Als am 3. Januar 1969 im ZDF die Krimiserie "Der Kommissar" mit der
ersten 60-minütigen Folge "Toter Herr im Regen" an den Start ging, ahnten die
Macher wohl noch nicht, welch ungeheurer Erfolg dieser Reihe beschieden sein
sollte. Doch schon nach kurzer Zeit zählten die spannenden Mordgeschichten
zu den Highlights in den bundesdeutschen Flimmerkisten, die Einschaltquoten
waren enorm, über die Jahre verfolgten pro Episode rund 30 Millionen
Zuschauer diese inzwischen zum Kult gewordene Serie. Die insgesamt 97 Storys stammten aus der Feder von Herbert Reinecker1), der in den 70er Jahren auch die Drehbücher zu "Derrick" schrieb. Prominente Regisseure wie beispielsweise Helmuth Ashley, Jürgen Goslar, Helmut Käutner, Johannes Schaaf, Wolfgang Staudte, Georg Tressler, Michael Verhoeven oder Alfred Weidenmann setzten die schwarz-weißen Folgen in Szene. Protagonist dieser legendären Krimiserie, bei der Reinecker wohl den von Georges Simenon ins Leben gerufenen französischen Kommissar Maigret vor Augen hatte, ist der bei der Münchener Mordkommission tätige, zielstrebige Kommissar Herbert Keller, der von dem damals im Fernsehen wenig bekannten Schauspieler Erik Ode verkörpert wurde. Der Sohn des Schauspielers Fritz Odemar (1890 1955) konnte zwar seit den 30er Jahren auf eine kontinuierliche Schauspielerkarriere zurückblicken, hatte in verschiedensten Unterhaltungsfilmen vor und hinter der Kamera gestanden und sich auch am Theater einen Namen gemacht, dennoch war er für die TV-Zuschauer ein relativ unbeschriebenes Blatt. Das änderte sich schlagartig, der Mann mit dem braunen Lederhut wurde zum Dauergast in den bundesdeutschen Wohnstuben und durch den Verkauf der Serie in viele Länder auch international berühmt. Kommissar Keller ist ein ruhiger, älterer Beamter, der seine Fälle mit Bedacht, präziser Beobachtungsgabe und scharfem Verstand zu lösen weiß. Seine rasche Auffassungsgabe zeichnet ihn aus, charakteristisch ist für Keller eine fast väterlichen Güte, die zuweilen mit einem zynischen Humor gepaart ist. Ihm zur Seite steht ein Team, auf das er sich verlassen kann: Da ist zunächst Inspektor Walter Grabert alias Günther Schramm zu nennen, der mit einer gewissen Eleganz und Phantasie den Gegenpol zu dem eher bieder wirkenden Keller bildet. Inspektor Robert Heines, gespielt von Reinhard Glemnitz, ist ein Polizist, der hart im Nehmen ist und durch seine Logik besticht. Der junge Kriminalhauptmeister Harry Klein, dargestellt von Fritz Wepper, komplettierte die Mannschaft um Kommissar Keller. Als "Harry Klein" dann nach 72 Folgen 1974 als Assistent zu "Derrick" wechselte, um unter anderem auch dessen Wagen zu holen, stieß Bruder Elmar Wepper als Kriminalhauptmeister Erwin Klein zu den Münchener Ermittlern. Dann ist da noch Kriminalassistentin Helga Lauer (Emely Reuer) zu nennen, die in den ersten 27 Folgen mit von der Partie war, sowie Kriminalassistentin Rehbein (liebevoll "Rehbeinchen" genannt), die als "Mädchen für alles" fungierte, die Stellung im Büro hielt und unentwegt Kaffee kochte, allerdings nicht in allen Geschichten auftauchte; "Rehbeinchen" wurde gespielt von Helma Seitz. Schließlich muss noch die Ehefrau des Kommissars, Franziska Keller (Rosemarie Fendel) erwähnt werden, die dem Kommissar ein kurzes Privatleben bescherte, dann jedoch nach wenigen Folgen wieder verschwand. Herbert Reinecker beschrieb seinen Titelhelden einmal folgendermaßen: "Der Kommissar, der bei mir im Mittelpunkt steht, ist etwa 60 Jahre alt, humorvoll, lebensklug. Er verfügt nicht über übernatürliche Kräfte, ballert nicht pausenlos mit dem Colt in der Gegend herum und kämpft auch nicht gegen Computer. Von Karate versteht er überhaupt nichts. Die Fälle, die Kommissar Keller bearbeitet, sind weder phantastisch noch vom Geheimdienst inszeniert. Es sind Verbrechen, die täglich irgendwo vorkommen. Verbrechen, die aus Eifersucht, Habgier, Neid begangen werden ( ) Was der Kommissar tut, ist nicht geheim. Nicht einmal geheimnisvoll. Er und seine Assistenten arbeiten mit Köpfchen und List. Machen auch Fehler. In jeder Folge tritt einer der Assistenten in den Vordergrund." (Quelle: HÖRZU, 4/1968) Am 30. Januar 1976 ging nach acht Staffeln die letzte Folge "Tod im Transit" auf Sendung, was jedoch noch lange nicht das "Aus" für diesen Quotenrenner bedeutete. Bis heute wurde die Serie erfolgreich wiederholt, auch nach Jahrzehnten findet sich eine treue Fangemeinde immer wieder vor dem Bildschirm ein. Das liegt vielleicht nicht zuletzt daran, dass sich die Reihe immer noch wohltuend von den heute üblichen spektakulären, Action-geladenen Krimireihen absetzt und mehr die psychologische Komponente der polizeilichen Recherche in den Vordergrund stellt. "Der Kommissar" ist ruhig, wirkt sehr "beamtenhaft" und pflegt einen nahezu väterlichen Umgang sowohl mit Assistenten wie mit Tatverdächtigen. Seine Stärken liegen nicht im schnellen Umgang mit der Waffe, sondern in guter Beobachtungsgabe und scharfem Verstand. Der Mord selbst wird im Grunde zur Nebensache, denn die Beziehungen zwischen Täter und Opfer werden in den Mittelpunkt der Ermittlungen gerückt. Das Beleuchten der psychologischen Hintergründe ist nun ein zentraler Bestandteil der Tataufklärung. (Quelle: ZDF, Text: Sonja Dreher) Die Serie und deren Darsteller wurde mehrfach ausgezeichnet, "Bambis" in Silber und Gold sind nur einige der Preise, die die Reihe bzw. deren Protagonisten errangen. Zahllose berühmte und populäre deutsche Schauspieler, die sich an dieser Stelle nicht aufzählen lassen, gaben sich beim "Kommissar" die Klinke in die Hand. Die Liste der ausgezeichneten Schauspieler, die für die Kommissar-Serie engagiert wurden, ist sozusagen ein Register der modernen Schauspielkunst. Auch kleine Nebenrollen werden mit Darstellern besetzt, die fähig sind, selbst aus den kurzen Szenen kleine Kabinettstückchen zu machen Bei dieser Gelegenheit möchte ich meine Verbeugung vor Herbert Reinecker machen Noch erstaunlicher als die Gestaltung der einzelnen Figuren ist bei Reinecker das durchwegs gehaltene Niveau der einzelnen Folgen. Sie mögen unterschiedlich im Spannungsgehalt sein, doch sie alle besitzen eine Qualität, die selbst schwächere Folgen weit über den Durchschnitt üblicher Krimiserien hinaushebt (Quelle: Erik Ode: Der Kommissar und ich, München und Percha, 1972, S. 415 u. 414) Neben der von Erik Ode herausgebrachten Autobiografie "Der Kommissar und ich" bietet das Buch "Der Kommissar. Eine Serie und ihre Folgen" des Autors Gerald Grote eine wahre Fundgrube für alle Fans der Kultserie. Die erweiterte Neuausgabe des lange vergriffenen Standardwerkes bietet bislang unveröffentlichte Abbildungen sowie einem neuen umfangreichen Farbteil. Neben Daten, Fakten und Fiktionen wird dem Leser zudem ein Einblick in den Nachlass von Erik Odegewährt. "Nicht das kleinste Detail fehlt in Grotes Nachschlagewerk. Lückenloser als das beste Alibi präsentiert er sämtliche 97 Mordgeschichten mit allen wichtigen Angaben." (Quelle: Süddeutsche Zeitung) Die Fuldaer Zeitung schrieb unter anderem "Nun hat der Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag in seiner liebevoll aufgemachten Filmbuch-Reihe den Band Der Kommissar herausgebracht. Der Autor beschreibt dort den Dauerbrenner bis ins Detail, erzählt die Entstehungsgeschichte, lässt Schauspieler, Regisseure und Drehbuchschreiber Herbert Reinecker zu Wort kommen und beleuchtet jeden der 97 Fälle, die bis ins Jahr 1976 ausgestrahlt wurden. Das Buch ist ein idealer Schmöker, nicht nur wegen Grotes witzig-ironischer Schreibe, sondern vor allem auch, weil wir kuriose Dinge erfahren, die selbst eingefleischten Kommissar-Kennern bisher fremd waren." 1) Der Link führt zu Wikipedia Zahlreiche Infos rund um die Serie findet man bei www.kommissar-keller.de
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*) Link: Internet Movie Database | ||||||||||||||||||||||
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