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Wohl kaum ein deutscher Schauspieler erlangte eine solch enorme
Popularität wie der am 7. März 1902 in Essen geborene
Heinz (Heinrich Wilhelm) Rühmann. Auch mehr als einem Jahrzehnt
nach seinem Tod am 3. Oktober 1994 wurde er 2006 im
Rahmen der ZDF-Reihe "Unsere Besten" in der Sendung
"Lieblingsschauspieler" vom Publikum auf den 1. Platz
gewählt.
Rühmanns Eltern, Hermann Rühmann und dessen Frau Margarethe,
zogen schon bald nach der Geburt ihres zweiten Sohnes
Heinrich Wilhelm in das benachbarte Wanne (heute Stadtteil von
Herne), wo sie für mehrere Jahre die Bahnhofsgaststätte pachteten.
Etwa um 1913 ging die Familie wieder zurück nach Essen, Vater
Hermann übernahm dort gemeinsam mit seiner Frau das neu eröffnete
Hotel "Handelshof" in der Nähe des Bahnhofs. Aufgrund
finanzieller Schwierigkeiten musste Hermann Rühmann schon bald
Bankrott anmelden, was auch gravierende Auswirkungen auf die Familie
hatte. Rühmanns Mutter trennte sich von ihrem Mann, im März 1915 erfolgte die Scheidung. Hermann Rühmann zog nach Berlin,
wo er wenig später wahrscheinlich durch Suizid ums Leben kam. Die genauen Todesumstände konnten nie geklärt werden.1)
Das Portrait stammt von dem renommierten Kunstmaler Günter Rittner1) (19272020),
der es mir freundlicherweise gestattete, die Abbildung zu präsentieren.
© Günter Rittner, → www.guenterrittner.de |
Die Mutter zog etwa 1916 mit ihren drei Kindern nach München, wo
Heinz Rühmann ab 1919 die "Luitpold-Oberrealschule"2)
besuchte, die er jedoch kurz vor dem Abitur zugunsten einer
Schauspielerausbildung verließ. Schon in der Schule war der junge Rühmann
durch sein komödiantisches Talent aufgefallen, konnte er doch ungeliebte
Lehrer in Sprechweise und Haltung täuschend echt nachahmen. Er schloss sich
einem Laienensemble an, mit Unterstützung der Mutter gelang es ihm
schließlich, von dem renommierten Hoftheaterschauspieler und Regisseur
Friedrich Basil2)
(1862 –1938) als Schauspielschüler angenommen zu werden. Nur ein
halbes Jahr später wurde der Breslauer Theaterdirektor Richard Gorter
auf das Nachwuchstalent aufmerksam und bot ihm ein erstes Engagement an. Im
Juni 1920 gab Rühmann mit Nebenrollen in Hauptmanns Schauspiel "Rose Bernd"2)
und Wedekinds Drama "Die Büchse der Pandora"2)
in Breslau sein Bühnendebüt.
Der erhoffte große Erfolg blieb in Breslau aber aus. Seine
Rollen waren zu oft auf einen männlichen, heldenhaften Typen ausgelegt.
Seine relativ geringe Körpergröße und sein jungenhaftes Aussehen standen hierzu im Widerspruch.
Die negativen Kritiken versuchte Heinz Rühmann durch Auffallen in der Öffentlichkeit zu kompensieren.
Jede Gelegenheit, die sich hierzu bot, nutzte er aus, was auch dazu führte, dass er sich privat
sehr exzentrisch kleidete. Diese Strategie half ihm allerdings
nicht.3)
Nachdem der Schauspieler ungefähr ein Jahr in Breslau gearbeitet
hatte, wechselte die Direktion. Gortner ging und wurde durch Paul Barnay2)
ersetzt.
Dieser übernahm das gesamte Ensemble; als einzige Ausnahme wurde Heinz Rühmann wegen mangelnder
Begabung nicht wieder engagiert. Als ihm in dieser Situation das "Residenztheater Hannover"
ein Angebot unterbreitete, war es daher nicht überraschend, dass er es sofort
annahm.4)
In Hannover erhielt Rühmann nun Rollen als jugendlicher Liebhaber, trat
auch an der Seite von zwei anderen Schauspielern auf, die schon bald sehr
populär werden sollten – Rudolf Platte
und
Theo Lingen.
Doch das Theater musste im Zuge der herrschende Wirtschaftskrise wegen
finanzieller Probleme schließen, Rühmanns nachfolgendes Engagement im
Herbst 1922 am "Theater
Bremen"2) blieb trotz seines
überragenden Erfolgs mit der Hauptrolle des Billy Bartlett in Avery Hopwoods
Lustspiel "Der Mustergatte" nur ein kurzes Intermezzo, da es zu
Differenzen mit der Theaterdirektion gekommen war. Nach zunächst
vergeblichen Versuchen ein festes Engagement zu erhalten, gelang es Rühmann
schließlich im August 1923 als Mitglied der "Bayrischen
Landesbühne" – hierbei handelte es sich um ein zur damaligen
Zeit von Otto Kustermann2)
geleitetes Tourneetheater ohne festes Haus – ein neue
Betätigungsfeld zu finden und dort vor allem sein komisches Talent unter
Beweis zu stellen. Während dieser Zeit lernte er auch seine spätere erste
Frau, die knapp fünf Jahre ältere jüdische Schauspielerin
Maria Bernheim (1897 – 1957) kennen, die unter dem
Künstlernamen Maria Herbot auftrat. Am 9. August 1924
heiratete das Paar, Maria Bernheim gab ihren Beruf als Schauspielein
auf und wurde Rühmanns "Privatregisseurin", wie er es in seiner
Autobiografie "Das war's – Erinnerungen" (1982)
formulierte.
1925 folgte Rühmann einem Ruf der damaligen Direktorin Hermine Körner
(1878 – 1960) an die "Münchener
Kammerspiele"2), avancierte nun
endlich zu einem erfolgreichen, anerkannten Bühnenschauspieler. Vor allem
als Protagonist in "Der Mustergatte" feierte er Triumphe, die
Figur des schüchternen und peniblen Bankdirektors Billy Bartlett wurde
Rühmanns Paraderolle, mehr als 2 000 Mal spielte er den
"Mustergatten" in den nachfolgen Jahrzehnten, der am
13. Oktober 1937 im Berliner "Gloria-Palast"2)
uraufgeführte gleichnamige Kinofilm2)
geriet zum Kassenschlager. Inszeniert von Wolfgang Liebeneiner2)
trat an der Seite von Rühmann unter anderem
Leny Marenbach
als seine Filmehefrau Margret auf.
Aber auch in der weltberühmten Farce "Charleys Tante"2)
von
Brandon Thomas2)
erntete Rühmann in München glänzende Kritiken, ebenfalls eine Rolle, mit
der er Jahrzehnte später auf der Leinwand noch einmal Furore machen sollte
" → Film 19562).
Nicht nur in München, auch in Berlin stand Rühmann erfolgreich auf der
Bühne, Max Reinhardt2),
damaliger Direktor des "Deutschen Theaters"2),
übertrug ihm unter anderem den Part des Nordholm in dem Stück
"Lockvögel" von Rüssel Mederaft und
Norma Mitchell (Premiere: 12.04.1927; Regie: Robert Forster-Larrinaga2)),
in der Komödie "Eltern und Kinder" von
George Bernard Shaw2)
(Premiere: 12.09.1928; Regie: Heinz Hilpert2))
spielte er beispielsweise 75 Aufführungen lang den Bentley Summerhays
an der Seite von Marlene Dietrich
und
Paul Hörbiger,
in der Shakespeare-Komödie "Die lustigen Weiber von Windsor"2)
brillierte er 1929 neben Werner Krauß
als Junker Schmächtig (Premiere: 15.02.1929; Regie:
Heinz Hilpert). Auch bei den "Salzburger Festspielen"2)
war er vertreten, gab 1927 den Flaut in Shakespeares "Ein Sommernachtstraum"2),
inszeniert von Max Reinhardt mit unter anderem Paul Hartmann
(Theseus),
Maria Solveg
(Hermia),
Christa Tordy
(Helena),
Hans Thimig
(Lysander),
Hermann Thimig
(Demetrius),
Hans Moser
(Zettel) und Katta Sterna1)
(Puck) → mehr zu Rühmanns Theaterwirken bei ruehmann-heinz.de.
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Mitte der 1920er Jahre begann Rühmanns Karriere als Filmschauspieler, seine
erste Rolle spielte er (nach anfänglichem Zögern) als gewalttätiger Sohn
Oskar Erdmann in Géza von Bolvárys2)
stummen Drama "Das deutsche
Mutterherz"2), das Ende
Juli 1926 in die Lichtspielhäuser kam. Nach einem weiteren Stummfilm,
der Komödie "Das
Mädchen mit den fünf Nullen"2) (1927)
und seiner Rolle eines Provinzjünglings, gelang Rühmann gleich mit seinem
ersten Tonfilm der Durchbruch zum Kinostar: Der Produzent Erich Pommer2)
(1889 – 1966), der mit Filmen wie "Metropolis"2) (1927)
und "Der
blaue Engel"2) (1930)
Filmgeschichte geschrieben hat, besetzte Rühmann neben den
Publikumslieblingen Willy Fritsch
und Lilian Harvey
sowie Oskar Karlweis
in der Filmoperette "Die drei von
der Tankstelle"2) (1930) mit
der Hauptrolle des Hans, gleichzeitig erhielt der Schauspieler einen
Jahresvertrag bei der UFA2).
Die von Wilhelm Thiele2)
(1890 – 1975) in Szene gesetzte heitere Geschichte, mit
Ohrwürmern wie "Ein Freund, ein guter Freund", "Lieber guter
Herr Gerichtsvollzieh'r" oder "Liebling, mein Herz lässt Dich
grüßen", geriet zum Kassenschlager, das "Lexikon des
internationalen Film" notiert: "Der berühmt gewordene Film, der
durch seinen virtuosen Umgang mit Erzählung, Tanz und integrierter Musik
eine neue filmische Form erfand, mit der er das US-Musical vorwegnahm."
Bei prisma.de
wird vermerkt: "Der schwungvolle, sehr unterhaltsame Film erfand durch
den virtuosen Umgang mit Erzählung, Tanz und integrierter Musik eine damals
neue filmische Form: das Musical. Er ließ die kleine Handlung mit Liedern
besingen, die äußerst populär wurden (…) und den Erfolg des Films
mitbegründeten." → siehe auch die Filmbeschreibung bei filmportal.de.
Heinz Rühmann vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder2) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Nun ging es Schlag auf Schlag, Rühmann drehte in rascher Folge einen
Erfolgsfilm nach dem anderen und gehörte schon bald zu den Top-Stars bzw.
bestbezahlten Schauspieler der deutschen Filmszene. Neben dem Gespann
Fritsch/Harvey tauchte er als charmant-eleganter Monsieur Sérigny in der
musikalischen Ehekomödie "Einbrecher"2) (1930)
auf, in Robert Siodmaks musikalischen Kriminalburleske "Der
Mann, der seinen Mörder sucht"2) (1931)
mimte er den verhinderten Selbstmordkandidaten Hans Herfort, der in das
Ganovenmilieu abrutscht. Nach der Filmoperette "Bomben
auf Monte Carlo"2) (1931) als
1. Offizier Peter, wo er an der Seite von
Hans Albers
als kraftvollem Kapitän Craddock das Lied "Das ist die Liebe der
Matrosen" schmetterte, folgten Kurt Gerrons
Lustspiel "Meine
Frau, die Hochstaplerin"2) (1931)
mit
Käthe von Nagy
als Partnerin,
Fritz Kortners
Komödie "Der brave Sünder"2) (1931)
mit
Max Pallenberg
und
Dolly Haas
sowie der Militärschwank "Der Stolz der 3. Kompanie"2) (1932),
wo Rühmann zusammen mit Viktor de Kowa
und
Adolf Wohlbrück
sein komödiantisches Talent als Musketier Diestelbeck voll ausleben konnte.
Rühmann präsentierte sich in etlichen Lustspielen, die ganz dem
Publikumsgeschmack jener Jahre entsprachen, so in "Man
braucht kein Geld"2) (1932),
"Es
wird schon wieder besser"2) (1932),
"Strich durch die Rechnung"2)
(1932), "Ich
und die Kaiserin"2) (1932),
"Lachende
Erben"2) (1933), "Heimkehr
ins Glück"2) (1934),
"Die
Finanzen des Großherzogs"2) (1934),
"Heinz
im Mond"2) (1934) oder "So
ein Flegel"2) (1934), der
ersten Verfilmung des Romans "Die Feuerzangenbowle"2)
von
Heinrich Spoerl2)
mit Rühmann in der Doppelrolle des Schriftstellers Dr. Hans Pfeiffer
bzw. Primaners Erich Pfeiffer.
Rühmann war ein Publikumsmagnet und ein Garant für volle
Lichtspielhäuser, auch wenn nicht alle seiner Streifen heute noch
erinnerungswürdig erscheinen. Erwähnt werden sollen das musikalische
Lustspiel "Ein
Walzer für dich"2) (1934)
mit
Theo Lingen,
Camilla Horn
und
Adele Sandrock,
die deftige Verwechslungskomödie "Der Himmel auf Erden"2) (1935)
mit
Hans Moser,
die temporeiche Romanze "Allotria"2) (1936)
von Willi Forst
mit
Renate Müller,
Géza von Bolvárys Nestroy-Adaption "Lumpazivagabundus"2) (1936)
mit
Paul Hörbiger,
Hans Holt
und
Hilde Krahl
sowie die Krimikomödie "Der
Mann, der Sherlock Holmes war"2) (1937)
mit einem gut aufgelegten Gespann Albers/Rühmann. Der Song "Jawoll,
meine Herr'n", den das Duo in der Badewanne zum Besten gab, wurde
berühmt → Infos zum Film auch bei prisma.de
und filmportal.de. In "Die
Umwege des schönen Karl"2) (1938),
gedreht nach dem gleichnamigen Roman von Paul Enderling2),
glänzte Rühmann als fescher Kellner Karl Kramer, in "Fünf
Millionen suchen einen Erben"2) (1938)
als Staubsaugervertreter Peter Pitt bzw. dessen Vetter Patrick,
unsterblich machte Rühmann sich hier mit dem Song "Ich brech' die
Herzen der stolzesten Frau'n".
Rühmann erweist sich bei der Interpretation als begnadeter Komiker.
Das Imponiergehabe des Textes wird durch die kleinwüchsige Figur und die
scheinbar linkischen Bewegungen Rühmanns bei dessen Bühnendarbietung
konterkariert. Ein Mann pfeift dazwischen, und ausgerechnet die
angesprochenen Frauen unterhalten sich während der Gesangseinlage über
andere Dinge. vermerkt Wikipedia.
Heinz Rühmann 1946
Quelle: Deutsche Fotothek,
(file: df_roe-neg_0000039_002);
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Urheber: Roger Rössing2)
(1929–2006) / Renate Rössing2)
(1929–2005)
Datierung: 1946 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Genehmigung der Deutschen Fotothek zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 12.11.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung: Wikimedia Commons
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"Der Mann, von dem man
spricht"2) (1937, mit Hans Moser),
"13 Stühle"2) (1838,
mit Hans Moser), "Nanu,
Sie kennen Korff noch nicht?"2) (1938),
"Der
Florentiner Hut"2) (1938),
"Paradies
der Junggesellen"2) (1938)
oder "Hurra, ich bin
Papa!"2) (1939) sind
Beispiele für Rühmanns permanentem Einsatz auf der Leinwand bis Ende der
1940er Jahre. Seine Arbeit am Theater vernachlässigte Rühmann während
seiner umfangreichen Arbeit für den Film nicht, so brillierte er neben
seinem Dauerauftritt als "Mustergatte" unter anderem zur
Spielzeit 1934/35 am "Deutschen Theater" in Inszenierungen
von Heinz Hilpert, so als Schneidergesell Zwirn in der Nestroy-Posse
"Lumpacivagabundus"2)
oder mit der Titelrolle des reichen Bauern George Dandin in Molières
Ballettkomödie "George Dandin"2).
Rühmann arbeitete unermüdlich, stand in den 1930er Jahren mitunter für
bis zu sieben Produktionen pro Jahr vor der Kamera und kletterte auf der
Erfolgleiter immer höher hinauf. Darüber hinaus war er seit Ende der
1930er Jahre als Produzent (→ siehe Wikipedia)
und Regisseur tätig. Während des Nazi-Regimes versuchte er sich politisch
weitgehend neutral zu verhalten, wohl auch, um seine Karriere nicht zu
gefährden. Rühmanns erste Ehe mit Maria Bernheim war gescheitert, am
19. November 1938 erfolgte in beiderseitigem Einvernehmen die
Scheidung. Später musste sich Rühmann den Vorwurf gefallen lassen, er habe
sich auf Druck der Nazis von seiner jüdischen Frau getrennt, doch die Ehe
galt schon längere Zeit als zerrüttet; so wird ihm auch eine
Liebesbeziehung mit Schauspielerkollegin Leny Marenbach
(1907 – 1984) nachgesagt.
Maria Bernheim heiratete den in Deutschland lebenden, die schwedische
Staatsbürgerschaft besitzenden Schauspieler Rolf von Nauckhoff
(1909 – 1968) und wohnte zunächst weiterhin in Berlin. Die als
"Zweckehe" eingestufte Verbindung endete 1942 mit der
Scheidung, als das Leben im Nazi-Deutschland für Maria Bernheim zu
gefährlich wurde, ging sie mit Rühmanns Hilfe Ende März 1943 nach
Stockholm ins Exil, wurde von Rühmann finanziell unterstützt; nach
Kriegsende kehrte Maria Bernheim nach Deutschland zurück.6)
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Sein Regiedebüt hatte Rühmann mit der Komödie "Lauter
Lügen"5) (1938) mit der
Wiener Schauspielerin Hertha Feiler
in der weiblichen Hauptrolle gegeben. Die Zusammenarbeit war nicht nur
beruflicher Natur, das Paar verliebte sich ineinander, heiratete am
1. Juli 1939 und führte bis zu Hertha Feilers Tod am
1. November 1970 eine glückliche Ehe; aus dieser Verbindung
stammt Rühmanns einziges Kind, der am 7. Juni 1942 geborene Sohn Heinzpeter
"Peter" Rühmann2).
Heinz Rühmann und seine Frau Hertha Feiler im Jahre 1946
Quelle: Deutsche Fotothek,
(file: df_roe-neg_0000041_001);
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Urheber: Roger Rössing2)
(1929–2006) / Renate Rössing2)
(1929–2005)
Datierung: 1946 / Lizenz CC-BY-SA
3.0.
Genehmigung der Deutschen Fotothek zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 12.11.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Wikimedia Commons
bzw. Wikipedia |
Auch in zwei weiteren Regiearbeiten Rühmanns während des 2. Weltkrieges
trat Hertha Feiler als Protagonistin auf, so in der Komödie
"Lauter
Liebe"5) (1940) und in
der Romanze "Der Engel mit dem Saitenspiel"2) (1944).
Mit Hannelore Schroth in der
weiblichen Hauptrolle realisierte
er die turbulente Geschichte "Sophienlund"5) (1943).
Foto (Historische Originalbeschreibung): Spielleiter Rühmann hat den
Platz des Kameramannes eingenommen und prüft noch einmal die
Einstellung.
Quelle: Deutsches
Bundesarchiv, Digitale
Bilddatenbank, Bild 146-1986-098-18;
Fotograf: Unbekannt / Datierung: 1942 / Lizenz: CC-BY-SA
3.0.
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 146-1986-098-18 bzw. Wikimedia Commons
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Doch vor allem als Schauspieler gehörte Rühmann während der
Kriegsjahre zu den Top-Stars der Filmszene. Auch wenn er als Pilot zur
Grundausbildung als Abwehrflieger einrücken musste – der
passionierte Flieger hatte bereits 1931 seinen Pilotenschein gemacht
und sich ein eigenes Flugzeug gekauft – blieb er vom aktiven Einsatz
in der Wehrmacht verschont. Die Hauptaufgabe des 1940 zum "Staatsschauspieler"2)
ernannten Rühmanns bestand vielmehr darin, das Publikum mit unterhaltsamen
Streifen vom Kriegsalltag abzulenken. Es entstanden Produktionen wie
Helmut Käutners
Gottfried Keller-Adaption2) "Kleider
machen Leute"2) (1940) mit
Rühmann als pfiffigem Schneidergesellen Wenzel oder Theo Lingens
Ehe-Verwirr-Lustspiel "Hauptsache
glücklich"2) (1941), nach
einer Erzählung von
Guy de Maupassant,
mit Ehefrau Hertha Feiler als Partnerin. In Carl Froelichs "Der
Gasmann"2) (1941), nach dem
gleichnamigen Roman von Heinrich Spoerl2),
mimte er den der der Auslandsspionage verdächtigten Gaskassierer
Hermann Knittel, neben Anny Ondra
als seiner Filmehefrau. Zum Kassenschlager geriet Kurt Hoffmanns
propagandistisch gefärbtes Abenteuer "Quax,
der Bruchpilot"2) (1941) nach
der gleichnamigen Verserzählung von Hermann Grote2), eine turbulente Fliegerkomödie mit
dem Schlager von Werner Bochmann2)
("Heimat, deine Sterne"), viel Situationskomik und zahlreichen
Flugszenen, die nicht zuletzt davon leben, dass Heinz Rühmann auch im wirklichen Leben
ein begeisterter Sportflieger war. Als bei den Dreharbeiten der zur Verfügung gestellte
Berufspilot wegen eines Beinbruchs ausfiel und aufgrund des Krieges kein Ersatz zu bekommen war,
flog Rühmann in sämtlichen Szenen selbst, darunter auch die Kunstflug-Einlagen.7)
→ siehe auch Filmbeschreibung bei filmportal.de.
Die noch kurz vor Kriegsende fertig gestellte, stark rassistische
Fortsetzung "Quax in Afrika"2) (1945)
wurde erst am 22. Mai 1953 als geschnittene Fassung
uraufgeführt.
Heinz Rühmann um 1940
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek2) (ÖNB)
Urheber/Autor: Ungenannt; Datierung: um 1940
© ÖNB
Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1505/2) |
Nach Kurt Hoffmanns witzigen Komödie "Ich
vertraue Dir meine Frau an"2) (1943)
kam ein Film in die Kinos, mit dem nicht nur Rühmann Leinwandgeschichte
schrieb – "Die
Feuerzangenbowle"2) (1944),
basierend auf dem gleichnamigen
humoristischen Buch2) von
Heinrich Spoerl, inszeniert von Helmut Weiss2)
(1907 – 1969). "Die Feuerzangenbowle", unter anderem
mit Erich Ponto,
Paul Henckels
und
Hans Leibelt
in köstlichen Rollen als "Lehrkörper", gehört bis heute zu den
Klassikern der Kinounterhaltung. Wer kennt nicht Rühmanns hinreißenden
Pennäler Pfeiffer ("mit drei F"), der noch mal die Schulbank
drückt, Professor Bömmels (Paul Henckels) Lehrstunde zum Thema
"Dampfmaschine" ("Wat is en Dampfmaschien?") oder
"die alkoholische Gärung" von Professor Crey, genannt
"Schnauz" (Erich Ponto) → siehe auch Info
zum Film innerhalb dieser HP sowie die Beschreibungen bei prisma,de
und filmportal.de.
1944 wurde die Erstaufführung des Films "Die Feuerzangenbowle"
zunächst von der nationalsozialistischen Filmzensur wegen
"Respektlosigkeit gegen Autoritäten" verboten.
Durch gute Beziehungen zum Regime konnte Rühmann dennoch die
öffentliche Aufführung des Films durchsetzen. Er brachte den Film selbst
ins Führerhauptquartier Wolfsschanze, wo eine Privatvorführung unter anderem
für Hermann Göring2) stattfand, der daraufhin die Aufhebung des Filmverbots durch Hitler erreichte.
(Quelle: Wikipedia)
Rühmanns letzter Film während des Krieges, das Lustspiel "Sag’
die Wahrheit"2) (1945; Regie
Hellmut Weiss), mit Hertha Feiler als Partnerin blieb unvollendet.
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Nach Kriegsende belegte die Alliierten Rühmann zunächst kurzfristig mit einem
Auftrittsverbot, am 28. März 1946 wurde im Rahmen der sogenannten "Entnazifizierung"2) festgestellt,
es bestünden
"keine Bedenken gegen eine weitere künstlerische Betätigung des Herrn Rühmann".
Er spielte anfangs wieder Theater, ging 1946 mit dem Erfolgsstück "Der
Mustergatte" durch die sowjetische Besatzungszone auf Tournee, gründete dann 1947 die Filmgesellschaft
"Comedia", mit der er jedoch nicht erfolgreich war und 1953
Konkurs anmelden musste; mehrere Jahre lang hatte Rühmann finanzielle Probleme wegen der Tilgung eines enormen
Schuldenberges.
Seinen ersten Nachkriegsfilm drehte Rühmann mit Heinz Hilpert, die
Story "Der
Herr vom andern Stern"2) (1948) fand jedoch an den
Kinokassen wenig Anklang. Die von ihm produzierten Streifen "Das Geheimnis der roten
Katze"2) (1949) und "Ich mach Dich glücklich"2) (1949; mit Ehefrau
Hertha Feiler)
fanden ebenso wenig Resonanz beim
Publikum. Erfolgreicher waren da schon Paul Verhoevens Komödie "Das
kann jedem passieren"2) (1952) sowie E. W. Emos heitere
Verwechslungsgeschichte "Schäm
dich, Brigitte"2) (1952; auch "Wir werden das Kind schon
schaukeln"). Doch erst mit der von Theaterregisseur Ulrich Erfurth
inszenierten Geschichte "Keine
Angst vor großen Tieren"2) (1953) und der Rolle
des schüchternen technischen Zeichners Emil Keller feierte Rühmann
ein Comeback auf der Kinoleinwand und konnte an seine früheren
Erfolge anknüpfen. Er hatte sich vom Schauspieler mit dem
lausbübischen Lächeln zu einem vielschichtigen Charaktermimen entwickelt,
der unbekümmerte "Lausbub" wandelte sich mehr und mehr zu einem Mann mit
oftmals tragikomischen Zügen, was er in den nachfolgenden Jahren in etlichen weiteren Produktionen
eindrucksvoll unter Beweis stellen sollte.
Foto: © Rainer Binder
Das Foto (auch Hintergrund) wurde mir freundlicherweise von dem Fotografen Rainer Binder zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Rainer Binder; das Foto darf nicht für andere Zwecke verwendet
werden.
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Rühmann war wieder gefragt, nach der Tragikomödie "Briefträger
Müller"2) (1953) kam es mit Wolfgang Liebeneiners
musikalischem Stück "Auf der Reeperbahn nachts um halb
eins"1) (1954) zur dritten Zusammenarbeit mit
Hans Albers.
Beide Stars sorgten für eine hohe Zuschauerakzeptanz dieses
"volkstümlichen Unterhaltungsfilms um zwei erprobte Stars im
St.-Pauli-Milieu, mit populären Melodien und Reeperbahn-Romantik
angereichert.8) Ohrwürmer wie "Auf der Reeperbahn nachts
um halb ein", "In einer Sternennacht am Hafen", "Komm
auf die Schaukel, Luise", "Kleine Möwe, flieg nach
Helgoland", "Einmal noch nach Bombay" oder "Schön ist
die Liebe im Hafen" machten den Film zu einem unvergessenen
Kino-Erlebnis. "Wolfgang Liebeneiners mit leichter Hand inszenierter
Musikfilm war einer der erfolgreichsten Filme des frühen deutschen
Nachkriegskinos der Adenauer-Zeit." vermerkt prisma.de.
Rühmann tauchte danach in der deutsch-französischen Co-Produktion "Zwischenlandung
in Paris"2) (1955) auf, in
dem anrührend, von Hans Quest inszenierten Film "Wenn
der Vater mit dem Sohne"2) (1955)
schlüpfte er in das Kostüm des traurigen Varietekünstlers bzw. Clowns
Teddy Lemke und bleibt bis heute mit dem für seinen Pflegesohn Ulli (Oliver Grimm)
gesungenen Gutenachtlied "La-Le-Lu, nur der Mann im Mond schaut
zu" in nachhaltiger Erinnerung. Der Film gab Rühmann die Möglichkeit, in seine erklärte
Lieblingsrolle zu schlüpfen: die eines Clowns. Er tat dies so perfekt, dass die
"Internationale
Artisten-Loge"2) ihm die
"Goldene Artistennadel" verlieh – eine für einen
"Amateur" einmalige Auszeichnung. (Quelle: Wikipedia)
Als Verkleidungskünstler bzw. großer Komiker zeigte sich Rühmann mit
einer weiteren Paraderolle – in Hans Quests Verfilmung der
britischen Bühnenfarce "Charleys Tante"2)
aus dem Jahre 1956. "Der Komiker Rühmann hat in der jüngeren
Filmgeneration noch keinen Nachfolger gefunden. Er will nicht Komiker sein,
er ist es." schrieb unter anderem DIE ZEIT.9)
Foto: © Rainer Binder
Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem Fotografen Rainer Binder zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Rainer Binder; das Foto darf nicht für andere Zwecke
verwendet werden.
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Einen seiner größten Triumphe als ernsthafter Charakterdarsteller feierte
Rühmann wenig später mit seiner glänzenden Darstellung des Schusters Wilhelm Voigt2)
in Helmut Käutners Zuckmayer-Verfilmung "Der Hauptmann von Köpenick"2) (1956).
Der Film wurde nicht nur ein riesiger Publikumserfolg, auch die Kritiker
überschlugen sich und lobten Rühmanns liebenswürdig-verschmitzte
Interpretation. Für seine Leistung erhielt Rühmann 1957 das "Filmband in Gold"2)
als "Bester Hauptdarsteller" sowie den "Berliner
Kritikerpreis".
In den nachfolgenden Jahren "zeigte Rühmann die gesamte Bandbreite
seiner Darbietungskunst"10), spielte
sowohl in leichten Unterhaltungsstreifen wie auch in ambitionierten Filmen
mit Tiefgang bzw. anspruchsvollen Rollen. In Kurt Meisels
"Das
Sonntagskind"2) (1955), der
Verfilmung des Bühnenschwanks "Schneider Wibbel"2)
des Düsseldorfer Heimatdichters
Hans Müller-Schlösser2),
gab er dem rheinischen Schneider Anton Wibbel ein Gesicht, in "Vater
sein dagegen sehr"2) (1957) –
ebenfalls von Kurt Meisel inszeniert – mimte er den braven
Schriftsteller und Junggesellen Lutz Ventura, der sich plötzlich um
zwei herzige Waisenkinder kümmern muss. Hervorragend seine (ganz entgegen
seines bisherigen Rollentypus besetze) Verkörperung des Züricher
Kantonspolizisten Dr. Hans Matthäi in dem Krimi "Es
geschah am hellichten Tag"2) (1958),
an dessen Drehbuch auch Friedrich Dürrenmatt2)
beteiligt war. Knapp ein Jahrzehnt später sollte Rühmann erneut einen
Ermittler darstellen und in Alfred Weidenmanns "Maigret
und sein größter Fall"2) (1966)
in die Rolle des berühmten Simenon2)-Kommissars
Maigret2)
schlüpfen.
Heinz Rühmann als Oblt. Dr. Matthäi in dem Film "Es
geschah am hellichten Tag" (1958)
Quelle/Link: cyranos.ch
bzw. Archiv "Praesens-Film AG", Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG |
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Mit Beginn des neuen Jahrzehnt zeigte sich der
Schauspieler gleich in vier Kinoproduktionen , so als engagierter
Dr. Ferdinand Bluhme in "Der
Jugendrichter"2) (1960), als
Geldbriefträger Ludwig Fuchs in "Mein
Schulfreund"2) (1960), als
scharfsinnig-pfiffiger Pater Brown in "Das
schwarze Schaf"2) (1960)
sowie in einer weiteren Paraderolle mit schlitzohrig-hintergründigem Humor,
als "Der brave Soldat Schweijk"2) (1960)
in dem von Axel von Ambesser
nach dem
gleichnamigen
antimilitaristisch-satirischer Schelmenroman2)
von
Jaroslav Hašek2)
(1883 – 1923) in Szene gesetzten Film. Ebenfalls ganz auf den
Protagonisten Rühmann zugeschnitten waren Ladislao Vajdas eher
rührselige Geschichte "Der
Lügner"2) (1961) und Imo Moszkowicz's
Gaunerkomödie "Max,
der Taschendieb"2) (1962), in
der Fortsetzung von "Das schwarze Schaf", dem Krimi "Er
kann's nicht lassen"2) (1962),
ging der Hobby-Detektiv Pater Brown alias Heinz Rühmann erneut auf
Verbrecherjagd. In die "Die Abenteuer des
Kardinal Brown"11) (1968,
"Operazione San Pietro") war er dann zum Kardinal aufgestiegen und
legte auch diesmal den Ganoven das Handwerk.
Szenenfoto mit Heinz Rühmann aus "Der brave Soldat Schweijk"
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die
Produktion Anfang November 2019 auf DVD herausbrachte. |
Eher zu vernachlässigen ist die Komödie "Meine
Tochter und ich"2) (1963),
sehenswert dagegen Helmut Käutners "Das
Haus in Montevideo"2) (1963),
der nach 1951 zweiten Verfilmung des
gleichnamigen Bühnenstückes2)
von Curt Goetz
(1888 1960), mit einem glänzend aufgelegten
Heinz Rühmann als sittenstrengem Professor Traugott Hermann Nägler
und Ruth Leuwerik
als seiner Filmehefrau. Nach Günter Gräwerts "Vorsicht Mr. Dodd!"2) (1964;
u.a. mit
Mario Adorf
als Mafioso) trat Rühmann in einer weiteren Curt Goetz-Verfilmung in
Erscheinung und spielte in Kurt Hoffmanns "Dr.
med. Hiob Prätorius"2) (1965)
die Titelrolle. 1950 war
das Bühnenstück erstmals vom Autor Goetz selbst für den Film adaptiert und mit ihm
und seiner Ehefrau Valérie von Martens in den Hauptrollen verfilmt worden. Ein Jahr später hatte
Joseph L. Mankiewicz2) mit der Komödie
"People Will Talk"2) einen weiteren Film auf der Grundlage des Bühnenstückes mit Cary Grant
in der Rolle des Frauenarztes Dr. Noah Prätorius gedreht. Das Remake von 1964/65 inszenierte
Kurt Hoffmann2), der bereits 1953 mit
"Hokuspokus"2)
ein Bühnenstück von Curt Goetz mit diesem in der Hauptrolle verfilmt
hatte. 1966 drehte Hoffmann mit "Hokuspokus
oder: Wie lasse ich meinen Mann verschwinden…?"2)
ein weiteres Remake eines Curt-Goetz-Filmes. Für beide Produktionen konnte er Heinz Rühmann für
die jeweilige Hauptrolle gewinnen, den sich der 1960 verstorbene Goetz nach
Aussagen seiner Witwe Valérie von Martens als Darsteller für seine Figuren ausdrücklich gewünscht hatte.12)
Eine schwierige Charakterrolle, die des Juden Julius Lowenthal, spielte
Rühmann in Stanley Kramers2)
Oscar-prämierten Hollywood-Produktion "Ship of Fools"2) (1965,
"Das Narrenschiff") nach dem gleichnamigen Roman2)
der US-amerikanischen Pulitzer-Preisträgerin
Katherine Anne Porter2)
(1890 1980), was ihm auch internationale Anerkennung
einbrachte.
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In dem turbulenten Abenteuer "Geld oder Leben"2) (1966,
"La bourse et la vie") sah man ihn an der Seite des legendären
französischen Schauspielers bzw. Don Camillo-Darstellers Fernandel
(1903 1971). "Die Vollblut-Komödianten Rühmann und
Fernandel ergänzen sich perfekt", "Diese kriminelle Duo ist
einfach köstlich" notierte cinema.de. Ebenfalls 1966 kam Rolf Thieles
Dürrenmatt-Adaption "Grieche
sucht Griechin"2) in die Kinos,
in der Rühmann als schüchterner Buchhalter und Junggeselle Archilochos
überzeugte, der sich in eine Prostituierte verliebt. Zur Hochform lief der
Schauspieler dann als Wissenschaftler, der versehentlich in die Nervenklinik
gerät, in Rolf Thieles zeitkritischen Satire "Die
Ente klingelt um halb acht"2) (1968)
auf, dem letzten gemeinsamen Film mit seiner Frau Hertha Feiler, die
zwei Jahre später an den Folgen ihrer Krebserkrankung verstarb.
Fernandel (Hauptkassierer Migue) und
Rühmann (Oberbuchhalter Schmidt)
in der Krimikomödie "Geld oder Leben" (1966)
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax
film",
welche die Produktion am 17.10.2014 auf DVD herausbrachte. |
Danach stand Rühmann nur noch für wenige Kinoproduktionen vor der Kamera,
so mit den Titelrollen in Kurt Hoffmanns Literaturadaption "Der
Kapitän"2) (1971) nach
dem Roman "The Captain's Table" von Richard Gordon2)
und Franz Peter Wirths Verwechslungsschwank "Oh
Jonathan oh Jonathan!"2) (1973).
In Wolfgang Liebeneiners Melodram "Das chinesische Wunder" (1977)
gab er an der Seite von Senta Berger
den geheimnisvollen alten Russen Poliakoff, in Michael Verhoevens Drama
"Gefundenes
Fressen"2) (1977) den
alten Obdachlosen Alfred Eisenhardt, der sich einen Lebenstraum
erfüllen möchte. Einen letzten Kinoauftritt hatte der inzwischen
91-jährige Rühmann als alter Chauffeur Konrad in Wim Wenders'
preisgekröntem Filmmärchen "In
weiter Ferne, so nah!"2) (1993)
→ Übersicht Kinofilme.
Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von
"Pidax Film",
welche den Kinofilm Anfang 2012 herausbrachte
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Seit Ende der 1960er Jahren war Rühmann neben seiner Arbeit für Theater
und Kino vermehrt mit eindrucksvollen Rollen im Fernsehen zu sehen, oftmals
in Stücken, mit denen er auch auf der Bühne seine schauspielerische Kraft
unter Beweis gestellt hatte. Es entstanden TV-Filme wie "Der
Tod des Handlungsreisenden"2) (1968)
nach dem Drama "Death of
a Salesman"2) von Arthur Miller2)
mit Rühmann als brillantem Handlungsreisenden Willy Loman, der sich in
seine Träume flüchtet, die Geschichte "Sag’s
dem Weihnachtsmann"2) (1969) als ein
in die Jahre gekommener älterer Herr, der in einem Warenhaus als
Weihnachtsmann arbeitet, oder unter der Regie von Kurt Wilhelm2) die
heiter-tragische Geschichte "Mein
Freund Harvey"2) (1970),
nach der
gleichnamigen
Kult-Komödie2) von Mary Chase2),
mit der Paraderolle des liebenswert-schrulligen Elwood P. Dowd,
der mit seinem unsichtbaren Freund, dem Hasen Harvey, seine Mitmenschen
irritiert.
Abbildung DVD-Cover zu "Sag's dem Weihnachtsmann"
sowie nachstehende
Szenenfotos mit Heinz Rühmann mit freundlicher Genehmigung
von
Pidax-Film,
welche den TV-Film Ende Oktober 2022 auf DVD herausbrachte.
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Rühmanns Altersrollen sind bemerkenswert, so verlieh er dem alten Schriftsteller
Sam Kinsale in "Endspurt"2) (1970), dem meistgespielten Stück von
Peter Ustinov, eindringliche Züge. Er verkörperte grandios die Titelfigur
des verbitterten Pfandleihers Mr. Hilary in "Der Pfandleiher"2) (1971) sowie den alten
Landstreicher Davies in "Der
Hausmeister"2) (1973), inszeniert von
August Everding2) nach
dem Theaterstück "The
Caretaker"2) von Literatur-Nobelpreisträger
Harold Pinter2).
Es folgten verschiedene Figuren in der Episodengeschichte "Diener und andere
Herren"2) (1978) und ein
Gastauftritt in Claus Peter Witts
TV-Revue "Noch 'ne Oper"2) (1979)
nach einer Opern-Vorlage von Heinz
Erhardt anlässlich des 70. Geburtstag des unvergessenen Komikers. In diversen Rühmann-Specials
spielte er anrührende Gestalten, so in "Balthasar im Stau"2) (1979)
diverse Taxifahrer, in "Aller guten Dinge sind drei"2) (1980) einen
Kolonialwarenhändler, einen leidenden Ehemann und einen Organisten.
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In
dem Drama "Ein Zug nach Manhattan"2) (1981)
stellte er den jüdischen Kantor Leon Sternberger dar, der seinen
Glauben an Gott verliert. Mit der Figur des alten Pariser Bankiers Perret-Latour in
dem ZDF-Stück "Es gibt noch Haselnußsträucher"2)
verabschiedete
sich der Schauspieler Rühmann am 3. April 1983 als Schauspieler
von seinem Fernsehpublikum.
"Es gibt noch Haselnußsträucher":
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto
mit Heinz Rühmann als François Perret-Latour
und Anneliese Uhlig als dessen zweite Frau Jeanne
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film,
welche die Produktion Anfang November 2019
auf DVD herausbrachte.
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"Nach einem Roman von Georges Simenon2) entstand der TV-Film, in dem Heinz Rühmann
einen einsam gewordenen Menschen verkörpert, der unversehens mit den Problemen der Jugend konfrontiert wird.
Der Film wurde in Paris an Originalschauplätzen gedreht."
(Quelle: prisma.de)
Auf der Bühne erlebte man ihn letztmalig im Sommer 1986 im "Theater
Aachen" in der Aufführung "Karneval der Tiere
Peter und der Wolf"2)
(06./07.1986). Seit
Anfang der 1950er Jahre spielte Rühmann wieder regelmäßig Theater, war
beispielsweise in München an der "Kleinen Komödie"2) und
an den "Kammerspielen"2) zu sehen, als weitere Theaterstationen sind unter
anderem Hamburg, Wien (1960 bis 1962 Mitglied des Wiener "Burgtheaters"2)) und Berlin zu nennen.
Heinz Rühmann, der nach dem Tod seiner zweiten Frau Hertha Feiler
seit 9. Oktober 1974 mit der Verlegerin Hertha Droemer (20.92.192320.04.2016) verheiratet war, entdeckte in seinen letzten Lebensjahren
die Rezitation als eine neue Leidenschaft und
tauschte mehr und mehr Bühne und Leinwand gegen Rezitationspult und Plattenstudio.
Besondere Beliebtheit erlangten in diesem Zusammenhang seine Weihnachtslesungen, die
im "Zweiten Deutschen Fernsehen" (ZDF) gezeigt wurden, u.a. 1984 in der
"St. Michaelis-Kirche"2)
in Hamburg.13)
Seine besondere Affinität zu der Figur des Clowns zeigte er auch noch
im hohen Alter, sein im unnachahmlichen Sprechgesang vorgetragene Song
"Der Clown" ist vielen heute noch im Ohr.
1982 veröffentlichte der bereits 80-jährige Rühmann seine Erinnerungen unter dem Titel
" Das war's", 1987 folgte anlässlich des 85. Geburtstages die
Bildbiografie "Ein Leben in Bildern"; bereits 1978 war das Buch
"Heinz Rühmann erzählt vom Geschenk der Weisen und andren
Begebenheiten" erschienen.
Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte Heinz Rühmann am 15. Januar 1994 in der
ZDF-Fernsehshow "Wetten, dass
?"2).
Heinz Rühmann in den 1980er Jahren im Zirkus "Roncalli"
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin
Virginia Shue
(Hamburg)
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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