Die halbstündige amerikanische Gerichtsserie "The Defenders" bei uns unter dem
Titel "Preston & Preston" ausgestrahlt gehörte in den USA zu einer
der sozialkritischsten Unterhaltungsreihen
jener Zeit. Die erste Episode "Quality of Mercy" ging am
16. September 1961 auf Sendung, beendet wurde die wöchentliche Serie nach 132 Folgen
am 13. Mai 1965 mit "Only a child". Die fiktiven
Geschichten um die Fälle des Strafverteidigers Lawrence Preston (E.G. Marshall)
und dessen Sohn und Juniorpartner Kenneth Preston (Robert Reed) warfen viele
Fragen auf, behandelten unter anderem kontrovers diskutierte Themen wie
Abtreibung, Euthanasie oder Rassenfragen, aber auch brisante
politische Entscheidungen. Reginald Rose1), der für die
meistbeachteten Storys als Drehbuchautor verantwortlich zeichnete, brachte
einmal das Anliegen der Serie in einem Artikel auf den Punkt: "Das
Gesetz ist Thema unseres Programms, nicht das Verbrechen selbst.
Wir
waren niemals daran interessiert, eine Serie zu produzieren, die sich einzig
und allein damit beschäftigt, den möglichen Täter zu entlarven". Bei
diesen Worten hatte Reginald Rose wohl andere populäre Gerichtsserien im
Auge, wie beispielsweise "Perry Mason"2), die ab 1957 in den USA fast zehn
Jahre lang überaus populär war und mehr die kriminalistische
Ermittlung in den Vordergrund stellte.
Lawrence Preston ist als Chef der Kanzlei "Preston & Preston" der
ältere Rechtsvertreter mit einer mehr als 20-jährigen Erfahrung, er bringt
seinem idealistischem Sohn Kenneth, der grade das Studium beendet hat, alles
über die Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften, eine faire
Prozessführung und nicht zuletzt auch über das Leben selbst bei. "The
Defenders" fokussierte die Maschinerie der amerikanischen Gesetzgebung
ebenso wie die Unwägbarkeiten eines Prozesses und die Möglichkeiten der
Justiz. Im Vordergrund stand die Komplexität der Gesetzgebung, deren
moralischen und ethischen Auswirkungen sowie die daraus folgernde
menschliche Komponente. Die Prestons übernahmen zwar auch Mordfälle, ihr
Ziel war es jedoch mittels einer einwandfreien Verteidigung eine möglichst
gerechte, humanitäre Strafe für den Täter zu erreichen. Die Drehbücher
beleuchteten psychologische Aspekte der Geschworenen ebenso wie die Motive
der Täter, befassten sich mit den Mängeln des Justizsystems ebenso wie mit
der Fehlbarkeit der Protagonisten, die akzeptieren mussten, dass das Rechtssystem
nicht perfekt sein konnte.
Während der ersten Staffel traten als weitere
Hauptdarsteller Polly Rowles3)
(Sekretärin Helen Donaldson) sowie Joan Hackett1)
(Joan Miller, Freundin von Kenneth Preston) auf, namhafte Gaststars wie beispielsweise
Gene Hackman, Robert Redford, Dustin Hoffman, Ossie Davis oder James Farentino
waren in der Serie zu sehen, die bei uns ab Mai 1964 gezeigt wurde. Die ARD
brachte bis Juni 1965 jedoch nur 18 Folgen zu je 50 Minuten, die Zuschauer
kamen auch nicht in den Genuss von Wiederholungen, vielleicht weil die
Geschichten zu sehr in das amerikanische Rechtswesen involviert waren.
Bereits im Frühjahr 1957 hatte es im US-Fernsehen im Rahmen der Reihe
"Studio One" einen Zweiteiler mit dem
Titel "The Defender" gegeben, der ebenfalls auf dem Drehbuch von Reginald Rose
basierte. Ralph Bellamy1)
(1904 1991) und William Shatner1),
der später als Captain Kirk mit dem "Raumschiff Enterprise"2)
Furore machen sollte, verkörperten das Vater-Sohn-Duo, das einen jungen
Mordverdächtigen zu verteidigen hatte. Dieser des Mordes angeklagte Joseph Gordon wurde
von dem noch relativ unbekannten Steve McQueen2)
(1930 1980) gespielt.
Siehe auch www.tvder60er.de,
Wikipedia,
fernsehserien.de Weitere
Links bei www.wunschliste.de
Link: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Beschreibung
bzw. Kurzportrait innerhalb dieser HP, 3) Wikipedia (englisch)
Die Hauptdarsteller:
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E.G. Marshall
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war der erfahrene Strafverteidiger Lawrence Preston.
Geboren am 18. Juni 19141) als
Everett Eugene Grunz in Owatonna (Minnesota),
gestorben
am 24. August 1998 in Bedford (New York).
Der Sohn von Charles G. Grunz (1882 1959) und dessen Ehefrau Hazel
Irene (1892 1975), dessen Großeltern väterlicherseits aus
Deutschland stammten, besuchte das "Carleton College" sowie die
"University of Minnesota". Nach seiner Ausbildung entschied
er sich für die Schauspielerei, nahm den Künstlernamen E. G. Marshall und schloss sich
Anfang der 1930er Jahre einer durch Amerika ziehenden Shakespeare-Schauspieltruppe
an. "Marshall lehnte es bis zu seinem Tod ab, die
Bedeutung der Initialen in seinem Künstlernamen zu erklären. Als er einmal in
einem Interview darauf angesprochen wurde, sagte er nur:
"Everybody's Guess". Tatsächlich soll er seinen Namen sogar offiziell bei den Behörden in
"E. G. Marshall" umgewandelt haben." notiert Wikipedia.
Marshall avancierte im Laufe seiner Karriere zu einem renommierten Theaterschauspieler, zwischen 1942 und 1981 war er
mindestens in 19 Stücken am Broadway in New York zu sehen, spielte
unter anderem 1942/43 und 1948 in den New Yorker Produktionen von
Thornton Wilders Schauspiel "Wir
sind noch einmal davongekommen"2)
sowie 1948 in Eugene O'Neills "Der Eismann kommt". In den
nachfolgenden Jahren gestaltete Marshall viele Rollen, war er beispielsweise ab 22. Januar 1953
als Reverend John Hale in
der Uraufführung von Arthur Millers
"Hexenjagd2)
am New Yorker "Martin Beck Theater" zu sehen oder trat als Landstreicher Wladimir in
Samuel Becketts "Warten auf Godot"2) (1956) auf → siehe auch Internet Broadway
Database.
Marshall war zudem eines der ersten 50 Mitglieder des berühmten
"Actors Studio"2) bei seiner Gründung Ende der 1940er-Jahre.
Der Schauspieler war für die Fernsehzuschauer ein relativ
unbeschriebenes Blatt, als er die Hauptrolle in der Serie "Preston & Preston" übernahm.
Er hatte zwar seit Mitte der 1940er Jahre
regelmäßig mit prägnanten Nebenrollen vor der Kamera gestanden,
konnte auch auf eine lange, erfolgreiche Laufbahn als
Theaterdarsteller und Rundfunksprecher zurückblicken. Sein
Leinwanddebüt
hatte Marshall 1945 in dem Spionagestreifen "The House on 92nd Street"2) (Das
Haus in der 92. Straße) gegeben, zu einer seiner bekanntesten
Kinorollen zählte die des vierten Geschworenen in Sidney Lumets
Meisterwerk "Twelve Angry Men"2) (1957, Die Zwölf
Geschworenen). Weitere Kinoproduktionen waren unter anderem der
Kriegsfilm "The Caine Mutiny"2) (1954, Die Caine
war ihr Schicksal), wo er als Anwalt agierte, er
spielte unter anderem in der Literaturverfilmung "Man on Fire"3) (1957, Die Große
Schuld) neben Bing Crosby, in dem Abenteuer "The Buccaneer"2) (1958, König der
Freibeuter) mit Yul Brynner oder in dem Thriller "Compulsion"2) (1959, Der Zwang zum Bösen) mit Orson Welles.
E.G. Marshall gehörte zu den vielbeschäftigten Männern
seiner Branche, in mehr als 500 Fernsehproduktionen, von denen in den
frühen Jahren viele Live ausgestrahlt wurden, überzeugte der
Schauspieler mit seinem soliden, uneitlen Spiel. Als "Lawrence Preston"
erreichte er in den USA einen gewissen Star-Status, stand in den
folgenden Jahren in zahlreichen TV- und Kinofilmen vor der Kamera,
mimte Ärzte, Rechtsanwälte, Politiker, Staatsmänner,
Geschäftsleute, Militärs oder Personen mit integrem Verhalten und
Moralprinzipien. Terence Young beispielsweise besetzte ihn in
der Ian Fleming-Adaption "Poppies Are Also Flowers"2) (1966,
Mohn ist auch eine Blume), mit Marlon Brando, Jane Fonda und Robert Redford
spielte er in "The Chase"2) (1966, Ein Mann wird gejagt), John Guillermin
gab ihm die Rolle des Brigadegenerals Shinner in dem Kriegsfilm "The Bridge at Remagen"2)
(1969, Die Brücke von Remagen). In Woody Allens tiefschwarzem,
existentialistischem Seelendrama "Interiors"2) (1978,
Innenleben) überzeugte Marshall als Rechtsanwalt Arthur, der seine Frau
und die drei erwachsenen Töchter wegen einer neuen Liebe verlässt
und dadurch eine Familientragödie heraufbeschwört. Seine letzten
Leinwandauftritte hatte Marshall neben Anthony Hopkins in der
Titelrolle in Oliver Stones Biopic "Nixon"2) (1995)
als authentischer Berater John Mitchell sowie als einflussreicher Lobbyist
Walter Sullivan in Clint Eastwoods Action-Thriller "Absolute Power"2) (1997, Absolute Power).
In zahllosen Serien und Einzelproduktionen trat der
Charakterdarsteller im Fernsehen in Erscheinung, zu einer seiner
weiteren TV-Hauptrollen zählt die Serie "The New Doctors", wo
er zwischen 1969 und 1973 die Figur des Dr. David Craig mimte. In
nachhaltiger Erinnerung bleibt er den amerikanischen Zuschauern auch
mit seiner Verkörperung des US-Präsidenten Harry S. Truman in dem
TV-Spiel "Collision Course: Truman vs. MacArthur" (1976).
Noch kurz vor seinem Tod sah man Marshall in den beiden TV-Remakes um
die ehemalige Erfolgsserie, in "The
Defenders: Payback"3) (1997, Defenders Die Vergeltung)
und "The
Defenders: Choice of Evils"3) (1998, Defenders 2 Die Macht des Bösen)
mimte er erneut den Seniorchef einer Anwaltskanzlei Lawrence Preston,
dieses Mal waren Sohn Don (Beau Bridges2)) und Schwiegertochter Mary Jane
(Martha Plimpton2)) seine Partner.
Als E.G. Marshall 1998 mit 84 Jahren (oder 88 Jahren) an
Lungenkrebs verstarb, hinterließ er seine dritte Ehefrau
Judith Coy und die Söhne Sam und Jed sowie Tochter Sarah. Die erste
Ehe hatte der Schauspieler Ende April 1939 mit
Helen Wolf geschlossen, aus dieser Verbindung stammen Tochter Jill und
Sohn Degen. Die Ehe wurde 1953 geschieden, auch mit seiner zweiten
Frau Emy de Haze Winkelman hatte Marshall zwei gemeinsame Töchter.
Für seine Leistung in der TV-Serie "Preston & Preston"
wurde der Schauspieler 1962 und 1963 mit einem "Emmy"
ausgezeichnet. Um seine Initialen "E.G." machte der
Star wie erwähnt stets ein Geheimnis, er selbst soll einmal behauptet
haben, sie würden
"Edda Gunnar" oder "Enigma Gregarius" lauten. Auch
um sein Geburtsjahr ranken sich verschiedene Versionen, einige Quellen weisen
das Jahr 1910 aus. Marshall
selbst hatte es immer mit 1914 angeben, so trägt auch sein Grabstein auf dem "Middle Patent Rural Cemetery"
in Bedford (New York) die Inschrift "1914 1998" → www.findagrave.com.
Siehe auch Wikipedia
(deutsch), Wikipedia
(englisch)
Weitere
Filme*) mit E.G. Marshall
1) Verschiedene Quellen geben als Geburtsjahr auch 1910
an.
Link: 2) Wikipedia, 3) Filmlexikon
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Robert Reed
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spielte den "Youngster"
Kenneth Preston.
Geboren am 19. Oktober 1932 als John Robert Rietz Jr. in Highland Park (Illinois),
gestorben am 12. Mai 1992 in Pasadena (Kalifornien) mit nur 59 Jahren
an Darmkrebs.
John Robert Rietz Jr. wuchs in Oklahoma auf, nachdem sich seine Familie in Muskogee
auf einer Farm niedergelassen hatte. Schon früh interessierte er sich
für das Theater, als Teenager war er bereits als Ansager für den
örtlichen Rundfunk tätig. Nach der Schule nahm er klassischen
Schauspielunterricht an der "Northwestern University". Dort lernte er
auch seine Frau und Mitstudentin Marilyn Rosenberg kennen, mit der er
zwei Jahre lang bis zur Scheidung im Jahre 1959 verheiratet war; aus der Verbindung stammt Tochter
Karen. Nach dem Schauspielstudium in Amerika vertiefte der angehende
Schauspieler seine Kenntnisse in London an der "Royal Academy of Dramatic Arts".
Zurück in den USA konnte Rietz Jr., der sich nun Robert Reed
nannte, einige Bühnenerfolge feiern, wurde dann Anfang der 1960er Jahre
auch im Fernsehen recht populär wurde. Erste Beachtung fand er mit
seiner Hauptrolle des jungen Kenneth Preston in der Gerichts-Serie
"The Defenders" (1961 1965, Preston & Preston),
anschließend trat er in vielen beliebten Serien wie "Dr. Kimble", "Family Affair" (Lieber Onkel Bill)
oder
"Ironside" (Der Chef) auf. Die Figur des Polizei-Lieutenant Adam Tobias
in
"Mannix"1) verkörperte der Schauspieler bis zum Ende der
Reihe, gleichzeitig mimte er ab 1969 den Mike Brady in der Sitcom
"The Brady Bunch"2) (Drei Mädchen und drei Jungen),
ebenfalls eine Figur, die er mehrere Jahre lang (bis 1974)
spielte.
Die Liste der Gastauftritte in zahllosen erfolgreichen TV-Produktionen
ist lang, Robert Reed blieb bis zu seinem Tod gut im
Geschäft. Erst spät bekannte er sich zu seiner Homosexualität, wohl
aus Angst, dass seine Karriere darunter leiden könne. Sein früher
Tod hing mit seiner HIV-Infektion zusammen.
Siehe auch Wikipedia
(deutsch), Wikipedia
(englisch)
Weitere
Filme*) mit Robert Reed
Link: 1) Beschreibung innerhalb dieser HP, 2) Wikipedia
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