Filmografie |
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In den 1950ern zeigte sich Gassman in Produktionen, in denen er oft auf den Typus des "Latin Lover" festgelegt wurde, etwa in dem Kostümstreifen "Il leone di Amalfi"2) (1950, "Der Löwe von Amalfi"), den im 10./11. Jahrhundert angesiedelten Episoden aus dem Befreiungskampf des Herzogtums Amalfi1) als der junge Mauro oder als Don Juan Antonio in dem Abenteuer "Il sogno di Zorro"1) (1952, "Zorro, der Held") mit Walter Chiari1) in der Rolle des (zunächst) scheue und ängstlichen Don Raimundo, Sohn des Grafen Don Esteban Contrero (Carlo Ninchi1)), einem direkten Nachfahren des legendären Helden Zorro1). Dann nahm Gassman kurzzeitig auch Angebote in Hollywood an, spielte in dem Film noir1) "The Glass Wall"3) (1953, "Die gläserne Mauer") den in Ungarn geborenen, aber staatenlosen KZ-Überlebenden Peter Kuban, in dem Thriller "Cry of the Hunted"4) (1953, "Schrei des Gejagten") den aus dem Staatsgefängnis entflohenen Fischer Jory, dem Lieutenant Tunner (Barry Sullivan1)) auf den Fersen ist, oder in dem von Charles Vidor1) nach dem Roman "Maurice Guest" von Henry Handel Richardson1) inszenierten Liebesfilm "Rhapsody"1) (1954, "Symphonie des Herzens") den Violonisten Paul Bronte, den die verwöhnte Louise Durant (Elizabeth Taylor) heiraten will, später jedoch Ehefrau des Pianisten James Guest (John Ericson1)) wird. Nachhaltigen Eindruck hinterließ er in der von King Vidor1) nach dem Roman "Krieg und Frieden"1) von Leo Tolstoi1) in Szene gesetzten, monumentalen und hochkarätig besetzten Adaption "War and Peace"1) (1956, "Krieg und Freieden"), wo er sich als Anatol Kuragin, Bruder der (anfangs) mit Pierre Besuchow (Henry Fonda) verheirateten Elena (Anita Ekberg) präsentierte. Da ihm das US-amerikanische Studiosystem nicht zusagte und er auch die fremde Sprache nicht beherrschte, löste Gassman seine Verträge auf, stand fortan für italienische, aber auch französische Produktionen vor der Kamera. Trotz seiner umfangreichen Arbeit für das Theater blieb Gassman dem Filmgeschäft stets verbunden und drehte in der Folgezeit zahlreiche Filme, in denen er mit den Jahren immer mehr gebrochene Charaktere zeichnete, aber auch in komödiantische Rollen zu überzeuge wusste. Unter der Regie von Mario Monicelli1) trat er in der amüsanten Geschichte "I soliti ignoti" (1958, "Diebe haben's schwer"), einem Werk, das das Genre der "Commedia all’italiana"1) begründete, erstmals mit der Figur des Gauners Peppe in Erscheinung und erhielt den "Nastro d’Argento"1) in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller". Es folgte "Audace colpo dei soliti ignoti"2) (1959, "Diebe sind auch Menschen"), diesmal gedreht von Nanni Loy1), mit "I soliti ignoti vent'anni dopo"2) (1985, "Big Deal – Diebe haben's schwer Zwanzig Jahre danach") kam dann von Amanzio Todini eine erneute Fortsetzung in die Kinos, in der Marcello Mastroianni den gerade aus dem Gefängnis entlassenen Tiberio mimte, der den sich inzwischen im "Ruhestand" befindenden Peppe zwecls Organisation eines geplanten Coups aufsucht. Zu Gassmans reifsten darstellerischen Leistungen zählt die Rolle des Soldaten Giovanni Busacca, der ebenso wie Oreste Jacovacci (Alberto Sordi1)) in Mario Monicellis preisgekrönten Drama "La grande guerra"1) (1959, "Man nannte es den großen Krieg") kurz nach Ausbruch des 1. Weltkriegs an die Front geschickt wird. "Sie sterben als Feiglinge, die ihrer Armee gleichwohl den Sieg ermöglichen. Ein großangelegter, auch vor groben Mitteln nicht zurückschreckender Versuch, das Bild des Kriegs und seiner Helden von jeglichem Glanz zu befreien." notiert filmdienst.de. Wiederholt war er der Protagonist für Regisseur Dino Risi1), so beispielsweise als Gerardo Latini, der in der Komödie "Il mattatore"1) (1960, "Der Meistergauner") innerhalb der Erzählung in zahlreiche Rollen schlüpfte seither wurde "Il mattatore" zu Gassmans Spitznamen als der leichtlebige, draufgängerische Bruno Cortona, Vater von Lilli (Catherine Spaak), und Jean Louis Trintignant als der zu Bruno grundverschiedene, scheue Student Roberto Mariani, in "Il sorpasso"1) (1962, "Verliebt in scharfe Kurven") für sein Spiel gab es einen weiteren "Nastro d’Argento"1) als "Beste Hauptdarsteller" oder erneut mit diversen Rollen in dem Episodefilm "I mostri"1) (1963); eine Zusammenarbeit bis Ende der 1980er Jahre sollte folgen. Der markante, hochgewachsene Schauspieler zeigte sich mit prägnanten Rollen in Kassenschlagern wie dr Komödie "Fantasmi a Roma"1) (1961, "Das Spukschloß in der Via Veneto"), der Satire "Il giudizio universale"1) (1961, "Das jüngste Gericht findet nicht statt") oder in der Adaption Barraba"1) (1961, "Barabbas") nach dem Roman von Pär Lagerkvist1) mit Anthony Quinn als der Mörder und Aufrührer Barabbas, wo er als der Seemann Sahak auftauchte, der ebenfalls in den Minen arbeiten muss. Einmal mehr verschiedene Rollen übernahm er in dem Episodenfilm "Se permettete parliamo di donne"1) (1964, "Frivole Spiele"), präsentierte sich in der heiteren Geschichte "Frenesia dell’estate"1) (1964, "Ein verrückter Sommmer") oder in dem auf drei Episoden angelehnten internationalen Thriller "Spione unter sich"1) (1965) als Doppel-Agent Perego im ersten Segment "Rom". Mit Catherine Spaak1) als Partnerin stand Gassman für die humorvolle Geschichte "L’armata Brancaleone"1) (1966, "Die unglaublichen Abenteuer des hochwohllöblichen Ritters Branca Leone") vor der Kamera und glänzte als der tragikomische Ritter Brancaleone da Norcia, auf Grund des Publikumserfolgs wurde die Story mit "Brancaleone alle crociate"1) (1970, "Brancaleone auf Kreuzzug ins Heilige Land") fortgesetzt. Zu einem weiteren Kino-Highlight mit Gassman geriet "Una su 13"1) (1969, "Zwölf plus eins"), eine neuerliche Variation des russischen Schelmenromans "Zwölf Stühle"1) der sowjetischen Schriftsteller Ilja Ilf1) und Jewgeni Petrow1).
In der anekdotisch angelegten, gesellschaftskritischen Komödie "In nome del popolo italiano"1) (1971, "Abend ohne Alibi"), die vor allem dank der schauspielerischen Glanzlichter unterhält5), überzeugte der Schauspieler einmal mehr unter Dino Risis Regie mit der Figur des Großindustriellen Santenocito, der mit dem Opfer offenbar eine Beziehung hatte. Für seine Verkörperung einer vielschichtigen Männerfigur bzw. des verbitterten, blinden Capitano Fausto Consolo in der von Risi, nach dem Roman "Il buio e il miele" von Giovanni Arpino1) gedrehten Tragikomödie "Profumo di donna" (1974, "Der Duft der Frauen") wurde Gassman 1975 anlässlich der "Internationalen Filmfestspiele von Cannes"1) als "Bester Hauptdarsteller" sowie in dieser Kategorie mit einem "David di Donatello"1) und dem dritten "Nastro d’Argento"1) ausgezeichnet. Gute Kritiken erhielt er auch für seinen Part des ehemaligen Partisanen und jetzt Anwalts Gianni Perego in der wehmütigen Komödie "C'eravamo tanto amati"1) (1974, "Wir hatten uns so geliebt"), in der von Valerio Zurlini1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Dino Buzzati1) realisierten Drama "Il deserto dei Tartari"1) (1976, "Die Tartarenwüste") gehörte er als Oberstleutnant Conte Giovanbattista Filimore zur prominenten Besetzung so gab Jacques Perrin1) den jungen Leutnant Giovanni Drogo sowie unter anderem Giuliano Gemma den Festungs-Kommandanten Mattis, Jean-Louis Trintignant den zynischen Stabsarzt Rovin, Helmut Griem den Leutnant Simeon, Philippe Noiret1) den General und Max von Sydow den Capitano Ortiz.
In etlichen internationalen Produktionen war Gassman ein gefragter Darsteller, spielte beispielsweise unter der Regie von Robert Altmann1) in der US-amerikanischen Gesellschafts-Satire "A Wedding"1) (1978, "Eine Hochzeit") als Luigi Corelli den Ehemann der drogensüchtigen Regina (Nina van Pallandt1)), deren Sohn Dino (Desi Arnaz junior1)) die aus einem neureichen Südstaatenhaus stammende Margaret "Muffin" Brenner (Amy Stryker) heiratet. In dem postapokalyptischen Katastrophen-Streifen "Quintet"1) (1979, "Quintett") gab er für Altmann neben Paul Newman als der Robbenfänger Essex den italienischen Spieler St. Christopher, in dem französischen Spielfilm "La vie est un roman"1) (1983, "Das Leben ist ein Roman") für Alain Resnais1) den italienischen Architekten Walter Guarini. "Eine verspielte, formal originelle Komödie, die Melodram, Gesellschaftskritik, Märchen und Singspiel vermischt und die ernste Thematik durch die Heiterkeit des Erzähltons auflockert und überwindet." urteilt filmdienst.de. Bei dem von André Delvaux1) nach dem Roman "La Confession anonyme" von Suzanne Lilar1) gedrehten Drama "Benvenuta"1) (1983, "Das anonyme Bekenntnis") handelte es sich um eine belgisch-französisch-italienische Produktion, hier trat er als der älteren Anwalt Livio Carpi auf, mit dem die Pianistin Benvenuta (Fanny Ardant1)), Protagonistin eines Romans der Schriftstellerin Jeanne (Françoise Fabian1)), eine Romanze hatte. Der junge Regisseur François (Mathieu Carrière) will das Werk von Jeanne verfilmen, "unmerklich gleiten er und die Schriftstellerin in die Fallen der Imagination; sie beginnen, die beschriebene Leidenschaft neu zu durchleben. Eine von magischem Realismus getragene, filmisch bemerkenswerte Reflexion über die Liebe, die Erinnerung und das Schöpferische." kann man bei filmdienst.de lesen. Seit Mitte der 1980er Jahre beschränkte sich Gassman auf kleine, aber gewichtige Filmrollen, während er weiter regelmäßig am Theater wirkte. So brillierte er beispielsweise als Familienpatriarch Carlo in Ettore Scolas1) preisgekrönten Familiensaga "La famiglia"1) (1987, "Die Familie"), mimte den Sindbad1) in dem amüsanten Abenteuer "Les 1001 nuits" (1990, Sheherazade Mit 1001 PS ins Abenteuer) neben Catherine Zeta-Jones1) (Scheherazade1)) und Stéphane Freiss1) (Aladin1)) oder stellte im Fernsehen in dem zweiteiligen Bibel-Epos "Abraham"1) (1993) den Terach1) dar, Vater des von Richard Harris gespielten Abraham1). Man sah Gassman als Mafioso King Benny in dem packenden Drama "Sleepers" (1996) nach dem gleichnamigen Roman1) von Lorenzo Carcaterra1), in Ettore Scolas1) Komödie "La cena" (1998) als den alten Lehrer Pezzullo, Seine letzte Leinwandrolle war die des alten Paten Don Vito Bracalone in der Komödie "La bomba" (1999) von Regisseur Giulio Base1). Vittorio Gassman stand zudem verschiedentlich selbst hinter der Kamera, sein Regiedebüt gab er mit dem Biopic "Kean genio e sregolatezza"2) (1956, "Genie und Wahnsinn"), in der er auch selbst die Titelfigur des genialen englischen Schauspielers Edmund Kean1) (1787 1833) verkörperte, der durch sein abenteuerliches, zügelloses Leben von sich reden machte. Fünf weitere Arbeiten sollten folgen, unter anderem zusammen mit seinem Sohn Alessandro1) die biografische Selbstdarstellung "Di padre in figlio"2) (1982) → Übersicht Filmografie (Auszug).
Vittorio Gassman, der in den letzten Lebensjahren unter starken Depressionen litt, starb in der Nacht vom 28. auf den 29. Juni 2000 im Alter von 77 Jahren in seinem Domizil in Rom1) an den Folgen eines Herzinfarktes. Die letzte Ruhe fand er auf dortigen "Cimitero Comunale Monumentale Campo Verano"1) → findagrave.com. Er galt als einer der bedeutendsten italienischen Schauspieler der Nachkriegszeit, DER SPIEGEL (29.06.2000) schrieb unter anderem in einem Nachruf: "Gassman lebte seine Rollen, tauchte ein in die Tiefen der menschlichen Seele. "Seine Interpretationen sind historisch, mit Worten nicht zu beschreiben", jubelten Kritiker angesichts einer Lesung aus Dantes "Göttlicher Komödie"1)." → spiegel.de. Der vielseitige Künstler war seit 12. April 1944 bis zur Trennung 1952 mit der italienischen Schauspielerin Nora Ricci1) (1924 1976) verheiratet. Die Ehe mit Ricci wurde von der "Römischen Rota"1) annulliert, eine Scheidung war damals in Italien unmöglich; aus der Verbindung stammte die am 29. Januar 1945 geborene Tochter Paola, die sich ebenfalls einen Namen als herausragende Theaterschauspielerin machte; Paola Gassman starb am 9. April 2024 im Alter von 78 Jahren in Rom → Wikipedia (englisch). Während seines kurzen Aufenthaltes in Hollywood lernte der italienische Star Shelley Winters (1920 2006) kennen und lieben. Die beiden heirateten 1952, ließen sich jedoch bereits zwei Jahre später wieder scheiden; aus dieser Ehe ging die am 14. Februar 1953 in Los Angeles geborene Tochter Vittoria-Gina Gassman hervor, die später Ärztin wurde. Anschließend soll er eine mehrere Jahre andauernde, turbulente Beziehung mit seiner Kollegin Anna Maria Ferrero1) (1934 2018) gehabt haben, auch die dänische Schauspielerin bzw. das Fotomodell Annette Strøyberg1) (1936 2005) wird als zeitweilige Partnerin genannt. Als Ehefrau Nummer 3 erwählte der Mime 1972 die 20 Jahre jüngere italienische Schauspielerin Diletta D'Andrea (* 08.02.1942) , die ihm am 26. Juni 1980 Sohn Jacopo schenkte und bis zu seinem Tod an seiner Seite war. Aus Gassmans Beziehung mit der französischen Schauspielerin Juliette Mayniel1) (1936 2023) stammt der am 24. Februar 1965 geborene Sohn Alessandro Gassmann1), der ebenfalls Schauspieler wurde und auch als Regisseur und Drehbuchautor reüssierte. Auch Enkel Leo Gassmann1) ergriff einen künstlerischen Beruf und ist als Popsänger bekannt. |
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Siehe auch Wikipedia
(deutsch), Wikipedia
(englisch),
prisma.de,
whoswho.de sowie die Nachrufe bei spiegel.de und tagesspiegel.de Fotos bei Wikimedia Commons, virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com |
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Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmdienst.de, 3)
der-film-noir.de, 4) prisma.de 5) filmdienst.de |
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