Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten verlor Michail Ustinow seine Stelle, die Familie beschloss, wieder ins schwedische Stockholm zurückzukehren, wo Nicolaj dann ab 1934 auch die Schule besuchte und im Frühjahr 1945 sein Abitur machte. Bis er zu einem der größten Tenöre seiner Zeit avancierte, waren in den folgenden Jahren noch einige Hindernisse zu überwinden. Er absolvierte eine Banklehre, wurde 1946 zum Militärdienst einberufen und nach seiner Entlassung arbeitete er zunächst einige Zeit lang als Angestellter bei einer Bank. Doch dann begann er, seine wunderschöne Stimme professionell ausbilden zu lassen; zu seinen Vorbildern zählten Beniamino Gigli2) (1890 1957), Jussi Björling2) (1911 1960), Richard Tauber2) (1891 1948) und Helge Rosvaenge2) (1897 1972). Nicolai Gedda, wie er sich nun mit Künstlernamen nannte, studierte ab Herbst 1949 in seiner Heimatstadt bei Carl Martin Oehmann3) (1887 1967), einem früheren Heldentenor der Berliner Städtischen Oper, den er über einen Kunden der Bank kennengelernt hatte, und anschließend setzte er seine Ausbildung an der Stockholmer Musikakademie fort. In späteren Jahren, als Gedda schon ein arrivierter und berühmter Sänger war, nahm er noch Unterricht bei Paola Novikova in New York. Sein Bühnendebüt gab Gedda dann am 8. April 1952 am "Königlichen Theater" von Stockholm mit der Titelrolle des Postillons Chapelou in Adolphe Adams Oper "Der Postillon von Lonjumeau"4). Über Nacht wurde der Tenor bekannt, die anschließende Begegnung mit dem großen Produzenten klassischer Musik auf Schallplatten, Walter Legge4) (1906 1979), der gerade eine Schallplattenproduktion des Mussorgskischen "Boris Godunow"4) mit dem großen bulgarischen Bassisten Boris Christoff2) (1914 1993) in der Titelrolle plante, förderte Geddas kometenhaften Aufstieg. Die Rolle des "falschen Dimitri" war für den Sänger die Eintrittskarte in die europäische Musikwelt. Schnell machte Nicolai Gedda sich einen internationalen Namen als herausragender lyrischer Tenor seiner Zeit, schon 1952 wirkte er an der Pariser Oper in einer Aufführung des "Oberon"4) von Carl Maria von Weber mit, ein Jahr später interpretierte er an der Mailänder "Scala" unter Herbert von Karajan den Don Ottavio in Mozarts "Don Giovanni"4). Im Verlaufe der nächsten Jahre brillierte Gedda an allen bedeutenden Opernbühnen, riss sowohl das Publikum als auch die Fachwelt zu Begeisterungsstürmen hin. 1954 beispielsweise sang er bei den Festspielen in Aix-en-Provence den Edelmann Belmonte in Mozarts "Die Entführung aus dem Serail"4), den männlichen Titelpart in Glucks "Orpheus und Eurydike"4), den Thespis in Jean-Philippe Rameaus komischen Oper "Platée"4) sowie den Ferrando in Mozarts "Così fan tutte"4). Am Londer "Covent Garden" glänzte er im gleichen Jahr als Herzog von Mantua in Verdis "Rigoletto"4) und in Wien wirkte er im Musikverein bei einer konzertanten Aufführung von Bizets "Carmen"4) mit. 1956 nahm Gedda seine Beziehungen zur "Königlichen Oper Stockholm" wieder auf und sang als Gast vier Mozartrollen sowie als Verdi-Interpret den Herzog in "Rigoletto" und den Alfredo Germont in "La Traviata"4). 1966 gestaltete er dort mit dem "Lohengrin"4) die erste Wagnerpartie, ein Jahr zuvor war er zum " Königlich Schwedischen Hofopernsänger" ernannt worden.Sein Debüt an der New Yorker "Metropolitan Opera" gab Gedda 1957 mit der Titelrolle in Gounods "Faust"4) in einer französischen Neuproduktion des Werkes, sang dort wenig später in italienischer Sprache den Don Ottavio in Mozarts "Don Giovanni" sowie anlässlich der Uraufführung von Samuel Barbers Oper "Vanessa"4) am 15. Januar 1958 den Anatol; in den kommenden Jahren sang Gedda an der "Met" insgesamt 27 verschiedene Rollen in 26 Spielzeiten.
Der Startenor Gedda reiste von Konzert zu Konzert rund um den Globus, sang mehr als 60 Rollen
in Oper, Operette und Oratorium, ohne sich auf ein bestimmtes Fach zu
spezialisieren, und hatte rund zweihundert Lieder (Einzelvorträge) in schwedischer,
italienischer, deutscher, russischer, französischer und englischer Sprache im Repertoire.
Seine Partien alle aufzuführen, würde den Rahmen sprengen, er wurde mit
Titelrollen in Mozart-Opern ebenso gefeiert wie als Rossini-Interpret, er
dominierte in Opern von Bellini, Donizetti, Verdi, Puccini, Flotow, Lortzing,
Bizet, Tschaikowsky oder Offenbach wie in Operetten von Strauß,
Millöcker oder Léhar. Seine Stimme hatte dank seiner eigener Einschätzung er übte immer
kluge Zurückhaltung, was seine Rollenplanung
anbelangte und überbeanspruchte nie seine Stimme sowie eiserner
Disziplin bis ins Alter Tiefe und Volumen, selbst mit 75 Jahren gab er noch beeindruckende
Liederabende. Nicolai Gedda war zweifellos der sprachgewandteste aller berühmten
Tenöre des 20. Jahrhunderts: Er beherrscht akzentfrei sowohl Schwedisch,
Russisch und Deutsch als auch Italienisch, Französisch und Englisch. Sein
Repertoire war dementsprechend riesig (etwa 50 verschiedene Opernpartien) und
sein diskographischer Nachlass quantitativ dem der meisten seiner Kollegen weit
überlegen ("the world's most recorded tenor").5) Der vielfach ausgezeichnete Nicolai Gedda (→ Wikipedia) starb am 8. Januar 2017 im Alter von 91 Jahren in Tolochenaz (Kanton Waadt, Schweiz) an einen Herzstillstand. Auf seinen Wunsch hin wurde der Tod in seinem Haus bei Lausanne erst einen Monat später der Öffentlichkeit mitgeteilt. |
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Mehr Informationen zu dem berühmten Tenor findet man bei www.nicolai-gedda.de. Siehe auch Wikipedia |
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Link: 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 3) www.cantabile-subito.de, 4) Wikipedia Quelle: 1) "Grosse Stimmen" von Jens Malte Fischer, Verlag J. B. Metzeler, Stuttgart 1993, S. 437 5) Wikipedia (abgerufen 30.12.2011) 6) www.focus.de |
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