Übersicht (Auswahl) Theater / Film / Hörspiel
Porträt von Rolf Ludwig ca. 1957; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001284_001); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 1957?; Quelle: www.deutschefotothek.de Rolf Ludwig erblickte am 28. Juli 1925 als Rolf Erik Ludewig in der schwedischen Hauptstadt Stockholm das Licht der Welt. Die ersten fünf Lebensjahre verbrachte der Sohn eines gelernten Buchdruckers, der mit seiner schwedischen Mutter Emmy eine Gastwirtschaft betrieb, in Stockholm. Dann gingen die Eltern 1930 nach Deutschland zurück, ließen sich im Dresdener Stadtteil Leuben1) nieder und wohnten nun in der Lilienthalstraße 17. Sohn Rolf besuchte in Dresden die Volksschule, machte anschließend eine Lehre als Drucker, die er als Kartolithograph bzw. Stein- und Offsetdrucker abschloss. 1942 meldete sich der 17-Jährige als Freiwilliger zum Arbeitsdienst, ein Jahr später ging er als Jagdflieger zur Luftwaffe, wo er Mitte September 1944 auf einem Feldflugplatz bei Arnheim in ein Artilleriefeuer verwickelt wurde und schwer verwundet in britische Kriegsgefangenschaft geriet. Im Internierungslager "Lodge Moor Camp" bei Sheffield beteiligte er sich an Aufführungen des Lagertheaters und kam so erstmals mit der Schauspielerei in Berührung, die ihn nicht mehr loslassen sollte.
Nach seiner Entlassung 1947 zurück in Deutschland, entschied sich der Ex-Gefreite endgültig für eine Laufbahn als Schauspieler, sammelte kurzzeitig bei der Radebeuler Theatergruppe "Heiterer Blick" weitere Bühnenerfahrungen und nahm zudem Unterricht an einer Schauspielschule in Dresden. Wenig später startete er dann in Hamburg an den "Kammerspielen" bei Ida Ehre eine fulminante Karriere.
 
Porträt von Rolf Ludwig ca. 1957
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001284_001)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 1957?
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
"Er lernt den Schriftsteller Wolfgang Borchert1) kennen, dem er bereits aus dem Gefangenenlager geschrieben hat. Diese Bekanntschaft ist für seinen weiteren künstlerischen Werdegang von großer Bedeutung. Immer wieder wird der Schauspieler aus dem Werk des Autors rezitieren, macht sich dessen Pazifismus zu eigen." wird bei der DEFA-Stiftung ausgeführt.
Weitere Engagements führten den aufstrebenden Schauspieler nach Lübeck und Dresden, danach wirkte er in Berlin und begann 1950 als Operettenbuffo am "Metropol-Theater"1), wo er für zwei Spielzeiten blieb. Die Verpflichtung an das "Theater am Schiffbauerdamm"1) (1953/54) blieb eher ein Intermezzo, 1954 wechselte er für rund zehn Jahre an die "Volksbühne"1), an die er dann 1970 zurückkehrte. 1964 bis 1969 und erneut ab Mitte der 1970er Jahre wurde das "Deutsches Theater"1) seine künstlerische Heimat.
Rasch hatte sich Ludwig den Ruf eines herausragenden Charakterdarstellers erarbeitet, der sowohl in Klassikern als auch Stücken der Moderne zu überzeugen wusste. Zur einer seiner gefeierten Bühnenfiguren geriet an der "Volksbühne" der quirlige Truffaldino in Goldonis Lustspiel "Der Diener zweier Herren"1), den er erstmals 1955 in einer Inszenierung von Otto Tausig gestaltete und die ihn auch über die Grenzen der DDR bekannt machte. In dieser Paraderolle können die Zuschauer den komödiantischen Tausendsassa Ludwig 10 Jahre lang erleben, sein akrobatischer Sprung über den Tisch, beladen mit einem Pudding, ist legendär. "Sein virtuos-komischer 'Kampf' mit dem Pudding erschien als perfekte Clownsnummer und verbarg doch nicht den sozialen Hintergrund. Seine Darstellung hatte Leichtigkeit und Charme, zugleich aber auch Disziplin und Ökonomie.", meinte Dieter Kranz1)  1981 rückblickend.2)
Er wurde als Puck in Shakespeares "Ein Sommernachtstraum "1) (1956) und als Figaro in "Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit"1) (1957) von Beaumarchais ebenso gefeiert, wie in "Volpone"1) von Ben Jonson, wo er in einer Bearbeitung von Stefan Zweig1) seit Ende der 1950er Jahre grandios den Mosca, Schmarotzer des von Franz Kutschera dargestellten Titelhelden gab.
 

Rolf Ludwig als Mosca in "Volpone", 1958 an der Berliner "Volksbühne"
in einer Inszenierung von Otto Tausig, Premiere: 09.05.1958
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0004492_1_033)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 08.05.1958
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Rolf Ludwig als Mosca in "Volpone", 1958 an der Berliner "Volksbühne" in einer Inszenierung von Otto Tausig, Premiere: 09.05.1958; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0004492_1_033); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 08.05.1958; Quelle: www.deutschefotothek.de
Am "Deutschen Theater" glänzte er seit Mitte der 1960er Jahre im Verlaufe der Jahre mehr als 600 Mal mit der Rolle des dreiköpfigen Drachen in der Märchen-Parabel "Der Drache"1) von Jewgeni Schwarz, erstmals am 21. März 1965 aufgeführt mit Eberhart Esche als Drachentöter Lanzelot, Regie führte Benno Besson1) – mit Unterbrechungen spielte er diese Rolle bis 1981. "Ludwig lieferte ein Virtuosenstück der Verwandlungskunst (…) Der Drache (…) war ein Meisterstück der Verwandlung, zeigte Vitalität und Zusammenbruch der Sinnlichkeit, jugendliches Draufgängertum und greisenhaftes Greinen, schmieriges Anbiedern und genußvoll böse, eiskalte Grausamkeit." schrieb der DDR-Theaterkritiker Christoph Funke (1934 – 2016) in seinem Nachruf auf Rolf Ludwig im "Tagesspiegel".
Mit Beginn der 1970er Jahre konnte man Ludwig an der "Volksbühne" unter anderem als Titelhelden Sganarelle in der Komödie "Der Arzt wider Willen"1) (1970/71) von Molière bewundern, er interpretierte Shakespeares "Othello"1) (1972) und den Leutnant Ekdal in "Die Wildente"1) von Henrik Ibsen. Zuletzt bejubelte man ihn dort seit der Premiere am 27. März 1987 als "den Meister" in "Der Meister und Margarita", der von Heinz Czechowski bearbeiteten Bühnenfassung des gleichnamigen Romans von Michail Bulgakow1). Als Ensemble-Mitglied des "Deutschen Theaters" spielte Ludwig bis Ende der 1990er Jahre in nahezu allen großen Inszenierungen des Hauses, einen seiner letzten Auftritte hatte er dort als Mörder Bernardino in der Komödie "Maß für Maß"1) von William Shakespeare, in Szene gesetzt von Uwe Eric Laufenberg1) (Premiere "Kammerspiele": 14.01.1998). Seit den 1990er Jahren gab der Schauspieler zudem verschiedene Gastspiele, zeigte sich unter anderem bei den "Salzburger Festspielen", am Wiener Burgtheater" oder in Berlin am "Renaissance-Theater" → mehr zum Theater-Wirken siehe hier.
Rolf Ludwig als Hans Albert Hauptmann in der Bühnenversion von "Der Hauptmann von Köln", 1959 an der Berliner "Volksbühne"; Inszenierung: Otto Tausig; Premiere: 15.05.1959; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0004564_1b_033); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 05.1959; Quelle: www.deutschefotothek.de Bei Film und Fernsehen fand Rolf Ludwig mit Beginn der 1950er Jahre ein breites Betätigungsfeld, nach anfänglich eher kleineren, mitunter auch komischen Aufgaben in DEFA1)-Produktionen gelang ihm 1956 mit der Hauptrolle in Slatan Dudows bissigen Politsatire "Der Hauptmann von Köln"1) der Durchbruch zum populären Filmschauspieler. Er mimte den arbeitslosen, früheren Oberkellner Albert Hauptmann, der mit dem ehemaligen Hauptmann der deutschen Wehrmacht (gespielt von Erwin Geschonneck) verwechselt wird und den er auch 1959 in der Theater-Fassung an der "Volksbühne" in einer Inszenierung von Otto Tausig darstellte: "Im Köln der Adenauer-Zeit macht er nun Karriere, wogegen sein Namensvetter sich als Kriegsverbrecher verstecken muß. Umgekehrt wird die Situation, als Albert Hauptmann sich vor dem Bundestag für eine Amnesie einsetzt. Nun kann der wahre Kriegsverbrecher ins gesellschaftliche Leben zurückkehren. Angesichts der damaligen Re-Militarisierung in der Bundesrepublik ist die Satire äußerst aktuell." schreibt die DEFA-Stiftung.
An Kinofilmen mit Rolf Ludwig ist unter anderem der Kassenschlager "Das Feuerzeug"1) (1959) nach dem Märchen von Hans Christian Andersen1) zu nennen, wo er nicht nur als gutmütig-gewitzter Soldat, der vom König (Hans Fiebrandt1)) um seinen wohlverdienten Lohn gebracht werden soll, in Erinnerung geblieben ist, sondern auch mit dem Kinderlied "Eins, zwei, eins, zwei – so zieh ich durch die Welt". Mit der komödiantischen Doppelrolle des Raketenpiloten Os bzw. Schauspielers Martin Marten in dem "fantastischen" Lustspiel "Der Mann mit dem Objektiv"1) (1961) konnte er erneut einen großen Publikumserfolg verbuchen – aus diesem Film stammt übrigens das mit Micaëla Kreißler1) gesungene und von Gerd Natschinski1) komponierte Duett "Du hast 'nen kleinen Mann im Ohr", das es in die Schlagerparade schaffte.
  
Rolf Ludwig als Albert Hauptmann in der Bühnenversion von "Der Hauptmann von Köln",
1959 an der Berliner "Volksbühne", Inszenierung: Otto Tausig; Premiere: 15.05.1959
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0004564_1b_033)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 05.1959
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Ludwig überzeugte unter anderem als Schreiber Licht in Günter Reischs Kleist-Adaption "Jungfer, Sie gefällt mir"1) (1969), als Außenhandelskaufmann Kaspar Mai, der plötzlich als Prinz in der heiteren Geschichte "Seine Hoheit – Genosse Prinz"1) (1969) westlichen Grund und Boden erbt, und als literaturbegeisterter Kellner Mager in Egon Günthers Thomas Mann-Verfilmung "Lotte in Weimar"1) (1975), war der Feuerwehrmann Müller in Rainer Simons Komödie "Zünd an, es kommt die Feuerwehr"1) (1979) oder der Gustav Schröder, sozialdemokratischer Freund von Clara Zetkin1), in Ralf Kirstens Biopic "Wo andere schweigen"3) (1984). Einige seiner schönsten Filmarbeiten entstehen unter Egon Günthers1) Regie. Die Becher-Adaption "Abschied"1) (1968), in der Ludwig die Rolle des deutschnationalen Vaters grotesk überzeichnet, wird nach kurzer Laufzeit zurückgezogen. In der Titelrolle des Gegenwartsfilms "Der Dritte"1) (1972) ist Ludwig an der Seite von Jutta Hoffmann ein sympathischer, zurückhaltender Mann, der im Leben steht. Den Kellner Mager vom Hotel zum Elephanten in Egon Günthers Adaption von Thomas Manns "Lotte in Weimar" (1974/75) macht Rolf Ludwig zur heimlichen Hauptrolle des Films. Egon Günther schreibt 1995 rückblickend: "Ich will niemandem Unrecht tun, aber das Vergnügen beim Drehen von "Lotte" bestand darin, einem genialen Komödianten zugucken und ihm ein wenig nur auf die Sprünge helfen zu dürfen bei diesem Balanceakt zwischen Komik und Melancholie. (…) Ludwig "gibt" diesen Kellner, der den vollen Durchblick hat, und es ist ein Irrtum, daß da ein Regisseur viel hinzutun oder wegnehmen könnte. Ludwig erzeugt diese Figur, er transportiert sie vom Papier in die vierte Dimension: Länge, Breite, Höhe, die vierte Dimension heißt Kunst."*)
Für seine Darstellung des morphiumsüchtigen Gefängnisarztes an der Seite von Jutta Wachowiak in der Literaturadaption "Die Verlobte"1) (1980), einer preisgekrönten Co-Produktion der DEFA mit dem "Deutschen Fernsehfunk"1) (DFF) nach der autobiografischen Romantrilogie "Haus der schweren Tore" von Eva Lippold1), wurde er auf dem "2.  Nationalen Spielfilmfestival der DDR"1) 1982 als "Bester Nebendarsteller" ausgezeichnet (gemeinsam mit Helmut Straßburger in "Unser kurzes Leben"1)).
Erwähnt werden muss Ludwigs eindrückliche Darstellung des Lyrikers Friedrich Hölderlin1) in "Hommage à Hölderlin" (1983, HFF1)), dem essayistischem Diplomfilm von Herwig Kipping1), der sich dem Dichter Hölderlin mit experimentellen Erzählstrukturen und Bildern zu nähern versucht. Als Bernhard Wicki nach der Erzählung von Ludwig Turek1) bzw. dem Hörspiel von Wolfgang Kohlhaase1) in den DEFA-Studios den Spielfilm "Die Grünstein-Variante"1) (1985/86) drehte, fand er in Rolf Ludwig einen geeigneten Schauspieler für den Part des Kellners Garstecki: Die Rahmenhandlung spielt in einer Schachkneipe, in der der deutsche Seemann Lodek (Jörg Gudzuhn) als einer der letzten Gäste seine soeben verlorene Partie gegen Garstecki Revue passieren lässt und sich dabei an den polnisch-jüdischen Metzger Grünstein (Fred Düren) erinnert. Ihm hatte er 1939 in einem Pariser Untersuchungsgefängnis das Schachspiel beigebracht, nach nur kurzer Zeit wurde Schach-Profi Lodek von Grünstein mit der "Grünstein-Variante" Matt gesetzt – die dritte Hauptrolle in dieser "atmosphärisch dichten, spannenden und humorvolle Parabel über die Macht des Vergessens, praktizierte Solidarität unter Extrembedingungen und die Suche nach Lebenssinn"4) spielte Klaus Schwarzkopf als der griechische Koch.
Zu einer der letzten, viel beachteten Leinwandauftritte Ludwigs zählt die Figur des Theaterschauspielers Ernst Stein in dem von Egon Günther gedrehten Drama "Stein"1) (1991), eine Rolle, die ihm auf dem "Internationalen Filmfestival in Viareggio" den "Federico-Fellini-Preis" als "Bester Darsteller" einbrachte. Frank-Burkhard Habel1) lobte vor allem die Darstellung Rolf Ludwigs, der den Film trage: Er "hält den Stein zwischen Ironie und Altersweisheit, hintergründiger Dalberei und tiefer Verzweiflung. In ihm bündeln sich Ängste und Sehnsüchte einer Epoche."5) Und im "Lexikon der DDR-Stars"*) wird ausgeführt: "Rolf Ludwigs vielleicht schönste Filmrolle überhaupt ist gleichzeitig einer der letzten DEFA-Filme. Egon Günther dreht 1991 "Stein", einen Film über einen gewesenen Schauspieler zwischen Genie und Wahnsinn. Die Rolle des Stein, der für immer von der Bühne abgeht, als der Prager Frühling niedergeschlagen wird, hält Ludwig zwischen Ironie und Altersweisheit, hintergründiger Alberei und tiefer Verzweiflung."
 
Das Fernsehen "entdeckte" Ludwig Anfang der 1960er Jahre, zuvor hatte man ihn bereits in verschiedenen Theater-Aufführungen aus der "Volksbühne" erleben können – so schon am 13. November 1955 mit seiner Paraderolle des Truffaldino, als der DFF Otto Tausigs Inszenierung von Goldonis Lustspiel "Der Diener zweier Herren"6) in einer Direktübertragung ausstrahlte. In den nachfolgenden Jahrzehnten faszinierte der Vollblutschauspieler die Zuschauer vor allem in Literaturadaptionen, war jedoch nicht auf ein bestimmtes Genre festzulegen. "Sein Publikum liebt ihn, weil er seinen Figuren und Rollen – so unscheinbar sie auch sind – immer eine menschliche Farbe verleiht, ihnen Humor und Augenzwinkern beimengt." vermerkt die DEFA-Stiftung. Von seinen zahlreichen, bravourös gemeisterten Rollen sind beispielsweise der Kammersänger Gerardo in der Frank Wedekind-Verfilmung "Der Kammersänger"6) (1964) und der Schauspieler Franz Schlüter in dem Zweiteiler "Kleiner Mann – was nun?"6) (1967) nach dem Roman von Hans Fallada1) zu nennen. Den Boss Finlay gab er in "Süßer Vogel Jugend"6) (1976) nach dem Schauspiel von Tennessee Williams6), hervorzuheben ist seine Verkörperung des Malers Hans Grundig6) (1901–1958) in dem TV-Film "Requiem für Hans Grundig"6) (1976). Einer weiteren Person der Zeitgeschichte verlieh er in dem Dreiteiler "Bebel und Bismarck"6) (1987) Kontur, stellte in dem Dokumentarspiel über August Bebel1) (Jürgen Reuter) und Otto von Bismarck1) (Wolfgang Dehler) den Bankier Gerson von Bleichröder1) dar, als "Bankier Bismarcks" und Vertreter der "Rothschild-Banken" am Finanzplatz Berlin einer der wichtigsten Privatbankiers seiner Zeit. Eine erneute Zusammenarbeit mit Bernhard Wicki gab es bei "Sansibar oder der letzte Grund"3) (1987), der Ludwig in dieser Co-Produktion (BRD/Schweiz/DDR) nach dem Roman von Alfred Andersch1) als Gastwirt Paul besetzte.
Rolf Ludwig tauchte zwischen 1973 und 1980 zudem in drei Folgen des Dauerbrenners "Polizeiruf 110"1) auf, eine schöne Rolle für den wandlungsfähigen Mimen war die des geheimnisumwitterten Fremden Franz Arndt in dem nach Karl May ("Die Sklaven der Arbeit") gedrehten Zweiteiler "Das Buschgespenst"1) (1986). "Der Film bot Paraderollen für Rolf Ludwig und Kurt Böwe (Förster Wunderlich). Insbesondere Ludwig schlüpfte als "Arndt" in verschiedene Kostüme und konnte durch die Darstellung unterschiedlicher Charaktere (Bettelmann, Gendarm, Invalide, Kaufmann, Kellner und Kirchenbeamter) wiederum seine enorme Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Seine Aussage im Film, dass er schon immer einmal Schauspieler an einem großen deutschen Theater werden wollte, war eine augenzwinkernde Anspielung auf die gleichnamige Wirkungsstätte von Ludwig und Böwe in Berlin." kann man bei Wikipedia lesen.
Zu den so genannten DFF-Überläuferproduktionen zählte der Film "Lenz"6) (1992) nach der Erzählung von Georg Büchner1) über den von Jörg Schüttauf1) verkörperten Schriftsteller Jakob Michael Reinhold Lenz1), wo Ludwig sich als Johann Wolfgang von Goethes1) (Christian Kuchenbuch1)) Diener und Vertrauter Philipp Seidel1) präsentierte.
Rolf Ludwig 1990 im Hörspielstudio, fotografiert von Werner Bethsold; Copyright Werner Bethsold; Lizenz: CC BY-SA 4.0; Quelle: Wikimedia Commons Nach der so genannten "Wende" stand Rolf Ludwig nur noch selten vor der TV-Kamera, eine letzte größere Aufgabe erhielt er von Regisseur Frank Beyer als Pfarrer Reichenbork in dem vielbeachteten Zweiteiler "Nikolaikirche"1) (1995), der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Erich Loest1) über die letzten Monate der DDR. Mit dem Part des skurrilen Alten Jonathan Frey in Margarethe von Trottas Familiendrama "Winterkind"7) (1997) verabschiedete sich Ludwig endgültig von den Fernsehzuschauern → Übersicht zur Filmografie (Auszug) siehe hier.
 
Neben seiner umfangreichen Arbeit für Theater, Film und Fernsehen fand Rolf Ludwig die Zeit, sich als Sprecher zu betätigen. Die Arbeit im Synchron-Studio bleibt eher überschaubar → www.synchronkartei.de, wesentlich umfangreicher war seine Mitwirkung bei Audio-Produktionen bzw. für den Hörfunk. Er gehörte zur Besetzung zahlreicher Hörspiele der Plattenlabel "LITERA"1) und "ETERNA"1), ein Auswahl der Schallplatten mit Rolf Ludwig wird bei Wikipedia aufgeführt. Im Rundfunk wirkte er seit Beginn der 1950er Jahre in etlichen Stücken mit, einen Auszug der in der ARD-Hörspieldatenbank aufgeführten Produktionen findet man hier am Ende des Artikels.
 
Rolf Ludwig 1990 im Hörspielstudio, fotografiert von Werner Bethsold1)
© Werner Bethsold; Lizenz: CC BY-SA 4.0; Quelle: Wikimedia Commons
1995 legte Rolf Ludwig in Zusammenarbeit mit Gabriele Stave (Ehefrau des Schriftstellers John Stave1)) seine Autobiografie mit dem Titel "Nüchtern betrachtet" vor, eine Anspielung auf sein Alkoholproblem, dass ihn seit seiner Kriegserlebnisse begleitete – er selbst bezeichnete sich nicht als "Trinker" sondern als "Suffkopp". Laut Wikipedia soll es wegen des Buchtitels zu einem Streit mit Harald Juhnke gekommen sein, der seine Memoiren genauso nennen wollte, es dann aber als "Meine sieben Leben" publizierte. Eine Neuauflage von "Nüchtern betrachtet" kam erstmals 2004 als "Nüchtern betrachtet … und immer geliebt" auf den Markt, diesmal ergänzt um rund 80-seitige Erinnerungen seiner zweiten Ehefrau Gisela Ludwig. "Unsentimental, mit Augenzwinkern, plauderte er in seiner Autobiografie aus dem Nähkästchen und schüttete mit Schwung einen Sack voller Theateranekdoten, Kantinen- und Stammtischweisheiten aus. So kannte und liebte ihn sein Publikum." heißt es beim Verlag "Das neue Berlin" → www.eulenspiegel.com.
Dass Ludwig zu den exzellenten Charakterdarstellern seiner Generation gehörte, lässt sich an diversen Auszeichnungen ablesen. Neben den erwähnten Preisen erhielt er der damals erst knapp 35-Jährige 1959 den "Kunstpreis der DDR"1) für seine Gestaltung in der Bühnenversion von "Der Hauptmann von Köln", 1973 folgte der "Nationalpreis der DDR1) für Kunst und Literatur II. Klasse" für "seine Leistungen bei der Menschendarstellung im Theater, Film und Fernsehen", wie es in der Begründung hieß. Mit dem "Kunstpreis des FDGB"1) wurde er 1976 im Kollektiv für "Requiem für Hans Grundig" geehrt, den Kritikerpreis der "Berliner Zeitung" überreichte man ihm 1979 für seine Darstellung in den Tschechow-Einaktern des "Deutschen Theaters". Zuletzt konnte er 1996 als erster Künstler die "Goldene Henne"1 für sein Lebenswerk entgegennehmen.
  
Rolf Ludwig, dessen Gesundheit in den letzten Jahren nach einer schweren Herzoperation (1994) sowie zwei überstandenen Lungenentzündungen stark angeschlagen war, starb am 27. März 1999 im Alter von 73 Jahren in Berlin an den Folgen seiner Lungenkrebserkrankung. In einem Nachruf der "Tagesschau" wurde er als der "Tausendsassa der großen Berliner Schauspielbühnen" bezeichnet, Thomas Langhoff, Intendant des "Deutschen Theaters" und langjähriger Weggefährte, sagte über ihn: "Er war einer der letzten Schelme dieser Welt."
Die letzte Ruhe fand der vielseitige Künstler und "Komödiant mit Leib und Verstand" nach der Einäscherung in einem Familiengrab an der Seite seiner ersten Ehefrau Ilse (1931 – 1986) und seiner Mutter Emmy (1902 – 1986) auf dem "Neuen Friedhof" der Gemeinde Benz1) auf der Insel Usedom → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons sowie knerger.de. Seit Jahren besaß er in dem zu Benz gehörigen malerischen Dörfchen Stoben1), direkt am Schmollensee1) ein reetgedecktes Ferienhäuschen, in das er sich zurückziehen konnte, um neue Kräfte zu sammeln.
Nach dem Tod seiner ersten, nur 54 Jahre alten Ehefrau Ilse Hurtig, langjährige Solotänzerin an der "Deutschen Staatsoper", fand Rolf Ludwig seit 1990 in seiner zweiten, mehr als zwanzig Jahre jüngeren Frau Gisela eine Stütze, auch hinsichtlich seiner Alkoholsucht – am 28. Juli 1990 heiratete das Paar in Salzburg. Aus der Verbindung mit Ilse Hurtig gingen Tochter Katharina sowie Sohn Andreas hervor.
Anlässlich des ersten Todestages des Schauspielers übergab Gisela Ludwig Ende März 2000 den künstlerischen Nachlass ihres Mannes der Berliner "Akademie der Künste"1)  → "Rolf-Ludwig-Archiv".
Quellen: "Lexikon der DDR-Stars"*), Wikipedia, defa-stiftung.de
Siehe auch die Artikel von
Michael Hanisch "Clown mit Charakter. Der Schauspieler Rolf Ludwig" (film-dienst 15/2005) bei der DEFA-Stiftung,
"Ich sage JA!" (28.07.2015) von Frank-Burkhard Habel in "junge Welt"1) und
"Die vierte Dimension" von Hans-Dieter Schütt (28.07.2015) in "neues deutschland" sowie
den Nachruf bei www.tagesspiegel.de
*) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel und Volker Wachter (Ausgabe 1999, S. 208/209)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de, 6) fernsehenderddr.de, 7) prisma.de
2) Quelle: ehemalige Webseite defa-sternstunden.de → Memento bei web.archive.org
4) Quelle: www.zweitausendeins.de
5) "Stein" in: F.-B. Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme (Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin, S. 582/583)
Theater-Wirken (Auszug)
Quelle: Wikipedia, "Rolf-Ludwig-Archiv"
(Fremde Links: Wikipedia; R = Regie, P = Premiere, EA = Erstaufführung, UA = Uraufführung)
Berliner Bühnen Sonstige Bühnen
   
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: defa-stiftung.de, Wikipedia, filmportal.de,
fernsehenderddr.de, deutsches-filmhaus.de, fernsehserien.de, tittelbach.tv, prisma.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch))
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