Der kleine Doktor
Wenn man an den in Belgien geborenen Krimi-Autor Georges Simenon1) (1903 – 1989) denkt, kommt einem sofort dessen weltweit berühmt gewordener Kommissar Maigret2) in den Sinn. Doch außer dem Pariser Ermittler Maigret, der als Protagonist in 75 Kriminalromanen und 28 Erzählungen von Simenon auftaucht, schuf er auch die Figur des Dr. Jean Baptiste Dollent. Dollent, von allen liebevoll "der kleine Doktor" genannt, ist ein freundlicher, eher unauffälliger Junggeselle und Hobbydetektiv, der in dem französischen Dörfchen Marsilly in der Nähe von La Rochelle als Landarzt praktiziert. Die erste Erzählung mit dem Titel "Der Spürsinn des kleinen Doktors" (Le flair du Petit Docteur) entstand 1938 und wurde fünf Jahre später in dem Sammelband "Le petit docteur" veröffentlicht. Im Gegensatz zu dem eher brummig wirkenden Maigret ist Dollent ein sympathischer Zeitgenosse, in "Der Spürsinn des kleinen Doktor"3) charakterisiert ihn Simenon mit den Worten: "Der Arzt war dreißig Jahre alt. Er praktizierte erst seit zwei Jahren in der Gegend, und weil er so klein, freundlich und schlicht war, vielleicht aber auch seines winzigen Autos wegen, das den ganzen Tag durch die Straßen ratterte, nannte man ihn liebevoll den "kleinen Doktor". Mehr durch Zufall wird er in einen spannenden Kriminalfall verwickelt, den er dank seiner Menschenkenntnis und seinem logischen Verstand bravourös lösen kann. Dabei stößt er jedoch nicht unbedingt auf die Gegenliebe der Polizei, für Kommissar Lucas und Kommissar Marcellin, denen Dollent bei seinen Ermittlungen immer einen Schritt voraus ist, wird der Hobbydetektiv zu einem ungeliebten Konkurrenten. Eine weitere Figur, die immer wieder auftaucht, ist neben den erwähnten Kommissaren, Haushälterin Marianne Beauchamps, die gleichzeitig auch als Köchin und Sprechstundenhilfe für Dollent arbeitet.

Nach der ersten Erzählung schrieb Simenon weitere spannende Geschichten um den "kleinen Doktor", die ebenfalls 1938 entstanden und überwiegend auch 1943 in dem genannten Sammelband publiziert wurden. Der "kleine Doktor" ist dabei nicht nur auf der Spur von Mördern, vielmehr wird er auch bei Diebstahl, Entführung oder bei der Suche nach vermissten Personen tätig (alle Links führen zur Inhaltsangabe von www.maigret.de):
Anfang der 1970er Jahre ließ das ZDF in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Fernsehen (SRG) die Simenon-Erzählungen als Serie produzieren, die erste Episode wurde am 7. April 1974 unter dem Titel "Das Arsenschloß" ausgestrahlt und basierte auf der Geschichte "Das Schloss der roten Hunde"; bis 16. Juni 1974 gingen weitere fünf Folgen zu rund 60 Minuten über den Sender. Als Regisseur fungierte Wolfgang Becker1) (1910 – 2005), der sich mit Serien wie "Die fünfte Kolonne"2), "Das Kriminalmuseum"2) oder "Der Kommissar"2) sowie Mehrteilern wie "Der Tod läuft hinterher"2) (1967), "Babeck"2) (1968) und "11 Uhr 20"2) (1970) einen Namen als Krimi-Routinier gemacht hatte. Die Drehbücher hatten Franz Geiger1), Rudolf Nottebohm sowie Alf Tamin abgeliefert, die sich eng an die Originalgeschichten von Georges Simenon hielten. Die eingängige musikalische Untermalung bzw. das Titelthema stammte von dem Schweizer Komponisten bzw. Dirigenten Graziano Mandozzi.
Peer Schmidt als Dr. Jean Dollent Als Hauptdarsteller war zunächst Heinz Rühmann im Gespräch gewesen, doch aufgrund seines Alters –  Rühmann war zu dieser Zeit schon über 70 Jahre alt – entschied man sich für den aus zahllosen Kinofilmen beliebten Peer Schmidt, der den eigentlich dreißigjährigen Dollent authentischer verkörpern sollte. Als weitere Hauptdarstellerin konnte Erika Dannhoff als Haushälterin Marianne gewonnen werden, Max Mairich mimte den für La Rochelle zuständigen Kommissar Marcellin, Klaus Herm den Kommissar Lucas, der in den in Paris spielenden Fällen zum Einsatz gelangte. Zahlreiche populäre Darsteller tauchten mit Gastrollen auf, die Besetzungsliste liest sich wie das "Who is Who" der deutschsprachigen Schauspielerprominenz. So sind etwa Peter Pasetti, Maria Schell, Hellmut Lange, Siegfried Rauch, Herbert Fleischmann, Evelyn Opela, Sabine Sinjen oder Arno Assmann zu nennen.
 
Peer Schmidt als "kleiner Doktor"
Foto: Privatarchiv Peer Schmidt
Aufgrund der enormen Zuschauerakzeptanz wurden die spannenden Geschichten um den "kleinen Doktor" ab 14. Juli 1974 mit einer 2. Staffel zu sieben Episoden fortgesetzt; im vierzehntäglichen Abstand konnten die Zuschauer bis 6. Oktober 1974 den Hobbydetektiv Dr. Dollent bei seinen ungewöhnlichen Ermittlungen begleiten. Hatte man die ersten sechs Folgen noch als "von Georges Simenon" betitelt, hieß es nun "nach Georges Simenon", die Drehbücher hielten sich nicht mehr streng an die Original-Erzählungen. Auch der Produktionsstab hatte gewechselt, als Regisseur zeichnete Thomas Engel1) verantwortlich, der ab den 1950er Jahren etliche Kinokomödien und Unterhaltungsstreifen in Szene gesetzt hatte. Die Musik stammte diesmal von Bundesfilmpreisträger Erich Ferstl1), ebenfalls erfolgreich mit vielen Kinoproduktionen, später auch mit Fernsehserien wie beispielsweise "Der Kommissar", "Derrick" und "Der Bastian"2) (1978) oder Mehrteilern wie "Ein Mann will nach oben"2) (1978).
Peer Schmidt als Dr. Jean Dollent blieb den Zuschauern selbstverständlich erhalten, auch die übrigen Hauptdarsteller tauchten wieder auf. Als Gaststars sah man erneut beliebte Gesichter, etwa Dieter Borsche, Peter Fricke, Wolfried Lier, Gert Haucke, Herbert Fux, Edith Heerdegen oder Eva Maria Meineke.

 
Die Titel der einzelnen Episoden sowie der Tag der Erstausstrahlung:
(Episodenbeschreibung bei Die Krimihomepage
  • Folge 01 (07.04.1974): Das Arsenschloss (nach "Das Schloss der roten Hunde")
  • Folge 02 (21.04.1974): Besuch aus Paris (nach "Le flair du Petit Docteur")
  • Folge 03 (05.05.1974): Die Notbremse (nach "Die Notbremse")
  • Folge 04 (19.05.1974: Mord im Moor (nach "Eine Frau schrie um Hilfe")
  • Folge 05 (02.06.1974): Der Rote (nach "Die Spur des Rothaarigen")
  • Folge 06 (16.06.1974): Ein Toter fällt vom Himmel (nach "Der Tote, der vom Himmel fiel")
  • Folge 07 (04.07.1974): Der verschwundene Admiral (frei nach "Der Admiral ist verschwunden")
  • Folge 08 (28.07.1974): Zu viele Ärzte (frei nach "Das junge Ehepaar vom 1. Dezember")
  • Folge 09 (11.08.1974): Der Dieb der Diebe (frei nach "Der Pantoffelliebhaber")
  • Folge 10 (25.08.1974): Ein Holländer in Paris (frei nach "Das Mißgeschick des Holländers")
  • Folge 11 (08.09.1974): Die Rache der Schamanen (frei nach "Das Gespenst von Herrn Marbe")
  • Folge 12 (22.09.1974): Das Mädchen in Himmelblau (frei nach "Das Mädchen in Himmelblau")
  • Folge 13 (06.10.1974): Eine bemerkenswerte Nichte

 
Inzwischen sind alle Folgen von "Der kleine Doktor" seit 25. September 2009 auf vier DVDs im Handel erhältlich. Als Bonusmaterial wird ein 16-seitiges, farbiges Booklet mit seltenen Fotos präsentiert.
 
Die deutschsprachige Adaption war nicht die einzige filmische Umsetzung von Simenons "Der kleine Doktor". 1986 realisierte Simenons Sohn Marc Simenon1) (1939 – 1999) die Geschichten für das französische Fernsehen als sechsteilige Serie. Als Titelheld in "Le Petit Docteur" trat der französische Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Alain Sachs in Erscheinung.

Links:
1) Wikipedia,
2) Beschreibung innerhalb dieser HP,
3) Inhaltsangabe von www.maigret.de

Siehe auch Wikipedia, Die Krimihomepage, www.maigret.de;
weitere Links bei www.fernsehserien.de www.wunschliste.de

 

Die Hauptdarsteller:
Peer Schmidt

Peer Schmidt; Copyright Virginia Shue

… spielte den Titelhelden Dr. Jean Dollent.
 
Geboren am 11. März 1926 in Erfurt,
gestorben am 8. Mai 2010 in Berlin.
 
Kurzbiografie zu Peer Schmidt innerhalb dieser HP
Siehe auch Wikipedia

Weitere Filme*) mit Peer Schmidt
 
 
 
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Erika Dannhoff … spielte Dr. Jean Dollents Haushälterin und Sprechstundenhilfe Marianne Beauchamps.
 
Geboren am 2. Dezember 1909 als Erika Margot Dannhoff in Berlin,
gestorben am 18. Juni 1996 in Berlin.

Nach ihrem Schulabschluss an einem Lyzeum 1928 wurde Erika Dannhoff von Olga Limburg1)1) (1881 – 1970) für den Schauspielerberuf gewonnen und wirkte bereits ab 1929 in mehreren Stummfilmen mit. Dann besuchte sie die Schauspielschule von Ilka Grüning1) (1876 – 1964).
Sie spielte am "Kleinen Theater Unter den Linden", trat als Kabarettistin mit eigenen Gedichten auf und wirkte beim Hörfunk mit, so 1932 beim Hörspiel "Das Käthchen von Heilbronn". Von 1934 bis 1939 war sie an der "Volksbühne Berlin" engagiert, später agierte sie auch am "Deutschen Theater" unter Heinz Hilpert. Sie übernahm die Titelrolle in Shaws "Die heilige Johanna", gab beispielsweise die Desdemona in Shakespeares "Othello", die Elisabeth in Schillers "Don Carlos" und die Katharina in "Der Widerspenstigen Zähmung", ebenfalls von Shakespeare.
1939 wechselte sie an das "Staatstheater München", 1942 bis 1948 agierte sie in Dresden am "Theater des Volkes" und am Staatstheater. Dazu wirkte sie als Nebendarstellerin in verschiedenen Kinoproduktionen mit, in der Märchen-Adaption "Aschenbrödel" (1931) übernahm sie die Titelrolle, weitere Filme sollten bis Ende der 1930er Jahre folgen.

Ab 1948 trat sie in Halle, Nürnberg und Frankfurt auf, ab Ende der 1950er Jahre stand sie wieder auf Berliner Bühnen, besonders an der "Tribüne". Seit Anfang der 1950er Jahre übernahm sie zudem sporadisch wieder Aufgaben in einigen Filmen, gehörte beispielsweise zur Besetzung von Falk Harnacks Arnold Zweig-Adaption "Das Beil von Wandsbek"2) (1951), der sie auch mit einer Rolle in "Anastasia, die letzte Zarentochter"2) (1956) betraute. Sie spielte unter anderem in Frank Wysbars Melodram "Barbara - Wild wie das Meer"3) (1961), als Haushälterin Marianne hatte sie 1973 eine Dauerrolle in der Fernsehserie "Der kleine Doktor"1). Zu ihren letzten Arbeiten vor der Kamera zählt Hans W. Geißendörfers Thomas Mann-Verfilmung "Der Zauberberg"2) (1982)
  
Seit 1966 lehrte Erika Dannhoff als Dozentin an der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel.
Dannhoff war in zweiter Ehe vorübergehend mit dem Kollegen Erik Schumann1) (1925 – 2007) verheiratet.
   
Quelle (überwiegend): Wikipedia (Stand Januar 2010)
 
Siehe auch www.cyranos.ch

Weitere Filme*) mit Erika Dannhoff
 
1) Link: Kurzportrait bzw. Beschreibung innerhalb dieser HP, 2) Wikipedia, 3) filmportal.de

Max Mairich … spielte den Kommissar Marcellin, der in La Rochelle seinen Dienst versieht.
 
Geboren 8. April 1910 in Imhausen (heute Teil der NRW-Gemeinde Windeck),
gestorben am 5. Januar 1990 in München.
 
Kurzbiografie zu Max Mairich innerhalb dieser HP
 
Siehe auch Wikipedia

Weitere Filme*) mit Max Mairich

Klaus Herm … spielte den in Paris agierenden Kommissar Lucas.
 
Geboren am 13. Januar 1925 in Berlin,
gestorben am 24. Mai 2014 in Berlin.
  
Kurzbiografie zu Klaus Herm innerhalb dieser Homepage
 
Siehe auch Wikipedia
 
Weitere Filme*) mit Klaus Herm
Peter Parten … spielte den Inspektor Torrence, Assistent von Kommissar Lucas.
 
Geboren am 29. Januar 1938 in Bremen.
 
Parten ließ sich nach seinem Abitur Ende der 1950er Jahre am "Reinhardt-Seminar" in Wien künstlerisch ausbilden und begann seine Bühnenlaufbahn 1959 am "Westfälischen Landestheater" von Castrop-Rauxel, Theaterstationen unter anderem in Basel schlossen sich an.
Mit Beginn der 1960er Jahre trat er auch als Schauspieler vor Filmkameras. In jungen Jahren wurde Parten zumeist mit Rollen studentischer Sonnyboys bedacht und trat an der Seite von Stars wie Heinz Rühmann ("Er kann's nicht lassen"1), 1962), Nadja Tiller ("Moral 63"1), 1963) oder Hildegard Knef ("Das große Liebesspiel"1), 1963) auf. Ab Mitte der 1960er Jahre kamen auch Angebote vom Fernsehen hinzu.

Parten, der bereits 1964 sein englischsprachiges Filmdebüt in einem Trashfilm von Radley Metzger gegeben hatte, erhielt 1970 eine kleine Nebenrolle in dem legendären Rennfahrerfilm "Le Mans"1) (1971) mit Steve McQueen. Mitte der 1970er Jahre zog sich Peter Parten vollständig von der Arbeit vor der Kamera zurück. Parten hat auch als Schlagerkomponist gearbeitet und war überdies als Musical-Darsteller zu sehen gewesen.
 
Quelle (überwiegend): Wikipedia (abgerufen 09.04.2015)
 
Weitere Filme*) mit Peter Parten
 
Link: 1) Wikipedia
Horst Sachtleben

Horst Sachtleben; Copyright Fabian Isensee

… spielte in der 1. Staffel den Dorfgendarm Aristide Bonnet.
 
Geboren am 24. September 1930 in Berlin,
gestorben am 23. Mai 2022 in München.
 
Kurzbiografie zu Horst Sachtleben innerhalb dieser HP
 
Siehe auch Wikipedia

Horst Sachtleben bei der Agentur Heppeler

Weitere Filme*) mit Horst Sachtleben
 
 
Das Foto darf mit freundlicher Genehmigung des Fotografen Fabian Isensee gezeigt werden; 
das Copyright liegt bei Fabian Isensee, eine Weiterverwendung ist ohne Zustimmung des Urhebers nicht gestattet.
© Fabian Isensee

Willy Leyrer … spielte in der 1. Staffel den Bürgermeister Gaston.
 
Geboren am 5. April 1908 in Wattenscheid (heute Stadtbezirk von Bochum),
gestorben 1987.
 
Darüber hinaus gehende Informationen waren nicht zu finden.

Weitere Filme*) mit Willy Leyrer

*) Link: Internet Movie Database
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