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Chuck Berry wurde am 18. Oktober 1926 als Charles Edward Anderson Berry und
viertes von sechs Kindern in St. Louis (Missouri) geboren; sein Vater
Henry war
Diakon einer baptistischen Gemeinde. Aufgewachsen im schwarzen Ellardsville-Distrikt von St. Louis,
entdeckte Sohn Chuck schon als College-Schüler seine Liebe zur Musik und
wollte schon in frühester Jugend ein geachteter Gitarrenspieler werden; doch
zunächst verlief sein Leben anders. Noch vor seinem Schulabschluss geriet er
mit dem Gesetz in Konflikt, wurde gemeinsam mit zwei vermeintlichen Freunden
1944 wegen eines bewaffneten Raubüberfalls in Kansas City zu zehn Jahren
Jugendarrest verurteilt. Nach zwei Jahren wurde ihm der Rest der
Strafe erlassen, wenig später heiratete er am 28. Oktober 1948 Themetta "Toddy" Suggs und
versuchte sich und seine Frau mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten;
aus der Ehe gingen laut chuckberry.com
vier Kinder hervor: Darlin Ingrid (geb. 1950), Melody Exes (geb. 1952), Aloha Isa Lei
(geb. 1959) und Charles Edward Anderson jr. (geb. 1961).
Ende der 1940er Jahre entschloss sich Chuck Berry, dessen Vorbilder
Louis Jordan1),
Nat King Cole2), und
Muddy Waters1) waren, die Musik zur Profession zu machen und trat als Gitarrenspieler
mit verschiedenen Bands von St. Louis auf. 1951 traf er auf den Pianisten
Johnnie Johnson1)
und den Drummer Ebby Hardy, die mit einem anderen Musiker bereits als "Johnnie
Johnson Trio"
in der örtlichen Szene recht erfolgreich waren. Chuck Berry schloss sich
der Truppe an, die Band wurde umbenannt in "Chuck Berry Combo" und
die Musiker spielten von
Rock'n'Roll über Countrymusic bis hin zu Nat King Cole-Songs alles, was zu
jener Zeit populär war.
Chuck Berry am 3. Februar 1965
(Ausschnitt des Fotos: Chuck
Berry mit seiner Schwester Lucy Ann)
Rechteinhaber: Nationaal
Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 917-3997)
Urheber/Fotograf: Joop van Bilsen / Anefo; mehr bei → www.gahetna.nl
Quelle: Wikimedia
Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data
/ CC
BY-SA 3.0 NL
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1955 ging Chuck Berry nach Chicago und traf dort unter anderem auf Leonard Chess1), den Eigentümer
der Plattenfirma "Chess Records", der viele bekannte Blues-Musiker
wie beispielsweise Muddy Waters unter Vertrag hatte. Das Demo-Band mit dem
Song "Ida May" interessierte Chess, der es dann nach
einigen Veränderungen als "Maybellene" im Mai 1955
herausbrachte. Damit hatte Chuck Berry den Grundstein zu seinem kometenhaften
Aufstieg gelegt, der Song wurde ein Hit und erreichte in den amerikanischen Billboard
Charts auf Anhieb Platz 1. Bis Ende der 1950er Jahre folgten weitere Rock'n'Roll-Klassiker
wie "Roll Over Beethoven"1) (1956), "School Day" (1957),
"Sweet Little Sixteen"1) (1958), "Johnny B. Goode"1)
(1958), "Carol" (1958) oder "Memphis Tennessee"1) (1959),
die nicht nur in den USA zu Top-Hits wurden. Das Lied "Johnny B. Goode"
gehört wohl Berrys besten Songs und trägt unverkennbar autobiografische
Züge, auch mit seinen anderen Texten erzählt er stets von den Alltagsproblemen
gewöhnlicher Menschen.
Chuck Berry war zum absoluten Star der Rock-Szene
avanciert, seine Erfolge phänomenal. Verschiedenste Auftritte wurden
auf die Leinwand gebannt, wie 1958 beim Newport Jazz Festival, das als "Jazz on A Summer Day" (1960)
auch in die Kinos kam und in dem die Fans ihr Idol mit dem legendären "Duckwalk"
(Entengang) bewundern konnten.
Foto: Chuck Berry bei einem Konzert im Jahre 1987 im französischen Deauville
Quelle: Wikipedia
bzw. Wikimedia;
Urheber: Roland Godefroy; Lizenz CC-BY-SA
3.0
Lizenz zur Veröffentlichung siehe hier |
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Mitte Februar 1962 wurde Chuck Berry erneut inhaftiert, da ihm vorgeworfen
wurde, Minderjährige wegen "unmoralischer Absichten" ins Land
gebracht zu haben. Vorausgegangen war ein Streit mit den Behörden, 1959 hatte
Chuck Berry in St. Louis seinen eigenen Nachtclub "Bandstand"
eröffnet, der den örtlichen Gesetzeshütern ein Dorn im Auge waren, da dort
die üblichen Rassenschranken nicht eingehalten wurden. Nach Schließung des
Club wurde der Berry angeklagt, die Prostitution Minderjähriger gefördert zu haben
und schließlich von einem Richter verurteilt, der nachweislich rassische
Vorurteile hatte.
Währen der 20-monatigen Haftstrafe schrieb Chuck Berry weitere Songs,
seine Schallplattenkarriere schien jedoch, nicht zuletzt auch wegen des sich
wandelnden Musikgeschmacks, beendet. Weltweit war das Beatfieber ausgebrochen,
doch Gruppen wie die "Beatles" und "Rolling Stones"
machten mit Coverversionen von "Roll Over Beethoven" oder "Come
On" den Sänger nun auch in Europa berühmt.
Anfang der 1970er Jahre gelang Chuck Berry mit "My
Ding-A-Ling" (1972) ein Comeback, der Song stürmte nicht nur in den USA
die Hitparaden. Weitere, wenn auch nicht so spektakuläre Erfolge,
verzeichnete Chuck Berry noch mit "Shake, Rattle and Roll" (1975)
und "Oh What a Thrill" (1979) → Diskografie bei Wikipedia.
1979 kam der Künstler wegen Steuerhinterziehung erneut mit dem Gesetz in
Konflikt und musste eine weitere kurze Haftstrafe absitzen, was seiner
Popularität jedoch keinen Abbruch tat. 1986 wurde er als erster in die
"Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen, wenig später erschien
seine Autobiografie ("Chuck Berry: The Autobiography"), in der er unter anderem über die Anfänge seiner
Karriere, seine Schwierigkeiten als Jugendlicher, aber auch über seine
zahlreichen Frauengeschichten erzählt.
Auch in Deutschland wurde der berühmte Künstler geehrt, 2008 erhielt er die
"Goldene Kamera"1) für sein Lebenswerk.
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Die Platteneinnahmen und die Gagen seiner zahllosen Konzerte haben den einstigen
Jungen aus dem Schwarzen-Viertel zu einem "gemachten Mann" werden
lassen; geschäftstüchtig investierte er das Geld in lukrative Betriebe wie
beispielsweise 1970 in den Berry-Vergnügungspark in
Wentzville (Missouri). Auch als Produzent tat er sich hervor und brachte die
filmische Dokumentation "Chuck Berry Hail! Hail!
Rock'n'Roll" (1987) heraus, ein Konzertfilm, der anlässlich
seines 60. Geburtstages mit Musikveteranen wie Eric Clapton, Bo Diddley, Keith Richards, Little Richard
und natürlich ihm selbst veröffentlicht wurde. Bis vor ein paar
Jahren tourte die Rocklegende, der in einem Atemzug mit Stars wie Little Richard2) und
Fats Domino2) genannt wird,
durch die Welt, 2005 gab der damals 79-Jährige mit seiner Tochter Ingrid Berry und seinem Sohn Charles Berry
gefeierte Konzerte in Deutschland und in der Schweiz, 2008 gab er Konzerte in Europa. Mit regelmäßigen
Auftritten im legendären "Blue Berry Hill" in St. Louis sowie
vereinzelten Konzerten in Las Vegas bringt sich der Pionier des Rock'n'Roll
auch im hohen Alter immer wieder in Erinnerung.
John Lennon soll einmal gesagt haben: "If you tried to give rock'n'roll another
name, you might call it 'Chuck Berry'".
Chuck Berry am 18. Juli 2007 bei einem Konzert auf dem "Brunnsparken"
in Örebro (Schweden)
Urheber: Håkan Henriksson (Wikimedia-User Narking)
Lizenz: CC BY 3.0;
Quelle: Wikimedia Commons
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Verschiedene Biografien allerdings in englischer Sprache sind inzwischen
über den "Vater des Rock'n'Roll" veröffentlicht worden. So das
Buch von John Collis "Chuck Berry: The Biography", welches den
exzentrischen Künstler bzw. dessen komplexes Leben zum Teil recht schockierend
portraitiert. Von Bruce Pegg stammt "Brown Eyed Handsome Man: The Life and Hard Times of Chuck Berry: An Unauthorized Biography".
Chuck Berry, der als einer der größten Songschreiber und besten Gitarristen seiner Zeit
galt, starb am 18. März 2017 im Alter von 90 Jahren in Saint Charles (Missouri).
Wie man bei Wikipedia
lesen kann, hatte er anlässlich seines 90. Geburtstags im Herbst 2016 noch die Veröffentlichung eines neuen Albums mit dem Titel
"Chuck" für 2017 angekündigt. Das Album sollte beim Label "Dualtone"
erscheinen und Berrys Ehefrau Themetta "Toddy", mit der er zum
Zeitpunkt der Ankündigung seit 68 Jahren verheiratet war, gewidmet sein.
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