Filmografie / Hörspiel
Der Schauspieler Kurt Vespermann erblickte am 1. Mai 1887 als Kurt Harprecht im westpreußischen Kulmsee1) (heute Chełmża, Polen) das Licht der Welt. In eine traditionsreiche Künstlerfamilie hineingeboren – der Vater sowie beide Großväter waren Theaterdirektoren von Wanderbühnen gewesen und auch die Urgroßeltern hatten ihren Lebensunterhalt am Theater verdient. Seine Urgroßmutter war die mit dem Bariton Wilhelm Vespermann (1784 – 1834) verheiratete berühmte Sopranistin Clara Vespermann1) (1799 – 1827), sein Großvater väterlicherseits der "Meininger Hoftheater"1) tätige Oberregisseur Eduard Harprecht, der Großvater mütterlicherseits der Theaterdirektor Wilhelm Wagner (1819 – 1907). Der Vater Robert Harprecht (1838 – 1896) betätigte sich anfangs als Schauspieler in der reisenden Gesellschaft seines Schwiegervaters Wilhelm Wagner, übernahm später selbst die Leitung einer derartigen Wanderbühne. Bruder Bruno Harprecht1) (1975 – 1948) machte sich einen Namen als Schauspieler sowie als Operettensänger in Buffo- und Charakterrollen → Foto bei cyranos.ch.
 

Kurt Vespermann, etwa 1917 fotografiert von
Mac Walten (Berlin) alias Max Grünthal (1872–1936)
Urheber: Mac Walten; Quelle: cyranos.ch bzw.
Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz siehe hier

Kurt Vespermann, etwa 1917 fotografiert von Mac Walten (1872–1936): Urheber: Mac Walten; Quelle: cyranos.ch bzw. Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
So war es nicht weiter verwunderlich, dass der noch nicht 17-jährige Kurt die Schule in Neustrelitz1) (Mecklenburg-Vorpommern) verließ und zum Theater ging. Er begann als "erster jugendlicher Held mit Gesangseinlagen"*) an einer ostpreußischen Bühne, wechselte dann ein Jahr später an das Sommertheater in Celle1), wo er "nach kurzer Zeit wegen vollkommener Talentlosigkeit entlassen"*) wurde. "Mein Bruder erbarmte sich meiner und holte mich nach Riga1), wo er als Oberregisseur tätig war. Hier errang ich in "Einen Jux will er sich machen"1) meinen ersten großen Erfolg. Das war 1912. Dann beglückte ich die Theater in Nürnberg1) und Dessau1). Von hier aus glückte mir der große Sprung nach Berlin, wo ich mich zuerst im "Lessingtheater"1) und dann im "Königlichen Schauspielhaus"1) als Charakterkomiker betätigte."*)
Nach Ende des 2. Weltkrieges  wirkte er in Berlin unter anderem am "Theater in der Kaiserallee" (1945–1949), zur Spielzeit 1950/51 und 1953/54 an der "Komödie"1) sowie 1950/51 am "Renaissance-Theater"1). Hier spielte er unter anderem 1951 in der Komödie "Nimms mit einem Lachen" ("Present Laughter") von Noël Coward1) gemeinsam mit so beliebten Kollegen/Kolleginnen wie Ernst Stahl-Nachbaur, Oskar Karlweis und Alice Treff
 
Szene mit Oskar Karlweis (links), Kurt Vespermann (Mitte) und Alice Treff aus "Nimms mit einem Lachen" ("Present Laughter") von Noël Coward; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000953_025); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek  (1901–1983); Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Szene mit Oskar Karlweis (links), Kurt Vespermann (Mitte) und Alice Treff
aus "Nimms mit einem Lachen" ("Present Laughter") von Noël Coward
Regie: Ernst Stahl-Nachbaur
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000953_025); © SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017; → weitere Szenenfoto

An der "Komödie" erfreute er das Publikum beispielsweise an der Seite von Victor de Kowa in der Titelrolle des André sowie unter anderem Alice Treff (Josephine) und Nadja Tiller (Dominique) in der heiteren Geschichte "Der Seiltänzer" (1953/54), inszeniert von Carl-Ludwig Achaz (1889 – 1958) nach dem Stück von Ladislaus Bus-Fekete1) und dessen Ehefrau Mária Fagyas1) → Fotos bei sammlung-online.stadtmuseum.de. Neben Georg Thomalla als Titelheld Franz Nachtigall sowie Hilde Sessak und Ernst Waldow trat er in dem Lustspiel "Herr Nachtigall"  von Claus Hubalek1) auf (1954/55; Regie: Falk Hanack1)) oder mit Peter Mosbacher und dessen Ehefrau Edith Schneider1)  in dem "Scherzo d'amore"-Dreiakter "Pierre und Isabelle" von Marcel Achard1) (1954, Regie: Wolfgang Spier); einen Auszug zum Wirken am Theater findet man bei Wikipedia.
 
Seit Mitte der 1910er Jahre trat Kurt Vespermann auf der stummen Leinwand in Erscheinung, erregte erstmals Aufmerksamkeit als reicher Sportsmann Baron von Bode in dem Harry Piel-Krimi "Police Nr. 1111"1) (1915). Nach einer Reihe von Lustspielen unter anderem mit der Theatermimin Else Eckersberg1) (1895 – 1989) als Partnerin wurde er von Richard Oswald1) in zwei Teilen des vierteiligen Aufklärungs-Filmzyklus "Es werde Licht!"1) (1917/18) mit tragenden Rollen bedacht und etablierte sich nun endgültig in der Stummfilmszene.
Eugen Rex (links) auf einer Künstlerkarte mit Hilde Wörner und Kurt Vespermann; Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch" (Albert Zander u. Siegmund Labisch (1863–1942)); Quelle: www.cyranos.ch In den nachfolgenden Jahren zeigte sich Vespermann in den Melodramen, Krimis, Komödien, Literaturadaptionen und Abenteuern jener Ära, deckte oft als eleganter Herr meist die ganze Palette der unverzichtbaren Randfiguren ab und überzeugte vor allem in komischen Rollen; nur in wenigen Fällen wurde er als Hauptdarsteller besetzt. So gehörte er unter anderem als schneidiger Leutnant René Maria von Trotha1) zur Besetzung von Gerhard Lamprechts1) ersten Verfilmung von Thomas Manns1) Nobelpreis1)-gekröntem Werk "Buddenbrooks"1) (1923, "Buddenbrooks"1)) mit Mady Christians als die feinsinnige, schöne Gerda Arnoldsen1) und Peter Esser1) als Senator Thomas Buddenbrook1). Zu seinen letzte Stummfilmen zählten Joe Mays1) Sozialstück aus dem Berliner Kleine-Leute-'Milljöh' mit dem Titel "Asphalt"1) (UA: 12.03.1929) und das Lustspiel "Alimente"1) von Carl Boese1), welches am 7. Januar 1930 uraufgeführt wurde → Übersicht (Auszug) Stummfilme. Vespermannselbst ließ sein Publikum einmal wissen, dass – neben der Tätigkeit am Theater – seine ganze Liebe dem Film galt: "Im Film jedoch gibt mir jede Rolle etwas Neues. Meine Lieblingsrollen sind humorvolle junge Menschen mit gesundem Verstand und gesunder Lebensanschauung, bei denen vor allen Dingen die rein menschlichen Momente betont sind. Diese mir im Film gestellten Aufgaben bereiten mir bedeutend mehr Freude als das Theater, zumal ich hier die Möglichkeit habe, durch meine Rollen auf unsere Jugend in Bezug auf ihre Entwicklung zu gesunden, natürlichen Menschen anregend einzuwirken. Ferner ist es mir eine große Genugtuung, wenn ich den Kinobesuchern durch die humorvolle Darstellung meiner Rollen nach den Anstrengungen des Tages einige frohe Stunden der Erholung und Entspannung bereiten kann."*)  
  
  
Kurt Vespermann (rechts) auf einer Künstlerkarte mit Hilde Wörner und Eugen Rex
Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch" (Albert Zander u. Siegmund Labisch1) (1863–1942))
Angaben zur Lizenz siehe hier
Den Übergang zum Tonfilm schaffte Vespermann, der mitunter auch als "Curt Vespermann" auftrat, aufgrund seiner Bühnenerfahrung mühelos und blieb ein vielbeschäftigter Chargen-Darsteller, wie zu Stummfilmzeiten gab er Militärs, Rechtsanwälte oder sonstige Personen der gehobenen Gesellschaft, aber auch Diener oder Gastwirte. Er präsentierte sich unter anderem als Freund von Alfred Klapproth (Paul Heidemann) in dem unverwüstlichen Schwank "Pension Schöller"1) (1930) oder als Versicherungsagent in dem Krimi "Schuss im Morgengrauen"1) (1932), spielte mit Brigitte Helm, Gustaf Gründgens und Wolfgang Liebeneiner1) in der Kriminalkomödie "Die schönen Tage von Aranjuez"1) (1933). Neben Auftritten in verschiedenen Kurzfilmen waren es in den 1930er und 1940er Jahren überwiegend die eher harmlosen Unterhaltungsstreifen, in denen Vespermann in Erscheinung trat, die typischen Propaganda-Produktionen des Nazi-Regimes zählen nicht zu seiner Filmografie. Er mimte beispielsweise den Staatsanwalt in Carl Froelichs1) Heinrich Spoerl1)-Adaption "Der Gasmann"1) (1941) oder den Verleger Julius Stinde1) in der aufwendigen Familienchronik "Familie Buchholz"1)  (1944), von Carl Froelich mit Henny Porten in der Hauptrolle gedreht nach dem Roman "Die Familie Buchholz" (1884) von Julius Stinde; auch in der Fortsetzung "Neigungsehe"1) (1944) verkörperte er diese Figur → Übersicht Tonfilme bis 1945.
Nach Kriegsende folgten eine Reihe von Altersrollen, die dem Schauspieler vor allem in den 1950er Jahren noch einmal eine gewisse Popularität verschafften. So tauchte er unter anderem als Finanzminister Krippenreuther in der mit Dieter Borsche und Ruth Leuwerik kassenträchtig besetzten Romanze "Königliche Hoheit"1) (1953) nach dem gleichnamigen Roman1) von Thomas Mann1) auf oder als Ehemann von Käthe Haack bzw. Onkel der Titelheldin (Sonja Ziemann) in dem Lustspiel "Die sieben Kleider der Katrin"1) (1954). In Gottfried Reinhardts1) vielbeachteten Adaption "Vor Sonnenuntergang"1) (1956) nach dem gleichnamigen Drama1) von Gerhart Hauptmann1) mit Hans Albers als Generaldirektor Matthias Clausen gab er dessen Fahrer Wuttke, in dem Heimatstreifen "Heidemelodie"1) (1956) den Heideschulmeister Brettschneider und in der Verwechslungskomödie "Viktor und Viktoria"1) (1957) neben den Protagonisten
Georg Thomalla und Johanna von Koczian einen Theaterdirektor. Letztmalig stand Kurt Vespermann für Veit Harlans Skandalfilm "Anders als du und ich (§ 175)"1) (1957) als Dr. Schmidt vor der Kinokamera → Übersicht Tonfilme nach 1945.
Vereinzelt wirkte der Schauspieler ab Mitte der 1950er Jahre auch in einigen Fernsehproduktionen mit, so beispielsweise in dem von John Olden1) mit unter anderem Jürgen Goslar und Gertrud Kückelmann in Szene gesetzten Drama "Keiner stirbt leicht"2) (1956) → TV-Produktionen.
Darüber hinaus war Vespermann für den Hörfunk und die Synchronisation tätig. So lieh er beispielsweise Will Geer1) als Mr. Nevins in "Sieg über das Dunkel"1) (1951, "Bright Victory"), Emory Parnell (1892 – 1979) als Jake Green in "Mississippi-Melodie"1) (1951, "Show Boat"), Steven Geray1) als Dr. Krüger in "Die Lachbombe"1) (1954, "Knock on Wood") und Sig Ruman1) als Mr. Kranz) in "Die Glenn Miller Story"1) (1954, "The Glenn Miller Story") seine Stimme → mehr bei synchronkartei.de. Im Hörspielstudio war er seit Ende der 1940er Jahre immer mal wieder zu finden, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
Kurt Vespermann, der 1953 für seine künstlerischen Leistungen mit dem "Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland"1) ausgezeichnet worden war, starb am 13. Juli 1957 im Alter von 70 Jahren im Berliner Ortsteil Gatow1). Die letzte Ruhe fand der Mime, der mit mehr als 200 Produktionen eine beeindruckende Filmografie hinterließ, auf dem Berliner "Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof"1) im Ortsteil Westend1). Hier wurde auch seine am 3. März 1985 verstorbene Ehefrau, die Schauspielerin Lia Eibenschütz beigesetzt → Foto der Grabstätte bei Wikimedia Commons sowie knerger.de.
Seit 1927 war das Paar verheiratet, der gemeinsame Sohn Gerd Vespermann (1926 – 2000) setzte die Familientradition der Künstlerfamilie Vespermann fort, machte sich später ebenfalls als Schauspieler einen Namen und gehörte ab den 1950er Jahren zu den Publikumslieblingen in Film und Fernsehen.

Quellen (unter anderem)*) **): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
*) Kurt Vespermann. In: Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler – Wir über uns selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928)
**) Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch (Verlag: de Gruyter/K.G. Saur, 2004, Bd. 5)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage
Lizenz Foto Curt Vespermann (Urheber: Mac Walten (Berlin) alias Max Grünthal (1872–1936)): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Lizenz Foto Kurt Vespermann/? (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgef&uuiml;hrt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia)
Filme
Stummfilme / Tonfilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de, cyranos.ch, Die Krimihomepage)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme Fernsehen
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
Sendungen der Berliner "Funk-Stunde AG" (Live-Sendung ohne Aufzeichnung) Nachkriegs-Produktionen
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