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Daneben gab sie Gastrollen an etlichen anderen Berliner
Theatern, beispielsweise auch an den "Reinhardt-Bühnen"1),
wo sie beispielsweise als Frau Flamm in Hauptmanns "Rose Bernd"
überzeugen konnte. Weitere herausragende Interpretationen waren unter
anderem die Julia in Shakespeares Drama "Romeo und Julia", die Königin Anna in
dem Lustspiel "Das Glas Wasser" von Eugčne Scribe oder die
Königin von Holland Hortense in dem Schauspiel "Napoleon oder Die
hundert Tage" von Christian Dietrich Grabbe. So schrieb unter anderem
der berühmte Kurt Tucholsky in einer Kritik in "Die Weltbühne"
(07.08.1919; Nr. 33, S. 170): "Sie hat so viel gespielt: das ein wenig krächzende, gebrochene Organ konnte Milde ausdrücken und Schmerz
und Mutterliebe, alles verzeihende und verschönernde, beschönigende Mutterliebe. Und sie starb nicht als
Peer Gyntens Mutter: sie erlosch. (
) Und das ist das Letzte aller Schauspielkunst, ist Ingenium.
Ich habe ihr einmal in die Augen gesehen:
sie sahen gütig und doch durchdringend in die bunte Welt, Und weil sie von unsern Besten ist, laß mich
ihr heute noch eine Blume geben, die der jugendliche Verliebte sonst wohl seiner Siebzehnjährigen
scheu an die Brust heftet: eine dunkle rote Rose."4) Seit Ende der 1910er Jahre stand Ilka Grüning regelmäßig vor der Kamera und etablierte sich mit prägnanten Rollen der Salondame oder Mutter zu einer vielbeschäftigten Darstellerin im Stummfilm. Bereits 1912 hatte sie mit dem kurzen Streifen "Die Kunst des Schminkens"2) erste Erfahrungen mit dem neuen Medium Film gesammelt.
Im frühen deutschen Tonfilm war Ilka Grüning nur in zwei Produktionen auf der Leinwand präsent. In dem Melodram "Melodie des Herzens"2) (1929; Regie: Hanns Schwarz) mit Dita Parlo und Willy Fritsch mimte sie das Fräuleins Czibulka, in Max Neufelds satirischen Komödie "Hasenklein kann nichts dafür"3) (1932) tauchte sie als Minna, Ehefrau des Schneidermeister Titus Hasenklein (Jakob Tiedtke), auf. Seit den 1920er Jahren leitete die Schauspielerin neben ihrer umfangreichen Arbeit für Theater und Film gemeinsam mit Lucie Höflich5) (1883 1956) in Berlin eine eigene Schauspielschule. Etliche renommierte Theater- und Filmgrößen wie Brigitte Horney5), Lilli Palmer5), Inge Meysel5), Erna Sellmer5), Rose Renée Roth5), Horst Caspar5) oder Fred Döderlein5) erwarben sich dort ihr darstellerisches Rüstzeug. Mit der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 beschränkte sich Ilka Grüning in der folgenden Zeit gezwungenermaßen auf ihre Lehrtätigkeit, 1934 wurde sie als sogenannte "Volljüdin" aus der "Reichstheaterkammer" (RTK) und "Reichsfilmkammer" ((RFK) ausgeschlossen. 1938 verließ Ilka Grüning Deutschland und ging zunächst nach Frankreich, wo sie am 8. Dezember 1938 in Paris anlässlich einer Gedenkveranstaltung für Ödön von Horváth aus dessen Schriften rezitierte; auch die vor den Nazis nach Paris geflohenen Künstler Leon Askin1), Margarete Hruby und Manfred Fürst1) wirkten bei dieser Aufführung mit. Anfang Februar 1939 entschloss sich Ilka Grüning für eine Emigration in die USA, ihr Bruder Bernhard Grünzweig blieb in Europa (Brüssel) zurück.6) Wie etliche andere aus Nazi-Deutschland geflohene Schauspielerkollegen fand auch Ilka Grüning durch Unterstützung des "European Film Fund" in den 1940er Jahren in verschiedenen Anti-Nazi-Produktionen Beschäftigung, meist waren es jedoch nur kleine bis kleinste Rollen als resolute ältere Dame, Ehefrau oder Tante. Am nachhaltigsten ist die damals über 65-Jährige mit ihrer Figur der Einwanderin Frau Leuchtag geblieben, die in Michael Curtiz' Film-Klassiker "Casablanca"1) (1942) gemeinsam mit ihrem Mann (Ludwig Stössel5)) in Rick's Café Américain sitzt und vor dem Barkeeper Carl (Szöke Szakall5)) ihre ersten Englischkenntnisse zum Besten geben. Die kurze Szene ist einfach köstlich, Stössel (Mr. Leuchtag) fragt nach der Uhrzeit: "Liebchen sweetnessheart, what watch?", sie antwortet "Ten watch", was ihr Mann wiederum mit der Frage "Such watch?" beantwortet. Mit dem österreichischen Schauspieler Ludwig Stössel spielte Ilka Grüning unter anderem auch in dem von Sam Wood inszenierten Oscar-nominierten Streifen "Kings Row"7) (1942; mit Ronald Reagan), in dem Sonja Henie-Filmmusical "Iceland"7) (1942), in "The Strange Death of Adolf Hitler" (1943; Drehbuch: Fritz Kortner) sowie in dem Melodram "Temptation"7) (1946), wo Stössel/Grüning erneut ein altes Ehepaar gaben. Letztmalig traten sie gemeinsam in Robert Siodmaks Dostojewski-Verfilmung "Der Spieler"7) (1948, The Great Sinner) neben Gregory Peck und Ava Gardner auf der Leinwand in Erscheinung. Zu Ilka Grünings filmischen Arbeiten in Hollywood zählte unter anderem Max Ophüls' Stefan Zweig-Adaption "Brief einer Unbekannten"1) (1947, Letter From an Unknown Woman) mit Joan Fontaine und Billy Wilders Romanze bzw. Dreiecksgeschichte "Eine auswärtige Affäre"1) (1948, A Foreign Affair) unter anderem mit Marlene Dietrich. Bis zu ihrer zeitweiligen Rückkehr nach Europa im Jahre 1950 drehte Ilka Grüning noch einige weitere Filme in den USA, stand zuletzt in Hollywood als Mama Ludwig für das Western-Drama "Die Faust der Vergeltung" (1951, Passage West) vor der Kamera.
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Quelle (unter anderem*)): Wikipedia (deutsch),
Wikipedia (englisch),
www.exilarchiv.de Siehe auch www.cyranos.ch |
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*) Weitere Quellen:
4) vollständiger Text bei www.textlog.de 6) Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben…"; Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945 (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 220) Lizenz Abbildung Ilka Grüning (Urheber: Jan Vilímek): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers erlischt. Lizenz Foto Ilka Grüning (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia) |
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