm ein Mädchen ein Büschel Gras entgegen. Hitler fragt: "Was soll ich damit?" Das Mädchen antwortet: "Alle sagen, wenn der Führer ins Gras beißt, kommen bessere Zeiten"." Dorsays Stimme kann man bis heute auf verschiedenen Tonträgern oder bei YouTube hören, unter anderem mit dem Lied "Ich tanz´ mit Fräulein Dolly Swing" (Text: Erwin Hartung1)) aus der Heinz Rühmann-Komödie "Fünf Millionen Suchen Einen Erben"1) (1938). Auch an Robert Dorsay wird in dem 1997 und 2005 in erweiterter Auflage publizierten Buch "Verehrt, verfolgt, vergessen: Schauspieler als Naziopfer" des Kulturhistorikers Ulrich Liebe erinnert. Seit 1993 bot die "Herbert Ihering Gesellschaft"1), dessen Geschäftsführer Ulrich Liebe ist/war, zudem eine gleichnamige, von Liebe konzipierte Wanderausstellung an und "dokumentiert exemplarisch die Entwürdigung, Entrechtung und schließlich Vernichtung von 47 Schauspielern, die einstmals zu den Publikumslieblingen gehörten." (Quelle: Bildungswerk Erfurt) → siehe auch taz.de Vor seinem Geburtshaus auf der Wulwesstraße 15 in Bremen-Mitte weist seit Februar 2017 ein Stolperstein1) an den von den Nazis ermordeten Künstler hin → Foto bei Wikipedia. Dorsays Cousin Dr. Volkrat Stampa, bis 2004 beruflich an der Stadtplanung in Bremen beteiligt, veröffentlichte wenig später nach intensiver Ahnenforschung das Buch mit dem Titel "Es ging um sein Leben", wohl in Anlehnung an den Kinofilm "Es geht um mein Leben" (1936) → taz.de. |
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Quelle (unter anderem*)):
Wikipedia,
cyranos.ch
sowie CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 5**), Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 1945***) und der Artikel bei stolpersteine-bremen.de |
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*) Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945"
(Metropol, Berlin 2008, S. 139) **) CineGraph LG mit der Quelle: Peter-Matthias Gaede: Ein ironischer Brief brachte den Tod. Vor vierzig Jahren wurde der Schauspieler Dorsay hingerichtet. In: "Frankfurter Rundschau" (28.10.1983) ***) Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 1945; Herausgeber: Frithjof Trapp, Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter, Hansjörg Schneider; Band 2: Biographisches Lexikon der Theaterkünstler von Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß (Teil 1, AK; K G Saur, München 1999) Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de, 4) filmdienst.de, 5) Murnau Stiftung 2) Quelle: rudolfjankuhn.de |
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