Édith Piaf am 13. Dezember 1962 in Rotterdam; Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 914-6440); Urheber/Fotograf: Koch, Eric / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL Édith Piaf wurde am 19. Dezember 1915 als Édith Giovanna Gassion in Paris geboren; ihr Vater war Akrobat, der auf den Pariser Straßen seine Kunststückchen zeigte, ihre Mutter die alkoholsüchtige italienische Straßensängerin Anetta Maillard, welche zeitweise auch der Prostitution nachgegangen sein soll. Die kleine Édith war auf der "Rue de Belleville" im Armenviertel Menilmontant geboren worden, die Mutter lehnte das Kind ab und so gab der überforderte Vater seine Tochter mit zwei Jahren in die Obhut seiner eigenen Mutter. Als sie sieben Jahre alt war, holte der Vater sie wieder zu sich und zog mit ihr in einem Wanderzirkus umher; mit 15 Jahren verließ Édith den Vater, da sie genug von dem Streunerleben hatte und ging nach Paris. Zunächst hielt sie sich mit eigenen Chansontexten, die sie zusammen mit ihrer Freundin Simone Berteaut1) in Pariser Cafés, Bars und Revuetheatern sang, über Wasser.
Dabei wurde sie 1935 von Louis Leplée1), der in Paris den Nobel-Nachtclub "Gerny's" besaß, entdeckt und aus der armen Straßensängerin wurde die berühmteste Chansonsängerin aller Zeiten. Leplée gab der nur 1,47 Meter großen jungen Frau den Namen "La môme piaf", was übersetzt "der kleine Spatz" bedeutet.
Die Piaf wurde zum "Spatz von Paris" und entdeckte ihrerseits talentierte Sänger und Songschreiber, die es zu Weltruhm brachten: Hier sind an erster Stelle Georges Moustaki1), Charles Aznavour2), Eddie Constantine2) (1913 – 1993), Yves Montand2) (1921 – 1991) und Gilbert Bécaud2) (1927 – 2001) zu nennen, die ihre Karriere Édith Piaf zu verdanken haben. 
 
Édith Piaf am 13. Dezember 1962 in Rotterdam
Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 914-6440)
Urheber/Fotograf: Koch, Eric / Anefo; mehr bei → www.gahetna.nl
Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL
Édith Piaf selbst trat anfangs unter anderem in dem berühmten Pariser Varieté-Theater "A.B.C" auf und sang zusammen mit der Gruppe "Les Compagnons de la Chanson" erfolgreich auf zahlreichen europäischen Bühnen. Bereits vor dem 2. Weltkrieg war die Chansonette sehr bekannt, doch mit dem Titel "La vie en rose" – erstmals aufgenommen 1946 – wurde sie 1950 auch international eine Berühmtheit. Das Lied verkaufte sich millionenfach und errang sogar in den USA eine Platzierung in den Charts.
In Frankreich belegte sie ebenfalls 1950 mit "L'hymne à l'amour" den 1. Platz in der Hitparade, 1952 folgte "Padam, Padam" sowie "Bravo pour le clown" und ein Jahr später "Johnny tu n'est pas un ange". In den folgenden Jahren sang sie so legendäre Titel wie 1955 "C'est à Hambourg" oder 1960/61 "Exodus", der Soundtrack des gleichnamigen Films, und "Non Je ne regrette rien"; letztgenanntes Lied gehört wohl zu ihren berühmtesten und unterstreicht mit dem Text "Nein, ich bereue nichts" das Lebensmotto der Künstlerin. Das von Georges Moustaki komponierte "Milord", im Frühjahr 1959 aufgenommen, wurde zum Spitzenreiter in Deutschland und erreichte Platz 24 in Großbritannien; ihr letztes Lied " L'homme de Berlin" entstand wenige Wochen vor ihrem Tod.
Die Sängerin mit der kraftvollen und ausdrucksstarken Stimme begeisterte das Publikum nicht nur wegen der Melodien, sondern auch die oft tragischen und dramatischen Inhalte ihrer Balladen sprachen die Menschen an. Bei ihren Auftritten trug sie stets ein schwarzes Kleid und als einzigen Schmuck ein goldenes Kreuz, das sie von Marlene Dietrich geschenkt bekommen hatte; ihre Erscheinung unterstrich das Expressive ihrer Lieder. Édith Piaf machte auf diese Weise das französische Chanson über die Grenzen ihres Heimatlandes auf Tourneen rund um den Globus berühmt. Ermutigt durch ihren Freund und Kollegen Maurice Chevalier trat sie auch in einigen Filmen, Komödien und Operetten als Sängerin auf.
Privat verlief das Leben der Sängerin eher unglücklich. Aus ihrer ersten Beziehung mit dem Gelegenheitsarbeiter Louis Dupont, den sie 1932 kennen- und lieben gelernt hatte, stammte ihr einziges Kind, die am 11. Februar 1933 geborene Tochter Marcelle, welche jedoch tragischerweise bereits knapp zwei Jahre später an Meningitis verstarb. Ihr Mentor und Entdecker Leplée war 1936 in seinem Appartement ermordet worden und nur mit Hilfe ihres späteren Geliebten und Mentor, dem Lyriker Raymond Asso konnte der Verdacht zerstreut werden, sie habe mit dem Mord etwas zu tun. Ihre große Liebe, der 1916 geborene Boxweltmeister Marcel Cerdan1), kam 1949 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, als die Piaf grade in New York auf der Bühne stand und auch andere zahlreiche gescheiterten Beziehungen – unter ihnen die mit den Schauspielern Paul Meurisse1), Yves Montand und Eddie Constantine – setzten ihr zu. Ein schwerer Autounfall 1951 war wohl auch mit ein Auslöser für ihre Drogensucht. Die Drogen- und Alkoholsucht der Künstlerin war immer wieder ein gefundenes Fressen für die einschlägigen Gazetten; so brach sie mehrmals während eines Konzertes auf der Bühne zusammen.
Édith Piaf 1951 in "La P'tite Lili" (Théatre ABC, Paris); Ausschnitt des Fotos: "1951 La P'tite Lili - Théatre ABC.jpg"; Urheber: J.B. Arrieu Albertini; Der Urheberrechtsinhaber hat dieses Werkes als gemeinfrei veröffentlicht. Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons Édith Piaf hatte zeit ihres Lebens schwere gesundheitliche Probleme. Der durch den Unfalltod ihrer großen Liebe, des Boxers Marcel Cerdan, im Oktober 1949 erlittene Schock löste nach Angabe ihrer Sekretärin die chronische Rheumatoide Arthritis aus, unter welcher sie fortan litt. Die damit verbundenen Schmerzen bekämpfte die Sängerin mit starken und überdosierten Medikamenten, von denen sie abhängig wurde. Das führte dazu, dass fortan das Stigma der Drogensucht an ihr haftete. Hinzu kamen Alkoholexzesse. Sie machte sieben Operationen und ungezählte Entziehungskuren durch. Schlagzeilen machte in Frankreich Édith Piafs anschließende Affäre mit dem populären Radrennfahrer Louis Gérardin1). "Toto" Gerardin verließ für Édith Piaf seine Frau, die das Paar von einem Privatdetektiv beschatten ließ.3)
Seit Juli 1952 war Édith Piaf mit dem Sänger, Songschreiber und langjährigen Freund Jacques Pills1) (1906 – 1970) verheiratet gewesen, von dem sie sich 1956 wieder scheiden ließ. Ihr letzter Lebensgefährte und zweiter Mann war der 20 Jahre jüngere, griechisch-stämmoge Sänger Théo Sarapo1) (1936 – 1970), den sie im Herbst 1962 geheiratet hatte.
Das Leben der Piaf war geprägt von Ruhm und Erfolg ebenso wie von Not, Enttäuschung und Tragik. Ihren Liedern haftet das Unvergängliche an, als Sängerin ist sie Vorbild und oft kopiert worden. Der Mensch Édith Piaf war eine tragische Gestalt, ihr Leben eine Aneinanderreihung von Exzessen, Affären, Alkoholismus, Opium- und Morphinsucht sowie Entziehungskuren, Krankheit und Zusammenbrüchen, ein Wechsel zwischen Höhe- und Tiefpunkten, Erfolgen und Desastern.
 
Foto: Édith Piaf 1951 (mit Ketty Albertini*), oben links) in "La P'tite Lili" (Théatre ABC, Paris)
Ausschnitt des Fotos: "1951 La P'tite Lili - Théatre ABC.jpg"
Urheber: J.B. Arrieu Albertini
Der Urheberrechtsinhaber dieses Werkes hat es als gemeinfrei veröffentlicht.
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Link: Wikipedia (französisch)
Die zur Legende gewordene Künstlerin erlag am 10. Oktober 1963 – wenige Wochen vor ihrem 48. Geburtstag – im südfranzösischen Plascassier (laut Sterbeurkunde am 11. Oktober 1963 in Paris) an Krebs und wurde am 14. Oktober auf dem Pariser Prominentenfriedhof "Cimetiére du Père Lachaise" beigesetzt → Foto der Grabstelle bei knerger.de und Wikimedia Commons. Noch heute wird ihr Grab, in dem auch ihr 1970 bei einem Autounfall ums Leben gekommener Ehemann Théo Sarapo und ihre Tochter liegen, ständig mit frischen Blumen geschmückt. Das kleine Édith-Piaf-Museum in Paris (Rue Crespin du Gast) stellt persönliche Souvenirs, ein Kleid und die Porzellansammlung der Künstlerin aus.3) Sie hinterließ rund 300 Chansons, von denen viele unvergessliche Melodien wurden  → Auswahl Diskografie bei Wikipedia.
 

Édith Piaf und Théo Sarapo am 13. Dezember 1962 in Rotterdam
Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 914-6437)
Urheber/Fotograf: Koch, Eric / Anefo; mehr bei → www.gahetna.nl
Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL

Édith Piaf und Théo Sarapo am 13. Dezember 1962 in Rotterdam; Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 914-6437); Urheber/Fotograf: Koch, Eric / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL
Ihre Memoiren "Au bal de la chance" wurden 1958 veröffentlicht, die in Deutschland nach ihrem Tod 1964 mit dem Titel "Mein Leben" erschienen. Von Monique Lange kam 1985 das Buch "Édith Piaf, Die Geschichte der Piaf – Ihr Leben in Text und Bildern" auf den Markt und 1998 von Matthias Henke "Süchtig nach der Sehnsucht – Édith Piaf". 
Mehrfach wurde das Leben der legendären Sängerin verfilmt, so kam 1973 die von Regisseur Guy Casaril inszenierte französisch-amerikanische Produktion "Der Spatz von Paris" (La môme piaf) über Kindheit und Jugend der Ausnahmekünstlerin mit Brigitte Ariel in der Titelrolle in die Kinos. Zehn Jahre später entstand das Biopic "Édith und Marcel"4) von Claude Lelouch mit Évelyne Bouix und Marcel Cerdan Jr., in dessen Mittelpunkt die Liebe der Piaf zu dem Boxweltmeister Marcel Cerdan steht. In dem US-amerikanischen  Fernsehfilm "Piaf" (1984) zeigte sich die britische Schauspielerin Jane Lapotaire1) als die unvergessenen Chansonette und spielte diese Rolle so überzeugend, dass sie dafür ein Jahr später in der gleichnamigen Broadway-Inszenierung einen "Tony Award" als beste Hauptdarstellerin erhielt. Als weiterer TV-Film ist "Une brève rencontre: Édith Piaf" (1994) zu nennen, der in Frankreich von Michel Wyn mit Sophie Arthur gedreht wurde. Das von Olivier Dahan realisierte, episodenhafte Drama "La vie en rose"1) (2007) fand internationale Beachtung und konnte zahlreiche Preisen abräumen. So erhielt beispielsweise Marion Cotillard1) für ihre ergreifende Verkörperung der Piaf sowohl als 18-jährige Straßensängerin als auch gealterte, gebrochene Frau einen Oscar als "Beste Hauptdarstellerin".
 
Siehe auch Wikipedia, www.dieterwunderlich.de, www.whoswho.de, www.fembio.org
Link: 1) Wikipedia, 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 4)  www.cinefacts.de
3) Quelle: Wikipedia
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