Die Schauspielerin Friedl Haerlin zählt heute zu den weitgehend vergessenen Leinwanddarstellerinnen der 1930er und beginnenden 1940er Jahre, auch etliche der Filme, in denen sie mitwirkte, haben die Jahrzehnte nicht überdauert und blieben ohne nachhaltige Wirkung.
Geboren wurde Friedl Haerlin am 29. Dezember 1901 im oberbayerischen Gauting1) bei München und stammte, wie ihre beiden Schwestern, aus einer angesehene Fabrikantenfamilie, die zwischen 1878 und 1967 die Papierfabrik "Dr. Haerlin und Söhne" betrieb.*) Der Vater, Kommerzienrat Hermann Haerlin (1868–1956) war Mitinhaber der Papierfabrik.**) Nach Ende des 1. Weltkrieges studierte sie zunächst in München Theaterwissenschaften, nahm dann Schauspielunterricht. 1921 gab sie ihr Bühnendebüt an den "Münchner Kammerspielen"1), erregte mit der Figur der in Demetrius verliebten Helena in der Shakespeare- Komödie "Ein Sommernachtstraum"1) sofort Aufmerksamkeit und avancierte rasch zum "Shooting Star" der weiblichen Bühnenschauspielerinnen. Zusammen mit dem legendären Albert Bassermann unternahm sie verschiedene Gastspielreisen, unter anderem mit der romantischen Komödie "Der große Bariton" ("The Great Lover") von Leo Ditrichstein (1865–1928)/Frederic und Fanny Hatton (1875–1939), gehörte 1924 zu der ersten deutschen Schauspielertruppe, die seit Ende des 1. Weltkrieges wieder im inzwischen zu Frankreich gehörenden Straßburg auftreten durfte. Im Laufe ihrer Theaterkarriere wirkte Friedl Haerlin an vielen renommierten deutschsprachigen Bühnen, unter anderem am "Schauspielhaus Zürich"1), in Wien am "Burgtheater"1), am "Theater in der Josefstadt"1) und am "Deutschen Volkstheater"1). In Zürich erlebte man sie unter anderem als Thea Elvsted in dem von Cäsar von Arx1) inszenierten Ibsen-Drama "Hedda Gabler"1) (1924) → ibsenstage.hf.uio.no. Seit August 1930 war Berlin ihre künstlerische Heimat, hier spielte sie am "Theater am Kurfürstendamm"1), am "Renaissance-Theater"1), an der "Komödie" und am "Theater in der Behrenstraße"1)

Die Schauspieler Friedl Haerlin
Urheber: Gregory Harlip (? – 1945) → Wikipedia (englisch)
Quelle: virtual-history.com; Angaben zur Lizenz siehe hier

Die Schauspieler Friedl Haerlin; Urheber: Gregory Harlip (? – 1945); Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei
Die blonde attraktive, stets elegant wirkende Mimin fand früh Gefallen am aufstrebenden Medium Film und trat erstmals in dem stummen Streifen "Die graue Macht" (1923; Regie: Fred Stranz2)) auf der Leinwand in Erscheinung. Sie zeigte sich in dem Krimi "Der Schuss im Pavillon"1) (1925; Regie: Max Obal1)) mit Ernst Reicher als Detektiv Stuart Webbs1), war für Regisseur Karl Leiter1) die weibliche Protagonistin Erzherzogin Victoria in dem Melodram "Seine Hoheit, der Eintänzer"1) (1928), mit dem auch das Schicksal der nach dem 1. Weltkrieg arbeitslos gewordenen Berufsoffiziere thematisiert wurde.
Mit Beginn des Tonfilms gehörte Friedl Haerlin zwar zu den vielbeschäftigten Darstellerinnen in den Unterhaltungsproduktionen jener Ära, wurde vornehmlich in heiteren Sujets, aber auch Krimis und Melodramen besetzt, kam jedoch in abendfüllenden Spielfilmen über Randfiguren nicht hinaus. Allerdings spielte sie zwischen 1936 und 1938 allein in elf Kurz-Spielfilmen tragende Rollen, so unter anderem als "Die Lokomotivenbraut"1) (1936), als betrügerische Schwester Leona in "Die letzten Grüße von Marie"3) (1936), als die von dem Musiker Petrovich (Berthold Ebbecke1)) bedrängte Gastgeberin Eva in "Die Feuerprobe"3) (1937) oder als falsche Baronin in "Steckbrief 606"3) (1937).
Friedl Haerlin mimte Töchter und Ehefrauen, gab mondäne Damen der Gesellschaft wie die Lady Stuffield in der Adaption "Eine Frau ohne Bedeutung"1) (1936) nach der Komödie "A Woman of No Importance"1) von Oscar Wilde1) oder die exaltierte Baronin Edith von Prankha, ehemalige Geliebte des Fürsten Heinz von Ettlingen (Paul Richter), in der Verfilmung "Das Schweigen im Walde"4) (1937) nach dem gleichnamigen Roman1) von Ludwig Ganghofer1). In dem von Carmine Gallone1) in Szene gesetzten Krimi "Manege"4) (1937) tauchte sie als schöne Ehefrau des Trapezartisten Robert Arlen (Albert Matterstock) auf, die ihren Mann mit dessen Bruder Thomas (Attila Hörbiger) betrügt und bei einem tragischen Zugunglück ums Leben kommt.
Bis Kriegsende wurde Friedl Haerlin in den nachfolgenden Produktionen nur noch mit eher unbedeutenden Nebenrollen besetzt, lediglich in dem von und mit Willi Forst gedrehten Biopic über den österreichischen Komponisten Carl Michael Ziehrer1) mit dem Titel "Wiener Mädeln"1) (1944) hatte sie als Jette Strauss1), erste Ehefrau des von Edmund Schellhammer dargestellten Walzerkönigs Johann Strauss1), noch einmal eine interessantere Aufgabe; der Streifen gelangte jedoch erst Mitte August 1949 in die Lichtspielhäuser → Übersicht Filmografie.
 
Im Nachkriegsfilm konnte Friedl Haerlin nicht Fuß fassen, nach ihrer Heirat (1950) mit ihrem dritten Ehemann, dem hauptsächlich in Lima1) (Peru) lebenden deutschen Industriellen Carl Schuster, folgte sie ihm 1952 nach, verließ Europa und lebte dauerhaft in Südamerika. Nach dem Tod von Schuster kehrte sie 1977 mit Hilfe ihrer Familie nach Deutschland zurück, verbrachte ihre letzten Lebensjahre dann in ihrer Geburtsgemeinde Gauting, wo sie am 17. April 1981 im Alter von 79 Jahren von der Öffentlichkeit vergessen starb. Ihr Grab gehört zu einer Ehrengrabanlage der Familie Haerlin auf dem Gautinger Waldfriedhof. In einem ihrer Gedichtbände findet sich folgende Widmung: "Wer auf den Berg will, muss auch die Täler überwinden!!! Toi – toi – toi! Herzlichst Friedl Haerlin"*)
Die Schauspielerin war in erster Ehe ab 1922 mit ihrem Kollegen Walter Anton Janitschek verheiratet gewesen, aus dieser Verbindung stammte ein einziges Kind, Sohn Peter, der noch kurz vor Kriegsende im März 1945 fiel. Schon nach vier Jahren zerbrach die Ehe jedoch und das Paar trennte sich, die offizielle Scheidung erfolgte erst Mitte der 1930er Jahre. Eine zweite Ehe ging Friedl Haerlin 1944 mit dem Schriftsteller Josef Faass (auch Faas bzw. Faaß) ein, die jedoch nur drei Jahre Bestand hatte.*)
Quellen: Wikipedia, cyranos.ch sowie filmportal.de*)
Fotos bei virtual-history.com
*) Quelle: filmportal.de (Text und Recherche: Stefan Döpke, "Cinemathek – Filmverleih & Archiv"); Anmerkung: Stefan Döpke betrieb in Gauting bei München das "Filmcasino Gauting" → www.sueddeutsche.de, welches immer wieder Filmklassiker im Repertoire hatte; siehe auch www.merkur-online.de zur Schließung Ende September 2012.
**) Quelle: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Denkmalpflege Informationen, Nr. 159, November 2014, S. 130 ff  → www.blfd.bayern.de (PDF-Dokument)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) Murnau Stiftung, 4) filmportal.de
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filmportal.de
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