Paul Temple
Geistiger Vater von "Paul Temple" ist der Schriftsteller Francis Durbridge (1912 – 1998); Ende der 1930er Jahre schuf  er die Figur des Privatdetektiven, der als Kriminalschriftsteller immer wieder in spektakuläre Fälle verwickelt wird, die er natürlich erfolgreich löst. Schauplatz der Verbrechen ist meist die mondäne Welt der feinen Gesellschaft, unterstützt wird Temple von der Journalistin bzw. seiner späteren Frau Steve Trent, eine andere Hauptfigur ist Sir Graham Forbes von Scotland Yard, der immer wieder gerne auf die kriminalistischen Fähigkeiten des Hobbydetektivs zurückgreift. Der erste Roman "Send for Paul Temple" wurde 1938 veröffentlicht, bis Ende der 1980er Jahre brachte Durbridge in unregelmäßigen Abständen weitere Romane mit dem Protagonisten Paul Temple heraus, beispielsweise "Paul Temple and the Front Page Men" (1939, in Zusammenarbeit mit Charles Hatton), "Send for Paul Temple Again!" (1948), "The Tyler Mystery" (1957; unter dem Pseudonym Paul Temple, gemeinsam mit Douglas Rutherford), "Paul Temple and the Kelby Affair" (1970) oder zuletzt "Paul Temple and the Conrad Case" (1989).
  
Im Verlaufe der Jahre wurden die "Paul Temple"-Romane mehrfach verfilmt, in Comics und im Rundfunk vermarktet, bereits am 8. April 1938 ging die BBC mit einer Hörspielreihe auf Sendung, die inzwischen Kultcharakter erreicht hat. Die Geschichten dieser Serie waren in Form eines Fortsetzungsromans konstruiert, der im spannendsten Moment abbrach und so die Hörer der nächsten Folge entgegenfiebern ließ (Cliffhanger"-Effekt). Der Erfolg der jeweils meist achtteiligen Reihe, die bei der BBC bis 1968 über den Äther ging (letzte Folge: Paul Temple and the Alex Affair), war phänomenal, der Schauspieler Hugh Morton1) (1921 – 2006) verkörperte anfangs den Paul Temple, Steve Trent wurde von Bernadette Hodgson gesprochen. 1939 übernahm Carl Bernard2) (1907 – 1972) die Rolle des Protagonisten, nach dem Krieg traten andere Schauspieler wie Barry Morse3) (1945), Howard Marion-Crawford1) (1946) und Kim Peacock3) (1946 – 1951) in Erscheinung. Peter Coke1) (1913 – 2008) übernahm die Rolle ab 1954 und blieb bis zum Ende dabei, ihm zur Seite stand als "Steve" Marjorie Westbury3) (1906 – 1989), die bereits seit "Send for Paul Temple Again" (1945) als beste Sprecherin dieser Rolle galt. In den ersten Hörspielen wurden die Geschichten mit der Musik aus "Scheherazade" von Rimsky-Korsakov untermalt, später komponierte Vivian Ellis1) (1903 – 1996) das Titelthema "Coronation Scot".
  
Auch die deutschen Zuhörer kamen in den Genuss der "Paul Temple"-Reihe, Ende der 1940er Jahre adaptierte der Rundfunk die erfolgreichen Geschichten als Hörspielreihe mit dem unvergessenen René Deltgen4). Der Schauspieler mit der markanten Stimme sprach zwischen 1949 und 1966 in insgesamt 12 Hörspielen den "Paul Temple", 1968 gab er die Rolle an seinen Kollegen Paul Klinger4)  ab. Der Name René Deltgen bleibt auch bis heute untrennbar mit "Paul Temple" verbunden, begonnen hatte er 1949 mit "Paul Temple und die Affäre Gregory", mit "Paul Temple und der Fall Genf" verabschiedete er sich 1966 von einer begeisterten Zuhörerschaft. Bis auf wenige Ausnahmen sind diese "Straßenfeger" jener Jahre, die sich durch geschliffene Dialoge und einen subtilen Humor auszeichnen, inzwischen als Hörbücher in Handel gelangt und finden auch heute nach Jahrzehnten eine begeisterte Fangemeinde → siehe auch Wikipedia.

Visualisiert wurde der berühmte Privatdetektiv erstmals in den 1940er Jahren, 1946 kam die erste Romanverfilmung "Send for Paul Temple"1) (Der grüne Finger) unter der Regie von John Argyle in die Kinos, der Titelheld wurde von Anthony Hulme1) (1910 – 2007) verkörpert, Joy Shelton1) (1922 – 2000) trat als Ehefrau Steve auf. Bereits zwei Jahre später folgte mit "Calling Paul Temple"1) (1948, Wer ist Rex?) ein weiteres spannendes Abenteuer, diesmal hatte Maclean Rogers den Durbridge-Krimi in Szene gesetzt, der britische Schauspieler und Sänger John Bentley3) (1916 – 2009) mimte den Paul Temple, Dinah Sheridan3) war als Steve Temple zu sehen; beide traten mit diesen Rollen auch 1950 in "Paul Temple's Triumph"3) (Jagd auf "Z") auf, ebenfalls unter der Regie von Maclean Rogers. Den letzten in schwarz-weiß gedrehten Film "Paul Temple Returns"3) (Paul Temple und der Fall Marquis) brachte Rogers 1952 auf die Leinwand, neben John Bentley mimte diesmal Patricia Dainton1) die Ehefrau des Hobbydetektivs.

John Bentley und Dinah Sheridan waren auch die Protagonisten einer 12-teiligen Paul Temple-Serie, die 1968/69 von der BBC ausgestrahlt wurde und mit einem Zusammenschnitt der Filme an den Erfolg im Kino anknüpfen sollte. Ein Jahr später brachte der Sender (ab Folge 14 in Co-Produktion mit dem ZDF) eine weitere Serie nach dem Originalkonzept von Francis Durbridge heraus, die in England bis 1971 mit 52 sechzigminütigen Folgen endlich Farbe ins Spiel brachte. Bei uns strahlte das ZDF die erste Episode am 1. Februar 1972 aus und zeigte bis Juli 1973 in unregelmäßigen Abständen 39 Folgen; bis Ende der 1970er flimmerten verschiedentlich Wiederholungen über den Bildschirm. Der britische Theaterschauspieler Francis Matthews, der von Durbridge selbst vorgeschlagen worden war, schlüpfte diesmal in die Rolle des berühmten Detektivs, dem Ros Drinkwater3) als Steve zur Seite stand. Die Titelmusik stammte von dem australischen Komponisten Ron Grainer3) (1922 – 1981), der unter anderem auch den Soundtrack zu der über Jahre erfolgreich laufenden Science-Fiction-Serie "Doctor Who" (1963 – 1989) und der Krimiserie "The Prisoner"4) (Nummer 6) schrieb. Die Eingangsszene war stets gleich, die Kamera erfasste einen grünlich-blauen Gang, aus dem jemand flüchtete, dann wurden die Gesichtszüge von Francis Matthews eingeblendet. Paul Temple ist eigentlich Autor von Kriminalromanen, setzt jedoch auch immer wieder in realen Fällen seine kriminalistische Ader ein. Um Geld muss sich der reiche Temple keine Sorgen machen, also reist er den größten Teil des Jahres zusammen mit seiner Frau Steve durch Europa. Und auch die Journalistin Steve hat schon von Berufs wegen eine ebenso gut ausgebildete Spürnase wie ihr Ehemann. kann man bei www.wunschliste.de lesen. Die einzelnen Folgen waren in sich abgeschlossen, anders als bei den Hörspielen fehlte der beliebte "Cliffhanger"-Effekt. Die deutsche Stimme von Francis Matthews war Gert Günther Hoffmann4).
   
Die Krimihomepage schreibt: Paul und Steve waren die einzigen Personen, die aus dem Hörspiel übernommen wurden, Sir Graham Forbess fehlt, dafür taucht ab Folge 14 "Das Gangsterspiel" (Right Villain) Sammy Carson auf, ein Ex-Gangster und Temples Freund. In der ersten Staffel war noch hie und da Blake Butler als Eric dabei. (…) Die Serie wurde zuletzt 1978 vom ZDF ausgestrahlt, im Archiv des Senders sind noch alle 39 deutsch-britischen Folgen erhalten, von 18 Folgen kann man sich Kopien bestellen. Die BBC, die die Produktion nach der 4. Staffel aus nicht genau geklärten Gründen auf Eis legte, verfügt heute nur mehr über 15 (!!) Folgen der Serie.
"Paul Temple" ist eine gelungene 70er-Jahre-Serie, die sicherlich Seinesgleichen sucht und die auch heute nicht angestaubt wirkt: viele bekannte Schauspielgrößen traten darin auf, nicht nur Engländer und deutschsprachige (unter ihnen Dieter Borsche, Maria Perschy, Walter Rilla, Peter Carsten, Wolfgang Völz, Ilona Grübel, Ingeborg Schöner, Georg Marischka, Bruno Dietrich, Eric Pohlmann, Wolf Frees, Catherine Schell und Michael Gahr) sondern u. a. auch Italiener und Franzosen. Die Schauplätze waren auch auf ganz Europa ausgerichtet: so wurden manche Folgen wohl in England gedreht, einige aber auch in Deutschland (Hamburg und München z. B.), Italien (Mailand), Holland (Amsterdam), Frankreich (Nizza, an der Riviera, in Aries), in der Schweiz (St. Moritz) und sogar auf Malta.


Link: 
1) Wikipedia (englisch), 2) Internet Movie Database, 3)
Wikipedia (deutsch)
4) Kurzportrait bzw. Beschreibung innerhalb dieser HP

Infos zu "Paul Temple" bei Wikipedia
Infos zur Serie bei fernsehserien.de, weitere Links bei www.wunschliste.de

 

Francis Matthews mimte den Paul Temple in der Serie 1969 – 1971.

Der Schauspieler wurde am 2. September 1927 im britischen York (Yorkshire) geboren. Schon früh wollte er Schauspieler werden, seine Karriere begann der erst 17-Jährige am Theater als Assistent des Bühnenmanagers am "Royal Theatre" in Leeds. Eine erste winzige Rolle erhielt er in dem halb-autobiografischen Stück "The Corn is Green" des walisischen Autors und Regisseurs Emlyn Williams, während seines zwei-jährigen Engagements am "Oxford Playhouse" sammelte der junge Mime Erfahrungen als Interpret klassischer Theaterfiguren. Rasch entwickelte sich Matthews zu einem renommierten Charakterdarsteller, stand im Verlauf der Jahre mit vielen Hauptrollen auf der Bühne.
Zum Film kam Matthews Mitte der 1950er Jahre und nach anfangs kleineren Rollen wurden die Aufgaben in Streifen wie "Bhowani Junction"1) (1956, Knotenpunkt Bhowani; mit Ava Gardener) oder "The Mark of the Hawk" (1958, Das Zeichen des Falken; mit Sidney Poitier → Filmlexikon) größer. Populär wurde er mit den damals beliebten Horror-Verfilmungen der "Hammer-Studios". In "Revenge of Frankenstein"1) (1958, Frankensteins Rache) mimte er an der Seite von Peter Cushing als Dr. Victor Frankenstein dessen wissbegierigen Assistenten Dr. Hans Kleve. Mit Boris Karloff drehte er "Corridors of Blood" (1958) und in "Dracula-Prince of Darkness"1) (1966, Blut für Dracula) agierte er neben Christopher Lee, mit dem er auch in "Rasputin the Mad Monk" (1966, Rasputin – Der wahnsinnige Mönch) zu sehen war. Dazwischen lagen zahlreiche Filmauftritte – etwa als Lt. Compton in dem Miss Marple-Krimi "Mörder ahoi!"1) (1964, Murder Ahoy).
Bis Anfang der 1970er Jahre war Matthews vor allem im Fernsehen ein gefragter Darsteller. Zahlreiche Gastauftritte in auch bei uns beliebten Serien wie "Die Abenteuer des Robin Hood"2) (1957/58), "Simon Templar"2) (1964/1967) oder "Mit Schirm, Charme und Melone"2) (1966/67) machten Matthews auch bei uns bekannt, mit der Hauptrolle des "Paul Temple" geriet der Schauspieler zum Dauergast auf den heimischen Bildschirmen. Als die Angebote für Kino- und TV-Produktionen nachließen, konzentrierte sich der Schauspieler wieder auf seine Wurzeln und spielte vermehrt Theater, machte sich auch mit Inszenierungen einen Namen und stand bis zu seinem Tod nur noch sporadisch vor der Kamera.
 
Der beliebte Schauspieler starb am 14. Juni 2014 im Alter von 86 Jahren → Nachruf in englisch bei www.theguardian.com.
  
Francis Matthews war seit 1963 mit seiner Kollegin Angela Browne verheiratet, die am 20. Juni 2001 verstarb. Aus der Verbindung stammen drei Söhne, Damien Matthews und Paul Rattigan traten in die Fußstapfen ihrer Eltern und wurden ebenfalls Schauspieler. Francis Matthews war der Bruder des 1942 geborenen Schauspielers Paul Shelley3).
Seine Erinnerungen veröffentlichte Francis Matthews unter dem Titel "A Hair in the Gate".

Siehe auch Wikipedia

Weitere Filme4) mit Francis Matthews

1) Link: Wikipedia (deutsch), 2) Beschreibung innerhalb dieser HP, 3) Wikipedia (englisch), 4) Internet Movie Database

     
Der Name Francis Durbridge ist beim deutschen Publikum mit vielen Stunden spannender Unterhaltung verbunden, verschiedenste Produktionen der 1950er, 1960er und 1970er Jahre wurden zum "Straßenfeger", bannten Millionen von Fernsehzuschauern vor die heimischen Bildschirme bzw. Rundfunkgeräte. Nicht nur die beliebten "Paul Temple"-Hörspiele, auch andere, mehrteilige Krimi-Adaptionen wie "Tim Frazer"1) (1963), "Melissa"1) (1966), "Ein Mann namens Harry Brent"1) (1967), "Das Messer"1) (1971) oder "Die Kette"1) (1977) brachten es auf hohe Einschaltquoten. Spitzenreiter war ohne Zweifel der Sechsteiler "Das Halstuch"1) (3.1.1962 – 17.1.1962), der als einer der erfolgreichsten TV-Krimis in die Fernsehgeschichte einging. Eine ganze Nation fieberte vor der Flimmerkiste und wartete darauf, dass das Geheimnis um den "Halstuch"-Mörder von Kriminalinspektor Yates alias Heinz Drache aufgeklärt wurde. Nachtschichten in den Fabriken mussten ausfallen. Wahlveranstaltungen fanden kein Publikum. Volkshochschulen verfassten Protesttelegramme. Der Programmbeirat des Fernsehens formulierte: "Das deutsche Kulturleben ist zum Erliegen gebracht worden." Ein Spiel beherrschte die Schlagzeilen der größten Zeitungen. (Quelle: Funk Uhr 2/1963, S. 6). Großen Ärger gab es, als der Berliner Kabarettist Wolfgang Neuss1) kurz vor Ausstrahlung der letzten Folge unter einem Pseudonym den Täter per Zeitungsannonce verriet.

Geistiger Vater all dieser packenden Storys war der am 24. November 1912 in Hull (Yorkshire) geborene Schriftsteller Francis Henry Durbridge. Der Sohn eines Kaufhausmanagers hatte nach der Schule in Birmingham zunächst Alt-Englisch und Volkswirtschaft studiert, anschließend kurz bei einem Börsenmakler gearbeitet. Doch dann entschied er sich für das Schreiben, bereits kurz nach seinem Hochschulabschluss erschien 1933 sein erstes Bühnenstück "Promotion", mit Krimis wie den Geschichten um "Paul Temple" gelang Durbridge der Durchbruch zum vielgefragten Autor des Genres; "Paul Temple" war wohl eine der erfolgreichsten Detektivgestalten, die jemals für den Rundfunk geschaffen wurden. Durbridge's Gesamtwerk umfasst neben zahlreichen Kurzgeschichten und Hörspielen sieben Film-Drehbücher, über 30 TV-Spiele und -serien und knapp drei Dutzend Romane, die z. T. auf seinen Hörspielen und Drehbüchern basieren und teilweise in Zusammenarbeit mit Co-Autoren entstanden sind; das letzte von insgesamt sieben Bühnenstücken "Sweet Revenge" (Tief in der Nacht) wurde 1991 in London uraufgeführt und ist inzwischen als Hörbuch auch auf dem deutschen Markt erhältlich.
 
Francis Durbridge starb am 11. April 1998 im Alter von 85 Jahren nach langer Krankheit in seinem Londoner Heim. Seit 1940 war der Schriftsteller mit Norah Elizabeth Lawley verheiratet, die ihm zwei Söhne schenkte.


Siehe auch Wikipedia

Link: 1) Beschreibung bzw. Kurzportrait innerhalb dieser HP 

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