Filmografie |
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Gert Fröbe (Karl Gerhart Fröbe) wurde am 25. Februar 1913
im damaligen Oberplanitz1) (heute
Stadtteil von Zwickau1)) in
bescheidene Verhältnisse hineingeboren und wuchs gemeinsam mit seiner älteren Schwester Hanni auf.
In seinem Geburtshaus in der Marktstraße (heute Edisonstraße 11) betrieb
Vater Otto Johannes Fröbe († 1947) im Erdgeschoss ein Geschäft für Lederwaren und eine Schuhreparaturwerkstatt,
die Familie wohnte im Obergeschoss, Mutter Alma trug als Näherin zum Lebensunterhalt
bei. Stets hatte Fröbe ein sehr enges Verhältnis zu seiner Mutter, die
bis zu ihrem Tod in Zwickau-Oberplanitz wohnte. Regelmäßig
reiste er, auch nach dem Mauerbau, in die DDR und besuchte seine
Familie, anfangs mit dem eigenen Auto, später mit dem Interzonenzug, da
der inzwischen zum Star avancierte Schauspieler Aufsehen zu vermeiden
wollte. Immer wieder holte er die Mutter mittels eines BRD-Passes in den
Westen, sein Schweizer Haus am Luganer See nannte er "Casa Alma". Erst als Alma Fröbe 1972 im Alter von 88 Jahren starb,
brach der Kontakt zu seiner alten Heimat ab; Schwester Hanni erlag zwei Jahre
später einer Krebserkrankung.
Auf der Grundlage dieser Anfang Dezember 1947 uraufgeführten Kabarett-Revue hatte Neumann das Drehbuch für die Filmsatire "Berliner Ballade"1) geschrieben, die 1948 mit Gert Fröbe als Hauptdarsteller in die Kinos kam und ihn bundesweit bekannt machte. Als spindeldürrer "Otto Normalverbraucher"1) wurde er zum Synonym des Deutschen und mit der Zunahme seines Körperumfangs symbolisiert Fröbe bald das Wirtschaftswunder. Erste Erfahrungen vor der Kamera machte Fröbe bereits mit einem kleinen Part als lustiger Bauernbursche mit der Zither in der 1944 gedrehten Anzengruber-Adaption "Die Kreuzlschreiber"1), die jedoch erst 1951 in die Lichtspielhäuser gelangte. Da jedoch nach dem Erfolg von "Berliner Ballade" weitere erhoffte große Rollen ausblieben und sich Fröbe mit kleineren, wenig bemerkenswerten Parts begnügen musste, arbeitete er eine Zeit lang beim Varieté und Zirkus. Die Unfähigkeit des deutschen Nachkriegsfilms, ihn seinem Typ entsprechend einzusetzen, begründete dann jedoch Fröbes internationale Filmkarriere, die anfangs mit ebenfalls kleineren Aufgaben startete. Orson Welles besetzte ihn in seinem Werk "Herr Satan persönlich"1) (1954, "Mr. Arkadin"), neben Joseph Cotten und Eva Bartok mimte er den schwedischen Botschafts-Koch Olaf in dem Ost-West-Drama "Vom Himmel gefallen"1) (1955, "Special Delivery"), den Hermann aus Dresden in dem Streifen "Die Helden sind müde"1) (1955, "Les héros sont fatigués") an der Seite von Yves Montand und in dem Liebesdrama "Taifun über Nagasaki" (1957, "Typhon sur Nagasaki") sah man ihn als deutschen Lehrer Ritter zusammen mit Danielle Darrieux und Jean Marais.
Bemerkenswert war auch sein alter, starrköpfiger Großbauer Dag in "Und ewig singen die Wälder"1) (1959), inszeniert von Paul May1) nach dem Roman von Trygve Gulbranssen1) mit unter anderem Hansjörg Felmy als Dags temperamentvollem Sohn Tore. Als Fritz Lang1) sein Dr. Mabuse1)-Remake "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse"1) (1960) drehte, besetzte er Fröbe als Kommissar Kras, sein volltrunkener Sägewerkbesitzer bzw. gewalttätiger Familientyrann Jonas Lauretz in dem Drama "Via Mala"1) (1961), ebenfalls von Paul May nach dem gleichnamigen Roman1) von John Knittel1) in Szene gesetzt, erwies sich als exzellente Charakterstudie. Wolfgang Staudtes1) Brecht-Verfilmung der "Dreigroschenoper"1) (1962) mit Curd Jürgens als Mackie Messer und Fröbe als Jonathan Jeremiah Peachum wurde zwar von der Kritik ambivalent aufgenommen. doch Fröbes Jeremiah Peachum zählt zu seinen besten schauspielerischen Leistungen.
Fröbes Bildschirm-Auftritt blieben überschaubar, hinterließen jedoch stets nachhaltigen Eindruck. Beispielsweise war er in der von Wolfgang Liebeneiner in Szene gesetzten Senioren-Romanze "Der Garten" (1983) Partner der wunderbaren Elisabeth Bergner und erfreute das Publikum als munterer Rentner Mr. Hayward, der das Herz seiner Nachbarin, der Witwe Mrs. Merriman erobert. Er brillierte als Schmierentheaterdirektor Emanuel Striese in Rolf von Sydows1) TV-Fassung des unverwüstlichen Klassikers "Der Raub der Sabinerinnen"2) (1983) nach dem gleichnamigen Schwank1) von Franz und Paul Schönthan1) zusammen mit Martin Held (Prof. Gollwitz) und Edda Seippel (dessen Tochter Friederike), machte Furore als sächsischer Kurfürst Friedrich August I. in dem inzwischen auf DVD erhältlichen Fernsehspiel "August der Starke" (EA: 03.01.1984). Für seine Darstellungen in "Der Garten", "Der Raub der Sabinerinnen", "August der Starke, aber auch als "Otto Normalverbraucher" wurde Fröbe am 3. Februar 1984 mit der "Goldenen Kamera"1) geehrt. Letzte filmischen Arbeiten waren die Figur des Vampirjägers und Friedhofswärters Geiermeier in der Serie "Der kleine Vampir"1) (1986, "The Little Vampire"), die Ausstrahlung seiner Gastrolle in der Episode "Hochzeit mit Hindernissen"3) (EA: 25.03.1989) aus dem Quotenrenner "Die Schwarzwaldklinik"1), wo er den 100-jährigen, eigensinnigen Patienten Theodor Katz mimte, erlebte Fröbe nicht mehr → Übersicht TV-Produktionen.
Gert Fröbe war einer der ganz wenigen Charakterdarsteller, die es zu internationaler Popularität gebracht haben. Seine Erfolgsbilanz umfasste das Kino ebenso wie Kabarett, Pantomime und Theater. Gert Fröbe selbst sagte einmal zu seiner Schauspielerkarriere: "Ich habe mehr als zwanzig Jahre Theater gespielt. Habe in der Provinz angefangen was viele Kollegen heute als unwürdig bezeichnen. Es muss eben nicht gleich München oder Berlin sein Als Schauspieler muss man so was wie eine Persönlichkeit werden. Wenn man auf die Bühne kommt, müssen die Leute sagen Ah da kommt jemand! Dazu muss aber in einem etwas gewachsen sein. Und dazu trägt alles bei: die Liebe, die Trauer, der Schmerz, die Hoffnung und auch das Unglücklichsein. Das alles trägt dazu bei, die Persönlichkeit zu formen, von der man eines Tages sagen kann: das war ein vernünftiger Schauspieler. Ich bin glücklich, wenn man mich für einen vernünftigen Schauspieler hält aber ein Star bin ich nicht."
Fröbe zählt zu den ganz wenigen typisch deutschen Schauspieler-Persönlichkeiten, die es zu internationalem Ansehen gebracht haben. Er war sowohl der schwere Charakterkomiker und Bösewicht vom Dienst, das schwammige Ungeheuer und der liebenswerte Großvater. Es steckte ein wenig von Charles Laughton und Michel Simon in ihm, nur blieb er stets in jeder Maske der unverwechselbare Deutsche, dem nichts vom Weltbürger anhaftet. Fröbe "tanzte auf allen Hochzeiten", als Komiker, Killer und Kommissar, er repräsentierte das Bild des typischen Deutschen im Weltkino, schwergewichtig, hässlich, aber auch gutmütig. So schnell wie seine spindeldürre Gestalt an Gewicht zunahm, entwickelte sich das deutsche Wirtschaftswunder: Er war dessen persönlichster Ausdruck. Dabei verwandelte sich der Pantomime in den kaltherzigen Schurken, verstand es, seine Figuren bis zum Wahnhaften zu verfremden. In seiner Mischung aus dämonischem Weichling und ordinärem Kraftprotz verwaltete er das Erbe von Peter Lorre und Emil Jannings. Der Grimasseur und Übermime war ein Komiker von valentineskem Format, er brillierte gleichermaßen als Mabuse, Hotzenplotz oder Rasputin.4) Gert Fröbe hat in mehr als 100 Film- und Fernsehproduktionen seine Spuren hinterlassen, er war Komiker, Kindermörder, Gauner und "Goldfinger", wurde für seine schauspielerischen Leistungen mehrfach ausgezeichnet. Bereits 1959 erhielt er den "Preis der deutschen Filmkritik"1), 1961 folgte der "Ernst-Lubitsch-Preis"1) sowie der Darstellerpreis beim "Festival Internacional de Cine de San Sebastián"1) für seine Rolle in "Der Gauner und der liebe Gott"1).
Gert Fröbe war fünf Mal verheiratet: Clara Peters war seine erste Frau, aus der Verbindung stammte der von ihm adoptierte Sohn Utz (1940 2014). Die Ehe mit Journalistin bzw. Filmkritikerin Hannelore Görts dauerte von 1953 bis 1959. Anschließend gab er der Schauspielerin Tatjana Iwanow1) das Ja-Wort, deren 1945 geborener Sohn Andreas (aus Iwanows Ehe mit Wilfried Seyferth1)) ebenfalls von ihm adoptiert wurde; Andreas Seyfehrt1) ergriff später den Beruf des Schauspielers. Mit der RIAS-Journalistin Beate Bach war Fröbe seit 1962 verheiratet, als diese 1968 mit nur 38 Jahren an Magenkrebs verstarb, brach für den Schauspieler eine Welt zusammen und er konnte eine Zeit lang nicht mehr arbeiten. Karin Pistorius, eine Freundin von Beate Bach, wurde 1970 dann seine fünfte und letzte Ehefrau, auch deren Tochter Beate adoptierte er im Jahre 1978. DER SPIEGEL (37/1988) schrieb unter anderem in einem Nachruf: "Kein Zweifel, Fröbe hatte Format. Er füllte Bühne und Leinwand, in jeder Hinsicht. Aber noch wichtiger ist: Er hatte die schauspielerische Intelligenz, dieses Format, diese raumgreifende Fülle in Frage stellen zu können. Er spielte nie so ganz sich selbst, sondern kommentierte mit Skepsis und Schlauheit menschliche Ungetüme. Vielleicht blieb deshalb die Sympathie auf seiner Seite." → www.spiegel.de
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Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de sowie aus "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 111) Siehe auch Wikipedia, filmportal.de sowie den Artikel von Michael Wenk "Geliebtes Scheusal" (25.02.2013) zum 100. Geburtstag bei www.nzz.ch und "Ja doch, du bist ein Weltstar" von Beate Strobel bei www.focus.de |
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Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage,
3) fernsehserien.de 4) Quelle: "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 111) |
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