Anthony Perkins 01; Copyright Virginia Shue Anthony Perkins wurde am 4. April 1932 als einziger Sohn des Theater- und Schauspielers Osgood Perkins1) (1897 – 1937) und dessen Frau Janet Esselstyn Rane (1895 – 1979) in New York City1) geboren. Der Vater war ein populärer Film- und Bühnenschauspieler seiner Zeit und spielte unter anderem in Howard Hawks'1) Gangsterstreifen "Scarface"1) (1932) mit, Sohn Anthony bekam somit die Liebe zur Schauspielerei bereits in die Wiege gelegt. Osgood Perkins starb mit von 45 Jahren an einem Herzinfarkt, die enge Beziehung des Kindes Anthony zu seiner Mutter soll ihm die Beziehung zum anderen Geschlecht erschwert haben.
Schon als Dreizehnjähriger interessierte er sich für Literatur und Schauspiel und trat in den Ferien mit verschiedenen Laienspielgruppen auf. Nach Abschluss des "Rollins College" in Florida und einigen kleinen Theater-Engagements machte er im Alter von 19 Jahren Probeaufnahmen bei "Metro-Goldwyn-Mayer"1) (MGM) für den Film "The Actress"1) (1953, "Theaterfieber") und erhielt seine erste Leinwandrolle in der von George Cukor1) inszenierten Adaption des gleichnamigen Bühnenstücks von Ruth Gordon1), in welcher er an der Seite von Spencer Tracy, Jean Simmons und Teresa Wright1) als Fred Whitmarsh einen jungendlichen Liebhaber zu spielen hatte.
Da Perkins selbst mit seinem Einsatz aber nicht zufrieden war, kehrte er Hollywood zunächst den Rücken. 1946 gab der agile Schauspieler mit dem jungenhaftem Charme sein Bühnendebüt im "Brattleboro Theatre" (Vermont), verzeichnete 1954 seinen ersten Broadway1)-Erfolg in der Hauptrolle neben Deborah Kerr in Elia Kazans1) Inszenierung von "Tea And Sympathy", einem Stück von Robert Anderson1), das mit damaliger Vorsicht das Problem Homosexualität zum Gegenstand hatte.

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Erst 1956 wandte Perkins sich wieder dem Kinofilm zu, für seine Darstellung des Joshua "Josh", ältester Sohn des Quäkers Jess Birdwell (Gary Cooper), in dem von William Wyler1) nach dem Roman von Jessamyn West1) gedrehten Drama "Friendly Persuasion"1) ("Lockende Versuchung") erhielt er eine "Oscar"1)-Nominierung in der Kategorie "Bester Nebendarsteller"1). Perkins unterlag zwar Anthony Quinn in "Lust for Life" ("Vincent van Gogh – Ein Leben in Leidenschaft"), doch von da ab ging es mit seiner Filmkarriere steil aufwärts. Er stand gemeinsam mit Hollywood-Helden wie Jack Palance1) (1957: "The Lonely Man"1)/"Der Einsame"), Henry Fonda (1957: "The Tin Star"1)/"Stern des Gesetzes") und Gregory Peck (1959: "On the Beach"1)/"Das letzte Ufer") vor der Kamera. Mit Shirley MacLaine spielte er in "The Matchmaker"2) (1958, "Die Heiratsvermittlerin") nach  dem Theaterstück von Thornton Wilder1), mit Sophia WilderLoren in "Desire Under The Elms"2) (1958, "Begierde unter Ulmen") nach dem Theaterstück von Eugene WilderO'Neill1) und mit Audrey WilderHepburn in "Green Mansion"2) (1959, "Tropenglut") nach dem Roman von William WilderHenry WilderHudson1).
1960 gelang Perkins dann der ganz große, auch internationale Durchbruch: Alfred Hitchock verpflichtete ihn für die Hauptrolle in seinem Schocker "Psycho"1). Der Film wurde ein Klassiker, Anthony Perkins als geisteskranker, auf seine Mutter fixierter Frauenmörder Norman Bates ein Weltstar. Glaubhaft und furchteinflößend mimte er in diesem berüchtigten, zum Kult-Status avancierten Schwarz-Weiß-Thriller den Part des neurotischen, verklemmten Muttersöhnchens, das auf heimtückische Weise Frauen vornehmlich in der Duschkabine abzuschlachten pflegt.

Anthony Perkins im Jahre 1975
Urheber: Allan Warren1) (www.allanwarren.com); Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons

Anthony Perkins im Jahre 1975; Urheber: Allan Warren (www.allanwarren.com); Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons
Psycho
Titel USA: Psycho
Genre: Psychothriller
USA, 1960
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Joseph Stefano nach dem
gleichnamigen Roman von Robert Bloch
Musik: Bernard Herrmann
Kamera: John L. Russell
Darsteller:
Anthony Perkins: Norman Bates, Janet Leigh: Marion Crane,
Vera Miles: Lila Crane, John Gavin: Sam Loomis,
Martin Balsam: Milton Arbogast, John McIntire: Sheriff Al Chambers,
Simon Oakland: Dr. Fred Richmond, Patricia Hitchcock: Marion Cranes Kollegin,
und andere
(Fremde Links: Wikipedia)
Kurzinhalt:
Marion Crane (Janet Leigh) arbeitet als Sekretärin in Phoenix, Arizona; Sam Loomis (John Gavin) betreibt ein Geschäft in Kalifornien. Die beiden lieben sich, doch für eine Ehe fehlt das Geld. Nur in schäbigen Hotels können sich die Liebenden heimlich treffen. Um dem sozialen Elend zu entkommen, entwendet das attraktive Mädchen ihrem Chef 40.000 Dollar und flieht mit der Beute nach Kalifornien. Unterwegs aber packen sie Skrupel; außerdem zieht ein Unwetter auf, dass sie zwingt, nachts in einem einsamen Motel halt zu machen.
Der junge Besitzer Norman Bates (Anthony Perkins) ist angetan von dem späten weiblichen Gast, nicht aber – wie es scheint – seine unsichtbar bleibende alte Mutter. Marion Crane bezieht Appartement Nr. 1 – und wird es nicht mehr lebend verlassen. Beim Duschen wird sie mit vierzehn Messerstichen bestialisch ermordet. Norman Bates beseitigt die Leiche der schönen jungen Frau und tilgt sorgfältig alle Spuren.
Marions Freund Sam Loomis und ihre Schwester Lila (Vera Miles) versuchen nun den mysteriösen Mord aufzudecken und schon bald tauchen drei Leute in Bates Motel auf. Zunächst der Privatdetektiv Milton Arbogast (Martin Balsam), dann Marions Freund Sam und ihre Schwester Lila; alle geraten bald in eine bedrohliche Lage. Der Detektiv bezahlt seine Neugier mit dem Leben, Sam wird niedergeschlagen, und Lila entdeckt das makabre Geheimnis des Bates-Motels und seines Besitzers… 

Der Film ist ein perfekt inszenierter Thriller-Klassiker von Alfred Hitchcock, der einen Roman Blochs auf die Leinwand brachte. Unvergessen bleibt der sehr krasse Duschmord – eine Szene, die nicht länger als 45 Sekunden dauert –, mit dem der Film seinerzeit für Furore sorgte. Hitchcock hatte die Szene aus 70 Kameraeinstellungen zusammengestückelt, bis die gewünschte Intensität erreicht war.
Die Produktionsfirma hatte Hitchcock extra einen künstlichen Körper angeboten, aus dem Blut spritzen sollte, sobald man einen spitzen Gegenstand hineinrammte. Doch Hitchcock verzichtete wohlweislich darauf und ließ statt dessen ein Model unter die Brause steigen, das dann mit einem langen Küchenmesser konfrontiert wurde.
Hauptdarsteller Anthony Perkins, der den verrückten Mörder mit bedrückender und nie aufgesetzt wirkender Intensität spielte, gelangte in der Rolle des unheimlichen Einzelgängers zu Weltruhm.

Fast vierzig Jahre lang war der Filmtitel "Psycho" ein Synonym für Spannung. Als Alfred Hitchcock "Psycho" 1960 drehte, war dieser Film der beunruhigendste, in sexuellen Dingen freieste und gleichzeitig der gewalttätigste Film, der je in Hollywood produziert wurde. Das Publikum war schockiert von der ungeschminkten Darstellung eines psychopathischen Mörders, und die Menschen waren nach dieser aufrüttelnden Erfahrung manchmal ängstlich bei der Benutzung von Duschen. Seither wurden die Methoden, mit denen Hitchcock sein Publikum an die Kinostühle zu fesseln verstand, oft nachgeahmt, doch die Wirkung von "Psycho" wurde nie wieder erreicht.

Lexikon des internationalen Films:
Zum Kultfilm gewordenes Meisterwerk von Alfred Hitchcock, das perfekt Atmosphäre, Montage und Musik zur Erzeugung beklemmenden Horrors einsetzt. In der Hauptrolle brilliert Anthony Perkins (1932–1992), der mit diesem Film zu Weltruhm gelangte.
Weitere Kritiken und Kommentare bei Wikipedia

Quelle: Dirk Jasper FilmLexikon (Artikel nicht mehr online)

"Psycho" war für vier "Oscars" nominiert, konnte die begehrte Trophäe bei der
"Oscar"-Verleihung am 17. April 1961 jedoch in keiner dieser Kategorien gewinnen.

Siehe auch dieterwunderlich.de, Wikipedia, prisma.de
Fremde Links: Wikipedia

  
Nach "Psycho" wollte Perkins kein vergleichbarer Erfolg mehr gelingen. Da ihm nur noch Rollen angeboten wurden, in denen er das schizophrene Muttersöhnchen verkörpern sollte, drehte er in den 1960er Jahren fast ausschließlich in Frankreich und konnte nur in wenigen Fällen als Charakterdarsteller überzeugen. So mit der Rolle des Philip Van der Besh an der Seite von Ingrid Bergman und Yves Montand in Anatole Litvaks1) Sagan1)-Adaption "Aimez-vous Brahms?"1) (1961, "Lieben Sie Brahms"), für die er bei den "XIV. Filmfestspielen von Cannes"1) als "Bester Schauspieler" ausgezeichnet wurde. Herausragend war auch seine Interpretation des unbescholtenen Angestellten Josef K. in dem von Orson Welles nach dem beklemmenden, gleichnamigen Romanfragment1) von Franz Kafka1) in Szene gesetzten Film "Le Procès"1) (1962, "Der Prozess"). In Anthony Perkins, der als Norman Bates in Alfred Hitchcocks "Psycho" (1960) Kultstatus erlangte, hat Welles einen Darsteller für Josef K. gefunden, der die hektische Angst und Verzweiflung eines von unsichtbaren Mächten Gehetzten unmittelbar deutlich macht. Auch die weiblichen Rollen sind mit Romy Schneider und Jeanne Moreau hochkarätig besetzt. Welles' Interpretation des Kafka-Romans ist ein suggestiv-fesselndes filmisches Meisterwerk.3). In "Phaedra"1) (1962), einem Film, mit dem Regisseur Jules Dassin1) die klassische Tragödie "Der bekränzte Hippolytos"1)  ("Hippolytos Stephanephoros") des Euripides1) aus der religiösen Kultur Griechenlands in die Gegenwart transportierte, brillierte er an der Seite von Raf Vallone und Melina Mercouri.
Anfang der 1970er kehrte Perkins in die USA zurück, aber das Image des Psychopaten war er immer noch nicht losgeworden, konnte nur überzeugen, wenn er zwielichtige Typen spielte, wie als Hector McQueen, Sekretär des Mordopfers Samuel Ratchett (Richard Widmark), in Sidney Lumets1) hochkarätig besetzten Romanadaption "Murder on the Orient Express"1) (1974, "Mord im Orient-Express") nach dem gleichnamigen Krimi1) von Agatha Christie1) mit Albert Finney als Hercule Poirot1) oder als cholerischer Gangsterboss Lou Kramer in dem Action-Streifen "North Sea Hijack" (1979, "Sprengkommando Atlantik"), gedreht nach dem Roman "Esther, Ruth and Jennifer" von Jack Davies1).
1983 gab Perkins endlich dem Drängen der Studiobosse nach und drehte Fortsetzungen von Hitchcocks Mörderstory. Der erste Streifen "Psycho II"1) (1983), der von Perkins selbst inszenierte Teil "Psycho III"1) (1986) und der TV-Film "Psycho IV – The Beginning"1) (1991) fesselten weder Kritiker noch Publikum und erwiesen sich – wie viele andere Fortsetzungen von Leinwand-Highlights – als der ebenso überflüssige wie mäßige Versuch, noch einmal an die guten alten Zeiten anzuknüpfen; alle Filme konnten dem Hitchcock-Original nicht das Wasser reichen. Dennoch bereitete sich Perkins auf den fünften Teil der "Psycho"-Filmreihe vor, den er jedoch aufgrund seines frühen Todes nicht mehr realisieren konnte. Eine seiner letzten Leinwandrollen spielte Perkins in dem deutschen Thriller "Der Mann nebenan"4) (1991) von Regisseurin Petra Haffter1) –  einmal mehr mimte er einen psychisch gestörten Triebtäter  → Übersicht Filmografie.
 
  

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt. 
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Anthony Perkins 02; Copyright Virginia Shue
Sensible Jünglinge, verstörte Einzelgänger, kurz komplizierte Charaktere waren das Markenzeichen des Schauspielers Perkins, der es immer wieder bedauerte, dass er auf das Rollenfach des schüchternen Mörders festgelegt wurde, doch hat er seine Berufung als Schauspieler auch einmal als "Zuflucht" bezeichnet: "Ich wollte nicht selbst etwas werden, aber ich fühlte mich wunderbar glücklich, jemand anders zu sein."
Anthony Perkins starb am 12. September 1992 mit nur 60 Jahren in Hollywood1) (Kalifornien) an einer durch AIDS1) verursachten Lungenentzündung. Der Schauspieler galt als bisexuell und es wurden ihm einige Affären mit Männern nachgesagt, darunter mit dem Balletttänzer Rudolf Nurejew1) sowie seinem Kollegen Tab Hunter1). Perkins selbst erklärte einmal, dass er bis zum Zusammentreffen mit der Schauspielerin Victoria Principal1) bei den Dreharbeiten zu dem Biopic "The Life and Times of Judge Roy Bean"1) (1972, "Das war Roy Bean") nur homosexuelle Liebesbeziehungen gehabt habe.
Anthony Perkins 03; Copyright Virginia Shue Erst 1992, kurz vor seinem Tod,  offenbarte der unheilbar an AIDS erkrankte Schauspieler in einem Interview anlässlich seines 60. Geburtstages Freunden und Bekannten die persönliche Tragödie seines Lebens. Während sich die große Mehrheit der Kollegen in den 1950er Jahren um die spektakulärsten Affären und Skandalgeschichten balgten, verbrachte er zahllose Stunden beim Therapeuten, um seine homosexuellen Neigungen zu überwinden. Kurioserweise hatte er mit dieser Methode vorübergehend Erfolg, verlor seine "Unschuld" nach eigenen Angaben allerdings erst im Alter von 28 Jahren, was ihm erneut zum Anlass für Grübeleien und Selbstzweifel aller Art diente.
 
Privat lebte der mit den Jahren weniger erfolgreiche Star zuletzt in Los Angeles1) an der Seite seiner 16 Jahre jüngeren Ehefrau, der Fotografin Berinthia Berenson1) (1948 – 2001), die er 1973 im Alter von 41 Jahren geheiratet hatte. 1974 kam Sohn Osgood Robert "Oz" Perkins II1) zur Welt, der ebenfalls Schauspieler ist, sein zweiter Sohn, der 1976 geborene Elvis Perkins1), machte sich als Musiker einen Namen. Perkins Witwe Berry Berenson starb einen Tag vor Perkins' 9. Todestag bei den Terroranschlägen am 11. September 20011) in den USA an Bord des "American-Airlines-Flug 11"1), das von Terroristen als erstes von zwei Flugzeugen in das "World Trade Center"1) gesteuert wurde.
 
Von Charles Winecoff erschien 1996 die Biographie "Split Image: The Life of Anthony Perkins".
  
 
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Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de
Siehe auch Wikipedia sowie die Artikel bei spiegel.de und www1.wdr.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmdienst.de, 4) filmportal.de
3) Quelle: www.3sat.de (Seite nicht mehr abrufbar)
        
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(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), prisma.de (Originaltitel), filmportal.de)
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