Nils Chrisander um 1915 Jahren auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864 – 1930); Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia

Nils Chrisander wurde am 14. Februar 1884 als Nils Valdemar Chrisander*) oder Waldemar Olaf Chrisander**) in der schwedischen Hauptstadt Stockholm1) geboren. Nach eigenen Angaben war sein Onkel der gleichnamige Musik-Lektor bzw. Komponist Nils Chrisander (1846 – 1918), seine Großtante die berühmte Opernsängerin Jenny Lind1) (1820 – 1887). Er will verschiedene höhere Schulen in Stockholm, Wien, Paris und London besucht haben, nach seinem Schulabschluss soll er zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Studium der Kunstgeschichte und Philosophie begonnen haben; anschließend habe er sich als Kunstmaler versucht.
Chrisander besuchte die Elevenschule des "Königlich Dramatischen Theaters"1) in Stockholm, stand anschließend auf der Bühne, wo er unter anderem in dem Drama "Karl XII." von August Strindberg1) in Erscheinung trat. Mit der noch jungen Kinematografie kam Chrisander 1913 über den norwegischen Schauspieler und Regisseur Bj
ørn Bjørnson1) (1859 – 1842) in Berührung, der ihn ermutigte, sich als Filmschauspieler zu versuchen. Der erste nachweisbare stumme Streifen, in dem Chrisander auftrat, ist die dänische Produktion "Et Gensyn" (1914), wenig später ging Chrisander nach Berlin und konnte dort wie andere skandinavische Darsteller, etwa Aud Egede Nissen (1893 – 1974), Viggo Larsen (1880 – 1957) oder Olaf Fönss (1882 – 1949), Fuß fassen.

Nils Chrisander um 1915 Jahren auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia
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Der gut aussehende Nils Chrisander erhielt während seiner relativ kurzen Karriere in Deutschland nun ausschließlich Hauptrollen in stummen Dramen und abenteuerlichen Geschichten, wurde als jugendlicher Held und Liebhaber besetzt. Furore machte er 1916 als "Erik, das Phantom" in "Das Phantom der Oper"1), Ernst Matrays mutmaßlich ersten Verfilmung des romantischen, gleichnamigen Schauer-Romans1) von Gaston Lerouxs1) mit Aud Egede Nissen als Partnerin, welche das junge Chormädchen Christine Daaé mimte. Mit Regisseur Urban Gad1) (1879 – 1947) – Noch-Ehemann der legendären Asta Nielsen (1881 – 1972) – drehte er "Die Vergangenheit rächt sich" (1917) und "Die Gespensterstunde"1), war Partner von Henny Porten (1890 – 1960) in "Die Wellen schweigen"1) (1915), trat neben Pola Negri (1897 – 1987) in "Zügelloses Blut"1) (1917), "Nicht lange täuschte mich das Glück"1) (1917), "Die toten Augen" (1917) und "Küsse, die man stiehlt im Dunkeln" (1918) in Erscheinung. Seine Lieblingsrolle soll in Deutschland die des Fürsten Marcel Hochwald in dem Melodram "Die weißen Rosen von Ravensberg"2) (1919) gewesen sein, eine Geschichte, die er nach dem gleichnamigen Roman1) von Gräfin Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem1) bzw. eigenem Drehbuch (gemeinsam mit Richard Kühle1)) auch selbst in Szene setzte.

Foto: Nils Chrisander vor 1929 (NPG-Karte Nr. 427)
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)  siehe hier

Nils Chrisander vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch
1920/21 tauchte Chrisander in dem vierteiligen Abenteuer "Die Jagd nach dem Tode"1) neben Lil Dagover (1887 – 1980) als tüchtiger Ingenieur bzw. Detektiv Mc Allen auf, bei den beiden Teilen des Kriegsdramas "Die Welt in Flammen" (1922/23) führte er ebenfalls Regie und übernahm zudem die Rolle des Ministerpräsidenten Brancone (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen US-amerikanischen Stummfilm aus dem Jahre 1927, "The Patent Leather Kid"1))
Nils Chrisander auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864–1930); Photochemie-Karte Nr. 1642; Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Lizenz: gemeinfrei Während seiner Arbeit in Deutschland kehrte Chrisander immer wieder ins heimatliche Stockholm zurück und stand sporadisch für einige Produktionen vor der Kamera, so zuletzt mit der Hauptrolle in dem Kriegs- und Eifersuchtsdrama "Nobelpristagare" (1918) von Regisseur Georg af Klerckers (1877 – 1951), mit dem er in Schweden wiederholt zusammenarbeitete. Erzählt wurde die Geschichte des  begnadeten Chirurgen Dr. Henry Arel (Chrisander), der "im Krieg die tödlich verwundete Violet Starford (Mary Johnson) auf dem Sterbebett heiratet. Er zeugt als Kriegsgefangener mit Olga Orslowa (Maggie Gripenberg → Wikipedia (englisch)) einen Sohn und stellt nach dem Krieg – nunmehr mit dem Nobelpreis ausgezeichnet – fest, daß seine totgeglaubte Frau dank seiner ärztlichen Kunst überlebt hat. Das Dreiecksverhältnis Henry – Violet – Olga platzt, und als man Violet tot auffindet, wird Olga des Mordes verdächtigt. Das Drehbuch war ein erfolgreicher Beitrag zu einem Drehbuchwettbewerb der Produktionsfirma, die um literarisch ambitionierte Stoffe bemüht war. Die zeitgenössische Kritik bemängelte die Künstlichkeit der im (neutralen) Schweden nachgestellten Kriegsszenen. (Quelle: nordische-filmtage.de → Übersicht Stummfilme als Darsteller.
 
Nils Chrisander auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Photochemie-Karte Nr. 1642
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Zu seinen ersten Regie-Arbeiten zählte der Streifen  "Olaf Bernadotte" (1918), in dem Carl de Vogt (1885 – 1970) die Titelrolle spielte. Es entstanden weitere von ihm inszenierte Stummfilme wie "Alraune und der Golem" (1919) nach der Erzählung "Isabella von Aegypten"1) von Achim von Arnim1) und dem Schauerroman "Alraune. Die Geschichte eines lebenden Wesens"1) von Hanns Heinz Ewers1) oder das Drama "Cagliostros Totenhand"1) (1919), Arbeiten, die jedoch von filmisch untergeordneter Bedeutung waren.
Mit Beginn der 1920er Jahre verließ Chrisander vorübergehend das Filmgeschäft und begab sich auf Reisen, unter anderem zu "Geheimstudien in Ägypten und Asien", wie er nebulös schrieb.3) Zurück in Deutschland, wohnte Chrisander bis 1926 nachweisbar in Berlin-Friedenau1), dann ging er in die USA bzw. nach Hollywood, wo er im Frühjahr 1927 als Nils Olaf Chrisander zwei wenig beachtete Stummfilme in Szene setzte, die romantischen Melodramen "Die Gefangene des Scheik" ("Fighting Love") sowie "Der Herzensdieb" ("The Heart Thief"), unter anderem mit Lya de Putti (1897 – 1931) und Joseph Schildkraut (1896 – 1964) → Übersicht Stummfilme als Regisseur.
 
Danach verabschiedete er sich endgültig von der Filmszene, blieb aber noch eine Zeitlang in den USA; später kehrte er nach Schweden zurück, wo er sich in einem Dorf im äußersten Süden des Landes niederließ. Der einst gefeierte Stummfilmstar Nils Chrisander starb nahezu vergessen am 5. Juni 1947 im Alter von 63 Jahren im südschwedischen Skivarp, einer Ortschaft der Gemeinde Skurup1).
Quelle (unter anderem): Wikipedia und cyranos.ch
Siehe auch filmstarpostcards.blogspot.de
*) lt. Schwedischem Filminstitut; **) lt. IMDb
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung
3) nach Kurt Mühsam/Egon Jacobsohn: "Lexikon des Films" (Verlag der Lichtbild-Bühne, Berlin 1926, S. 32); das "Schwedische Filminstitut" gibt an, er hätte auch als Archäologe gearbeitet. Somit könnte er zumindest in Ägypten an Ausgrabungen teilgenommen haben.
Lizenz Foto Nils Chrisander (Urheber Nicola Perscheid/Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Stummfilme
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Als Darsteller (Auszug) Als Regisseur
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