|
Ernst Jacobi (Ernst Gerhard Ludwig Jacobi) wurde am 11. Juli 1933 als Sohn eines Akademikers (1890 1947) und einer Angestellten
des Reichsluftfahrtministeriums (1903 1954) in Berlin geboren und wuchs
auch dort auf; die Eltern hatten sich schon kurz nach der Geburt scheiden
lassen. Aufgrund der Versetzung seiner Mutter nach Norwegen wurde Jacobi Ende 1939 zur Schwester seines Vaters gegeben,
die mit einem Pfarrer verheiratet war. Er lebte zunächst im westpreußischen Großbösendorf bei Thorn an der
Weichsel, ab 1941 in Kaltennordheim/Rhön. Im evangelischen Pfarrhaus erfuhr er eine
strenge Erziehung, seine Mutter und die 1930 geborene Halbschwester Bärbel (1930 1957)
sah er erst nach Kriegsende im zerstörten Berlin wieder.
Schon früh entdeckte Jacobi seine Leidenschaft für das Theater,
bereits als Jugendlicher begann er ab 1947 mit Sprechrollen beim damaligen
RIAS Berlin. Bevor
er zu einem der bedeutenden Darsteller sowohl auf der Bühne als auch
bei Film und Fernsehen avancierte, ließ er sich nach dem
Abitur, dass er 1951 an der Wald-Oberschule in Berlin-Charlottenburg
bestand, drei Jahre lang an der renommierten, von Hilde Körber
gegründeten "Max-Reinhard-Schule
für Schauspiel"1) in Berlin
zum Schauspieler ausbilden, außerdem vertiefte er seine Studien
anschließend bei Jaques Lecoq1)
an der "Stage d'éte sur le mime" in Paris und London; seine ursprünglichen Berufspläne, ein Gartenbaustudium zu
beginnen, hatte er verworfen.
Ernst Jacobi 1948/49 im Studio II des RIAS Berlin als
"Klaus"
in der Sendung "Die RIAS-Kinder besuchen Onkel Tobias" mit Fritz
Genschow
Foto: Privatarchiv Ernst Jacobi
|
Vielen klassischen und modernen Figuren verlieh Ernst Jacobi im Verlaufe
der Jahre eindrucksvolle Bühnenpräsenz, alles lässt sich an dieser Stelle
kaum aufzählen. Zu seinen frühen Rollen zählte beispielsweise unter der
Regie von Willi Schmidt1)
der Schüler in Goethes "Urfaust"1) (1953)
oder der Hans Meyer in
Friedrich Forsters1) Schauspiel
"Der Graue" (1955, Regie: Christoph Groszer). Als Lanzelot in dem Shakespeare-Stück "Der
Kaufmann von Venedig"1) erlebte man
ihn erstmals 1958 in einer Inszenierung von Karl Heinz Stroux1),
1963 gestaltete er diese Rolle erneut unter Erwin Piscator1) beide
Male an der Seite des großen Ernst Deutsch in der Rolle des jüdischen
Geldverleihers Shylock. Eindrucksvoll war 1959 die Interpretation des
Homosexuellen Geoffrey neben Berta Drews in der deutschen Erstaufführung
von Shelagh Delaneys1) Erfolgsstück "Bitterer Honig" (Regie: Ilo von Jankó1)),
welches zwei Jahre später unter dem Titel "A Taste of Honey"1)
mit Rita Tushingham auch in die Kinos kam.
|
Gerne erinnerte sich Jacobi an seine Auftritte zur Spielzeit 1958/59
an dem von Helmuth Gmelin1) gegründeten Hamburger
"Theater
im Zimmer"1), gegeben wurde
deutsche Erstaufführung des Stücks "Displaced Affections" ("Verlorene
Gefühle") des 1932 in Kanada geborenen und seit 1952 in London lebenden
Autors George Hulme, in Szene gesetzt von Gustav Burmester1). Hulme
thematisiert in seinem Erstlingswerk den Konflikt zwischen der Mutter Sharon O'Connor (Inge Schmidt1)) und deren Sohn Mike
(Jacobi). Sharon, Witwe und sehr geschäftstüchtige Restaurantbesitzerin, ist trunksüchtig, und der Sohn
Mike bemüht sich mit allen Mitteln, die Mutter vom Alkohol abzubringen und
vor der Heilanstalt zu bewahren. Er ringt verzweifelt um die Liebe seiner
Mutter, die er eigentlich nie besessen hat, da Sharon in ihrem Ehrgeiz nichts anderes kannte als das Geschäft und sich
selbst. Er versucht sogar, den Mann (Werner Schumacher), den sie hinter seinem Rücken heiratet, sich zum Bundesgenossen zu
machen, aber er verliert den Kampf. Er wird noch zum Dieb, um das fällige
Schulgeld bezahlen zu können und muss das Haus verlassen. |
Ein weiterer Höhepunkt wurde 1964 Peter
Shaffers1) Einakter "Hören Sie
zu" ("The Private Ear"), den Harry Mayen an der "Berliner Komödie"
inszeniert hatte und in dem Jacobi zusammen mit Harald Juhnke und
Chariklia
Baxevanos das Theaterpublikum begeisterte. Als Tischler Andri in
Max Frischs1) Fabel "Andorra"1) (1962) war er ebenso
überzeugend wie als Andrej in dem Drama "Drei
Schwestern"1) (1969) von Anton Tschechow1)
sowie ein Jahr später
als Student Trofimow in dem Tschechow-Stück
"Der Kirschgarten"1) mit
Maria Wimmer
(Gutsbesitzerin Ranjewskaja),
Cordula Trantow
(Tochter Anja) und
Werner Kreindl
(Kaufmann Lopachin), welches
in einer Aufzeichnung aus dem Münchener "Residenztheater"1)
auch im Fernsehen gezeigt wurde (Regie: Rudolf Noelte1))
→ IMDb. Ebenfalls
im Fernsehen ausgestrahlt wurde
Egon Monks1)
skandalträchtige Inszenierung des Schiller-Schauspiels
"Die Räuber"1) (Premiere:
15.09.1968) am "Deutschen Schauspielhaus"
in Hamburg mit
einem beeindruckenden Jacobi als Franz Moor → IMDb,
filmportal.de.
Mit Peter Palitzsch1)
erarbeitete der Schauspieler am Wiener "Burgtheater" Rollen in verschiedenen
Aufführungen, so den Philosophiedozenten Teddy in Harold Pinters1) "Die
Heimkehr" (1977, "The Homecoming") und die Jugendliebe der
Titelheldin, den genialisch-labilen Ejlert Lövborg, in
"Hedda Gabler"1)
von Henrik Ibsen1).
Unter der Regie von
Achim Benning1) glänzte
er als Schriftsteller Schalimow in Maxim
Gorkis1)
"Sommergäste" (1980, auch TV) und als versnobten Liebaber
Redillon
in "Einer muss der Dumme sein", einer Beziehungskomödie des
Franzosen George Feydeau1), der auch als
der "Molière des 19. Jahrhunderts" bezeichnet wird.
Foto: Ernst Jacobi als Redillon
in "Einer muss der Dumme sein"
am Wiener "Akademietheater", der zweiten Spielstätte des
"Burgtheaters".
Foto: Privatarchiv Ernst Jacobi
|
|
|
Eine Glanzrolle als Möbius hatte Jacobi auch in
Friedrich Dürrenmatts Tragikomödie "Die Physiker"1) (1987) am "Schauspielhaus Zürich", in "Professor Bernhardi"1) (1989)
von
Arthur Schnitzler1)
gab er
Bernhardis Gegenspieler Professor Ebenwald und in Ibsens
"Ein Volksfeind"1) (1990) brillierte Jacobi mit der Titelrolle an der Seite des
unvergessenen Martin Benrath, der als dessen Bruder den Untergang des
"Volksfeindes" und Badearztes Dr. Stockmann betreibt.
Das Foto zeigt Ernst Jacobi und Renate Steiger
(→ tls.theaterwissenschaft.ch)
in
Friedrich Dürrenmatts "Die Physiker" am "Schauspielhaus
Zürich"
(Szene: Möbius nimmt Abschied von seiner ehemaligen Ehefrau.)
© Leonard Zubler
|
Im Rahmen einer Gastspielreise des Hamburger "Tourneetheater Greve"
durch verschiedene deutsche Städte gestaltete Jacobi ab Herbst 1983 den
Verteidiger Lt. Barney Greenwald in "Die Caine war ihr Schicksal",
der Bühnenversion des Bestsellers "The Caine Mutiny" von Herman Wouk1).
In der Inszenierung von Gert Westphal spielte
unter anderem Pinkas Braun
den Lieutenant Commander Philip Francis Queeg. Aus einem
Tournee-Skizzenbuch stammt übrigens Jacobis Zeichnung, die während der
Szene des Verhörs von "Queeg" entstand (© Ernst Jacobi)
|
|
Ernst Jacobi als Lt. Barney Greenwald
in "Die Caine war ihr Schicksal"
Foto: Privatarchiv Ernst Jacobi |
|
|
|
An weiteren wichtigen Theaterstücken, in denen Ernst Jacobi mit
seinem facettenreichen Spiel seine darstellerische Dominanz unter Beweis
stellte, sind Hauptrollen in Heinar Kipphardts1) "In der Sache J. Robert Oppenheimer"1) (1981,
Regie: Heribert Sasse1)),
Bertolt Brechts1) "Leben des Galilei"1)
(1986, Regie: Walter Adler1), auch TV), Tschechows "Onkel Wanja"1)
(Regie: Heribert Sasse) sowie Peter Zadeks1)
legendäre "Ghetto"-Inszenierung zu nennen. Das Stück des
israelischen Dramatikers Jehoschua Sobol1), welches im jüdischen
Ghetto
Wilna1) (heute Vilnius, Litauen) in den Jahren 1942 und 1943
spielt, hatte Zadek bereits 1984 erstmals spektakulär an der "Berliner Volksbühne"1)
herausgebracht (Premiere: 12.07.1984) am 10. November 1984 feierte das Stück am "Deutschen Schauspielhaus"1)
in
Hamburg Premiere und wurde dort bis 1986 überaus erfolgreich aufgeführt;
Jacobi interpretierte den Bibliothekar Kruk, auf dessen Aufzeichnungen das
Stück basierte → berlinerfestspiele.de.
Foto: Ernst Jacobi und Michael Degen
als Jacob
Gens1)
während der Proben zu
"Ghetto"
Das Foto stammt von der Fotografin Roswitha Hecke;
© Roswitha Hecke
|
Am 23. Mai 1986 gelangte am Wiener "Akademietheater"1) das wissenschaftskritische Stück
"Die Versuchung" ("Pokouení") von Václav Havel1) in einer Inszenierung
von Hans-Dieter Kleber zur Uraufführung. Havel schrieb die Parabel als Kritik an den ideologischen Zuständen in den letzten Jahren des kommunistischen
Systems: "Dr. Faustka arbeitet in einem geheimnisvollen Regierungsamt, das sich der Ausrottung von Magie
und Aberglauben in der modernen Gesellschaft gewidmet hat. Faustka, ein mit Ironie geschildertes Kunstprodukt aller bekannten Faustversionen,
ist ein lebensüberdrüssiger Genussmensch, den sein Intellekt dazu verführt, das Übernatürliche zu beschwören. Er lässt sich
mit dem Teufel ein und zahlt dabei drauf. Eine satirische Abrechnung mit der hemmungslosen Verherrlichung von Wissenschaft und Technik."
führt der "Rowohlt Theater Verlag" aus → rowohlt-theaterverlag.de.
Jacobi gab den Wissenschaftler Dr. Heinrich Faustka, der in das Spannungsfeld zwischen Rationalität
und Okkultismus, personifiziert in dem Invaliden Fistula (Rudolf Wessely), gerät.
Unter anderem wurde die Sekretärin Margret, die in Faustka ganz unwissenschaftliche
Empfindungen weckt, von Jacqueline Als (1961 1999) dargestellt.
|
|
Zur Filmografie des Charakterdarstellers zählt weiterhin die Literaturverfilmung "Erfolg" (1991, → filmportal.de) nach dem gleichnamigen
Roman1) von Lion Feuchtwanger1),
Jacobi präsentierte sich in internationalen Produktionen wie in Guy Jacques Liebesfilm
"Je m'appelle Victor" (1993, Mein Name ist Victor) mit
Jeanne Moreau und Micheline Presle1), stand als Leonard Haas für
Leidulv Risans "Pakten" (1995, auch "The Sunset
Boys") zusammen mit Robert Mitchum und
Cliff Robertson vor der
Kamera oder verkörperte Adolf Hitler1) in
Jan Troells1)
Biopic "Hamsun"1) (1996), der
preisgekrönten Film-Biographie über das Leben des
norwegischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Knut Hamsum1) mit Max von Sydow
in der Titelrolle.
Szenenfoto aus "Hamsun" mit Ernst Jacobi als
Hitler
und Max von Sydow in der Titelrolle: Hitler empfängt Knut Hamsun
auf der Berghof-Terrasse.
Foto: Privatarchiv Ernst Jacobi
|
Die "Süddeutsche Zeitung"1) notierte Mitte Mai 1997 anlässlich der
Ausstrahlung von "Hamsun" in der ARD unter anderem "
Es sind solche genau ausgespielten
Szenen, die dieses Familiendrama, in dem es nur Opfer gibt, sehenswert machen.
Ein immer ungeduldiger auf seinem Sessel hin- und herrutschender Hitler (Ernst Jacobi) zum Beispiel,
der ein Gespräch unter Künstlern führen will und sich bei dieser Begegnung mit dem Schriftsteller
auf dem Obersalzberg nun ein Plädoyer zugunsten des freien Norwegens anhören muss."
Die "New York Times"1) besprach den Film ebenfalls ausführlich und
merkte an "The story begins in 1935 and follows Hamsun's
deepening commitment to the Nazis, who cynically exploited him
as a high-culture poster boy for their cause. His involvement
builds to a climactic meeting with Hitler (Ernst Jacobi) at the Führer's montain retreat.
The egotistical Hamsun imagines the encounter as comparable to a meeting between Goethe and Napoleon."
Im Zusammenhang mit Jacobis Filmschaffen ist die Rolle des
alten Kinderschänders Sievers in Martin Enlens1) packendem, zugleich
beängstigenden Psychothriller "Roula"1) (1995)
zu nennen, "Die Welt" schrieb am 09.05.1996 unter anderem: "
Klar umrissene Symbole,
komplexe Figuren, tolle Schauspieler." (siehe auch dieterwunderlich.de)
"Seine Präsenz prägt die Film- und Fernsehgeschichte des Landes und sorgt für
unvergessene filmische Momente. (
) Er verleiht seinen Rollen
jene Tiefe und Abgründigkeit, die ihn bis an die Grenzen führen und
seinen Zuschauern eben jene menschlichen Grenzbereiche vor Augen bringen."
(Quelle: www.wdr5.de)
Auch mit seinem astronomieversessenen Schuldirektor "Herrn Watermann" in
Ben Verbongs1) unterhaltsamen
Familiengeschichte "Sams in Gefahr"1) (2003), nach "Das
Sams"1) (2001) die zweite Verfilmung
der Kinderbuch-Bestseller von
Paul Maar1), erntete Jacobi positive Kritiken.
Seit den ersten Versuchsendungen Anfang der 1950er Jahre arbeitete
Ernst Jacobi für das Fernsehen, spielte (live!) Haupt- und Nebenrollen in
Stücken wie "Nicodemus" (1953),
"Möven über Sorrent" (1956), "Im sechsten
Stock" (1959) oder "Die Dame ist nicht fürs
Feuer" (1960), einer Frühlingskomödie von Christopher Fry1).
Ab den 1960er Jahren intensivierte Ernst Jacobi seine Tätigkeit für das
Fernsehen und zeigte vor allem in anspruchsvollen
Literaturverfilmungen immer wieder seine enorme schauspielerische
Wandlungsfähigkeit. 1960 erlebte man ihn unter der Regie von Erik Ode
neben Inge Meysel und
Rudolf Platte als Medizinstudenten Herbert in
dem Curth Flatow-Volksstück "Das Fenster zum Flur" (auch: "Ihr
schönster Tag"1)), zwei Jahre später
beeindruckte er beispielsweise mit der Titelrolle in Rolf Hädrichs1)
Ost-West-Geschichte "Nachruf auf Jürgen Trahnke", gedreht nach Motiven aus
Dieter Meichsners1) Roman "Die Studenten von Berlin".
Für Egon Monk1) stand Jacobi wiederholt vor der Kamera, so beispielsweise
in dessen TV-Drama "Mauern" (1963) mit der Figur des Hans Nast
neben Siegfried Wischnewski (als Werner Nast) und
Camilla Spira
(als Trude Nast) oder als Pfarrer in dem mit eingeblendeten
Originalaufnahmen versetzten anspruchsvollen Fernsehfilm
"Ein Tag Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager"2)
(1965). Monk betraute ihn auch mit der Hauptrolle in
"Goldene Städte" (1969), einer TV-Inszenierung nach dem
Schauspiel "Their Very Own and Golden City" von Arnold Wesker1),
mit dem das Leben des sozialistischen Architekten Andrew Cobham geschildert
wird, eines Mannes, der sich vom Bergarbeiter zum Architekten hocharbeitet
hat.
Viele namhafte Regisseure bedienten sich des facettenreichen Spiels des
Ernst Jacobi, unter der Regie von Robert A. Stemmle1)
präsentierte er sich 1965 als "Kubinke" in dem gleichnamigen Drama nach dem Roman
von Georg Hermann1)
mit dem Untertitel "Die Geschichte eines Berliner Frisörs", ebenfalls 1965 spielte er den
Arnold Kramer in Peter Beauvais'1)
Verfilmung "Michael Kramer" nach dem gleichnamigen
Schauspiel1) von Gerhart Hauptmann1) der Seite
von Martin Held in der Titelrolle.
Foto: Ernst Jacobi 1967 im Kibbutz in Israel
Foto: Privatarchiv Ernst Jacobi
|
|
Wenig später überzeugte er als Camille in Hanns Korngiebels1)
Literaturadaption "Thérèse Raquin" (1966,
nach dem Roman
von Émile Zola1)) an der Seite von Ingrid Andree
(Thérèse Raquin) sowie unter der Regie
von Rainer Wolffhardt1)
als junger Kriminalbeamter Lenneweit in dem Stück "Der Mitbürger" (1966), zu dem Wolfgang Menge1) das Drehbuch geschrieben
hatte → Die
Krimihomepage. Rolf Hädrich1) besetzte ihn als den
Mörder in "Graf Öderland" (1968, mit Bernhard Wicki und
Agnes Fink) nach dem Drama
von Max Frisch1) und Claus Peter Witt1)
als Jura-Studenten Hugo Großmann in dem
Fernsehspiel "Mathilde Möhring" (1969) nach dem Roman
von Theodor Fontane1). Den Schreiber Licht interpretierte Ernst Jacobi
1973 in Franz Peter Wirths1) Fernsehfassung
des Kleist-Lustspiels "Der
zerbrochne Krug"1) neben Wolfgang Reichmann als Dorfrichter Adam.
1972 übernahm Ernst Jacobi die Rolle des Kommissar Pflüger in
der "Tatort"-Folge "Wenn Steine sprechen"1) und musste zwei Mordfälle in der gehobenen Gesellschaft Baden-Badens
lösen. Ein Jahr später lieferte er als Abonnentenwerber Tredup in Egon Monks fünfteiligen Literaturverfilmung
"Bauern, Bonzen und Bomben" nach dem
Roman von Hans Fallada1) eine
eindrucksvolle Leistung ab, war 1975 der Erzähler in dem vielbeachteten
Zweiteiler "Tadellöser & Wolff",
Eberhard Fechners1) TV-Verfilmung des
gleichnamigen
Romans von Walter Kempowski.
|
|
Vielseitig und
facettenreich:
Ernst Jacobi war auf der Bühne als
Präsident in Schillers "Kabale und Liebe" (links)
ebenso
eindrucksvoll wie im Fernsehen
als Abonnentenwerber Tredup in
"Bauern, Bonzen und Bomben" (rechts);
Erinnerungen zu den Dreharbeiten siehe hier
Fotos: Privatarchiv Ernst Jacobi
|
Mit Egon Monk drehte Jacobi "Die Gewehre der Frau Carrar" (1975,
nach dem Theaterstück
von Bertolt Brecht1)), für Vojtech Jasny stand er mit der Titelrolle in
dem Fernsehspiel "Leben des schizophrenen Dichters
Alexander März" (1975)
nach "März, ein Künstlerleben"1)
von Heinar Kipphardt1) vor der Kamera
und zeigte einmal mehr seine enorme Ausdruckskraft: Kipphardt schildert darin
den Krankheitsverlauf eines Mannes, der sich unter dem Druck der Umwelt in
Wahnvorstellungen flüchtet, in eine Heilanstalt eingewiesen wird und dort
schließlich Selbstmord begeht. Für seine Leistung wurde Ernst Jacobi im
gleichen Jahr mit dem "prix
italia"1) gewürdigt, 1976 erhielt er für seine Interpretation des "Alexander März" von
der Berliner "Akademie der Künste"1) den "Großen Berliner
Kunstpreis"1) gemeinsam mit
Peter Watkins1), der die
Auszeichnung für sein hochgelobtes dreistündiges Portrait "Edvard Munch"1) (1974) über den
expressionistischen Maler Edvard Munch1) entgegen
nahm, sowie Ernst Wilhelm Borchert.
|
In einer geschlossenen Anstalt vegetiert ein Patient dahin, bis ein
junger Arzt in anregt, Gedichte zu schreiben.
Das Resultat sind kleine
Meisterwerke, die den Schizophrenen jedoch nicht vor dem Selbstmord retten.
Der Film, mit demüberragenden Ernst Jacobi in der Titelrolle,
beschreibt genau und authentisch die Qual des Irreseins durch das Leiden an
der Welt.
(Quelle: Lexikon "Filme im Fernsehen" von Adolf
Heinzlmeier, Bernd Schulz)
Autor Heinar Kipphardt ("In der Sache J. Oppenheimer"), nach Kriegsende
zum Dr. med. promoviert und selber Psychiater,
untersucht kritisch die
Möglichkeiten der Psychiatrie in der Bundesrepublik. Die Figur des Alexander
hat Kipphardt aus typischen Daten authentischer Fälle zusammengesetzt.
|
Siehe auch deutsches-filmhaus.de
Fremde Links: Wikipedia
|
|
Es folgten viele weitere interessante Aufgaben in ambitionierten Fernsehspielen, so unter anderem die des
Hofmeisters Läuffer in der Komödie
"Der Hofmeister oder Die Vortheile der Privaterziehung" nach der
"Der
Hofmeister"1) von Jakob
Michael Reinhold Lenz1) (1751 1792). Unter der Regie von
Harry Buckwitz1) brillierte Jacobi als junger studierter Theologe Läuffer,
der für einem Hungerlohn als Hofmeister, also als Hauslehrer, bei Major
von Berg (Hans Helmut Dickow) in Ostpreußen dessen Sohn Fritz
(Alexander Pelz1)) und dessen schwärmerisch veranlagte
Tochter Gustchen (Anita Lochner1)) unterrichten soll; "Der Hofmeister" wurde 1976
in einer Bearbeitung von Bertolt Brecht1) im
"Hessischen Rundfunk" ausgestrahlt.
Szene mit Läuffer (Ernst Jacobi), welcher der
Majorin von Berg (Edda Seippel)
als
Hofmeister für deren Sohn vortanzt.
Bildquelle: "Geschichten der Weltliteratur" von Gert Richter,
mit freundlicher Genehmigung des Bertelsmann-Verlages.
|
Bis Ende der 1980er Jahre erlebte man den Vollblutschauspieler unter anderem in
der "Tatort"-Folge "Ordnung ist das halbe
Sterben"1) (1985) und Ulrich Starks packendem dreiteiligen Thriller
"Der Bastard"4) (1989),
wo er als Frits Vandenberg, Boss der Verbrecherorganisation DATORG,
auftauchte. In Karl Fruchtmanns1) Film "
trotzdem!" (1988)
verkörperte er authentisch den Schriftsteller Émile Zola1), der sich mit
seiner berühmten Kampfschrift "J'accuse"1) vehement für den zu
Unrecht verurteilten Hauptmann Alfred Dreyfus1) einsetzt und so seinen eigenen
Prozess provoziert.
|
|
Ernst Jacobi als Emile Zola
in "
trotzdem!" (1988)
|
Ernst Jacobi als Frits Vandenberg in "Der Bastard"
(ARD, 1989, mit Peter Sattmann und
Gudrun Landgrebe1))
|
|
Fotos: Privatarchiv Ernst Jacobi
|
Egon Monk inszenierte für das ZDF eindrucksvoll den fünfteiligen Fernsehfilm
"Die Bertinis"1) (1989) nach dem
autobiographischen Werk1) des Fernsehjournalisten und Schriftstellers
Ralph Giordano1).
In dieser nachdenklich stimmenden (Über)Lebensgeschichte um eine jüdische Familie in der Zeit des Nationalsozialismus
spielte Jacobi den alten Musikprofessor von Lea Bertini (Hannelore Hoger).
Nach Dagmar Dameks1) spannendem Fernsehspiel "Wie du mir
" (1989,
→ dagmar-damek)
gehörte Jacobi als Diplomat Diego von Bergen1) zur Besetzung
der mit Ben Kingsley (Lenin1)),
Dominique Sanda1) (Inessa Armand1))
oder Leslie Caron (Nadeschda Krupskaja1),
Lenins Frau) hochkarätig besetzten internationalen Produktion
"Lenin: The Train"1) (1990,
"Lenin: Der Zug"), eine erneute
Zusammenarbeit mit Karl Fruchtmann ergab sich in dem
gesellschaftskritischen Stück "Tote Briefe" (1991) und der
tragisch-komischen Allegorie "Der Affe Gottes" (1992).
|
Szenenfoto aus "Die Bertinis":
Lea (Hannelore Hoger) bittet
ihren alten Musikprofessor (Jacobi) um Hilfe.
Foto-Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung
der UFA Film- und Fernsehproduktion. |
Zum Fernsehschaffen Jacobis zählten in den 1990ern dervon Peter Weck
in Szene gesetzte Film "Von Frau zu Frau: Die Sammlerin" (1994) mit Christiane Hörbiger, die Hauptrolle des
Staatsanwaltes Esch, der in Rüdiger Sünners1) "Der
Nachlass" (1994) während eines Prozesses in die Abgründe der
eigenen Kindheit gerät, Heinrich Breloers1) Dokudrama "Einmal Macht und
zurück Engholms Fall" (1994) über Björn Engholm1)
und die so genannte Schubladenaffäre
sowie Detlef Rönfeldts1) Zweiteiler über eine Schweizer Bankiersfamilie, "Tödliches Geld Das
Gesetz der Belmonts" (1994), u.a. mit Marthe Keller,
Michel Piccoli und Karlheinz
Hackl. Weiterhin zu erwähnen ist Karl Fruchtmanns Drama "Die Grube" (1995), einer eindringlichen nach Berichten von
Zeugen und Angeklagten entstandenen Spieldokumentation über neunzig jüdische
Kinder, die im August 1941 in Bjelaja
Zerkow1), einer Stadt, 70 km
südlich von Kiew, von Mitgliedern der deutschen Wehrmacht gefangengehalten
und ermordet wurden. Schließlich sind noch das Melodram "Zerrissene
Herzen" (1996), die Thriller "Das Siegel des
Todes" (1996), "Sperling und die verlorenen Steine"1) (1997), "Anwalt Abel Das schmutzige
Dutzend"1) (1997) sowie das Psychodrama "Tödliche
Schatten" (1999) zu nennen.
Darüber hinaus wirkte Ernst Jacobi wiederholt in so beliebten Krimi-Serien
wie beispielsweise "Derrick"1), "Die Krimistunde"1) oder
"Der Alte"1) mit, so zuletzt im April 2005 in der Episode
"Der Nachruf" aus der Reihe "Der Alte".
In den vergangenen Jahren spielte Jacobi in Gero Erhardts1) TV-Thriller "Ein
Mann gibt nicht auf" (2000) mit, 2002 war er ein Arzt in
Diethard Klantes1) ungewöhnlichem
Drama "Im Chaos der Gefühle"
(→ filmdienst.de.
presseportal.de), im gleichen Jahr
der Professor Graefe in dessen Gesellschaftsdrama "Hannas Baby"1).
|
Im Juli 2005 trat Jacobi er in dem SAT1-Thriller "Mörder in Weiß Der Tod lauert
im OP"6) als skrupelloser Professor
Winkler in Erscheinung, der eine Koryphäe auf
dem Gebiet der Organzucht ist, wenige Wochen zuvor hatte man den Schauspieler
im April in Christine Kabischs1) Tragikkomödie "Neue Freunde, neues
Glück"5) nach dem Roman "Die schöne Gegenwart"1)
von Leonie Ossowski1) erlebt: Hier
verkörperte er wunderbar den charmanten Ex-Banker Rupert Neumann, der
Nele Ungureit (Christiane Hörbiger), die nach nach 35 Jahren
von ihrem Mann wegen einer Jüngeren verlassen wurde, den Hof macht und die
Single-Frau gemeinsam mit der tüddeligen Gerda Griese (Heidelinde Weis) und dem pensionierten Architekten Ulrich Windeck
(Martin Lüttge) bei der Gründung einer Senioren-WG unterstützt.
Turbulenzen mit Behörden, vor allem aber mit Neles Sohn Hannes sind da
vorprogrammiert
In dem Anfang Januar 2006 ausgestrahlten differenzierten Zweiteiler "Papa
und Mama"1), mit dem Regisseur Dieter Wedel1) die Geschichte von
Trennungen und deren Folgen auf verschiedenen Ebenen aus der Perspektive der betroffenen Kinder
erzählte, war Ernst Jacobi
neben vielen anderen TV-Stars als Seniorchef
einer Anwaltskanzlei zu sehen, dessen smarter, arbeitssüchtiger
Scheidungsspezialist Peter Ullrich (Fritz Karl1)) selbst zum Scheidungsopfer
wird. Auch in Wedels, von der Presse ambivalent diskutiertem
TV-Film "Mein alter Freund Fritz"1) (2007), von Wedel selbst angekündigt
als "Enthüllungsfilm über den Alltag in deutschen Krankenhäusern" und
als "Signal gegen die Pilcherisierung im deutschen Fernsehen", war Jacobi auf dem
Bildschirm präsent. Er spielte einen abgeklärten Mediziner im Ärzteteam um den Protagonisten Professor Seidel alias Ulrich Tukur.
|
Foto: Privatarchiv Ernst Jacobi
© Christian Kohlund
|
"GELD.MACHT.LIEBE"1) hieß
eine, von der ARD und dem ORF in Auftrag
gegebene, 20-teilige Familiensaga, in dessen Mittelpunkt die alteingesessene und
mächtig Familiendynastie von Rheinberg stand. Die Geschichte um Geld, Macht, Liebe, Neid und Intrigen
wurde ab Ende April 2008 in Frankfurt am Main sowie Bad Homburg und Umgebung
gedreht, Regie führten Christine Kabisch (Folgen 1 bis 13)
und Helmut Metzger1)
(Folgen 14 bis 20). Burgschauspieler
Roland Koch1)
war als smartes Familienoberhaupt Markus von Rheinberg zu sehen, Susanne Schäfer1)
als dessen Ehefrau, Angela Roy1) als das "Schwarze Schaf" der Familie
Mona, sowie Gerlinde Locker als Patriarchin der Familie und Witwe des legendären Max von Rheinberg.
Zahlreiche andere populäre Schauspieler wie Johannes Zirner1),
Michael Brandner1)
oder Andrea L'Arronge1) sorgten für
anfangs hohe Einschaltquoten. Ernst Jacobi
hatte in der ersten Folge die Rolle des Friedrich Blessmann übernommen, Vater von Alexander Blessmann
(Peter Kremer1)), dem größten Rivalen der Reinbergs. Serienstart
war der 6. Juli 2009,
die weiteren Folgen wurden immer Montags um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt.
Im Herbst 2008 begannen dann die Dreharbeiten zu dem großen historischen
ZDF-Film mit dem Titel "Dr. Hope" Eine Frau gibt
nicht auf"6) für das ZDF,
mit Heike Makatsch1)
in der Titelrolle. Das Biopic zeichnet das Leben von Dr. Hope Adams Bridges Lehmann1)
(1855 1916) nach, erste praktische Ärztin und Gynäkologin Münchens sowie
Reformerin, Frauenrechtlerin und Visionärin. In dem von Martin Enlen1) in Szene
gesetzten Fernseh-Zweiteiler verkörperte Jacobi den Richter, der den Vorsitz
im Prozess
gegen Deutschlands erste Ärztin inne hat; Premiere feierte der sehenswerte Zweiteiler
Anfang Juli beim 27. Filmfest München (26.06. 04.07.2009),
die Ausstrahlung im ZDF erfolgte am 22. bzw. 24.03.2010.
Fertiggestellt war auch der Kinofilm "Das weiße Band"1) mit dem
Untertitel
"Eine deutsche Kindergeschichte" des österreichischen Regisseurs
Michael Haneke1).
Der prominent besetzten Film u.a. mit Susanne Lothar
(Hebamme),
Burkhart Klaußner
(Pastor),
Josef Bierbichler
(Gutsverwalter) und Ulrich Tukur1)
(Baron) spielt am Vorabend des Ersten
Weltkriegs 1913/14 in einem Dorf im protestantischen Norden Deutschlands
und erzählt die Geschichte des vom Dorflehrer (Christian
Friedel1)) geleiteten Schul- und
Kirchenchors, der kindlichen und jugendlichen Sänger und deren Familien wie dem
Baron, dem Pfarrer, dem Gutsverwalter, einer Hebamme, einem Arzt und einiger
Bauern. Dann passieren seltsame Unfälle, die nach und nach den Charakter
ritueller Bestrafungen annehmen. Wer steckt dahinter? → siehe auch www.dieterwunderlich.de.
In dem Film ist Jacobi als exzellenter Erzähler zu hören, er schildert
die Ereignisse aus der Perspektive des inzwischen gealterten Dorflehrers und
kommentiert das Geschehene immer wieder in literarisch anmutenden Tiraden. Er beginnt seinen Bericht mit den folgenden Worten:
"Ich weiß nicht, ob die Geschichte, die ich Ihnen erzählen will, in allen Details der Wahrheit
entspricht."
"Das weiße Band" nahm im Mai 2009 am offiziellen Wettbewerb
der "62. Internationalen Filmfestspiele"1) im französischen Cannes
teil und feierte damit seine Weltpremiere. Hanekes Sozialstudie über eine autoritäre Gesellschaft, deren Kinder sich 20 Jahre
später begeistert in den Nationalsozialismus stürzen werden,
wurde in Cannes mit der "Goldenen Palme"1) ausgezeichnet. Einen weiteren
Preis konnte Michael Haneke mit dem "Grand Prix de la FIPRESCI"1) für den
"Besten Film des Jahres" entgegennehmen, jährlich verliehen von der internationalen
Filmkritiker- und Filmjournalisten-Vereinigung
"FIPRESCI". Am 26. August 2009 wählte die Organisation "German Films"
die Produktion "Das weiße Band" als offiziellen deutschen Bewerber für eine
Oscar1)-Nominierung in der Kategorie
"Bester nicht-englischsprachiger Film" aus, dass er nominiert wurde, gab die
Academy am 2. Februar 2010 in Los Angeles bekannt.
Am 15. Oktober 2009 kam die Produktion in die deutschen
Kinos, anschließend wurde an "The White Ribbon" für den
amerikanischen Verleih gearbeitet, auch hier konnte Jacobi für den Part des Erzählers gewonnen
werden. Für den amerikanischen Verleih sollte der Erzählertext nicht mit
Untertiteln versehen werden, berichtet Herr Jacobi. Da der historische
Lehrer später auswandert, wünschten sich die Verantwortlichen eine englische
Fassung mit deutschem Akzent. Michael Haneke fragte an, ob ich mir das zutrauen
würde und ich stürzte mich in ein wochenlanges Training mit der Stoppuhr. Wir
erarbeiteten die Fassung und ich hörte lange nichts mehr, bis ich es wagte,
nachzufragen. "Hat man Ihnen das nicht übermittelt sie sagten "yea it's great!".
Am 12. Dezember 2009 ging der "Europäische Filmpreis"1) an "Das weiße Band" in den
Kategorien "Bester europäischer Film", "Beste Regie" und
"Bestes Drehbuch". Knapp einen Monat später am 17. Januar 2010 gehörte
die deutsch-österreichische Produktion zu den Gewinnern des
"Golden Globe Award"1) in der Kategorie "Bester fremdsprachiger
Film"1). Die jährlich in Hollywood verliehenen "Golden Globes" sind eine der wichtigsten Preisverleihungen
in der Filmbranche und gelten als Barometer für die Oscar-Verleihung;
leider ging Hanekes Meisterwerk am 7. März 2010 jedoch leer
aus und der "Oscar" für den "Besten fremdsprachigen
Film" an das argentinische Drama "In
ihren Augen"1) ("El secreto de sus ojos") von
Regisseur Juan José Campanella1).
Am 15. Februar
kamen weitere Preise für Hanekes herausragenden Film hinzu: Bei der
"Cinema for Peace"-Verleihung im Berliner "Konzerthaus am Gendarmenmarkt" nahmen Produzent
Stefan Arndt1)
und Schauspieler Burghart Klaußner stellvertretend für das Filmteam den
"Cinema for Peace-Award" als "wertvollsten Film des
Jahres" ("Most Valuable Film of the Year") entgegen. Am
gleichen Abend wurde in Berlin im Rahmen der Berlinale der "Preis der deutschen Filmkritik"1) verliehen:
"Das weiße Band" konnte in allen vier nominierten Kategorien Preise
abräumen: Neben der Auszeichnung als "Bester Spielfilm" sowie das
"Beste Drehbuch" gewann Christian Berger1) den Preis für die "Beste Kamera"
und Burghart Klaußner wurde als "Bester Darsteller" ausgezeichnet.
Michael Hanekes Film "Das weiße Band" gelingen Bilder, die im Kopf
bleiben. Und sie sind schwarz-weiß. "Schwierigkeiten, die Bilder zu
glauben", bereiteten ihm Farbfilme über historische Themen, sagt der
Regisseur: "Mein Bildgedächtnis ist schwarz-weiß, anders kann ich es mir
nicht vorstellen." Seine Bilder scheinen in der Tradition des schwedischen
Meisterregisseurs und Pfarrersohns Ingmar Bergmann zu stehen. Ähnlich kraftvoll
und scharf sind sie. (Quelle: www.sonntagsblatt-bayern.de)
Als dann am 23. April 2010 im Rahmen einer festlichen Gala im Berliner "Friedrichstadt-Palast" die
"Lolas"1) für den Deutschen Film vergeben wurden, gab es einen
herausragenden Gewinner, Michael Hanekes "Das weiße Band" konnte zehn
der begehrten Trophäen erringen: Die "Lola in Gold" (Bester Spielfilm, bestes Drehbuch, beste Regie),
Burkhart Klaußner erhielt die "Lola" für die "Beste männliche Hauptrolle",
Maria-Victoria Dragus1) für die "Beste weibliche Nebenrolle"; weitere
"Lolas" gingen an Christian Berger (Beste
Kamera/Bildgestaltung), Christoph Kanter (Bestes Szenenbild), Moidele Bickel1)
(Bestes Kostümbild), Waldemar Pokromski und Anette Keiser (Bestes Maskenbild)
sowie an Guillaume Sciama und Jean-Pierre Lafore (Beste Tongestaltung).
Damit ist "Das weiße Band" der bisher erfolgreichste Film in der Geschichte des
"Deutschen Filmpreises" → Auszeichnungen und Nominierungen bei Wikipedia.
|
Zu Ernst Jacobis (vorerst) letzten Arbeiten vor der Kamera gehörte die Verfilmung des
neuen Buches "Masserberg"1) der Schriftstellerin, Journalistin und Fernsehmoderatorin
Else Buschheuer1)
für die ARD. Unter der Regie von Martin Enlen1) wurde der Roman mit deutlich
autobiografischen Zügen ab 28. April 2009 szenisch umgesetzt. Die Handlung spielt in einem
trostlosen Krankenhaus im thüringischen Masserberg und erzählt hauptsächlich die Liebesgeschichte
zwischen der 17-jährigen Patientin
Melanie Tauber (Anna Fischer1)) und dem verheirateten kubanischen Arzt Carlo Sanchez
(Pasquale Aleardi1)), Mitte der 1980er Jahre in der Stasi-lastigen DDR. Neben
weiteren Darstellern wie Jürgen Heinrich1),
Kyra Mladeck1) oder
Maria Simon1)
spielte Jacobi den kleinen Part eines renommierten Augenarztes namens Professor Heinrich; die Erstausstrahlung
fand am 19. Mai 2010 statt → Filmbeschreibung bzw.
Kritik bei tittelbach.tv.
Ernst Jacobi im September 2009
Foto: Privatarchiv Ernst Jacobi;
© Ernst Jacobi bzw. Barbara Wolf
|
|
Eine Übersicht zum Theater- und Filmschaffen Ernst Jacobis kann man als
PDF-Dokument (51 KB) downloaden.
Eine Übersicht zur Filmografie findet man auch hier.
|
Doch nicht nur in mehr als 200 Fernsehproduktionen stellte
Ernst Jacobi immer wieder mit mannigfaltigen Rollen seine darstellerische
Dominanz unter Beweis, neben seiner umfangreichen Arbeit für Theater und Film
arbeitete der Schauspieler seit Jahrzehnten für den Hörfunk. Er verfasste
eigene Hörspiele wie "Rattenbronn", "Auf eigenen Wunsch",
"Iguaçu", "Flusskilometer 554 oder was Ausschlag gebend
war" sowie "Der Stich", wo er auch für die Regie
verantwortlich zeichnete; weitere Regiearbeiten für den Funk waren
beispielsweise die Hörspiele "Erste Begegnung" (SFB),
"Insel des Irrsinns" (HR) sowie
"Katzengeschrei" (HR) nach dem gleichnamigen Roman von
Adolf Schröder.
In vielen weiteren preisgekrönten Hörspielen, die nach
Literaturvorlagen entstanden, trat er als Erzähler oder mit Hauptrollen auf,
so sind etwa beispielhaft Walter Adlers "Centropolis",
Walter Kempowskis "Moin Vaddr läbt", Dieter Kühns
"Goldbergvariationen", Reinhard Lettaus
"Frühstücksgespräche in Miami" und Christoph Gahls
"Intensivstation oder Das unverändert pflanzenhafte
Dahinvegetieren" zu nennen.
Das Foto zeigt Ernst Jacobi 1985 bei der Regiearbeit zu dem von
ihm geschriebenen Hörspiel "Der Stich" (EA: 1987) → hoerspiele.dra.de
(Die Rechte liegen bei dem Fotografen Werner
Bethsold1),
der freundlicherweise einer Veröffentlichung des Fotos zugestimmt hat.)
© Werner Bethsold
|
|
Mit seiner sanften, angenehmen Stimme ließ: der Künstler Figuren in mehr als 400 Audio-Produktionen, von denen auch einige als
Hörkassetten bzw. CDs erhältlich sind, lebendig werden: So
interpretiert er
unter anderem in Jules Vernes Unterwasser-Mythos "20.000 Meilen unter dem
Meer"1) den ebenso grausamen wie genialen Erfinder Kapitän Nemo oder in
"Niemandsland"1), nach der Kriegstrilogie "Regeneration" von
Pat Barker1), den Neurologen und Freud-Anhänger Dr. Rivers, der mit
der Behandlung seelisch verkrüppelter Soldaten beauftragt ist und anders
als seine Kollegen seine traumatisierten Patienten mittels
Gesprächen über die schrecklichen Kriegserlebnisse zu heilen versucht, wohl
wissend, dass er sie wieder fronttauglich macht. Herausragend auch sein
kleiner Beamter Winston Smith in George Orwells Klassiker "1984"1);
die hochkarätig besetzte, im Jahre 1977 entstandene Hörspielversion
wurde Mitte 2003 anlässlich des 100. Geburtstages des Schriftstellers als CD
neu auf den Markt gebracht. Mit Ernst Jacobi als Held Winston Smith ist eine
hervorragende Besetzung gelungen. Aber auch Dieter Borsche als O'Brian und
Angela Winkler1) als Julia sind glänzende Sprecher. Die Verhöre und Foltern sind
eindrucksvoll in Szene gesetzt. Grauen macht sich breit. Alle Geräusche kommen
direkt und echt rüber, man bekommt Gänsehaut. so
damals nachzulesen in der Audiobook-Rezension von Jörg Schieb1).
In "Otherland", einer atemberaubenden Reise durch virtuelle Welten
nach der vierbändigen, gleichnamigen Saga1) des amerikanischen Erfolgsautors
Tad Williams, ist er der sonderbare Herr Sellars, der nie das Haus
verlässt, aber mehr über " Otherland" weiß, als andere. Das
Stück, welches als die bisher größte Hörspiel-Produktion der
Radiogeschichte gilt, wurde seit Anfang 2004 in den Studios des "Hessischen Rundfunks" in Frankfurt am Main produziert und Ende
August 2005 abgeschlossen.
Anfang April 2006 war Jacobi bei der von Walter Adler1) für den Südwestrundfunk
in Szene gesetztem Hörspiel "Victors Leute" von Jürgen Becker1)
mit
von der Partie, in der FIGARO-Hörspielreihe des MDR erlebte man ihn Ende Juni 2006 unter der Regie
von Leonhard Koppelmann in "Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung. Eine Komödie"
von Jakob Michael Reinhold Lenz (1751 1792) diesmal
nicht wie im Film als Hofmeister Läuffer sondern mit der vollkommen gegensätzlichen
Rolle des
Dorfschullehrers Wenzeslaus.
In der opulenten Hörspiel-Inszenierung "Der Orientzyklus"
nach den Reiseerzählungen von Karl May1) gestaltete Ernst Jacobi den Festungskommandanten
Mutesselim; in einer
Bearbeitung von Regisseur Walter Adler wurde Mays zwischen 1881 und 1888
entstandene Vorlage vom WDR mit insgesamt zwölf Teilen zu je 54 Minuten
in Szene gesetzt, die
zwischen dem 10. Dezember 2006 und 1. Mai 2007 ausgestrahlt wurden. Jacobi selbst sagte über seine Rolle: Sie ist eine von den vielen
"saftigen" Figuren, saftig in den Niederlagen und
saftig im Triumph. Man liebt sie und man hasst sie.
Sie sind nie indifferent, nicht intellektuell verschlüsselt, man kann sie mit kindlichen Sinnen erfassen.
(Quelle: www.wdr5.de; Seite nicht mehr
existent)
Am 4. und 11. April 2007 ging im NDR das zweiteilige Hörspiel "Das Evangelium nach Jesus Christus"
nach dem gleichnamigen Roman von José Saramago1) in einer Bearbeitung bzw.
unter der Regie von Hans Gerd Krogmann auf Sendung:
Der portugiesische Nobelpreisträger erzählt die Geschehnisse des Neuen
Testaments auf spannende Weise als eine Art Reportagebericht über das Leben Jesu.
Darin lässt er Jesus wie auch Gott
(gesprochen von Ernst Jacobi) und den Teufel selbst zu Wort kommen.
|
Als besondere Herausforderung erinnerte Jacobi die Synchronisation für den
afro-amerikanischen Schauspieler Howard Rollins1) (1950 1996)
in der Literaturadaption "Ragtime"1) (1981). In
der von Miloš Forman1) nach dem historischen,
gleichnamigen Roman1)
von E. L. Doctorow1) in Szene gesetzten
US-Produktion spielte Rollins den Pianisten Coalhouse Walker Jr.,
dessen Name auf den deutschen Namen "Kohlhaas" verweist. Wie die titelgebende Figur
in der Novelle "Michael Kohlhaas"1)
von Heinrich von Kleist1) geht auch Coalhouse Walker Jr. in seinem
unbedingten Streben nach Gerechtigkeit schließlich in den eigenen Untergang; → weitere Arbeiten für die Synchronisation bei
synchronkartei.de.
Der vielbeachtete Vierteiler "Holocaust Die Geschichte der Familie Weiss"
wurde übrigens ab 7. Januar 2019 in den 3. Programmen von WDR, NDR und SWR wiederholt. Dazu entstand ein Rahmenprogramm
bzw. ein Dokumentartfilm über Entstehungsgeschichte des Dramas
mit dem Titel "Wie "Holocaust" ins Fernsehen kam" und Jacobi wurde, ebenso wie Michael Moriarty, von der Filmfirma "HANFGARN & UFER"
zu einem Interview gebeten. Die Regisseurin Alice Agneskirchner1) realisierte
diesen Film, der ebenfalls im Januar 2019 zur Ausstrahlung gelangte
→ www.hu-film.de.
Der WDR schrieb unter anderem: "Vor dem Hintergrund der Neu-Ausstrahlung von
"HOLOCAUST" nach genau vierzig Jahren erzählt die Filmemacherin Alice Agneskirchner die Geschichte
dieses Fernsehereignisses, von der Entstehung und den Dreharbeiten über die Ausstrahlung bis zu den Reaktionen. Ein
"Making of" der besonderen Art."
Ernst Jacobi und Michael Moriarty anlässlich
des Interviews in Wien
© Barbara Jacobi
|
Im Frühjahr 2010 zog sich Ernst Jacobi nach einer rund 60 Jahre dauernden erfolgreichen Karriere
weitgehend von der Schauspielerei zurück, übernimmt jedoch noch sporadisch
interessante Aufgaben, wie bei dem "Festspiel der Deutschen Sprache"1)
am 10. September 2010 im "Goethe-Theater"1)
in Bad Lauchstädt
(Sachsen-Anhalt). Unter der Schirmherrschaft des damaligen Ministerpräsidenten des Landes SachsenAnhalt
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer1) fand diese Veranstaltung dort zum 5. Mal statt. Das
"Festspiel der deutschen Sprache" wurde erstmals 2006 von der Kammersängerin
Prof. Edda Moser1) ins Leben gerufen. Sie ist bis heute die künstlerische Leiterin des Festspiels.
"Seit 2007 findet diese Veranstaltung traditionell im "Goethe-Theater" Bad Lauchstädt statt,
wo sich einmal im Jahr Schauspieler und Autoren treffen, um die deutsche Sprache zu feiern,
ihre Eigenart und ihre Schönheit zu genießen und zugleich ihrer Banalisierung entgegenzuwirken."
hieß es auf der Webseite
des Theaters. Im ersten Programmteil wurden Lyrik und Prosa von Goethe, Rainer Maria Rilke, Botho Strauss,
Karoline von Günderode, Joseph von Eichendorff und Börris von Münchhausen
präsentiert, neben Jacobi rezitierten und lasen Pauline Knof1),
Gudrun Landgrebe1),
Sebastian Koch1) und
Axel Milberg1).
Der zweite Teil bestand aus Szenen aus Friedrich Schillers Drama
"Kabale und Liebe"1),
Hans Stetter interpretierte den Präsident von Walter, Sebastian Koch
den Ferdinand, Ernst Jacobi den Stadtmusikus Miller, Axel Milberg den Sekretär Wurm, Gudrun Landgrebe
die Lady
Milford und Pauline Knof die Luise. Die Vorstellung war
ausverkauft, der MDR übertrug die Veranstaltung live auf einer Großbildleinwand vor dem
Theater; als Hörbuch ist die "hohe Kunst der
Interpretation" inzwischen auf CD verfügbar.
Auch 2011 konnte das "Festspiel der Deutschen Sprache" wieder
mit einer wunderbaren Aufführung bzw. prominenten Besetzung aufwarten, am 9. September 2011 hob sich
vor hochkarätigen Gästen im "Goethe-Theater" Bad Lauchstädt
der Vorhang zu einer szenischen Lesung von Goethes Drama "Faust, der Tragödie erster
Teil"1). Zusammen mit Ernst Jacobi als Herrgott bzw. Wagner begeisterten
in der von dem Film- und Fernsehregisseur Michael Knof1) erarbeiteten
"Lesefassung für sieben Schauspieler" allen voran Burghart Klaußner als Faust und
Ulrich Matthes1) als Mephistopheles,
weiterhin erlebte man Katharina Thalbach1) (Marthe Schwerdtlein/Hexe/Lieschen/Die Schöne/Die Alte), Pauline Knof (Margarethe),
Hans Stetter (Zueignung/Geist) und Markus Meyer1) (Schüler/Valentin).
Lange anhaltender Beifall und "standing ovations" waren der Lohn für
die exzellente Darbietung dieser hervorragenden Schauspielerriege, die "Mitteldeutsche
Zeitung" notierte unter anderem "Die Zuhörer, darunter neben dem Ministerpräsidenten
Haseloff1)
auch sein Vorgänger und Parteifreund Wolfgang Böhmer,
der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher1) (FDP) sowie wenigstens
das halbe Landeskabinett Sachsen-Anhalts, sind, wie stets zum "Festspiel der deutschen
Sprache",
reich belohnt worden für das Sitzen auf Lauchstädts historisch harten Bänken." Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) strahlte am 11. September 2011 von 22:10 Uhr bis 22:40 Uhr eine
Zusammenfassung aus, das Hörbuch ist im Juni 2012 bei "Lübbe Audio"
erschienen.
Die Auftritte seit dem 11. März 2011 in der ARD-Telenovela
"Rote
Rosen"1) (Folgen 992999/10411044/10721090) mit der Figur des ehemaligen Diplomaten bzw.
Gutsbesitzers Konstantin von Walden, Vater der Landschaftsarchitektin
Caroline von Walden (Birgit Würz), werden von dem exzellenten
Charakterdarsteller und Theatermann Ernst Jacobi eher als ein belangloses und zu
vernachlässigendes Intermezzo eingestuft.
|
Als "würdigen Abschied" vom Filmgeschäft bezeichnete Jacobi dagegen die
Mitwirkung in Dominik Grafs1) meisterlichem Film "Am Abend aller Tage"1), dessen
Dreharbeiten am 14. Juli 2016 zu Ende gingen. In der lebensgefährlichen Liebesgeschichte
um ein verschollenes Gemälde, basierend auf Henry
James'1) Novelle "The Aspern
Papers" ("Asperns Nachlaß") und sicherlich auch inspiriert
von dem "Fall Cornelius Gurlitt"1), spielte Jacobi (einmal mehr
großartig) an der Seite von Friedrich Mücke1) die
Hauptrolle des geheimnisvollen, hochbetagten Münchener Sammlers Magnus Dutt,
der sich als "Bewahrer" und "Anwalt" der Kunst sieht.
"Bilder gehören niemandem. Sie gehören nur sich selbst.", sagt die Filmfigur Magnus Dutt.
"Wenn sie achtlos betrachtet werden, verlieren sie an Wert. Das hat nichts mit ihrem finanziellen Wert zu tun. Sie
verlieren ihre Sprache. Ich spreche mit ihnen."
Foto: Ernst Jacobi als Magnus Dutt in "Am Abend aller Tage"
Zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR)
Quelle: Bayerischer Rundfunk (BR), Archiv-Nr.: 40501-1-02
© BR/Hendrick Heiden
|
Auf der
Website des BR (www.br.de)
kann man zum Inhalt folgendes lesen: "Philipp Keyser (Friedrich Mücke) ist Anfang 30, als man ihm noch einmal
eine Chance gibt: Für eine Gruppe greiser Geschäftsleute soll er ein verschollen geglaubtes Gemälde des deutschen Expressionisten Ludwig Glaeden aufspüren "Die Berufung der Salomé" und den Ankauf
in die Wege leiten. Koste es, was es wolle. Als leidenschaftlicher Verehrer Glaedens stürzt sich Philipp ohne Zögern in diesen Auftrag.
Doch der mutmaßliche Besitzer des Bildes, der 84-jährige Sammler Magnus Dutt (Ernst Jacobi), ist erst unerreichbar und dann
nicht bereit zu offenbaren, ob er die
"Salomé" je besessen hat. So beginnt Philipp, sich der Großnichte Dutts zu nähern, der Künstlerin Alma
(Victoria Sordo1)).
Er umwirbt sie, indem er ihren brach liegenden Garten erblühen lässt. Langsam öffnet sie sich ihm und vertraut ihm
verschwiegene Dinge aus dem Leben ihrer Familie an. Zu spät wird Philipp klar, dass er der jungen Frau immer mehr verfällt.
Die Jagd nach dem Bild zieht Philipp in einen Strudel, in dem sich Liebe, Schuld und die Hingabe zur Kunst
auf eine lebensgefährliche Weise vermischen. Ein Strudel, in dessen Zentrum ein Bild schimmert, das es vielleicht gar nicht gibt
";
vorgestellt wurde der Film im Rahmen der 50. Internationalen Hofer Filmtage" (25.30.10.2016),
Ausstrahlungstermin in der ARD war der 31. Mai 2017.
Der Medienjournalist Rainer Tittelbach meinte bei tittelbach.tv:
"Man muss dem Augen-Blick genauso viel Aufmerksamkeit entgegenbringen wie dem in der Erzählung ausgegebenen Ziel das ist immer so bei
Dominik Graf, in dieser feinsinnigen, anspruchsvollen Betrachtung über Liebe & Kunst aber besonders augenfällig.
Ein Film gegen Sehgewohnheiten. Ein Film für Auge, Kopf und Seele. (
) Dominik Graf sieht in diesem von Ernst Jacobi gewohnt
eindrucksvoll verkörperten Kunstsammler
"keinen wunderlichen Kauz", sondern einen klugen Mann, "der Werke nicht den Erben der Maler,
nicht den Käufern und auch nicht deren Erben, nicht den Millionären und eben auch nicht den Museen überlassen will,
sondern nur denen, die sie gemalt haben und denen, die so wie er sie vor ihrer täglichen Herabwürdigung beschützen
werden". Dieser Bewahrer der immanenten Aura eines Kunstwerks sammelt nicht,
um irgendwann seine Bilder zu veräußern oder sie zu vererben, nein,
er will sie lieber verstecken, im Verborgenen halten, bis ein Zeitalter
angebrochen sei, in dem die Menschen diese Bilder schätzen würden." → siehe auch
die Artikel bei www.spiegel.de,
www.sueddeutsche.de,
www.tagesspiegel.de,
www.welt.de.
Doch diese Arbeit vor der Kamera sollte nicht die letzte gewesen sein, am 17. Dezember 2016
gingen die Dreharbeiten zu der "Polizeiruf 110"-Folge1) mit dem
Titel "Nachtdienst"1) zu Ende. Von Rainer Kaufmann1) in Szene
gesetzt, ermittelt Kriminalhauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt1)) in
diesem Krimi aus München in einem Pflegeheim und trifft dort auf den
von Jacobi gespielten Bewohner Claus Grübner, einen ehemaligen Kollegen → www,br.de.
Gesendet wurde diese hochemotionale, mitunter verstörend-beklemmende Story, welche den Pflegenotstand in Deutschland
zum Thema macht, am 7. Mai 2017:
Nachdem ihm die verwirrte 80-jährige Elisabeth Strauß
(Elisabeth Schwarz1)) auf dem Polizeipräsidium
erklärt hat, dass ein Mitbewohner erschlagen worden sei,
nimmt "Hanns von Meuffels die Ermittlungen auf, die ihn in ein Münchner Altenheim
mit überforderten Pflegern und vielen betreuungsintensiven Patienten führen. Die Suche nach
der Wahrheit erweist sich für Meuffels als sehr schwieriges Unterfangen. Es ist der Beginn
einer Nacht, die er so schnell nicht mehr vergessen wird."
notiert www.br.de. Jacobi
als knorriger, ehemaliger SEK-Beamter und Scharfschütze Claus Grübner
verlieh brillant-überzeugend einer Figur Kontur, die sich gegen die
Missstände in Senioreneinrichtungen aufbäumt, aber kein Gehör findet am Ende kommt es
zum dramatischen Showdown bzw. zur Katastrophe → tittelbach.tv.
Ernst Jacobi und Matthias Brandt in "Nachtdienst"
© BR/diefilmgmbh/Hendrick Heiden
Foto mit freundlicher Genehmigung von "BR-Bildmanagement" sowie
"die agenten" (www.die-agenten.de),
Agentur
von Matthias Brandt
|
|
"Die Welt" (www.welt.de) bezeichnete
den mit dem "FairFilm Award 2017" (Fairste Produktion des Jahres 2016)
ausgezeichneten Film als "somnambules Meisterstück" und meinte "Rainer Kaufmann hat die Tragödie der Grimmepreisträgerinnen
Ariella Bogenberger1) und
Astrid Ströher ohne Sozialdramafirlefanz mit hoher Genauigkeit, großer Empathie auf geradezu superrealem Unterton verfilmt. Ein Gruselfilm."
Und bei www.spiegel.de konnte man lesen: "Dieser Krimi ist todtraurig.
Und höchst vital. (
) Auch in diesem Jazz-und-Pflegenotstand-"Polizeiruf" wird nun
einerseits leger eine extrem hohe atmosphärische Dichte geschaffen. Andererseits trägt der Film aber
auch beflissen Fakten zum politischen Dauerbrenner
zusammen." Für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (www.faz.net)
ist der Film "eine ästhetisch herausragend gestaltete Anklage; eine Nachtmahrgeschichte
über die Schrecken des Endes der Individualität und den Verlust des Menschlichen,
getragen von einem brillanten Ensemble steinalter Schauspieler. Der Film hält sich nicht
mit Andeutungen auf, seine Übertreibung ist systematisch." → Übersicht
TV-Produktionen
|
Im Februar 2018 reiste Jacobi in das Schweizerische Grüsch1)
(Graubünden), um in dem zweiten Kurzfilm der Brüder Flurin und Silvan Giger
die männliche Hauptrolle (ohne Gage) zu übernehmen. "Schächer" heißt das
30-minütige Werk der jungen Filmemacher aus Seewis im Prättigau1), das sich mit dem Ende der irdischen
Existenz auseinandersetzt: Ein unbekannter Gast betritt mitten in der Nacht die
gespenstisch anmutende, verschneite Berghütte eines alten Mannes (Jacobi) und
einer alten Frau (Erika Engler), der Besuch verändert alles
Jacobi selbst notiert hierzu: "Keine Emotionen (!), kaum Worte, große,
langsam gespielte Nüchternheit bei einem Mann, der in einer gläubigen Umgebung
einen Suizid durchsetzen will was er schafft." Flurin Giger
kommentiert das Werk mit den Worten: "Die erste und jedem Menschen gegebene Bestimmung ist es, eines Tages zu sterben.
Nichts führt daran vorbei und nichts lässt es aufhalten. Jedoch wird das Thema Sterben und der Tod vielerorts
noch immer als Tabuthema behandelt und gerne verdrängt. In der Hoffnung vielleicht doch davon verschont zu bleiben. Ich denke es liegt
an den vielen offenen Fragen, die der Tod mit sich bringt. Die Ungewissheit wann der Tod kommt, wie er kommt und wie er sich anfühlt kann
beängstigend sein. Umso mehr die Frage was wohl danach sein wird. Mit dem Film möchte ich den Zuschauer dazu bewegen über diese
und andere Fragen mehr nachzudenken und zum Diskutieren anregen. Dabei möchte ich nun gerne einfach schweigen und zuhören."
Filmplakat zu "Schächer"
Zur Verfügung gestellt bzw. mit freundlicher Genehmigung von Flurin Giger
© Giger Brüder / www.gigerbrueder.com |
Nicht zuletzt durch eine poetische, hochästhetische Bildsprache schaffte der Film unter rund 1.500 Bewerbungen
den Sprung zu den "71. Internationalen
Filmfestspielen von Cannes"1)
(08.19.05.2018) und feierte in der Reihe "Semaine internationale de la
critique"1) seine Uraufführung → www.semainedelacritique.com,
www.gigerbrueder.com.
Für Jacobi war die Teilnahme in Cannes sicherlich ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk am 11. Juli 2018
wurde er 85 Jahre alt. |
Der Kurzfilm "Schächer" war bereits Ende Januar 2019 für den
"Schweizer
Filmpreis"1) in der Kategorie "Bester Kurzfilm"
nominiert worden. Die feierliche Preisverleihung fand am 22. März 2019
im "Bâtiment
des Forces Motrices"1) in Genf statt,
leider unterlag das Werk der Giger Brüder (Flurin Giger, Silvan Giger) dem Film
"All Inclusive" von Corina Schwingruber Ilić → "Schweizer Filmpreis 2019" bei Wikipedia. Die
Enttäuschung war sicherlich nicht nur bei den
jungen Filmemachern groß, auch Ernst und Barbara Jacobi, die extra nach Genf
angereist waren, bedauerten die Entscheidung der Jury → Übersicht
Kinofilme.
|
|
Ernst Jacobi mit den "Giger Brüdern"
(jeweils links:
Flurin Giger, rechts: Silvan Giger)
in Genf
anlässlich der Verleihung der "Schweizer Filmpreise 2019"
© Barbara Jacobi
|
|
Im Laufe seiner langen schauspielerischen Karriere arbeitete Ernst Jacobi mit
vielen renommierten Regisseuren zusammen, in der Rückschau sind ihm jedoch drei
Personen bei seinem künstlerischen Schaffen als Schauspieler besonders wichtig:
So nannte er Egon
Monk1) (1927 2007), den er als scharfen
Analytiker charakterisierte. Zu einer ersten Zusammenarbeit war es 1963 mit zwei
vom NDR produzierten TV-Dramen gekommen, mit denen Monk neue
Darstellungsmöglichkeiten entwickelte. In der Parabel "Schlachtvieh"
(Jacobi als Pfarrer Hartmann) mit dem Untertitel "Fernsehspiel für Menschen in einem unterentwickelten Land"
porträtierte und provozierte Monk nach dem Buch von Christian Geissler1)
(→ christian-geissler.net)
die Wohlstandsgesellschaft bewusst als willenloses Schlachtvieh "vor allem der Pfarrer Hartmann
(Jacobi) erweist sich als ein virtuoser Beschwichtiger und Einluller" notiert
deutschlandfunk.de.
In "Mauern" (Jacobi als Hans Nast) wurde anhand der Geschichte zweier Familien
der Mauerbau in Berlin und die Schüsse auf Flüchtlinge thematisiert → Info zum Film. filmportal.de
schreibt über Egon Monk: "Die ästhetische Gestaltung seiner Fernsehspiele, für die der Begriff
"Hamburgische Dramaturgie" erstmalig 1967 von Werner Kließ verwendet wurde, zeichnet sich durch das
"epische Prinzip" aus, d.h. durch Gestaltungsmittel, die der Darstellung einen auffallend demonstrativen Charakter verleihen. In
"Mauern", "Schlachtvieh" und "Anfrage" wird die Mischung von fiktionalen und dokumentarischen Sequenzen zu einem
"inszenierten Dokument", bewirkt so eine größere Aufmerksamkeit des Zuschauers, der herausgefordert wird, die
Montage von fiktionalem und dokumentarischem Bild- und Tonmaterial zu durchschauen. Während die
"bühnenhaft-abstrakten" Passagen dem Zuschauer eindeutig inszenierte Fiktion demonstrativ vorführen,
reißt ihn der Wiedererkennungseffekt beim Betrachten von dokumentarischen Aufnahmen aus seiner distanzierten Sichtweise heraus."
Weitere TV-Arbeiten Jacobis mit Monk waren "Ein Tag Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939"
(1965, Jacobi als Pfarrer) basierend auf persönlichen Erfahrungen des ehemaligen Häftlings im
KZ Sachsenhausen1) Gunther R. Lys,
"Goldene Städte" (1969, Jacobi als der junge Architekt Andrew Cobham)
nach dem Bühnestück von Arnold Wesker1),
der Fünfteiler "Bauern, Bonzen und Bomben"
(1973, Jacobi als Provinzjournalist Max Tredup) nach dem Roman von Hans Fallada1),
"Die Gewehre der Frau Carrar"
(1975, Jacobi als Pater) nach dem Theaterstück von Bertolt Brecht1) und der
Fünfteiler "Die Bertinis"1) (1988, Jacobi als Musikprofessor) nach dem
Roman von Ralph Giordano1).
1968 besetzte Monk am "Deutschen Schauspielhaus"
in Hamburg Schillers "Die
Räuber"1) (Premiere: 15.09.1968) in
Szene. Die Inszenierung, unter anderem mit Benno Gellenbeck1) (Graf von Moor),
Ernst Jacobi (Franz Moor), Gerd Heinz1) (Karl Moor) und
(Angela Schmidt) Amalia von Edelreich), sorgte
damals für einen handfesten Theaterskandal, da Monk das konservative Hamburger Publikum mit seiner
zeitgenössischen, provokanten Sichtweise des Dramas schockierte. Auch die
Presse "verriss" die Aufführung, was letztlich mit dazu führte, dass
Monk nach nur 75 Tagen seine erst im August 1968 angetretene Intendanz am
"Deutschen Schauspielhaus" niederlegte.
|
An zweiter Stelle der für Jacobi prägenden Regisseure rangierte Karl
Fruchtmann1) (1915 - 2003), der ihm 1988
in dem Fernsehfilm "
und trotzdem"
die Rolle des französischen Romanciers Émile Zola1) anvertraute, der sich am
13. Januar 1898 mit einem offenen Brief an den damaligen Staatspräsidenten Félix
Faure1) für den als pro-deutschen Verräter verurteilten Hauptmann Alfred
Dreyfus1) einsetzte. Dieser Brief mit dem
Titel "J’accuse …!"1) ("Ich klage an") entfachte einen ungeahnten innenpolitischen Sturm → Dreyfus-Affäre1) der Titel
des TV-Films beschreibt die menschliche Haltung Zolas. Bei www.zeit.de
kann man lesen "Ernst Jacobi spielt als Zola die Hauptrolle, er spielt den zugleich kindsgläubigen und furchtsamen Dichter in seinen Erfolgsjahren. Sein Umgang mit dem Erfolg nach langen Hungerjahren ist aber nicht Gegenstand des Films, ein gutbürgerliches Interieur erzählt das Nötige.
(...) Die Hauptsache sind die Bilder des Karl Fruchtmann, der einige Jahre in deutschen Konzentrationslagern verbracht hat. Er findet überall Gesichter, die fähig sind, den
"Juden Dreyfus" schuldlos über die Klinge springen zu lassen. Es sind Gesichter von (Offizieren und ihren Damen, von oben her durch goldene Lüster hindurch beobachtet, es sind die unsichtbaren Gesichter derer, die faules Obst nach Zola werfen. Es sind die Scharniergesichter der Holzmarionetten, die die Dreyfus-Moritat vorführen."
Das Foto wurde mir freundlicherweise von
der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
|
Anfang der 1990er setzte Fruchtmann das TV-Drama "Tote Briefe Wer rettet Joshua?" (1991, Jacobi als
Postbeamter) nach einer Kurzgeschichte von Siegfried Lenz1) in Szene.
spiegel.de notierte: "Aus einer schmalen
Erzählung von Siegfried Lenz hat der renommierte Regisseur Karl Fruchtmann ("Zeugen") ein eindrucksvolles Fernsehspiel
über die Asylproblematik gemacht. Einen "Preis für Zivilcourage" möchte Fruchtmann der ZDF-Fernsehspielredaktion
zuerkennen, die zum Höhepunkt der Asyldiskussion dieses Stück ins Hauptprogramm genommen
hat." Zu "Der Affe Gottes" (1992, Jacobi als
Verteidiger), kann man bei spiegel.de
lesen: "Im Mittelalter sei so etwas tatsächlich vorgekommen, versichert Regisseur und Autor
Karl Fruchtmann: Seine Tragikomödie erzählt von dem
absurden Gerichtsverfahren gegen einen Schimpansen, der allen
Ernstes der Unzucht und Gotteslästerung bezichtigt wird.
Fruchtmanns zweite Behauptung ist auch alles andere als affig:
"Die Entfernung zwischen heute und den Menschen von damals ist gar nicht so groß, wie manche gern glauben möchten."
In "Die Grube" (1995), einer szenischen Dokumentation über die Ermordung von 90 jüdischen Kindern im August 1941 in
Bjelaja Zerkow1)
(Ukraine) unter anderem mit Helmut Griem als
Offizier bzw. Widerstandskämpfer Helmuth Groscurth1)
und Peter Fitz als
Obersturmführer August Häfner1),
stellte Jacobi den Hauptmann Friedrich W. Liebe dar → filmdienst.de.
Letztlich war Jacobi ein Bewunderer von Michael Haneke1), den er gut
kannte und als "präzisen
Arbeiter" bezeichnete. Für den österreichischen Filmregisseur und Drehbuchautor
durfte er bei dem vielfach preisgekrönten Kinofilm "Das
weiße Band"1) als Erzähler (der
alte Lehrer) mitwirken. Am 21. Mai 2009 feierte die in schwarz/weiß
gehaltene, im Jahr vor Beginn des 1. Weltkriegs in Norddeutschland
angesiedelte Geschichte bei den 62. Filmfestspielen von Cannes1) Premiere und Haneke
wurde mit der "Goldenen
Palme"1), dem Hauptpreis des Filmfestivals, ausgezeichnet;
allgemeiner Kinostart war Mitte September 2009, in Deutschland am 15. Oktober 2009.
Anschließend wurde an "The White Ribbon" für den
amerikanischen Verleih gearbeitet, auch hier konnte Jacobi wie erwähnt für den Part des Erzählers gewonnen
werden. Bei der 82. "Oscar"-Verleihung am 7. März 2010 im "Kodak
Theatre"1) in Los Angeles ging Hanekes Meisterwerk leider
leer aus, nominiert war es in den Kategorien "Bester
fremdsprachiger Film"1) und
"Beste
Kamera"1).
Michael Haneke bei der Österreich-Premiere des
Films "Das finstere Tal"1)
(Regie/Co-Drehbuch: Andreas Prochaska1))
am 11. Februar 2014 im Wiener "Gartenbaukino"
Urheber: Manfred Werner Tsui;
Lizenz CC-BY-SA 3.0
Quelle: Wikimedia Commons |
|
Der Charakterdarsteller Ernst Jacobi widmete sich
in den letzten Jahrzehnten vermehrt seiner Passion,
der Schriftstellerei und der Fotografie.
Seit vielen Jahren betätigte sich der lange in München lebende Ernst Jacobi
als Fotograf und machte seine Werke der auch Öffentlichkeit zugänglich:
Erstmals präsentierte er seine Fotografien 1994 in Berlin am Prenzlauer
Berg1), im
gleichen Jahr fand eine Ausstellung in der "Villa Ichon" in Bremen
statt. 1997 folgte eine Ausstellung in Ulrichsberg1) (Oberösterreich), zuletzt
fand 1998 gemeinsam mit dem Künstler Gerd Wöß die Vernissage "Bilder im
Dialog" im "Wiesleitner Hof" in Marchtrenk1)
(Oberösterreich) statt. Nach längerer Pause präsentierte Ernst Jacobi seine Werke
erneut: Mit der Vernissage
"Ernst Jacobi Arbeiten 1993 2005" am 19. Mai 2006 im ostwürttembergischen
Aalen1) anlässlich der FOTONALE brachte der Künstler dem Publikum sein Verhältnis zur Fotografie nahe und führte anschließend durch
seine Ausstellung der abstrakten Fotoarbeiten.
|
|
|
Ikarus I
© Ernst Jacobi
|
|
Judas Ischariot
© Ernst Jacobi
|
|
Ernst Jacobi sagte zu seinen Werken folgendes:
Ich habe einen Satz im Kopf das Bruchstück eines Rilke-Satzes.
Seit mehr als dreißig Jahren hat es sich im Gedächtnis festgehakt
und kommt mir nicht mehr aus dem Sinn:
"… und wenn Sie diese Liebe haben, zu dem Geringen …"
Ich habe den Zusammenhang vergessen, und weiß nicht mehr,
was diese Liebe dem, der sie hat, in Aussicht stellt
aber als ich begann mich nach "Motiven" umzusehen, war dieser Halbsatz
offenbar mein Leitmotiv und lenkte meine Augen auf das Unbeachtete,
das Aufgegebene, den Rest, das Überbleibsel
und ich verliebte mich in Bilder, die nur sprechen, wenn man fragt
Zeugnisse von Verletzungen die nicht verletzen.
Zeichen, die keine Werbebotschaft tragen. Sinnloses Zeug,
das Sinnlichkeit bewahrt.
Räume für Phantasie, die jedem offen stehen.
Man muß nur etwas ratlos sein.
Das hilft.
Und sollte wenn das möglich ist die Frage:
"was soll das sein?" als Zauberwort versteh'n, um
einzutreten.
|
Die "Schwäbische Post"1) schrieb anlässlich der aktuellen
Ausstellung am 22.5.2006 unter anderem folgendes:
FOTONALE / Künstlergespräch mit dem Fotografen und Schauspieler Ernst Jacobi
Phantasieräume fürs Geringe
von Dagmar Oltersdorf |
Rostrote Farbe blättert, Blasen wuchern, unter Rissen zeigt sich die nackte
Haut von Stahl, Metall, Holz totes Material, das aussieht, wie von Künstlerhand
komponiert, gemalt von einem Meister. Doch es ist Fotografie, genauer gesagt
Abstrakte Fotografie, die im Rahmen der Fotonale im 3. Stock des Aalener Torhaus zu sehen ist. (
) Bei einem Künstlergespräch mit
ihm am Freitagabend im Torhaus ging es um diese Arbeiten
1993 2005. (
) In den Fotografien des Künstlers spiegele sich
viel von dieser künstlerischen Qualität des Schauspielers, der sich während seiner
gesamten beruflichen Laufbahn nie in eine Schublade habe stecken lassen, so
Wasella2): "Er ringt mit der Wahrheit. Er sucht nach Strukturen und neuen
Arrangements."
Jacobis Ringen um Wahrheit, es zieht sich durch sein ganzes künstlerische Schaffen:
Es findet sich auch in seinen bisher noch unveröffentlichten Kindheitserinnerungen und
in seinen Fotografien. Wie er dazu kam, solch wie er selbst sagt sinnlose Dinge wie Ausschnitte
von Güterwaggons, Hauswände oder Stahlrohre zu fotografieren? Das wisse er nicht mehr
genau, so Jacobi. Geprägt habe ihn in diesem Zusammenhang aber schon als Schauspielschüler der
Rilke-Satz: "
und wenn sie diese Liebe haben, zu dem Geringen
"
Gering sind aber nicht nur die Motive, gering ist auch der Aufwand, den Jacobi um
sie betreibt: Denn nichts ist arrangiert, nichts technisch verändert (
) Nicht für jeden Betrachter seien die Fotos verständlich. Was soll denn das sein?,
diese Frage stelle sich mancher auch, weil er den Werken üblicherweise keine Namen gebe:
Ein Name entzieht der Phantasie den Boden, so Jacobi. Doch Phantasieräume zu
schaffen, das sei ihm wichtig, auch in Hinblick auf den Kunstbegriff des Dritten Reiches, den er damals
akzeptiert habe.
Am Ende tut Jacobi es aber doch wohl auch vor Begeisterung über das fruchtbare Gespräch
im kleinen Rahmen: er stellt sich vor eines der Bilder und erklärt, was ihm beim ersten Sehen des
Motivs in den Sinn kam: Leonardo da Vincis Abendmahltisch, darauflehnend Judas
Ischariot. Welches Foto Jacobi damit meint?: "Schauen Sie selbst und lassen Sie Ihrer Phantasie
Raum."
1) Textveröffentlichung mit freundlicher
Genehmigung der Zeitung "Schwäbische Post"
2) Leiter der VHS AAlen |
Sieben Jahre lang schrieb der vielseitige Künstler überdies an den Erinnerungen an seine
Kindheit. Ebenfalls in Aalen las Ernst Jacobi am 18. Mai 2006
erstmals aus diesen Aufzeichnungen unter dem Titel
"geb. '33". Die "Schwäbische Post" schrieb am 20.5.2006 anlässlich
der Lesung unter anderem:
"geb. 33"
lautet der Titel von Jacobis bisher unveröffentlichten Erinnerungen. Im Aalener Rathaus las er
im Rahmen der Fotonale zum ersten Mal vor einem Publikum Auszüge daraus. Eine Premiere, die fesselte, berührte, auch erheiterte.
Er ist einer der Großen, zählt zur ersten Riege deutscher Charakterschauspieler. Doch als Ernst Jacobi im kleinen
Sitzungssaal vor rund 30 Zuhörern aus seinen Erinnerungen zu lesen beginnt,
muss auch er anfangs ein wenig innehalten, nochmals Atem holen: Es geht um Persönliches, es geht um
Politisches. Jacobis Buch handelt von seinem Bemühen um Liebe, von seiner Kindheit in
Nazi-Deutschland, von Schuld und ihrer Aufarbeitung. (
) Über zwei Stunden lang hielt
Jacobi sein Publikum mühelos in konzentrierter
Zuhör-Lust. (
) Viel Nähe kam auf an diesem Abend. Eine aussergewöhnliche Premiere.
|
Jacobis Jugenderinnerungen mit dem Titel "geb. '33" erschienen im März 2008 im Berliner "TRANSIT-Verlag" (weitere
Infos findet man hier
auf der Website des Verlages);
auch eine
Hörbuch-Fassung ist rechtzeitig zum 75. Geburtstag des
Schauspielers vom Schweizer Verlag "Hörkultur Medien AG"
in Vorbereitung.
Ernst Jacobi erzählt von seiner Kindheit und Jugend in
einer Zeit, wo Propaganda, Diktatur, Verblendung und Anpassung den Alltag prägten.
Jacobi schreibt über beglückende und beklemmende Erfahrungen, über die Trennung von seiner
Mutter, Sekretärin im Reichsluftfahrtministerium, die ihre beiden Kinder über sechs
Jahre im Krieg verließ. Über seinen Vater, Akademiker und Offizier, dessen Familie
dafür sorgte, daß er sich von der nicht
"standesgemäßen" Frau wieder scheiden ließ, und mit seinem Sohn
bei dessen seltenen Besuchen mit Holzsoldaten spielte. Über den Onkel, zu dem ihn seine Mutter
"abgegeben" hatte, einen stramm nationalen Pfarrer im
westpreußischen Großbösendorf, später versetzt in ein thüringisches Rhön-Dorf.
Über seine Bereitschaft, sich im Jungvolk politisch verführen zu lassen, und
schließlich das Kriegsende mit Amerikanern und Russen, die Rückkehr ins zerstörte,
geteilte Berlin und dann die Entdeckung der lange vermissten Sprache und Literatur eine Liebe,
die ihn schließlich zum Theater führt und auch seine Erinnerungen so besonders lesenswert macht.
Ein überraschendes, literarisch anspruchsvolles, ganz und gar uneitles Buch.
Textquelle und Buchcover: www.transit-verlag.de
|
Anlässlich des bevorstehenden 75. Geburtstages von Ernst Jacobi befasste
sich auch die prominente Journalistin und Filmkritikerin Ilse Kümpfel-Schliekmann1)
("Ponkie") in der Münchener "Abendzeitung" (AZ, 11.7.2008,
Rubrik "Kultur") unter dem Titel "Der innere Widerspruch"
mit den "spannenden Memoiren" des Künstlers und schrieb unter anderem "Längst ist das mediengeübte Publikum daran
gewöhnt, dass Schauspieler, Popsänger und Show-Selbstdarsteller ihre Lebensläufe
zu Plauder-Memoiren und literarischem Brausepulver verarbeiten: gefällig, nett,
anekdotenreich. Hier ist ein Gegenmodell: (
) Die Impressionen aus dem alten Westberlin,
das Sperrige und Komplizierte, die Widersprüche, die er immer wieder spielen wird
auf der Bühne, in Film und Fernsehen, bei Egon Monk (als Fernsehspiele noch einen Inhalt hatten, wie
"Das Leben des schizophrenen Dichters Alexander März", Falladas
"Bauern, Bomben, Bonzen"). (
) in vielen Film- und
Fernseh-Rollen ein prägender Kopf, begegnet er als alter Mann sich selbst, dem
11- bis 14-jährigen Pimpf und Hitlerjungen aus Berlin. (
) Das Buch von
Jacobi heißt "geb. "33" und beschreibt wesentliche Erfahrungen deutscher Zeitgeschichte. (
) Erst
die Menschen auf der Bühne ("Des Teufels General") geben Antwort auf die ungestellten Fragen eines Hitlerjungen:
"Man hatte mich mit Unschuld eingeseift. Aber nicht dick genug." Das liest sich wie ein Aufstand als Zeitzeuge
eines sprachlosen Jahrgangs. Empfehlenswert."
Zusätzliche Informationen auf der Webseite von "Prittwitz & Partner": Eine
Buchbesprechung
sowie ein Interview
mit Ernst Jacobi (PDF-Dateien).
Vorgestellt wurde "geb. '33"
erstmals während der "Leipziger
Buchmesse"1), Ernst Jacobi las aus seinen facettenreichen
Lebenserinnerungen am 15. März 2008 in der Villa Rosental.
Eine weitere Lesung fand am 13. April 2008 im Berliner "Renaissance-Theater"1)
in der Reihe "Literarische Streifzüge" statt, am 27. Mai 2008
wurde
die Lesereise in Köln in der Buchhandlung Klaus Bittner
fortgesetzt.
Im Rahmen des "Berliner Bücherfestes 2008"
(21./22.6.2008)
gehörte auch Ernst Jacobi zu den zahlreichen Autoren bzw. Verlagen, die auf dem Bebelplatz neben der
"Staatsoper Unter den
Linden" ihre
Werke präsentierten; weitere Lesungen schlossen sich an.
Am 6. Juni 2008 gab Jacobi in der SWR-Sendung "Nachtkultur"1)
ein Interview, wenig später konnte man den Künstler am
16. Juni 2008 um 20:15 Uhr bei BR-alpha im "alpha-Forum"
erleben.
Foto: Ernst Jacobi, aufgenommen anlässlich des "Berliner Bücherfestes 2008"
Foto mit freundlicher Genehmigung des Berliner Fotografen Christian Behring
© Christian Behring (www.christian-behring.com)
|
|
Am 25. Juli 2008 war Ernst Jacobi in der NDR-Talkshow
"3 nach 9"1)
einer der prominenten Gästen von
Amelie Fried1) und Giovanni di Lorenzo1) und erzählte auch hier von
seiner belasteten Kindheit, seinem Kampf nach Liebe und Anerkennung sowie der
Suche nach dem eigenen Ich. Ein weiteres Hörfunk-Interview wurde am
28. August 2009 im Kultur-Radio "HR2" im Rahmen der Sendung
"Doppel-Kopf" ausgestrahlt ("Am Tisch mit Ernst Jacobi,
"Phantast").
Am 3. Mai 2010 wurde im Ö1-Radio im Rahmen der Sendereihe
"Texte Neue Literatur aus Österreich" Jacobis
erstveröffentlichte Erzählung "Die Stewardess" gesendet
gelesen vom Autor selbst, der längere Zeit in Oberösterreich lebte.
Die Geschichte ein "Essay" zum Männer- und zum Frauenbild wie sie der Autor umreißt:
Auf einem Frachtschiff befindet sich der Ich-Erzähler auf der Fahrt nach Fernost. Der zweite Offizier des Frachters und der
Passagier freunden sich auf See an. Bangkok ein Hafen der Matrosenträume, das
"älteste Gewerbe" blüht. Der Offizier sucht das Besondere, der
Passagier geht mit. Sie werden angeschmiert, zum Schluss läuft eines der
"Mädchen" auf dem Schiff dem Passagier um Hilfe rufend in die
Arme und es geht anders aus, als man erwartet
Auf der Leipziger Buchmesse präsentiert der "Hörkultur-Verlag" überdies die CD "Eros"
nach dem gleichnamigen Roman von Helmut Krausser1): Der todkranke und schwerreiche Industrielle
Alexander von Brücken lädt den Ich-Erzähler, einen Schriftsteller, zu sich ein um diesem
seinen Lebensbericht für einen Roman zu diktieren. Es geht dabei um eine
lebenslange unerfüllte Liebe, die ihr Schlüsselerlebnis kurz vor dem Ende des II. Weltkrieges
bei einem pubertären Annäherungsversuch in einem Luftschutzkeller findet.
Die Geschichte endet in der Gegenwart und beschreibt damit ein aufregendes
Stück deutscher Nachkriegsgeschichte.*)
Dem Industrielle von Brücken leiht Ernst Jacobi seine unverwechselbare Stimme, der Ich-Erzähler
wird von Sylvester Groth1)
gesprochen → siehe auch das Interview
(PDF-Datei) mit Ernst Jacobi über "Eros" bei "Prittwitz & Partner".
*) Quelle: www.hoerkultur.com
(Seite nicht mehr existent)
|
Jacobi widmete sich in letzter Zeit vermehrt dem Schreiben und befasste sich unter
anderem mit alten Reisetagebüchern. Eine Reise führte ihn 1965/66 mit einem
polnischen Frachter bis nach Yokohama1), ein Jahr später machte er sich von
Berlin über Moskau, Kabul, Singapur bis nach Tel Aviv1) auf immer
als "Rucksacktourist" mit wenig Geld und wenig Vorkenntnissen. Seine
Erinnerungen an eine Gruppenreise mit der "Parents and Teachers
Association" (PTA) im Jahre 1964 durch Kenia, Uganda und Tansania
verarbeitete er in der Erzählung "Ein afrikanischer Morgen". Unter
anderem führte ihn die Tour auch zu Hardy Krügers ehemaligem, legendärem
Buschhotel "Momella Lodge" in Tansania, welches der Schauspieler 1961
eröffnet hatte und 13 Jahre lang führte → WAZ-Artikel.
Hier eine kleine Reminiszenz (© Ernst Jacobi):
Foto: Privatarchiv Ernst Jacobi
© Barbara Jacobi
|
"An einem frühen Morgen, vor dem Wecken verlasse
ich, unerlaubt, Hardy Krügers ehemalige "Momella-Lodge" zusammen mit zwei Hunden, um die Gegend zu
erkunden
sehe eine Gruppe von Giraffen sie sehen mich noch nicht besteige eine
Schirm-Akazie und tatsächlich besucht mich eins der schönen Tiere und lässt sich ausgiebig
bestaunen
Am Ende der Reise werde ich schwer krank, muss in Addis Ababa das Flugzeug verlassen,
lehne mich nach nach einem unsinnigen Krankenhausbesuch mit 42 Grad Fieber an eine Mauer und weiß:
Das war's! Schaffe es doch nach Hamburg in die Universitätsklinik Eppendorf, werde als Gelbfieber-Patient
isoliert (falsche Diagnose) und bekomme Besuch von "der" Giraffe. Sie fordert mich auf, zu einer
phantastischen Rückreise nach Tanzania mehr mag ich nicht verraten."
Eine weitere Erzählung trägt den Titel "Einmal Kirschgarten und
zurück": Während einer Urlaubsreise durch Südamerika im Spätherbst 1970
erreichte Jacobi per Telegramm die Nachricht, dass er von Regisseur Rudolf Noelte1) dringend
für die Fernsehaufzeichnung der zuvor am Münchener
"Residenztheater" inszenierten gesellschaftskritischen Tschechow-Komödie
"Der Kirschgarten"1) benötigt werde Jacobi hatte an der Seite von
Maria Wimmer als Gutsbesitzerin Ranjewskaja die Rolle des Studenten Trofimow
gestaltet. Der Autor lässt den Leser ausführlich an seiner überhasteten, ziemlich
abenteuerlichen Rückreise sowie der mitunter für ihn unbefriedigenden
TV-Aufzeichnung teilhaben, danach zog es Jacobi erneut in die Ferne "es
wartete der Flug zurück nach Südamerika. Ins Ungewisse. Nach Peru."
Anmerkung: Die rund 130-minütige TV-Aufzeichnung bzw. BR-Produktion von "Der
Kirschgarten" wurde unter anderem am 25. Dezember 1970 um 21:15 Uhr im NDR
ausgestrahlt → Besetzung bei www.berlinerfestspiele.de.
Am 17. März 2013 trat Ernst Jacobi im "Historischen Saal" des
Hessischen "Justizministeriums" in Wiesbaden1) im Rahmen einer Lesung ein letztes
Mal live vor sein Publikum. Noch einmal stellte stellte er die eigenen Kindheitserinnerungen "geb. '33" vor,
beschloss den Abend mit dem Oscar Wilde-Märchen
"Der glückliche Prinz"1). "Eigentlich, räumt Ernst Jacobi ein, passten die beiden Lesetexte überhaupt nicht
zusammen. Auch nicht, wenn man das Märchen als versöhnlichen Schlusston interpretieren wollte? Ernst Jacobi
bleibt skeptisch, schenkt Wilde im Text aber einen kleinen eigenen Beitrag. Und Wiesbaden eine große Geste,
wenn der Schauspieler dort, wo er seine Theaterkarriere beenden musste, nun seinen allerletzten Abschied vom
Podium nimmt." schrieb die "Allgemeine
Zeitung" (Rhein Main Presse). Anfang der 1990er Jahre beendete ein Bandscheiben-Einriss
Jacobis brillante Bühnenkarriere.
Anlässlich des 80. Geburtstages am 11. Juli 2013 sendete der MDR noch einmal
das Hörspiel "Klamms Krieg" (→ hoerspiele.dra.de)
von Rainer Puchert1), in dem man Jacobi mit
der Rolle des Lehrers Klamm erleben konnte; BR-alpha wiederholte einen Tag später
ein bereits am 11.Juli.2008 ausgestrahltes Interview.
Ernst Jacobi gehörte zu den großen Charakterdarstellern der deutschsprachigen
Theaterszene, seit mehr als sechs Jahrzehnten hinterließ er zudem mit seinem emphatischen
Spiel nachhaltige Spuren in der deutschen Fernsehgeschichte.
"Die Produktionen, in denen er mitwirkte, geben im Rückblick Aufschluss
über die Stimmungen und Entwicklungen in Deutschland und die Figuren Jacobis
waren oft von einer inneren Zerrissenheit geprägt, sind teilweise
undurchschaubar und dann wieder so schockierend eindeutig, dass es einem vor
seinem Mitmenschen angst und bange werden könnte". (Zitat: www.zidz.com)
|