Die Filmografie des Schauspielers Paul Westermeier ist mit mehr als 200 Kinoproduktionen beeindruckend, dennoch erreichte er nie den Star-Status mancher Ufa-Kollegen und scheint heute in Vergessenheit geraten zu sein.
Geboren wurde Westermeier am 9. Juli 1892 in Berlin als Sohn eines Beamten und lebte schon früh seine künstlerischen Neigungen aus. Bereits als 12-Jähriger bewarb er sich als Clown und Feuerschlucker beim Zirkus "Schumann", war Mitglied eines Schüler-Theatervereins. Noch vor dem Abitur brach er die Schule ab und ließ sich am "Königlichen Schauspielhaus"1) von Moritz Zeisler (1856 – 1911) zum Schauspieler ausbilden, nahm auch Unterricht bei Marie Seebach1) (1829 – 1897). Mit nur 17 Jahren gab Westermeier 1909 sein Bühnendebüt am "Königlichen Schauspielhaus", wenig später erhielt er in Strahlsund1) ein erstes Engagement, wurde als jugendlicher Held und Liebhaber besetzt. Nach Stationen in Plauen1) und Magdeburg1) wechselte er 1911 nach Hamburg, im darauffolgenden Jahr nach Bremen, ab 1913 trat Westermeier an Berliner Bühnen auf, wo er sich als Darsteller komischen Rollen, speziell in Operetten und Revuen, hervortat; seine Wirkungsstätten waren unter anderem das "Metropol-Theater"1), das "Theater im Admiralspalast"1) und das "Thalia-Theater". Der Name "Westermeier" wurde in den 1920er Jahren durch Operetten wie "Maske in Blau"1), "Die lustige Witwe"1), "Madame Pompadour"1) oder "Hochzeitsnacht im Paradies" von Friedrich Schröder1) zum Begriff, er brillierte beispielsweise als Graf Lothar in der Oscar Straus1)-Operette "Ein Walzertraum"1) oder als Berliner Fabrikant Wilhelm Giesecke in dem Singspiel "Im weißen Rößl"1) von Ralph Benatzky1), eine Figur, die er auch in Willi Forsts Verfilmung aus dem Jahre 1952 verkörperte → "Im weißen Rößl"1) (1952) mit Johanna Matz und Johannes Heesters.

Foto: Paul Westermeier vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz siehe hier

Paul Westermeier vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch
Bereits in stummen Streifen sammelte Westermeier seit Mitte der 1910er Jahre erste Erfahrungen vor der Kamera, absolvierte erste Auftritte in den Kurzfilmen "Sondi hat Pech" (1915) mit Emil Sondermann1) als "Sondi"1) und "Die Liebesbrücke" (1916). Weitere Stummfilme wie "Hoheit Radieschen"2) (1917), "Das Mädel von nebenan"1) (1917), "Nur um tausend Dollar"1) (1918), "König Nicolo"1) (1919), "Sie und die Drei"1) (1922), "Annemarie und ihr Ulan"1) (1926), "Die große Pause"1) (1927) oder zuletzt der nachvertonte Operettenfilm "Zapfenstreich am Rhein"1) (1930) schlossen sich an → Übersicht Stummfilme (Auszug).
Paul Westermeier, Hanne Brinkmann und Hans Albers in dem Stummfilm "Baroneßchen auf Strafurlaub" von Otto Rippert (Decla-Film, 1917); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000868) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 33) bzw. Ross-Verlag 1917; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de Paul Westermeier als Archivar Erasmus Schnute,
Hanne Brinkmann1) als Lisa und Hans Albers als
Baron Egon in der Komödie "Baroneßchen auf Strafurlaub"3) 
von Regisseur Otto Rippert ("Decla-Film"1), 1917)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000868) aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film"
von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 33) bzw. Ross-Verlag 1917; 
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Mit Beginn der Tonfilm-Ära konnte der Schauspieler seine Leinwandkarriere als profilierter Nebendarsteller erfolgreich fortsetzen, der im fortgeschrittenen Alter meist "den etwas griesgrämigen Mann von nebenan, oft mit Berliner Flair"4) bzw. den typischen Kleinbürger mit komischen Zügen verkörperte. Nach Rollen wie beispielweise des Gastwirts Hentschke in der Döblin-Adaption "Berlin – Alexanderplatz"1) (1931), des Gefängniswärters in der Rühmann-Komödie "Es wird schon wieder besser"1) (1932) oder des Bordfunkers Jaul in dem propagandistischen U-Boot-Drama "Morgenrot"1) (1933) mimte er unter anderem den Rossschlächter bzw. Hauswirt Oskar Knallkopp in dem amüsanten Spielfilm mit Berliner Volksstückcharakter "Das Veilchen vom Potsdamer Platz"1) (1936) oder den Berliner Weinhändler Karl Groß in dem von Robert A. Stemmle1) inszenierten, zum Klassiker gewordenen Schwank "Der Raub der Sabinerinnen"1) (1936) nach dem gleichnamigen Schwank1) von Franz1) und Paul von Schönthan1). Eine Paraderolle für den Vollblutmimen war sicherlich die des Oberst Ollendorf in der "Der Bettelstudent"2) (1931) nach der gleichnamigen Operette1) von Carl Millöcker1) (Musik) mit Tenor Hans Heinz Bollmann1) in der Titelrolle. In dem Rühmann-Lustspiel "Die Umwege des schönen Karl"1) (1938) nach dem Roman von Paul Enderling1) kam er als Kellner Otto Hübner daher, gab in der turbulenten Musikkomödie "Der Unwiderstehliche"1) (1937) einen Kommissar oder einen Bankdirektor in dem Lustspiel "Die göttliche Jette"1)  (1937) an der Seite der Protagonistin Grethe Weiser.
In der Spionage-Geschichte "Rote Orchideen"1) (1938) tauchte Westermeier als Diener des verbrecherischen Professors Castro (Herbert Hübner) auf, war während des Krieges auch in einigen Propagandastreifen wie "Die Rothschilds"1) (1940) und "Blutsbrüderschaft"1) (1941) oder "Andreas Schlüter"1) (1942) mit mehr oder weniger kleineren Parts auf der Leinwand präsent. Produktionen, die zum Teil bis heute als sogenannte "Vorbehaltsfilme"1) gelten. In nachhaltiger Erinnerung ist er mit der historischen Familiensaga "Familie Buchholz"1) (1944) und "Neigungsehe"1) (1944) geblieben, von Carl Froelich1) nach dem 1884 veröffentlichten Roman "Die Familie Buchholz" von Julius Stinde1) (1841 – 1905) in Szene gesetzt. Hier überzeugte er neben Henny Porten als resolute, dennoch herzensgute Matriarchin Wilhelmine Buchholz als deren Ehemann Karl. Die Filmkomödie "Frech und verliebt"1), in der Westermeier neben Johannes Heesters einen Boxer spielte, wurde zwar bereits im Sommer/Herbst 1944 gedreht, gelangte jedoch erst 1948 in die Lichtspielhäuser. Die Produktionen "Die Schenke zur ewigen Liebe"1) (1945) und "Das seltsame Fräulein Sylvia"1) (1945) blieben unvollendet → Übersicht Tonfilme bis 1945.  

Renate Müller und Paul Westermeier auf einer Karte
der Zigarettenbilder "Ramses Serie 3" (438); vermutlich
Szenenfoto aus "Wie sag’ ich’s meinem Mann?"1) (1932)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2009-d_0000014_034)
Albumseite mit Doppelporträts von berühmten Filmpaaren auf Zigarettenbildern
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de (Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017)
bzw. virtual-history.com

Renate Müller und Paul Westermeier auf einer Karte der Zigarettenbilder "Ramses Serie 3" (438), vermutlich Szenenfoto aus "Wie sag’ ich’s meinem Mann?"1) (1932); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2009-d_0000014_034), Albumseite mit Doppelporträts von berühmten Filmpaaren auf Zigarettenbildern; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf Quelle: www.deutschefotothek.de (Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017) bzw. virtual-history.com
Im deutschen Nachkriegsfilm konnte Westermeier seine Karriere nahtlos fortsetzen, zeigte sich etlichen Streifen jener Jahre, wobei es sich bis auf wenige Ausnahmen um leichte Unterhaltungskost handelte. Nun wurde er noch stärker auf die Rolle des bärbeißigen, dennoch gutmütigen Berliners festgelegt, gab unter anderem den Onkel Ottokar in der heiteren Geschichte "Durch Dick und Dünn"1) (1951) mit Theo Lingen, der auch Regie führte. Weitere Rollen waren unter anderem der Hauptmann Krause in der Romanze "Kaiserwalzer"1) (1953) mit Winnie Markus und Rudolf Prack oder der Hermann Knorr in Wolfgang Liebeneiners1) Heimatfilm "Die schöne Müllerin"1) (1954) mit Waltraut Haas und Gerhard Riedmann). Nur wenige Male wurde Westermeier mit ernsten Rollen besetzt, so als Otto Korrianke, Fahrer des General Harras (Curd Jürgens), in Helmut Käutners1) Adaption "Des Teufels General"1) (1955) nach dem gleichnamigen Drama1) von Carl Zuckmayer1). Zu seinen überschaubaren tragenden Rollen zählt die des gutmütigen und naiven Fleischermeisters Külz in der von Carl-Heinz Schroth in Szene gesetzten Komödie "Die verschwundene Miniatur"1) (1954) nach dem gleichnamigen Roman ("Die verschwundene Miniatur oder auch Die Abenteuer eines empfindsamen Fleischermeisters"1)) von Erich Kästner1). In nachhaltiger Erinnerung ist er auch mit der Figur des Kapitäns in der kurzweiligen Verwechslungs-Geschichte "Drillinge an Bord"1) (1959) geblieben, der als Gegenspieler des gleich dreifach auftretenden Star-Komikers Heinz Erhardts in Aktion trat. An letzten Arbeiten vor der Kinokamera ist der heitere Streifen "Eine Reise ins Glück"1) (1958) mit dem Part des Gastwirts Eberwein sowie der Heimat- und Bergfilm bzw. das Abenteuer "Sein bester Freund"1) (1962) von Luis Trenker mit Toni Sailer zu nennen → Übersicht Kinofilme nach 1945.
Nur wenige Male übernahm Westermeier Aufgaben für das Fernsehen, zeigte sich neben den Protagonisten Willi Rose und Berta Drews mit dem kleinen Part des Herrn Lehmann in der Serie "Jedermannstraße 11"1) (1962), spielte mit Brigitte Mira in "Spatzen in Gottes Hand" (1963), einem Alt-Berliner Volksstück von Ludwig Bender (1908 – 1973) und Edgar Kahn (1903 – 1955). Das "Hamburger Abendblatt schrieb am 12.10.1963 unter anderem: "(…) Er lebt nur noch von den beiden Rollen des berlinernden Ehepaars Onkel Ottokar und Tante Schnulle, die von Brigitte Mira und Paul Westermeier mit bewährten Mitteln gespielt, die Zuschauer zum Lachen brachten. (…). 
Neben seinem unermüdlichen Einsatz für den Kinofilm – 1967 erhielt der Künstler das "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" – war Westermeier weiterhin als Theaterschauspieler aktiv, arbeitete auch sporadisch für den Hörfunk. Unter anderem gestaltete er bei der "Funk-Stunde AG"1) in der Live-Sendung ohne Aufzeichnung den Stanislaus von Methusalem in dem Hörspiel "Wie einst im Mai"4) (EA: 05.03.1927), realisiert nach den Libretti zu der gleichnamigen Operette1) von Rudolf Bernauer1) (auch Regie) und Rudolph Schanzer (1875 – 1944) sowie der Musik von Walter1) und Willi Kollo1). Nach Kriegsende hörte man ihn beispielsweise als Polizei-Inspektor in "Der Revisor"4) (EA: 05.08.1949) nach der gleichnamigen Komödie1) von Nikolai Gogol1) (Regie: Boleslaw Barlog1)), als Arzt in "Balzac"4) (EA: 17.08.1950) von Rudolf Steinmetz mit Walter Franck als Schriftsteller  Honoré de Balzac und als Herrn Lumme in dem Stück "Stimmen über dem Fluß"4) (EA: 08.11.1951) von Wolfdietrich Schnurre1).
 
Paul Westermeier starb am 17. Oktober 1972 im Alter von 80 Jahren in seiner Geburtstadt Berlin; die letzte Ruhe fand er in Bezirk Tempelhof-Schöneberg1) auf dem dortigen "Friedhof Schöneberg III" (Abt.10–189).
Er war seit 1935 mit der ehemaligen Schauspielerin Lotte Dobschinsky verheiratet.
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei film.virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Murnau Stiftung, 4) ARD-Hörspieldatenbank
Quelle: 4) Wikipedia (abgerufen 31.08.2012)
Lizenz Foto Paul Westermeier (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Paul Westermeier auf einem Sammelbild aus der Serie "Bühnenstars und ihre Autogramme", die 1933 den "Gold-Saba"-Zigaretten der Garbaty"-Zigarettenfabrik von Josef Garbáty beilagen. Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch"  (Albert Zander u. Siegmund Labisch (1863–1942)); Quelle: www.virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Filme (Auszug)
Stummfilme / Tonfilme ab 1930 / Nachkriegsproduktionen
(Kinofilme, wenn nicht anders vermerkt)
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, cyranos.ch,
Murnau Stiftung, projekt-gutenberg.org, felix-bloch-erben.de)
 
Paul Westermeier auf einem Sammelbild aus der Serie
"Bühnenstars und ihre Autogramme", die 1933 den
"Gold-Saba"-Zigaretten der "Garbaty"-Zigarettenfabrik
von Josef Garbáty beilagen.
Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch"
 (Albert Zander u. Siegmund Labisch (1863–1942))
Quelle: www.virtual-history.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Stummfilme (Auszug) Tonfilme ab 1930

Nachkriegsproduktionen

Lizenz Foto Paul Westermeier (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942)
war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht
mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899
nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers)
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Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia)

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