Erna Berger wurde am 19. Oktober 1900 im sächsischen Cossebaude
(heute Ortsteil von Dresden) als Tochter eines Eisenbahningenieurs geboren. Zunächst von Verwandten aufgezogen,
verbrachte sie später einige Jahre in Brasilien und Paraguay, wohin ihre Eltern
ausgewandert waren, schlug sich in Montevideo als Kontoristin und Klavierlehrerin
durch, um schließlich 1923 nach Deutschland zurückzukehren. Bevor sie zu
einer der herausragendsten Sopranistinnen ihrer Generation avancierte,
studierte sie in Dresden Gesang bei Melitta Hirzel, der Ehefrau des damals an
der Dresdner Staatsoper tätigen lyrischen Tenors
Max Hirzel (1888 1957). 1926 gab Erna Berger an der Staatsoper ihr Bühnendebüt unter
Dirigent Fritz Busch1)
(1890 1951) als erster Knabe in Mozarts "Die
Zauberflöte"1) und war
zunächst mit kleineren Rollen überwiegend als Opernsoubrette
tätig. Am 17. Februar 1927 konnte sie als Hannele in der Uraufführung von Paul Graeners Oper "Hanneles
Himmelfahrt" nach dem gleichnamigen Stück von Gerhart
Hauptmann erste Aufmerksamkeit erregen, zwei Jahre später wechselte sie an die
"Städtische
Oper" in Berlin und stand in der Uraufführung von Hans Pfitzners
Weihnachtsoper "Das
Christ-Elflein"1) auf der Bühne.
Mit dem Weggang von Dresden wuchs Erna Berger
dann in ihre eigentliche Karriere hinein und kreierte dabei ein Fach,
das es bis dahin noch nicht gab, nämlich den leichten lyrischen Sopran.
Foto: Erna Berger vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
|
|
Ein weiterer Meilenstein in ihrer grandiosen Karriere wurde ab 1929 ihr
Auftreten bei den Bayreuther Festspielen, wo sie bis 1933 jährlich zu
hören war, ebenso wie ab 1932 bei den Salzburger Festspielen. Ab 1934
triumphierte sie dann in Berlin an der "Staatsoper", begeisterte
beispielsweise als "Königin der Nacht" in Mozarts "Die
Zauberflöte sowie als "Konstanze" in dessen Die Entführung aus dem Serail"1). Mit der Rolle der
"Konstanze" erwarb sie sich auch internationales Ansehen,
glänzte beispielsweise 1934 1938 am Londoner "Covent
Garden". Es sollte dann noch rund zehn Jahre dauern, bis erstmals
in New York an der "Metropolitan Opera" auch das amerikanische
Publikum die Sopranistin feiern konnte. Zu ihrem herausragenden
Repertoire zählten neben der "Konstanze" die " Gilda"
in Verdis "Rigoletto"1)" sowie die "Zerbinetta" in der Richard-Strauss-Oper "Ariadne auf Naxos"1).
Als führende Mozart-Interpretin brillierte sie in "Così fan tutte"1)als
" Despina", als "Zerlina" in "Don Giovanni"1)
sowie als "Susanna", aber auch als "Cherubino" in "Die Hochzeit des Figaro"1). Darüber hinaus begeisterte sie
auch als " Rosina" in Gioacchino Rossinis "Der Barbier von Sevilla"1), als " Olympia" in
"Hoffmanns Erzählungen"1)
von Jacques Offenbach oder als "Ännchen" in "Der
Freischütz"1) von Carl Maria von Weber. Bei zahlreichen
Konzerttourneen rund um den Globus sang sie in stets ausverkauften
Häusern, brillierte in Europa ebenso wie in Japan, Amerika und Australien.
|
Auf de Höhepunkt ihres Ruhms zog sich Erna Berger mit 54 Jahren von der Opernbühne zurück,
da ihre Stimme sie auch im fortgeschrittenen Alter an jugendliche Rollen band:
Erna Berger aber, so wollte es die Natur, war die "Königin der
Nacht" und die "Gilda", und sie blieb es fast bis ans Ende
ihrer Laufbahn. Sie hat dies bedauert, hätte gerne schwerere Rollen gesungen,
aber ihre Stimme blieb so, wie sie war, und begrenzt blieb dadurch auch ihr
Repertoire
Das mädchenhafte und Rührende ihrer silbrigen, glockenklar
schwingenden Stimme waren ihre stärksten Waffen, und mit diesen bezauberte
sie auch in fortgeschrittenem Alter noch ihre Zuhörer. Es ist ja ein großes
Problem für eine Sopranistin, wenn sie so wie Erna Berger an das Fach ihrer
Jugendtage gebunden bleibt, ihre Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren. Und es
ist sicher dieses Problem gewesen, das sie 1953/54 veranlasste, ihren Abschied
von der Bühne zu nehmen, denn ihre Stimme war nach wie vor intakt.2)
Sie begeisterte aber in den folgenden Jahren mit Konzert- und
Liederabenden, vor allem mit Werken von Hugo Wolf, weiterhin die
Freunde klassischer Musik. Ihren letzten Auftritt hatte die Sängerin am 15. Februar 1968 im
Münchener "Cuvilliés-Theater".
Erna Berger 1946 als Antonia in der Oper "Hoffmanns Erzählungen"1)
von Jaques Offenbach an der Berliner "Deutschen Staatsoper"
Regie: Ernst Legal3)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pk_0000063_019)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham
Pisarek1) (19011983); Datierung: 04.1946
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
|
Erna Berger, die seit 1955 Mitglied der Berliner "Akademie der
Künste" und an ihrem 85. Geburtstag zum Ehrenmitglied der
"Berliner
Staatsoper" ernannt worden war, leitete seit 1959 bis Anfang der 1970er Jahre die
Meisterklasse an der "Staatlichen Hochschule für Musik" in Hamburg und war auch in Essen als
Musikpädagogin tätig. Sie engagierte sich stark für den sängerischen
Nachwuchs, so gehört beispielsweise Rita Streich3)
(1920 – 1987) zu ihren
"Entdeckungen". 1988 veröffentlichte die Künstlerin ihre Erinnerungen unter
dem Titel "Erna Berger: Auf Flügeln des Gesanges" und blickt darin
auf ihr bewegtes Leben zurück. Zahlreiche Fotos, eine Auswahl von Opern- und
Konzertprogrammen, ein Ausschnitt aus den persönlichen Aufzeichnungen ihrer Tätigkeit,
Pressestimmen und eine Zusammenstellung von Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen
ergänzen dieses Buch zu einer eigentlichen Dokumentar-Biografie.
Die legendäre Koloratursopranistin, die neben Lotte Lehmann3)
(1888 1976), Elisabeth Grümmer3)
(1911 1986), Martha Mödl1)
(1912 2001),
Elisabeth Schwarzkopf3)
(1915 2006), Hilde Güden1)
(1917 1988) und Gundula Janowitz1)
zu den
herausragenden deutschen Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts gehörte,
starb am 14. Juni 1990 wenige Monate vor ihrem 90. Geburtstag an einer
Herzschwäche im nordrhein-westfälischen Essen, welches sie in ihren letzten
Lebensjahren zu ihrer neuen Heimat gemacht hatte; die letzte Ruhe fand
die legendäre Sängerin auf dem Wiener Zentralfriedhof → Foto der
Grabstelle bei Wikimedia
Commons.
1992 wurde ihr zu Ehren die
"Bästleinstraße" in Dresden in "Erna-Berger-Straße" umbenannt.
In der heutigen Dresdner Ortschaft Cossebaude und in Berlin (Nähe Potsdamer Platz)
wurden ebenfalls Straßen nach der legendären Sopranistin benannt, die bis ins hohe Alter
ihre jugendliche Gesangsstimme behielt.4)
|
Link: 1) Wikipedia, 3) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Quelle: 2) "Grosse Stimmen" von Jens Malte Fischer, Verlag J. B. Metzeler,
Stuttgart 1993, S. 374, 4) Wikipedia (abgerufen 02.11.2011)
Lizenz Foto Erna Berger (Urheber: Alexander Binder):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche
Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die
Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
|