Filmografie
Vittorio Gassman wurde am 1. September 1922 als Sohn einer begüterten Familie in der italienischen Stadt Genua1) geboren und wuchs ab dem sechsten Lebensjahr in Rom auf; sein Vater Heinrich Gassmann war ein Bauingenieur aus Deutschland, die Mutter Luisa Ambron stammte aus Pisa1). Zunächst studierte Gassman Jura, besuchte dann aber – ermutigt durch seine Mutter –  in Rom die "Accademia nazionale d’arte drammatica"1) um Schauspieler zu werden; für seinen Künstlernamen legte er das zweite "n" seines Familiennamens ab. Nach dem Abschluss gab er 1943 in Mailand1) in dem Stück "La nemica" von Dario Niccodemi (1874 – 1934) sein Bühnendebüt, errang in den Nachkriegsjahren erste Erfolge mit der Theatertruppe um Luchino Visconti1) (1906 – 1976). Im Laufe der Zeit avancierte Gassman zu einem exzellenten Charakterdarsteller, brillierte in zahlreichen Klassikern, wurde vor allem als herausragender Shakespeare1)-Interpret bejubelt und von Kritikern oftmals als der "italienische Laurence Olivier" bezeichnet. 1951 gründete er zusammen mit Luigi Squarzina (1927 – 2010) eine eigene Theatergruppe, die "Compagnia del teatro di arte italiano", wurde bald als innovativster und größter Schauspieler seiner Generation gefeiert. 1954 ging Gassman auf eine Tournee durch Lateinamerika, 1956 wurde ein besonders erfolgreiches Jahr für den Mimen, mit großem Erfolg interpretierte er auf der Bühne den "Othello"1) neben dem berühmten italienischen Schauspieler Salvo Randone1) (1906 – 1991) – beide wechselten sich in den Rollen des "Mohrs von Venedig" und des "Jago" ab.

Vittorio Gassman vor 1990
Urheberin: Elena Torre → Wikipedia (englisch)
Lizenz: CC BY-SA 2.0
Quelle: Wikimedia Commons von flickr.com

Vittorio Gassman vor 1990; Urheberin: Elena Torre; Lizenz: CC BY-SA 2.0; Quelle: Wikimedia Commons von flickr.com
Mitte der 1940er Jahre kam der junge Schauspieler zum Film und gab sein Leinwanddebüt unter der Regie von Giovanni Paolucci1) in dem Streifen "Preludio d'amore" (1946) als der Kriegsheimkehrer/Fischer Davide, Freund von Anna (Marina Berti1)). Nach ein paar weiteren, eher unwesentlichen Rollen verpflichtete ihn Goffredo Alessandrini1) für den Part des Mathieu Nahum / Mathieu Blumenthal in seinem Film "L'ebreo errante" (1948), gedreht nach dem Roman "Le Juif errant" (dt. "Der wandernde Jude") von Eugène Sue1) über den "Ewigen Juden"1). Wenig später bewies Gassman als Juwelendieb Walter sein Können an der Seite von Silvana Mangano und Doris Dowling1) in dem von Guiseppe De Santis1) inszenierten, neorealistischen Meisterwerk "Riso amaro"1) (1949, "Bitterer Reis") und erlangte in Italien Star-Status. Zusammen mit Silvana Mangano war Gassman noch in verschiedenen weiteren Filmen zu sehen, unter anderem in den Melodramen "Anna"1) (1951) als Barmann Vittorio, mit dem die Laienschwester/Novizin Anna (Mangano) einst eine leidenschaftliche Beziehung hatte, als Croupier/Schwarzhändler Mario Rossi, Freund der schönen, aber armen Giovanna Masetti (Mangano), die jedoch in "Mambo"2) (1954) aus Berechnung den reichen Grafen Enrico Marisoni (Michael Rennie1)) heiratet, oder später in der Komödie "Scipione detto anche l'africano (1971) mit Marcello Mastroianni als Publius Cornelius Scipio Africanus1), Mangano als dessen Gemahlin Aemilia1), Ruggero Mastroianni1) als dessen Bruder Lucius Cornelius Scipio Asiaticus1), wo er als Marcus Porcius Cato1), genannt "Cato der Censor" auftrat.
In den 1950ern zeigte sich Gassman in Produktionen, in denen er oft auf den Typus des "Latin Lover" festgelegt wurde, etwa in dem Kostümstreifen "Il leone di Amalfi"2) (1950, "Der Löwe von Amalfi"), den im 10./11. Jahrhundert angesiedelten Episoden aus dem Befreiungskampf des Herzogtums Amalfi1) als der junge Mauro oder als Don Juan Antonio in dem Abenteuer "Il sogno di Zorro"1) (1952, "Zorro, der Held") mit Walter Chiari1) in der Rolle des (zunächst) scheue und ängstlichen Don Raimundo, Sohn des Grafen Don Esteban Contrero (Carlo Ninchi1)), einem direkten Nachfahren des legendären Helden Zorro1). Dann nahm Gassman kurzzeitig auch Angebote in Hollywood an, spielte in dem Film noir1) "The Glass Wall"3) (1953, "Die gläserne Mauer") den in Ungarn geborenen, aber staatenlosen KZ-Überlebenden Peter Kuban, in dem Thriller "Cry of the Hunted"4) (1953, "Schrei des Gejagten") den aus dem Staatsgefängnis entflohenen Fischer Jory, dem Lieutenant Tunner (Barry Sullivan1)) auf den Fersen ist, oder in dem von Charles Vidor1) nach dem Roman "Maurice Guest" von Henry Handel Richardson1) inszenierten Liebesfilm "Rhapsody"1) (1954, "Symphonie des Herzens") den Violonisten Paul Bronte, den die verwöhnte Louise Durant (Elizabeth Taylor) heiraten will, später jedoch Ehefrau des Pianisten James Guest (John Ericson1)) wird. Nachhaltigen Eindruck hinterließ er in der von King Vidor1) nach dem Roman "Krieg und Frieden"1) von Leo Tolstoi1) in Szene gesetzten, monumentalen und hochkarätig besetzten Adaption "War and Peace"1) (1956, "Krieg und Freieden"), wo er sich als Anatol Kuragin, Bruder der (anfangs) mit Pierre Besuchow (Henry Fonda) verheirateten Elena (Anita Ekberg) präsentierte. Da ihm das US-amerikanische Studiosystem nicht zusagte und er auch die fremde Sprache nicht beherrschte, löste Gassman seine Verträge auf, stand fortan für italienische, aber auch französische Produktionen vor der Kamera.
 
Trotz seiner umfangreichen Arbeit für das Theater blieb Gassman dem Filmgeschäft stets verbunden und drehte in der Folgezeit zahlreiche Filme, in denen er mit den Jahren immer mehr gebrochene Charaktere zeichnete, aber auch in komödiantische Rollen zu überzeuge wusste. Unter der Regie von Mario Monicelli1) trat er in der amüsanten Geschichte "I soliti ignoti" (1958, "Diebe haben's schwer"), einem Werk, das das Genre der "Commedia all’italiana"1) begründete, erstmals mit der Figur des Gauners Peppe in Erscheinung und erhielt den "Nastro d’Argento"1) in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller". Es folgte "Audace colpo dei soliti ignoti"2) (1959, "Diebe sind auch Menschen"), diesmal gedreht von Nanni Loy1), mit "I soliti ignoti vent'anni dopo"2) (1985, "Big Deal – Diebe haben's schwer … Zwanzig Jahre danach") kam dann von Amanzio Todini eine erneute Fortsetzung in die Kinos, in der Marcello Mastroianni den gerade aus dem Gefängnis entlassenen Tiberio mimte, der den sich inzwischen im "Ruhestand" befindenden Peppe zwecls Organisation eines geplanten Coups aufsucht.
Zu Gassmans reifsten darstellerischen Leistungen zählt die Rolle des Soldaten Giovanni Busacca, der ebenso wie Oreste Jacovacci (Alberto Sordi1)) in Mario Monicellis preisgekrönten Drama "La grande guerra"1) (1959, "Man nannte es den großen Krieg") kurz nach Ausbruch des 1. Weltkriegs an die Front geschickt wird. "Sie sterben als Feiglinge, die ihrer Armee gleichwohl den Sieg ermöglichen. Ein großangelegter, auch vor groben Mitteln nicht zurückschreckender Versuch, das Bild des Kriegs und seiner Helden von jeglichem Glanz zu befreien." notiert filmdienst.de. Wiederholt war er der Protagonist für Regisseur Dino Risi1), so beispielsweise als Gerardo Latini, der in der Komödie "Il mattatore"1) (1960, "Der Meistergauner") innerhalb der Erzählung in zahlreiche Rollen schlüpfte – seither wurde "Il mattatore" zu Gassmans Spitznamen – als der leichtlebige, draufgängerische Bruno Cortona, Vater von Lilli (Catherine Spaak), und Jean Louis Trintignant als der zu Bruno grundverschiedene, scheue Student Roberto Mariani, in "Il sorpasso"1) (1962, "Verliebt in scharfe Kurven") – für sein Spiel gab es einen weiteren  "Nastro d’Argento"1) als "Beste Hauptdarsteller" – oder erneut mit diversen Rollen in dem Episodefilm "I mostri"1) (1963); eine Zusammenarbeit bis Ende der 1980er Jahre sollte folgen.
  
Der markante, hochgewachsene Schauspieler zeigte sich mit prägnanten Rollen in Kassenschlagern wie dr Komödie "Fantasmi a Roma"1) (1961, "Das Spukschloß in der Via Veneto"), der Satire "Il giudizio universale"1) (1961, "Das jüngste Gericht findet nicht statt") oder in der Adaption Barraba"1) (1961, "Barabbas") nach dem Roman von Pär Lagerkvist1) mit Anthony Quinn als der Mörder und Aufrührer Barabbas, wo er als der Seemann Sahak auftauchte, der ebenfalls in den Minen arbeiten muss. Einmal mehr verschiedene Rollen übernahm er in dem Episodenfilm "Se permettete parliamo di donne"1) (1964, "Frivole Spiele"), präsentierte sich in der heiteren Geschichte "Frenesia dell’estate"1) (1964, "Ein verrückter Sommmer") oder in dem auf drei Episoden angelehnten internationalen Thriller "Spione unter sich"1) (1965) als Doppel-Agent Perego im ersten Segment "Rom".
Mit Catherine Spaak1) als Partnerin stand Gassman für die humorvolle Geschichte "L’armata Brancaleone"1) (1966, "Die unglaublichen Abenteuer des hochwohllöblichen Ritters Branca Leone") vor der Kamera und glänzte als der tragikomische Ritter Brancaleone da Norcia, auf Grund des Publikumserfolgs wurde die Story mit "Brancaleone alle crociate"1) (1970, "Brancaleone auf Kreuzzug ins Heilige Land") fortgesetzt. Zu einem weiteren Kino-Highlight mit Gassman geriet "Una su 13"1) (1969, "Zwölf plus eins"), eine neuerliche Variation des russischen Schelmenromans "Zwölf Stühle"1) der sowjetischen Schriftsteller Ilja Ilf1) und Jewgeni Petrow1).
 
"Zwölf plus eins"1) (1969, "Una su 13"): Szenenfoto mit Vittorio Gassman als der Friseur bzw. Erbe Mario Beretti und Sharon Tate1) als Pat; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Komödie Mitte Juli 2022 auf DVD herausbrachte.

"Zwölf plus eins"1) (1969, "Una su 13"): Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Komödie Mitte Juli 2022 auf DVD herausbrachte.

"Zwölf plus eins" (1969, "Una su 13"): Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit
Vittorio Gassman als der Friseur bzw. Erbe Mario Beretti und Sharon Tate1) als Pat
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax Film, welche die Komödie Mitte Juli 2022 auf DVD herausbrachte.

In der anekdotisch angelegten, gesellschaftskritischen Komödie "In nome del popolo italiano"1) (1971, "Abend ohne Alibi"), die vor allem dank der schauspielerischen Glanzlichter unterhält5), überzeugte der Schauspieler einmal mehr unter Dino Risis Regie mit der Figur des Großindustriellen Santenocito, der mit dem Opfer offenbar eine Beziehung hatte. Für seine Verkörperung einer vielschichtigen Männerfigur bzw. des verbitterten, blinden Capitano Fausto Consolo in der von Risi, nach dem Roman "Il buio e il miele" von Giovanni Arpino1) gedrehten Tragikomödie "Profumo di donna" (1974, "Der Duft der Frauen") wurde Gassman 1975 anlässlich der "Internationalen Filmfestspiele von Cannes"1) als "Bester Hauptdarsteller" sowie in dieser Kategorie mit einem "David di Donatello"1) und dem dritten "Nastro d’Argento"1) ausgezeichnet. Gute Kritiken erhielt er auch für seinen Part des ehemaligen Partisanen und jetzt Anwalts Gianni Perego in der wehmütigen Komödie "C'eravamo tanto amati"1) (1974, "Wir hatten uns so geliebt"), in der von Valerio Zurlini1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Dino Buzzati1) realisierten Drama "Il deserto dei Tartari"1) (1976, "Die Tartarenwüste") gehörte er als Oberstleutnant Conte Giovanbattista Filimore zur prominenten Besetzung – so gab Jacques Perrin1) den jungen Leutnant Giovanni Drogo sowie unter anderem Giuliano Gemma den Festungs-Kommandanten Mattis, Jean-Louis Trintignant den zynischen Stabsarzt Rovin, Helmut Griem den Leutnant Simeon, Philippe Noiret1) den General und Max von Sydow den Capitano Ortiz.

"Die Tatarenwüste" (1976, "Il deserto dei Tartari"): Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax Film, welche die Produktion Ende Januar 2021 auf DVD herausbrachte.

"Die Tatarenwüste" (1976, "Il deserto dei Tartari"): Szenenfoto mit Vittorio Gassman (l.) als Oberstleutnant Filimore und Philippe Noiret als der General; mit freundlicher Genehmigung von Pidax Film, welche die Produktion Ende Januar 2021 auf DVD herausbrachte.
"Die Tatarenwüste" (1976, "Il deserto dei Tartari"): Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto
mit Vittorio Gassman (l.) als Oberstleutnant Filimore und Philippe Noiret als der General
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax Film, welche die Produktion Ende Januar 2021 auf DVD herausbrachte.
   
In etlichen internationalen Produktionen war Gassman ein gefragter Darsteller, spielte beispielsweise unter der Regie von Robert Altmann1) in der US-amerikanischen Gesellschafts-Satire "A Wedding"1) (1978, "Eine Hochzeit") als Luigi Corelli den Ehemann der drogensüchtigen Regina (Nina van Pallandt1)), deren Sohn Dino (Desi Arnaz junior1)) die aus einem neureichen Südstaatenhaus stammende Margaret "Muffin" Brenner (Amy Stryker) heiratet. In dem postapokalyptischen Katastrophen-Streifen "Quintet"1) (1979, "Quintett") gab er für Altmann neben Paul Newman als der Robbenfänger Essex den italienischen Spieler St. Christopher, in dem französischen Spielfilm "La vie est un roman"1) (1983, "Das Leben ist ein Roman") für Alain Resnais1) den italienischen Architekten Walter Guarini. "Eine verspielte, formal originelle Komödie, die Melodram, Gesellschaftskritik, Märchen und Singspiel vermischt und die ernste Thematik durch die Heiterkeit des Erzähltons auflockert und überwindet." urteilt filmdienst.de. Bei dem von André Delvaux1) nach dem Roman "La Confession anonyme" von Suzanne Lilar1) gedrehten Drama "Benvenuta"1) (1983, "Das anonyme Bekenntnis") handelte es sich um eine belgisch-französisch-italienische Produktion, hier trat er als der älteren Anwalt Livio Carpi auf, mit dem die Pianistin Benvenuta (Fanny Ardant1)), Protagonistin eines Romans der Schriftstellerin Jeanne (Françoise Fabian1)), eine Romanze hatte. Der junge Regisseur François (Mathieu Carrière) will das Werk von Jeanne verfilmen, "unmerklich gleiten er und die Schriftstellerin in die Fallen der Imagination; sie beginnen, die beschriebene Leidenschaft neu zu durchleben. Eine von magischem Realismus getragene, filmisch bemerkenswerte Reflexion über die Liebe, die Erinnerung und das Schöpferische." kann man bei filmdienst.de lesen.
 
Seit Mitte der 1980er Jahre beschränkte sich Gassman auf kleine, aber gewichtige Filmrollen, während er weiter regelmäßig am Theater wirkte. So brillierte er beispielsweise als Familienpatriarch Carlo in Ettore Scolas1) preisgekrönten Familiensaga "La famiglia"1) (1987, "Die Familie"), mimte den Sindbad1) in dem amüsanten Abenteuer "Les 1001 nuits" (1990, Sheherazade – Mit 1001 PS ins Abenteuer) neben Catherine Zeta-Jones1) (Scheherazade1)) und Stéphane Freiss1) (Aladin1)) oder stellte im Fernsehen in dem zweiteiligen Bibel-Epos "Abraham"1) (1993) den Terach1) dar, Vater des von Richard Harris gespielten Abraham1).  Man sah Gassman als Mafioso King Benny in dem packenden Drama "Sleepers" (1996) nach dem gleichnamigen Roman1) von Lorenzo Carcaterra1), in Ettore Scolas1) Komödie "La cena" (1998) als den alten Lehrer Pezzullo, Seine letzte Leinwandrolle war die des alten Paten Don Vito Bracalone in der Komödie "La bomba" (1999) von Regisseur Giulio Base1)
Vittorio Gassman stand zudem verschiedentlich selbst hinter der Kamera, sein Regiedebüt gab er mit dem Biopic "Kean genio e sregolatezza"2) (1956, "Genie und Wahnsinn"), in der er auch selbst die Titelfigur des genialen englischen Schauspielers Edmund Kean1) (1787 – 1833) verkörperte, der durch sein abenteuerliches, zügelloses Leben von sich reden machte. Fünf weitere Arbeiten sollten folgen, unter anderem zusammen mit seinem Sohn Alessandro1) die biografische Selbstdarstellung "Di padre in figlio"2) (1982) → Übersicht Filmografie (Auszug).
Vittorio Gassman 1997 auf dem Filmfestival in Cannes; Quelle:  Wikimedia Commons; Urheber: Georges Biard;  Lizenz CC-BY-SA 3.0. Gassman, der 1979 in Florenz1) die Schauspielschule "Bottega Teatrale di Firenze" gründete, sah sich trotz seiner beachtlichen filmischen Erfolge – seine Filmografie weist mehr als 130 Produktionen auf – vornehmlich als Theaterschauspieler, fühlte sich Künstlern wie Eduardo de Filippo1) (1900 – 1984) und Dario Fo1) (1926 – 2016) verbunden. Unter anderem bereiste er 1984/85 im Rahmen einer Tournee mit einem Solo-Programm die USA, 1987 begeisterte er das europäische Publikum gemeinsam mit Sohn Alessandro mit Aufführungen einer Tragödie nach der Vorlage des italienischen Filmregisseurs, Dichters und Publizisten Pier Paolo Pasolini1) (1922 – 1975). Gassmans Engagement für das Theater brachte ihm vier Mal die Auszeichnung als "Bester italienischer Schauspieler" ein. Allein zwölf Mal konnte er zwischen 1960 und 1996 den bedeutendsten italienischen Filmpreis "David di Donatello"1) entgegennehmen sowie zwischen 1959 und 1999 fünf Mal den "Nastro d’Argento"1) (dt. das "Silberne Band) der italienischen Filmjournalisten; letztgenannte Ehrung erhielt er, wie erwähnt, unter anderem 1963 als "Bester Hauptdarsteller" in "Il sorpasso"1) (1962, "Verliebt in scharfe Kurven"), 2000 wurde ihm dieser Preis noch einmal posthum verlienen. Weitere Auszeichnungen waren unter anderem der Verdienstorden "Grande Ufficiale" des "Ordine al Merito della Repubblica Italiana"1) der Republik Italien (1987), der "Prinz-von-Asturien-Preis"1) (1997) und die "Goldmedaille für Verdienste um Kunst und Wissenschaft" (1999, "Medaglia d'oro ai benemeriti della cultura e dell'arte"). Anlässlich der "Internationalen Filmfestspiele von Venedig"1) würdigte man 1996 sein Lebenswerk mit dem "Goldenen Löwen"1) → Übersicht der Auszeichnungen bei der "Internet Movie Database". 
   
Vittorio Gassman 1997 bei den
"Internationalen Filmfestspielen von Cannes"1)
Quelle:  Wikimedia Commons; Urheber: Georges Biard;
Lizenz: CC-BY-SA 3.0
Nicht nur als Theater- und Filmschauspieler machte sich Gassman einen Namen, auch als Autor und Übersetzer – insbesondere der Werke von William Shakespeare1) – erlangte er Reputation. 1981 erschien seine zynische, aber zugleich naive Autobiographie "Un grande avvenire dietro le spalle" ("Eine große Zukunft hinter sich ") sowie 1990 sein Roman "Memorie del sottoscala" ("Memoiren eines Stauraums"), eine Geschichte, in der er seine persönlichen Depressionserfahrungen verarbeitete. Zu diesen Veröffentlichungen gesellen sich Gedichtbände und Theatertexte.
   
Vittorio Gassman, der in den letzten Lebensjahren unter starken Depressionen litt, starb in der Nacht vom 28. auf den 29. Juni 2000 im Alter von 77 Jahren in seinem Domizil in Rom1) an den Folgen eines Herzinfarktes. Die letzte Ruhe fand er auf dortigen "Cimitero Comunale Monumentale Campo Verano"1) → findagrave.com. Er galt als einer der bedeutendsten italienischen Schauspieler der Nachkriegszeit, DER SPIEGEL (29.06.2000) schrieb unter anderem in einem Nachruf: "Gassman lebte seine Rollen, tauchte ein in die Tiefen der menschlichen Seele. "Seine Interpretationen sind historisch, mit Worten nicht zu beschreiben", jubelten Kritiker angesichts einer Lesung aus Dantes "Göttlicher Komödie"1)." → spiegel.de.
Der vielseitige Künstler war seit 12. April 1944 bis zur Trennung 1952 mit der italienischen Schauspielerin Nora Ricci1) (1924 – 1976) verheiratet. Die Ehe mit Ricci wurde von der "Römischen Rota"1) annulliert, eine Scheidung war damals in Italien unmöglich; aus der Verbindung stammte die am 29. Januar 1945 geborene Tochter Paola, die sich ebenfalls einen Namen als herausragende Theaterschauspielerin machte; Paola Gassman starb am 9. April 2024 im Alter von 78 Jahren in Rom → Wikipedia (englisch). Während seines kurzen Aufenthaltes in Hollywood lernte der italienische Star Shelley Winters (1920 – 2006) kennen und lieben. Die beiden heirateten 1952, ließen sich jedoch bereits zwei Jahre später wieder scheiden; aus dieser Ehe ging die am 14. Februar 1953 in Los Angeles geborene Tochter Vittoria-Gina Gassman hervor, die später Ärztin wurde. Anschließend soll er eine mehrere Jahre andauernde, turbulente Beziehung mit seiner Kollegin Anna Maria Ferrero1) (1934 – 2018) gehabt haben, auch die dänische Schauspielerin bzw. das Fotomodell Annette Strøyberg1) (1936 – 2005) wird als zeitweilige Partnerin genannt. Als Ehefrau Nummer 3 erwählte der Mime 1972 die 20 Jahre jüngere italienische Schauspielerin Diletta D'Andrea (* 08.02.1942) , die ihm am 26. Juni 1980 Sohn Jacopo schenkte und bis zu seinem Tod an seiner Seite war. Aus Gassmans Beziehung mit der französischen Schauspielerin Juliette Mayniel1) (1936 – 2023) stammt der am 24. Februar 1965 geborene Sohn Alessandro Gassmann1), der ebenfalls Schauspieler wurde und auch als Regisseur und Drehbuchautor reüssierte. Auch Enkel Leo Gassmann1) ergriff einen künstlerischen Beruf und ist als Popsänger bekannt.
Siehe auch Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch), prisma.de, whoswho.de
sowie die Nachrufe bei spiegel.de und tagesspiegel.de
Fotos bei Wikimedia Commons, virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmdienst.de, 3) der-film-noir.de, 4) prisma.de
5) filmdienst.de
   
Filme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia,  prisma.de (deutscher Titel; R = Regie))
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