Wilfried Baasner wurde am 28. Mai 1940 im ehemals ostpreußischen
Mohrungen1)
(heute Morąg, Polen) geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend im
schleswig-holsteinischen Lauenburg1)
sowie in Hamburg. Sein
Wunsch, Schauspieler zu werden. ließ ihn mit siebzehn Jahren das Gymnasium
verlassen, um bei Ida Ehre an der Schauspielschule der "Hamburger Kammerspiele"1)
vorzusprechen. Baasner wurde aufgenommen und spielte sich nach seinem
Abschluss schnell in die erste Riege anerkannter Theaterdarsteller. Zum
äußeren Markenzeichen wurde sein Charakterkopf, den er sich für seine
Rolle des "Mackie Messer" in Brechts "Die Dreigroschenoper"1)
Ende der 1970er Jahre hatte kahl rasieren lassen und bis zuletzt dabei blieb.
Vielen Bühnenfiguren verlieh Baasner im Verlaufe seiner Karriere
eindrucksvolle Bühnenpräsenz, seine größten Erfolge feierte er in den
1980er und 1990er Jahren am "Schauspielhaus
Wien"1) als Shakespearescher "Othello"1)
sowie mit der Titelrolle des Joseph Merrick1) in "Der Elefantenmensch", einem Stück,
das David Lynch bereits 1980 mit John Hurt (John Merrick)
und Anthony Hopkins
als Arzt Dr. Frederick Treves1) in die
Kinos gebracht hatte → Wikipedia. Für seine eindringliche Darstellung des
grausam entstellten Elefantenmenschen wurde Baasner 1982 mit der
"Kainz-Medaille"1)
geehrt. Bei den "Salzburger
Festspielen"1) gestaltete er 1993 und 1994 den Schuldknecht
in Gernot Friedels1) "Jedermann"-Inszenierung1)
an der Seite von Helmuth Lohner
(Jedermann), gab 1995 Antonius' Gefolgsmann Scarus in dem
Shakespeare-Drama "Antonius
und Cleopatra"1), in Szene gesetzt von Peter Stein1)
mit Hans-Michael Rehberg (Antonius) und
Edith Clever1) (Cleopatra).
Das Foto wurde mir
freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue. |
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Auch als Regisseur war Baasner erfolgreich, so inszenierte er 1990 am Wiener
"Volkstheater"1)
beispielsweise Lope de Vegas1)
Komödie "Der Ritter vom Mirakel", das er
zudem selbst bearbeitet hatte und in dem er die männliche Hauptrolle
spielte. "Die Presse" schrieb damals Mit wenig Rücksicht auf die poetischen
Feinheiten des Texts zieht sich Regisseur und Titelheld Wilfried Baasner das Stück wie
eine zweite Haut über. Sie verdeckt Blößen, aber garantiert Sicherheit und Geschmeidigkeit
in der Bewegung, bei jeder in die Exaltation getriebenen Geste, und spannt die
irrwitzig unlogischen Partikelchen der Handlung in einen ansehnlichen Stilrahmen.
Am Berliner "Renaissance-Theater"1) brillierte der Schauspieler 1996 als
Eddie in der deutschsprachigen Erstaufführung von Herb Gardners1)
"Gespräche mit meinem Vater", einem historisch-dramatischen Bilderbogen aus dem Leben
einer jüdischen Einwanderer-Familie in New York.
Zu Baasners weiteren Theaterarbeiten zählte unter anderem 2000 der
"Jedermann" bei den "Freilichtspielen
Schwäbisch Hall"1), 2001 beeindruckte er in Simon Moores Bühnenbearbeitung von Stephen Kings
Bestseller "Misery"1)
("Sie") an der "Landesbühne Hannover"1).
In dem streckenweise grotesk anmutenden Psychodrama mimte er den Schriftsteller Paul Sheldon, der nach einem Autounfall in
einer einsamen Gegend zufällig von einem besessenen Fan, der Krankenschwester Anni Wilkes
(Gerda Müller), verletzt aufgefunden und schließlich mit brutalsten
Mitteln tyrannisiert wird. Einen seiner letzten Bühnenauftritte hatte
Baasner im Sommer 2005 bei den "Thurn-und-Taxis-Schlossfestspielen"1)
in Regensburg, in der Theaterversion von Umberto Ecos Kloster-Krimi "Der Name der Rose"1)
erhielt er viel Applaus für seine Darstellung des Franziskanermönchs William von Baskerville1)
in dieser spektakulären Freilichtinszenierung von Regisseur Henry Arnold1).
Bundesweite Popularität erlangte Wilfried Baasner seit Mitte der
1980er Jahre durch Film und Fernsehen, wo er fast ausschließlich auf die
Rolle des Bösewichts bzw. zwielichtige Gestalten abboniert war. 1985 tauchte er als Handlanger eines Zuhälters
in dem mit dem "Grimme-Preis" ausgezeichnete Thriller "Hautnah"2)
an der Seite des skrupellosen Privatdetektivs Dold (Armin Mueller-Stahl) auf, ein Jahr später mimte er in
Dieter Berners vierteiligen Stefan Heym-Adaption "Lenz
oder die Freiheit"1) (1986)
den sadistischen Rittmeister Glaubnitz. Unvergessen
bleibt der Schauspieler mit der Figur des fiesen, glatzköpfigen
Werbefachmanns Achim Lauritzen und Ehemanns von Evelyn Lauritzen geb. von
Guldenburg (Iris Berben) in der erfolgreichen Adels-Serie "Das Erbe der Guldenburgs"1),
einer Rolle, die er ab 1987 bis Mitte 1990 nahezu durchgängig verkörperte.
Die Fotos, welche bei den Dreharbeiten
zu "Das Erbe der Guldenburgs"
entstanden,
wurden mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue. |
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Wilfried Baasner und Sigmar
Solbach,
der den Jan Balbeck mimte.
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Gruppenfoto zu "Das Erbe der Guldenburgs"
Wilfried Baasner (3. von links) als Achim Lauritzen neben
seiner Filmehefrau Iris Berben;
weiterhin Christiane Hörbiger (Christine Gräfin von Guldenburg),
Karl-Heinz Vosgerau (Martin Graf von Guldenburg),
Brigitte Horney (Hertha Gräfin von Guldenburg),
Jürgen Goslar (Dr. Max Graf von Guldenburg)
Links neben Baasner sind Jochen Horst1) (Sascha Alexander Graf von Guldenburg)
und
Katharina Böhm1) (Susanne Komtess von Guldenburg) zu sehen. |
Schufte, Killer oder sonstige unsympathische Charaktere stellte Baasner im
Verlaufe der Jahre in vielen anderen beliebten Reihen wie "Derrick",
"Der Fahnder", "Tatort", "Wolffs Revier",
"Die Straßen von Berlin" "Die Männer vom K3" oder
"Die Wache" dar, in dem RTL-Thriller "Der schwarze Fluch Tödliche Leidenschaften" (1995)
beispielsweise gab er den zwielichtigen Justizminister eines südamerikanischen Inselparadieses, der für seine Geliebte
eine mörderische Intrige spinnt. Letztmalig erlebten die Zuschauer den
markanten Schauspieler in der Story "Göttergatte und Ganove"3) (EA: 23.03.2005)
aus der "SAT 1.-Krimiserie "Ein Fall für den Fuchs"3), wo er
als durchtriebener Auktionator und Spekulant Leclair in Erscheinung trat.
Wilfried Baasner, der in den letzten Jahren mit seiner Ehefrau überwiegend in Griechenland
lebte, starb am 28. März 2006 acht Wochen vor seinem
65. Geburtstag in einem Athener
Krankenhaus.
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