Die Stummfilmdarstellerin Grete Berger wurde am 11. Februar 1883 als Margarethe Berg im damals zur k.u.k. Donaumonarchie Österreich-Ungarn1) gehörenden schlesischen Jägerndorf1) (heute: Krnów, Tschechien) geboren. Ausgebildet von der Wiener Schauspiellehrerin Rosa Roth, gab sie am 1. September 1903 ihr Bühnendebüt in Berlin am "Neuen und Kleinen Theater". Wenig später wurde sie 1904 von Max Reinhardt1) an das "Deutsche Theater"1) berufen, dem sie die kommenden rund drei Jahrzehnte treu bleiben sollte. Anfangs brillierte sie in jugendlichen Charakterrollen, zum Repertoire gehörten unter anderem die Rahel in dem Trauerspiel "Die Jüdin von Toledo"1) von Franz Grillparzer1) oder Titelrollen in den Tragödien "Judith"1) von Friedrich Hebbel1) und "Antigone"1) des Sophokles1). 1911 unternahm sie zusammen mit Reinhardts Ensemble Gastspielreisen nach Prag und St. Petersburg, zur Aufführung gelangte das antike Drama "König Ödipus"1) von Sophokles. 
Weitere Triumphe feierte Berger beispielsweise als junge Ehefrau Désirée in dem Trauerspiel "Der Graf von Charolais" von Richard Beer-Hofmann1) und als geheimnisvolle Pflegetochter Marikke in dem Schauspiel "Johannisfeuer" von Hermann Sudermann1), das von Arthur Maria Rabenalt1) 1939 mit Anna Dammann als Marikke verfilmt wurde → filmportal.de; später drehte Wolfgang Liebeneiner1) die Geschichte unter dem Titel "… und ewig bleibt die Liebe"1) (1954).
"Grete Berger wird bejubelt als Verkörperin der großen dramatischen Gestalten der Theatergeschichte. Sie ist schwarzhaarig, ernsthaft, mit glühenden braunen Augen und beeindruckt mit intensivem und authentischem Spiel, verkörpert in idealer Weise die schwerblütige, eigensinnige Charakterheldin ohne das Pathos vergangener Epochen. Doch sie weiß auch in komödiantischen Rollen zu gefallen; so besetzt Reinhardt sie wiederholt als Kobold Puck in Shakespeares "Ein Sommernachtstraum"1). Grete Berger zählt in den Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu den führenden Persönlichkeiten der Berliner Künstlerszene, nicht zuletzt aufgrund ihrer privaten Beziehungen." schreibt Ernst Dirk Holsiepe in "CineGraph"*). So sei sie langjährige Freundin des prominenten Schriftstellers, Filmemachers und Kabarettisten Hanns Heinz Ewers1) (1871 – 1943) gewesen.

Grete Berger um 1907, fotografiert im
Atelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: Wikipedia; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Grete Berger um 1907 fotografiert im Atelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei
Anfang der 1910er Jahre kam Grete Berger zum noch jungen Medium Film und erregte erste Aufmerksamkeit als Komtesse Margit Schwarzenberg in dem von Stellan Rye1) und Paul Wegener nach einem Drehbuch von Hanns Heinz Ewers in Szene gesetzten Stummfilm-Klassiker "Der Student von Prag"1) (1913); Wegener mimte den armen Studenten Balduin, der die Komtesse Margit begehrt und ein in ihn verliebtes Sinti-Mädchen (Lyda Salmonova) verschmäht. Es folgten weitere Hauptrollen in "Werken phantastischen oder mystisierenden Inhalts, versetzt mit schaurigen oder bedeutungsschweren Schicksalselementen"*) nach Drehbüchern von Hanns Heinz Ewers und unter der Regie von Stellan Rye: In "Die Augen des Ole Brandis"1) (1913) trat sie als Marga Hendrich, Braut von Ole Brandis (Alexander Moissi) auf, als Puck in der freien Shakespeare-Adaption "Ein Sommernachtstraum in unserer Zeit"1) (1913) und als einstige Freundin des Tim Nissen, genannt Evinrude (Paul Wegener), in "Evinrude"1) (1914). Für Stellan Rye stand sie zudem als Spreewaldmädchen in dem phantastischen Stummfilmdrama "Der Ring des schwedischen Reiters"1) (1913) und als Komtess Ebba in "Erlkönigs Tochter"1) (1914) vor der Kamera. "Keine andere Schauspielerin im frühen Stummfilm ist derart auf Hauptrollen in geisterhaften Schauergeschichten spezialisiert wie Grete Berger." notiert "CineGraph"*).
Nach einer längeren Pause trat Grete Berger erst wieder Anfang der 1920er Jahre auf der Leinwand in Erscheinung, musste sich nun jedoch mit Nebenrollen abfinden. Sie gab unter anderem die verzweifelte Mutter in Fritz Langs1) meisterlichen Werk bzw. der romantisch-tragischen Geschichte "Der müde Tod"1) (1921), wurde von Lang in weiteren Stummfilm-Klassikern mit kleineren Aufgaben betraut. So als Fine, Dienerin des Superverbrechers Dr. Mabuse1) (Rudolf Klein-Rogge), in dem Zweiteiler "Dr. Mabuse, der Spieler"1) (1922), als Hunnin in "Kriemhilds Rache"1), dem zweiten Teil des filmischen Epos "
Die Nibelungen"1) (1924) und als Arbeiterin in dem Monumental-Streifen"Metropolis"1) (1927), Bergers Part in dem Agentenfilm "Spione"1) (1928) lässt sich nicht mehr nachvollziehen.
Dazwischen zeigte sie sich meist als Ehefrau oder Mutter, in dem von Julius Geisendörfer1) in Szene gesetzten Drama "Menschen im Rausch2) (1920) war sie die Ehefrau des Komponisten Professor Munk (Conrad Veidt), in dem von Fritz Wendhausen1) nach einer Episode aus dem Roman "Jacques le Fatalisten et son maitre"1) von Denis Diderot1) gedrehten Streifen "Die Intriguen der Madame de la Pommeraye"3) (1922) die Madame d'Aisnon, Mutter der einst mit Madame de la Pommeraye (Olga Gsowskaja1)) befreundeten Jeanette (Margarethe Schlegel) und Friedrich Wilhelm Murnau1) besetzte sie in seiner Adaption "Phantom"1) (1922) nach dem gleichnamigen Roman1) von Gerhart Hauptmann1) als Pfandleiherin Schwabe bzw. gierige Tante des Lorenz Lubota (Alfred Abel), "die derartig verabscheuungswürdig ist, dass man als Zuschauer für sie nur das Schlechteste herbeisehnt."*) E. A. Dupont gab ihr den Part der Frau Gazul, Ziehmutter der Titelheldin (Lucie Lábass; 1892–1932), in dem Melodram "Die grüne Manuela1) (1923) und die der Mutter des Rabbiner-Sohnes Baruch (Ernst Deutsch) in der Geschichte "Das alte Gesetz"1) (1923). Ihr letzter Stummfilm war eine nicht näher zu identifizierende Rolle in Joe Mays, nach der Novelle "Karl und Anna"1) von Leonhard Frank1) realisierten Drama "Heimkehr"1) (1928), in Carmine Gallones1) als Stummfilm begonnener und später nachsynchronisierte Streifen "Das Land ohne Frauen"1) (1929) stellte sie erneut eine Mutter dar, diesmal des von Conrad Veidt gespielten Telegraphenbeamten Dick Ashton. Danach zog sich Grete Berger vom Filmgeschäft zurück, die Gründe hierfür liegen im Dunkeln → Übersicht Stummfilme.
 
Mit der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 und der beginnenden Verdrängung Menschen jüdischer Herkunft aus Kultur und Alltag führen schließlich dazu, dass Grete Berger nicht mehr auftreten darf. Als verheiratete Margarete Reich lebt sie zunächst noch in Berlin. Wann sie die Stadt und Deutschland verlässt, ist nicht mehr festzustellen, aber sie zieht die Emigration den Repressalien und der Verfolgung in Deutschland vor. Zuletzt ist Berger in Rom1) ansässig, die Schreibweise ihres Namens der italienischen Aussprache angepasst als Margareta Reikh, Im Zuge der auch dort zunehmenden systematischen Verfolgung wird sie am 7. April 1944 in Rom verhaftet und den überlieferten Namenslisten zufolge drei Tage später deportiert, vermutlich ins KZ Auschwitz1). Es ist bisher nicht nachgewiesen, ob sie dort eingetroffen ist oder bereits während des Transports den Tod findet. Grete Berger ist Opfer der Shoah1).*)
Und bei Wikipedia wird ausgeführt: "Ihre Deportation in ein nationalsozialistisches Konzentrationslager war für den 10. April 1944 vorgesehen. Deutsche Stellen überstellten Margarete Berger in das jüdische Sammel- und "Durchgangslager Fossoli"1) nahe Carpi1). Dort traf sie auf ihren langjährigen Kollegen aus beider gemeinsamer Zeit an Reinhardts "Deutschem Theater", Jacob Feldhammer1). Von Fossoli deportierte die deutsche Besatzungsmacht beide Künstler am 16. Mai 1944 in das "KZ Auschwitz", wo Grete Berger wie auch Feldhammer kurz nach der Ankunft am 23. Mai 1944 ermordet wurde."
Das oft genannte Todesjahr "1930" kann nicht zutreffen, da sie noch im Register des 1933er Jahrgangs des "Deutschen Bühnen-Jahrbuchs" geführt wird.
Quelle: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 56*)
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
*) Quelle: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 56 (Autor: Ernst Dirk Holsiepe)
Fremdfe Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Murnau Stiftung

Lizenz Foto Grete Berger (Urheber: Fotoatelier Becker &  Maass, Berlin (Otto Becker (1849–1892) / Heinrich Maass (1860–1930)): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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