Maria Ivogün wurde am 18. November 1891 als Maria Ida Jolán Kempner und Tochter des ungarischen K.u.K-Offiziers Pál Kempner in Budapest geboren; den Künstlernamen "Ivogün" leitete sie seit 1915 von dem Mädchennamen ihrer Mutter, der Operettensängerin Ida von Günther ab. Nach der Scheidung heiratete Marias Mutter einen Schweizer und zog mit ihrer Tochter nach Zürich, wo Maria bis 1908 die Schule besuchte.
Bereits mit 16 Jahren begann die junge Maria an der Wiener Musikakademie ihre Stimme von Irene Schlemmer-Ambros ausbilden zu lassen, parallel nahm sie Schauspielunterricht. 1913 wurde sie dann von dem Hofkapellmeister und Komponisten Bruno Walter1) (1876 – 1962), der zu dieser Zeit Bayerischer Generalmusikdirektor war, an die Münchner Hofoper berufen und debütierte dort als Midinette Mimi in Puccinis "La Bohčme"1). Rasch avancierte Maria Ivogün zu einer der führenden Mitglieder der Münchener Oper, wurde 1. Koloratursopranistin und feierte auch international Triumphe. Unter Walter sang sie beispielsweise am 28. März 1916 die "Laura" in der Weltpremiere von Erich Wolfgang Korngolds heiteren Oper "Der Ring des Polykrates", ebenfalls 1916 glänzte sie bei der Premiere der Neufassung von "Ariadne auf Naxos"1) als "Zerbinetta" und beeindruckte damit den Komponisten Richard Strauss. Am 12. Juni 1917 feierte sie Erfolge als "Ighino" in der Uraufführung von Hans Pfitzners "Palestrina"1), im gleichen Jahr wurde Maria Ivogün zur "Königlich Bayerischen Kammersängerin" ernannt. Zur Spielzeit 1925/26 folgte sie Bruno Walter nach Berlin und gehörte bis 1932 zum Ensemble der "Städtischen Oper".

Maria Ivogün 1920 als "Zerbinetta"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier Madame d'Ora1) (1881–1963); Datierung: 09.10.1920
© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204332-D)

Maria Ivogün 1920 als "Zerbinetta"; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier Madame d'Ora (1881–1963); Datierung: 09.10.1920; Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204332-D)
Maria Ivogün 1920 als "Zerbinetta"; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier Madame d'Ora (1881–1963); Datierung: 09.10.1920; Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204328-D Umjubelte Gastspielreisen führten Maria Ivogün unter anderem an die Mailänder "Scala", die Wiener "Staatsoper", die Londoner "Covent Garden Opera" und auch in den USA begeisterte sie in Chicago mit ihren Partien Kritiker und Publikum. Nach einigen Quellen soll sie jedoch niemals an der New Yorker "Metropolitan Opera" aufgetreten sein, weil die damalige berühmte Diva und Sopranistin Amelita Galli-Curci1) (1882 – 1963) dies zu verhindern wusste.
Zu den Glanzrollen der Ivogün zählten beispielsweise die Rosina in Gioachino Rossinis "Der Barbier von Sevilla"1) und die junge Witwe Norina in Gaetano Donizettis "Don Pasquale"1), die Magd Serpina in Giovanni Battista Pergolesis Opera buffa "Die Magd als Herrin"1) (La serva padrona), die Titelrolle (Lady Harriet Durham) in Friedrich von Flotows komischen Oper "Martha"1) oder die schwierige Partie der "Nachtigall" in Walter Braunfels' lyrisch-phantastischem Spiel "Die Vögel" nach der gleichnamigen Komödie1) von Aristophanes. Als Richard Strauss-Interpretin glänzte Maria Ivogün neben der "Zerbinetta" als Sophie in "Der Rosenkavalier"1), sie brillierte als "Königin der Nacht" in Mozarts "Die Zauberflöte"1) ebenso wie als "Konstanze" in dessen "Die Entführung aus dem Serail"1), als "Zerlina" in "Don Giovanni"1), als "Susanna" in "Die Hochzeit des Figaro"1) oder als "Despina" in "Cosě fan tutte"1). In Giuseppe Verdis "Rigoletto"1) gab sie eine beeindruckende "Gilda", in "La Traviata"1) eine hinreißende "Violetta" – um nur einiges zu nennen.
  

Maria Ivogün 1920
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier Madame d'Ora1) (1881–1963); Datierung: 09.10.1920
© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204328-D)

Auf der Höhe ihres Ruhmes kehrte Maria Ivogün 1932 der Opernbühne den Rücken, gab noch zwei Jahre lang Konzerte und Liederabende, vorwiegend mit Werken von Strauss und Pfitzner. Es wurden Gerüchte gestreut, die Sängerin habe sich von der Bühne verabschiedet, weil sie erblindet sei, eine weitere Geschichte besagt, dass ein schweres Augenleiden sie bewogen habe, ein Gelübde abzulegen, von der Bühne abzutreten, wenn ihr Augenlicht gerettet würde.
Nach dem 2. Weltkrieg lehrte Maria Ivogün ab 1948 zwei Jahre lang als Gesangspädagogin an der Wiener Musikhochschule, übernahm dann Anfang Oktober 1950 eine Professur an der "Hochschule für Musik" in Berlin. Dort leitete sie die Gesangsklassen, zu ihren Schülerinnen gehörten unter anderem Elisabeth Schwarzkopf2) (1915 – 2006), Rita Streich2) (1920 – 1987), Michiko de Kowa-Tanaka1) (1909 – 1988) und Renate Holm1).
1958 wurde Maria Ivogün in den Ruhestand versetzt und verbrachte ihren Lebensabend zurückgezogen mit ihrem zweiten Mann in der Schweiz. Nach ihrer Scheidung 1932 von dem Tenor und Kammersänger Karl Erb1) (1877 – 1958), den sie 1921 geheiratet hatte, war sie 1933 eine zweite Ehe mit dem Pianisten und bekannten Klavierbegleiter Michael Raucheisen1) (1889 – 1984) eingegangen.
Maria Ivogün, die seit 1956 ordentliches Mitglied der Berliner "Akademie der Künste" war, starb am 3. Oktober 1987 im Alter von 96 Jahren in ihrem Schweizer Domizil in Beatenberg (Berner Oberland). Die letzte Ruhe fand die Sängerin an der Seite ihres 1984 verstorbenen Mannes Michael Raucheisen auf dem Städtischen Friedhof von dessen Geburtsstadt Rain (Bayern) → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
 
Noch zu Ihrem 95. Geburtstag hatte die "Schwäbischen Zeitung" die Sängerin mit den Worten gewürdigt: "… werden Erinnerungen wach an eine betörend schöne Sopranstimme, ebenso vollendet in der Exaktheit und der Brillanz ihrer Koloraturen wie in der Feinheit ihres Stilgefühls." In München-Pasing erinnert die "Maria-Ivogün-Allee" an die legendäre Künstlerin.
Die Sopranistin Ivogün gilt bis heute als eine der besten und berühmtesten Opernsängerinnen des 20. Jahrhunderts. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen trug sie nicht unwesentlich zum europaweit guten Ruf der Opernaufführungen in Deutschland bei. Zahlreiche Schallplatteneinspielungen (u. a. zusammen mit ihrem ersten Ehemann) runden ihre künstlerische Tätigkeit ab.3)

   

Portrait Maria Ivogün → Info-Karte
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0163366)
Eigentümer/ © SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Portrait Maria Ivogün; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0163366); Eigentümer/ Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Quelle: www.deutschefotothek.de
Siehe auch Wikipedia
Link: 1) Wikipedia, 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Quelle: 3) Wikipedia (abgerufen 02.11.2011)
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