Der heute vergessene Stummfilmstar Ernst Hofmann wurde am 7. Dezember 1890
(nach anderen Quellen 1880) als Ernst Carl Heinrich Hofmann von Schönholtz in Breslau
(nach anderen Quellen in Berlin) geboren. Bevor er sich der noch jungen Kinematografie zuwandte, begann
er 1910/11 ein Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Neuen Sprachen an der Universität
in Berlin, nahm jedoch schon parallel Unterricht an der dem "Deutschen
Theater" angegliederten Schauspielschule. Das Studium brach er bald ab,
gab 1911 sein Bühnendebüt und erhielt Engagements am "Kleinen
Theater", den "Kammerspielen" am "Kleinen Schauspielhaus"
sowie am "Deutschen Theater", wo er mit späteren Berühmtheiten
wie Conrad Veidt1)
(1893 1943) und Friedrich
Wilhelm Murnau2) (1888 1931) gemeinsam auftrat. Seinen
größten Erfolg als Theaterschauspieler feierte er mit der Rolle des jungen
Moritz Stiefel in Frank Wedekinds Drama "Frühlings Erwachen".
Wenig später interessierte er sich für den Film und arbeitete die
kommenden Jahre fast ausschließlich vor der Kamera.
Seine erste Leinwandrolle erhielt er durch den berühmten Max Reinhardt2) (1873 1943)
in dessen zweiten und zugleich
letzten Stummfilm "Die
Insel der Seligen"2) (1913) und trat als verträumter
Jüngling in Erscheinung.
Ab 1916 musste Hofmann seine beginnende Filmkarriere
zunächst stark einschränken, da er während des 1. Weltkrieges zwei Jahre als Reserveoffizier bei der
Feldartillerie diente, konnte jedoch für Streifen
wie "Das Tagebuch des Dr. Hart"2) (1916)
oder "Die schöne Prinzessin von China" (1917)
gelegentlich Rollen übernehmen.
Foto: Ernst Hofmann in den 1920er Jahren auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid2) (1864 1930)
Quelle: Wikimedia Commons
bzw. Wikipedia
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Nach Kriegsende avancierte der blendend aussehende, stets ein wenig
melancholisch wirkende Mann in zahllosen stummen Melodramen, Abenteuern und
Lustspielen zum Publikumsliebling, eroberte meist als Liebhaber, Graf, Herzog
oder sonstige Person von Adel besonders die Herzen der weiblichen Zuschauer. Hofmann, der als einer der attraktivsten Schauspieler seiner Zeit
galt, zeigte sich als Partner der Filmdiven jener Jahre, zu nennen sind
beispielsweise Henny Porten3) (1890 1960),
Asta Nielsen3)
(1881 1972) und Pola Negri3) (1897 1987).
Mit Henny Porten spielte er unter
anderem in der Verwechslungskomödie "Gräfin Küchenfee"3) (1918),
mit Asta Nielsen in dem Krimi "Die weißen Rosen"3) (1917) sowie den Melodramen "Die rollende Kugel"3) (1919)
und "Graf Sylvains Rache" (1920), mit Pola Negri in
den Dramen "Die toten Augen" (1917) und "Das Martyrium"3) (1920).
Noch gegen Ende des 1. Weltkrieges entstand Carl Froelichs Streifen "Der
Adler von Flandern",
in dem Hofmann als patriotischer Fliegeroffizier Günther Ellinghaus
glänzen konnte. Der letzte Kriegsfilm des Kaiserreichs und der erste der
neuen, jungen Republik gelangte erst am 1. Juli 1919 unter dem neuen Titel "Ikarus, der fliegende Mensch"4)
in die Lichtspielhäuser, das
"Deutsche
Historische Museum" (DHM) schreibt zu diesem Film:
"Krieg und Spionage, Melodram und Männerfantasie: Der Regisseur Carl Froelich vermischt das alles
zu einem spannenden Publikumsfilm, der zugleich
auf höchst merkwürdige Weise zwischen den Zeiten schwebt." Die "Lichtbild-Bühne"
notierte damals unter anderem: "Ernst Hoffmann in der Rolle des Ellinghaus
stellt die Metamorphose vom Lebejüngling zum forschen deutschen Lufthelden glaubhaft dar."
Foto: Ernst Hofmann vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder2) (1888 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.de;
Ross-Karte Nr. 1756/3;
Angaben zur Lizenz siehe hier |
Wenig später realisierte Friedrich Wilhelm Murnau seinen ersten, heute als
verschollen geltenden und vermutlich nie öffentlich gezeigten Spielfilm "Der
Knabe in Blau"2) (1919), bei dem Hofmann mit seiner "Ernst Hofmann Film Gesellschaft" als Produzent fungierte
und die Hauptrolle des verarmten Adeligen Thomas von Weerth übernahm. Murnau hatte sich für diesen Film
durch Oscar Wildes
Roman "Das
Bildnis des Dorian Gray"2) sowie das berühmte
Gainsborough-Gemälde "Blue
Boy"2) inspirieren lassen.
Eine weitere
schauspielerische Leistung Hofmanns war die Rolle des Filmsohns von Emil Jannings in
Hans Werckmeisters futuristischen Geschichte "Algol"2) (1920), die den
Untertitel "Tragödie der Macht" trug. In Rudolf Meinerts Historienfilm "Marie Antoinette Das Leben einer Königin"2) (1922) machte
Hofmann als Graf Artois an der Seite von Protagonistin Diana Karenne eine gute Figur, ebenso wie als
Graf Pierre de Renauld in "Louise de Lavallière Am Liebeshof des Sonnenkönigs" (1922).
Max Mack besetzte den "schönen Mann des Films" in seiner stummen Fassung der
Strauss-Operette "Die Fledermaus" (1923) neben Eva May (Rosalinde), Lya De Putti (Adele) und Harry Liedtke (Gabriel von Eisenstein)
als Prinz Orlowsky, Jaap Speyer als jungen Herzog Percy von Glauburne
in dem Abenteuer "Jimmy, ein Schicksal von Mensch und Tier"3) (1923).
Foto: Ernst Hofmann vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder2) (1888 1929)
Quelle: Wikipedia;
zeitgenössische Postkarte;
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Nach Auftritten
in weiteren stummen Produktionen verblasste der Ruhm
Hofmanns gegen Ende der 1920er Jahre zusehend, auch auf der Theaterbühne
ließ er sich immer seltener blicken. Den Übergang zum Tonfilm machte er
zwar noch mit, trat aber nur in den beiden Produktionen "Gefahren der Liebe" (1931)
und "Spiel mit dem Feuer"3) (1934) mit kleinen Nebenrollen auf.
Vielmehr betätigte er sich nun vermehrt als Schriftsteller, verfasste unter
seinem richtigen Namen Ernst Hofmann von Schönholtz sowie als Ernst Hofmann einige Unterhaltungs- und Kriminalroman, welche die zugkräftigen Titel
"Täter entflohen", "Im Urwald verschollen", "Erbschaft aus Übersee",
"Nacht der Verwirrung", "Orchestersessel 13" und "Der Schattentänzer"
trugen. Darüber hinaus schrieb er Artikel für Zeitungen wie "Der
Tag".
Legt man das Geburtsjahr 1890 zugrunde, wurde der einstige Star der
Stummfilm-Ära nur 54 Jahre alt Ernst Hofmann starb kurz
vor Kriegsende am 27. April 1945 während der Kämpfe um Berlin in Potsdam.
Er war ab 1917 kurzzeitig mit seiner Kollegin Hedda Vernon verheiratet.
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Link: 1) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 2) Wikipedia, 3) Murnau Stiftung,
4) filmportal.de
Lizenz Fotos Ernst Hofmann (Urheber Nicola Perscheid sowie Alexander Binder):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche
Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die
Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Link: Wikipedia, Murnau
Stiftung, filmportal.de) |
Stummfilme
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Noch: Stummfilme
- 1921: Pariserinnen
- 1921: Aus den Memoiren einer Filmschauspielerin
- 1921: Die Erbin von Tordis
- 1921: Entgleist
- 1921: Memoiren eines Kammerdieners
- 1. Teil: Martin, der Findling
- 2. Teil: Basquines Vergeltung
- 1921: Mann über Bord
- 1921: Um den Sohn
- 1921: Aus den Tiefen der Großstadt
- 1921: Miss Beryll
die Laune eines Millionärs
- 1921: Die Diktatur der Liebe
-
2. Teil: Die Welt ohne Liebe
- 1921: Mein Mann Der Nachtredakteur
- 1921: Die Rächer
- 1922: Der Ruf des Schicksals
- 1922: Marie Antoinette Das Leben einer Königin
- 1922: Wildnis
- 1922: Schatten der Vergangenheit
- 1922: Das goldene Netz
- 1922: Louise de Lavallière Am Liebeshof des Sonnenkönigs
- 1922: Das blonde Verhängnis
- 1922: Die vom Zirkus
- 1922: Lydia Sanin
- 1922: Das Mädchen ohne Gewissen
- 1922: Turfpiraten
- 1923: Die Fledermaus
- 1923: Jimmy, ein Schicksal von Mensch und Tier
- 1923: Die Fledermaus
- 1923: Vineta. Die versunkene Stadt
- 1923: Die fünfte Straße
- 1924: Die Liebesbriefe einer Verlassenen
- 1925: Die Moral der Gasse
- 1925: Die vom Niederrhein
- 1925: Blitzzug der Liebe
- 1925: Die
Motorbraut/Liebe, Leid und Sport
- 1925: Die vom Niederrhein (2 Teile)
- 1926: Die keusche Susanne
- 1926: Kreuzzug des Weibes
- 1926: Der Abenteurer
- 1927: Üb' immer Treu' und Redlichkeit
- 1927: U 9 Weddigen
- 1928: Die Königin seines Herzens
- 1928: Die letzte Galavorstellung des Zirkus Wolfson
- 1928: Moral
- 1928: Adam und Eva
Tonfilme
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