Filmografie / Hörspiel
Rolf von Goth wurde am 5. November 1906 in der Stadt Windhuk1) geboren, die damals der Verwaltungssitz von Deutsch-Südwestafrika war und zu den deutschen Kolonien bzw. Schutzgebieten zählte; sein Vater war dort als Schutztruppen-Offizier stationiert. Heute ist Windhoek das wirtschaftliche und politische Zentrum bzw. die Hauptstadt von Namibia1).
Sohn Rolf hatte zunächst auch die Absicht, eine Laufbahn als Berufsoffizier einzuschlagen, besuchte die Kadettenanstalt, entschied sich dann aber für die Schauspielerei. Ende der 1920er Jahre startete der knapp 20-Jährige eine kurze, intensive Filmkarriere, trat erstmals mit dem kleinen Part des Sohnes der Ewigen Gärten in Fritz Langs1) Stummfilm-Klassiker "Metropolis"1) (1927) auf der Leinwand in Erscheinung. Es folgten Auftritte in dem Krimi "Vom Täter fehlt jede Spur"1) (1928) und in der von und mit Reinhold Schünzel in Szene gesetzten Komödie "Don Juan in der Mädchenschule"1) (1928) nach Schwank "Der ungetreue Eckehart" von Hans Sturm1), wo er von Schünzel als Königliche Hoheit Prinz Osram besetzt wurde. Für Regisseur Geza von Bolvary1) war der attraktive junge Mann der Sohn Marcel in dem Lustspiel "Vater und Sohn"2) (1929), der in Liebesdingen bald zum Rivalen seines Vaters (Harry Liedtke) wird. Eine seiner letzte stummen Rollen spielte von Goth als Gymnasiast Melchoir Gabor in Richard Oswalds1) Adaption "Frühlingserwachen"1) (1929) nach dem gleichnamigen Drama1) von Frank Wedekind1) neben Carl Balhaus1) (Moritz Stiefel), Toni van Eyck1) (Wendla Bergmann), Paul Henckels (Rentier Stiefel) und Mathilde Sussin (Frau Bergmann), konnte mit der Gestaltung dieser tragenden Figur in dem berühmten Pubertätsdrama auch Kritiker überzeugen → Übersicht Stummfilme

Foto: Rolf von Goth vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 4661 (Ausschnitt)
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Rolf von Goth vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 4661 (Ausschnitt)
Den Übergang zum Tonfilm schaffte der junge Schauspieler problemlos, schien auch hier auf die Rolle des "Lieblings aller Schwiegermütter" abonniert. Immer wieder mimte er sympathische Jünglinge, so in Erich Waschnecks1) Kriminalkomödie "Va Banque" (1930) als Bruder von Lil Dagover, mit der er auch für das vo Robert Land1) nach der Novelle "Boykott" von Arnold Ulitz1) gedrehte Drama "Boykott"1) (1930, auch "Primanerehre") vor der Kamera stand und diesmal deren Sohn, den Oberprimaner Erich verkörperte. Überwiegen waren es die unbeschwerten oder melodramatischen, eher belanglosen Unterhaltungsstreifen jener Jahre, in denen von Goth mit prägnanten Nebenrollen zu den Publikumslieblingen vor allem der weiblichen Zuschauer gehörte. Als der junge Student Paul Manthey zeigte er sich in Gerhard Lamprechts1) Drama "Zwischen Nacht und Morgen"1) (1931) nach dem Bühnenstück "Dirnentragödie" von Wilhelm Braun mit Aud Egede-Nissen als die alternde Dirne Emma und und Oskar Homolka als deren Zuhälter Anton  – ein Remake des berühmten, von Bruno Rahn1) gedrehten Stummfilms "Dirnentragödie"1) (1927) mit Asta Nielsen als Auguste und Werner Pittschau als Student Felix. Er war als Saxophonist Jim einer der "Fünf von der Jazzband"3) (1932l) an der Seite von Jenny Jugo, der Rudi Moebius in Victor Jansons schwungvollem, musikalischem Streifen "Es war einmal ein Walzer" (1932) nach einem Drehbuch von Billy Wilder1) mit Márta Eggerth und Paul Hörbiger. In der Heimat-Romanze "Die blonde Christl"1) (1933) nach dem Bühnenstück "Der Geigenmacher von Mittenwald" von Ludwig Ganghofer1), die später von Rudolf Schündler als "Der Geigenmacher von Mittenwald"1) (1950) erneut ins Kino gebracht wurde, mimte er den Hans Brandtner, der die schöne Christine (Karin Hardt) liebt. Er spielte mit Gerda Maurus in der Geschichte "Ein Mädchen mit Prokura" (1934), mit Liane Haid in "Bei der blonden Kathrein"1) (1934) und tauchte als Student Leopold auf, der die Wirtin der "Goldenen Gans" (Liane Haid) heiraten will aber zugunsten des Kellermeisters (Fred Hennings1)) verzichten muss. Danach endete von Goths filmische Karriere ohne erkennbaren Grund, nach zweijähriger Pause drehte er noch zwei Kinofilme, gehörte als Leutnant Briggs zur Besetzung des Liebesfilmmelodrams "Das Schloss in Flandern"1) (1936) sowie als Prinz Bernhard in dem ebenfalls dramatischen Streifen "Ballade"3) (1938), der an den Kinokassen jedoch wenig erfolgreich war. Laut der "Internet Movie Database" wird sein Name noch in dem Musikfilm "Die Frau meiner Träume"1) (1944) erwähnt, die Mitwirkung erscheint jedoch nicht plausibel → Übersicht Tonfilme.
Im Herbst 1938 wurde der Schauspieler aufgrund einer Denunziation von der Gestapo1) verhaftet, seine schauspielerische Laufbahn endete somit abrupt. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde er als Soldat eingezogen, geriet später in Gefangenschaft.
  
Nach Ende des 2. Weltkrieges startete der Schauspieler eine zweite erfolgreiche Laufbahn als Hörspiel-Regisseur beim damaligen "NWDR Studio Berlin", aus dem später der "Sender Freies Berlin"1) (SFB) hervorging. Dort zeichnete er für nahezu zweihundert Hörspiele verantwortlich, von denen er viele außerdem textlich bearbeitete. Zu nennen ist zum Beispiel "Die Liebe der vier Obersten"4) (EA: 15.05.1952) nach dem gleichnamigen Schauspiel5) von Peter Ustinov in einer Funkbearbeitung von Thilo Koch1). Als Sprecher traten damals Siegfried Schürenberg (Desmond de Rinder-Sparrow), Ernst Schröder (Wesley Breitenspiegel), Walter Süssenguth1) (Aimé Frappot) und Ernst Konstantin1) (Alexander Ikonenko) in Erscheinung. Nur selten war er auch für andere Funkhäuser tätig, wie 1964, wo er für den "Westdeutschen Rundfunk"1) (WDR) den sechsteiligen Krimi "Glocken des Todes"4) nach dem Roman von Ernst Hassler1) alias Ernst Hall inszenierte (EA: 11.09.–16.0.1964); zu den Hauptakteuren der inzwischen auf CD verfügbaren Produktion gehörten unter anderem Hermann Lenschau1) (Inspektor McFaverham), Helmut Peine1) (Butler Haycox), Ludwig Thiesen1) (Reverend Ross) und Fritz Rasp (Kirchendiener West). Viele prominente Schauspieler/-innen waren als Sprecher/.innen in jenen Jahren in den Hörspielen mit dabei, die von Goth als Regisseur realisierte, aus der Vielzahl der Sendungen seien hier einige weitere genannt → siehe auch Auswahl bei Wikipedia. Zudem stammte aus seiner Feder das Kriminalstück "Big Ben schlug zwölf"4) (EA: 20.02.1966) mit Fritz Tillmann als der Angeklagte James McKay.

Rolf von Goth, der eine zeitlang mit seiner Filmpartnerin aus "Die blonde Christl" (1933), Karin Hardt5) (1910 – 1992), verheiratet war, starb vier Tage nach seinem 75. Geburtstag am 9. November 1981 in Berlin. Die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen "Friedhof Heerstraße"1) (Grabstelle: II Ur 3–219) im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf1) → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.

Quelle (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
*) Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945" (Metropol, Berlin 2008, S. 139)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Murnau Stiftung, 4) ARD Hörspieldatenbank, 5) felix-bloch-erben.de
Lizenz Foto Rolf von Goth (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de)
Stummfilme Tonfilme
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, theatertexte.de)
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