Der Schauspieler Wilhelm Koch-Hooge wurde am 11. Februar 1916 im oberschlesischen Patschkau (heute Paczków, Polen) als Wilhelm Koch in eine große, nicht gerade begüterte Familie hineingeboren – er war das elfte von dreizehn Kindern. Der Sohn eines Bezirk-Schornsteinfegermeisters konnte als einziger seiner Geschwister das Gymnasium in Kreuzburg (heute Kluczbork, Polen) besuchen, welches er mit dem Abitur abschloss. Der Wunsch, Schauspieler zu werden, blieb zunächst unerfüllt, da der Vater einen "handfesten" Beruf für seinen Sohn vorsah. So arbeitete er ebenfalls eine Zeit lang als Schornsteinfeger, ging später nach Hamburg und nahm einen Job als Matrose an. Doch dann schaffte er den Sprung nach Berlin, verfolgte sein ursprüngliches Ziel und besuchte ab 1936 für zwei Jahre mittels eines Stipendiums die Schauspielschule des "Deutschen Theaters". Zu seinen Lehrern zählten Hugo Werner-Kahle1), Theodor Loos und Elisabeth Flickenschildt, erste Bühnenerfahrungen sammelte er bereits während des Studiums. Sein professionelles Debüt gab Koch-Hooge, wie er sich nun bald auf Anraten eines Theateragenten nannte, Anfang Juni 1938 als Florindo in Carlo Goldinius "Der Diener zweier Herren"1) am Landestheater in Kaiserslautern, wo er auch als Damis, Sohn von Orgon, in Moličres "Tartuffe"1) zu sehen war.

Wilhelm Koch-Hooge 1954
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001148_269)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 01.1954
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Wilhelm Koch-Hooge 1954; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001148_269); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 01.1954; Quelle: www.deutschefotothek.de
Weitere Stationen wurden Heidelberg – hier konnte er unter anderem als Don Cesar in Schillers "Die Braut von Messina"1) Aufmerksamkeit erregen – sowie das Stadttheater in Magdeburg, wo er beispielsweise den Horatio in Shakespeares "Hamlet"1) gestaltete. Während des 2. Weltkrieges musste der aufstrebende Schauspieler seine beginnende Karriere unterbrechen, 1942 wurde er als Soldat eingezogen und nach Russland an die Ostfront geschickt. Nach einer schweren Verwundung bzw. Genesung musste er erneut Kriegsdienst leisten, diesmal als Panzergrenadier in Afrika. 1943 geriet er in Tunesien in amerikanische Gefangenschaft und wurde wie etwa 6 000 deutsche Leidensgenossen in das "Camp Aliceville"1) (Alabama) verbracht; die meisten waren wie Koch-Hooge in Afrika gefangengenommen worden und hatten im "Afrika Korps"1) gedient. Während dieser Zeit beteiligte er sich als Sprecherzieher und Dramaturg an einer von Puppenspieler Walter Büttner1) (1907 – 1990) gegründeten und geleiteten Puppentheater-Gruppe. 1946 aus der Haft entlassen, ging Koch-Hooge zunächst erneut nach Magdeburg, spielte hier unter anderem 1947/48 den Libertiner Schweizer in Schillers "Die Räuber"1), den Hettoro Gonzaga, Prinz von Guastalla, in Lessings "Emilia Galotti"1) und den Marquis von Posa in Schillers "Don Karlos"1).
Anfang der 1950er Jahre wurde er von Bertolt Brecht1) und Ehefrau Helene Weigel an deren 1949 gegründetes "Berliner Ensemble"1) geholt, wo sich Koch-Hooge zwei Jahre lang mit verschiedenen Rollen als Charakterdarsteller profilierte. Hier interpretierte er beispielsweise 1952 grandios den Matrosen Rybakow in Ernst Buschs1) Inszenierung von Nikolai Pogodins Drama "Das Glockenspiel des Kreml" ("Kremlyovskie kuranty"), dem zweiten Teil der Lenin-Trilogie des russischen Autors → Szenenfotos (Datensatz 71399439) bei "Deutsche Fotothek". Benno Besson1) besetzte ihn zur Spielzeit 1952/53 in "Der Prozess der Jeanne d’Arc zu Rouen 1431", dem von Brecht bearbeiteten gleichnamigen Hörspiel1) von Anna Seghers1) mit Käthe Reichel in der Titelrolle.
Nach zwei Jahren verließ der Schauspieler das "Berliner Ensemble" und wechselte zur Spielzeit 1953/54 zu Wolfgang Langhoff1) an das "Deutsche Theater"1), wo er bis Ende der 1970er Jahre das Ensemble bereicherte. Im folgenden eine Auswahl der Rollen bzw. Theaterstücke, mit denen Wilhelm Koch-Hooge in Magdeburg an den "Städtischen Bühnen", am "Berliner Ensemble" sowie am "Deutschen Theater" Publikum und Kritiker zu überzeugen wusste:
(Quellen: "Wilhelm-Koch-Hooge-Archiv"/Wikipedia; Link: Wikipedia (deutsch/englisch), theatertexte.de; P = Premiere / R = Regie)
Wilhelm Koch-Hooge mit Gisela Uhlen …
Wilhelm Koch-Hooge mit Gisela Uhlen in 1956 in "Nora"; Quelle: www.deutschefotothek.de; (file: df_pk_0004296_005); Datierung: 01.03.1956; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek

Wilhelm Koch-Hooge mit Gisela Uhlen in "Amphytrion 38"; Quelle: www.deutschefotothek.de; (file: df_pk_0004452_008); Datierung: 16.10.1957; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek

… 1956 in "Nora"
Quelle: www.deutschefotothek.de
(file: df_pk_0004296_005)
Datierung: 01.03.1956
… 1957 in "Amphytrion 38"
Quelle: www.deutschefotothek.de
(file: df_pk_0004452_008)
Datierung: 16.10.1957
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); © SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Einem breiten Publikum bekannt wurde Koch-Hooge durch zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen. Gleich mit seinem Leinwanddebüt in dem von Martin Hellberg in Szene gesetzten anti-westlichen Propagandastreifen "Geheimakten Solvay"1) (1952) erhielt er als partei- und linientreuer Arbeitergenosse bzw. Schlosser Hannes Lorenz eine Hauptrolle. Es folgten prägnante Figuren wie der Hafenarbeiter Hein Jensen, der sich in Gustav von Wangenheims "Gefährliche Fracht"2) (1954) gegen die Verschiffung von Napalmbomben einsetzt, oder der Kommunist Hans Löning in Slatan Dudows Drama "Stärker als die Nacht"1) (1954). "Erzählt wird die Geschichte des Kommunisten Hans Löning, der nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten für sieben Jahre im Konzentrationslager gefangen ist. Nach seiner Entlassung engagiert er sich wieder gegen den Faschismus und wird nach erneuter Verhaftung hingerichtet. Der Regisseur versteht seinen Film als filmisches Denkmal für den "'unbekannten Antifaschisten". Wilhelm Koch-Hooge gibt hier einen treuen Mann seiner standhaften Ehefrau (gespielt von Helga Göring) und liebenden Familienvater, der sich aber entscheidet, trotz aller Widrigkeiten als Antifaschist gegen die Nationalsozialisten zu kämpfen und damit in den Tod zu gehen. Der Film, der auf Pathos verzichtet und formal interessant gestaltet ist, wird mehrfach ausgezeichnet, Wilhelm Koch-Hooge als Darsteller besonders hervorgehoben." kann man bei der DEFA-Stiftung lesen. 1955 erhielten Regisseur Slatan Dudow, die Drehbuchautoren Kurt Stern1) und Jeanne Stern1) sowie Wilhelm Koch-Hooge für ihre Leistungen "in einem bedeutenden Dokument des heldenhaften antifaschistischen Widerstandes der deutschen Arbeiterklasse" den "Nationalpreis der DDR1) II. Klasse für Kunst und Literatur". Auf dem "Internationalen Filmfestival Locarno" wurde Koch-Hooge zudem als "Bester Darsteller des Jahres" gewählt und errang somit auch internationale Anerkennung. Der Typus des "vorbildlichen Antifaschisten" und "Kämpfers für den Frieden" blieb mit seinem Namen verhaftet, Figuren, denen er durch die Betonung der Schlichtheit und Menschlichkeit Profil verlieh. Die DEFA-Stiftung schreibt unter anderem: "Bei der DEFA wird aus dem Darsteller bald der Proletarier, wie sich die Verantwortlichen ihn sich erträumen: mit intellektuellem Habitus, gebildet, stolz, idealistisch. Aber die Verkörperung seiner proletarischen Rollen sind ohne jene Leidenschaft, die dem Parteibuch verpflichtet ist. Die Figuren, die er gestaltet, sind menschlich und würdevoll, weil er diese Eigenschaften aus den Tiefen der Charaktere herausarbeitet".
Das galt auch für die Verkörperung des Prinz von Oranien1), Anführer der Aufständischen, in "Die Abenteuer des Till Ulenspiegel"1) (1956, Les Aventures de Till L'Espičgle). Titelheld Gérard Philipe führte in dieser deutsch-französischen Co-Produktion gemeinsam mit Joris Ivens1) Regie und war auch am Drehbuch beteiligt, das auf Charles De Costers1) Roman über den Schalk Till Eulenspiegel1) basierte. An weiteren wichtigen Leinwandrollen sind beispielsweise zu nennen der Herr Paulsen in Arthur Pohls Theodor Storm-Adaption "Pole Poppenspäler"1) (1954), der Dr. Weller in Frank Beyers Melodram "Zwei Mütter"2) (1957), der Walter Meister in Heiner Carows Jugendfilm "Sie nannten ihn Amigo"1) (1957) und der Kommunist Erich Braun in der deutsch-sowjetischen Co-Produktion "Fünf Tage – Fünf Nächte"1) (1961; Pyat dney – pyat nochey). Wiederholt wirkte Koch-Hooge vor allem ab den 1960er Jahren in Filmproduktionen befreundeter Ostblock-Staaten, vornehmlich der Tschechoslowakei mit, musste hier meist als Deutscher in Uniform agieren. So verkörperte er unter anderem den Feldmarschall Wilhelm Keitel2) in der ČSSR-Produktion "Die Tage des Verrats" (1973; Dny zrady) → filmdienst.de.
 
Die TV-Filmografie des blonden Mimen mit dem "feingeschnittenen Gesicht und einer tiefen Falte über der Nasenwurzel", so Hans-Jörg Rother 1995, umfasste seit Ende der 1950er Jahre zahlreiche Produktionen verschiedenen Genres. Koch-Hooge war in Literaturadaptionen ebenso zu Hause wie in Krimis, Abenteuern und mitunter auch in Komödien. Er glänzte beispielsweise als Christoph Flamm, lüsterner Dorfschulze und Liebhaber der von Ruth Maria Kubitschek dargestellten tragischen Titelheldin in Paul Lewitts1) Hauptmann-Verfilmung "Rose Brend"3) (1958), eine Rolle, mit der er bereits 1950 am "Städtischen Theater" von Magdeburg brilliert hatte und die er 1964 mit Ursula Karusseit als Partnerin bzw. "Rose Bernd"3) wiederholte. 1961 gab er den Wilhelm von Oranien in "Egmont"3) nach dem Trauerspiel von Johann Wolfgang von Goethe1) an der Seite von Otto Mellies (Egmont), im darauffolgenden Jahr den Ben, verstorbener Bruder des Protagonisten Willy Loman (Kurt Steingraf1)), in "Der Tod des Handlungsreisenden"3) nach dem Schauspiel von Arthur Miller1).
Als Kunstflieger und Offizier der Luftwaffe Erich Landt machte er in "General Landt"3) (1958) eine ebenso gute Figur wie als Gustav Krupp von Bohlen und Halbach1) in dem fünfteiligen, vielbeachteten filmischen Zeitgemälde "Krupp und Krause"4) (1969) mit Günther Simon in der Hauptrolle des Arbeiters Fred Krause, der es bis zum Generaldirektor bringt. Beachtenswert war ebenfalls seine Verkörperung des Staatsmannes Karl August von Hardenberg1) in zwei Teilen des fünfteiligen Biopics "Scharnhorst"1) (1978) mit Horst Drinda in der Rolle des preußischen Militärreformers Gerhard von Scharnhorst1). Wiederholt trat Koch-Hooge in Krimis in Erscheinung, so mehrfach zwischen 1961 und 1978 in der beliebten "Fernseh-Pitaval"-Reihe1), in "Trick 17 B"3) (1966) kam er als Kommissar Steiner daher und beim Dauerbrenner "Polizeiruf 110"1) war er zwei Mal vertreten, Bis Ende der 1980er Jahre blieb Koch-Hooge ein beliebter TV-Darsteller, auch wenn er sich zum Schluss vermehrt mit Nebenrollen hatte begnügen müssen. Zu seinen letzten prägnanten Auftritten zählte die Darstellung des Professors Karl Bonhoeffer1) in der Folge "Die dunklen Jahre"3) (1983) aus der Reihe "Berühmte Ärzte der Charité"4), mit der Rolle des Geheimrats Dr. Marcus in zwei Episoden der Serie "Die gläserne Fackel"1) (1989) verabschiedete sich der inzwischen über 70-Jährige endgültig vom Fernsehpublikum bzw. der Schauspielerei.
 
Nach der so genannten "Wende" nahm Koch-Hooge keine Rollenangebote mehr an, zog sich ins Privatleben bzw. vollständig aus der Öffentlichkeit zurück.
Er starb am 2. September 2004 im Alter von 87 Jahren in Berlin. Die letzte Ruhe fand er in einem Familiengrab an der Seite seiner Ehefrau Ruth (1922 – 2003) auf dem Friedhof der "St. Hedwig- und St. Pius Gemeinde" in Berlin-Hohenschönhausen → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Aus der Ehe mit Ruth Koch ging Sohn Martin Koch hervor.
Der schriftliche Nachlass des Schauspielers, der trotz seiner umfangreichen und erfolgreichen Arbeit für Theater, Film und Fernsehen heute weitgehend vergessen scheint, befindet sich im Archiv der Berliner "Akademie der Künste"1) → "Wilhelm-Koch-Hooge-Archiv".

Quellen: "Lexikon der DDR-Stars"*), Wikipedia, defa-stiftung.de
*) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel und Volker Wachter (Ausgabe 1999, S. 172/173)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) fernsehenderdder.de, 4) fernsehserien.de
   
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Kinofilme / Fernsehen
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